Lost Places: Wollseifen
Durch Zufall hörte ich von einem verlassenen Geisterdorf in der Eifel und fand dank Google recht schnell heraus, dass es sich um Wollseifen handeln musste. Ein Dörfchen, das 1946 von der britischen Militärverwaltung geräumt und anschließend für Militärübungen genutzt wurde. Etwa 500 Einwohner lebten bis zur Räumung im Dorf.
Heute übrig geblieben ist kaum etwas. Die alte Schule, ein Trafohäuschen und eine wieder restaurierte Kirche. Dass hier einmal 120 Familien gelebt haben, kann man sich vor Ort kaum vorstellen. Die Häuser wurden durch Brände und Schießübungen nach und nach zerstört und das Militär errichtete an ihrer Stelle neue Übungsgebäude. Noch 2001 trainierte man hier für den Kosovo-Einsatz.

Fotos: Chris Hieronimus
Diese Übungshäuser wirken sehr surreal und das herbstliche Wetter inklusive Regens gaben der Kulisse bei unserem Besuch eine passende Note. Auf älteren Bildern im Internet sehen die Fensteröffnungen schwarz aus den Häusern heraus. Als wir in Wollseifen ankamen, stellten wir jedoch fest, dass die unteren Stockwerke mittlerweile komplett zugemauert wurden. Lediglich zwei kleine etwa zwei mal zwei Meter große, einstöckige Bauten stehen offen zugänglich und voller Müll.
Aber diese Verwüstung ist nicht der alleinige Grund für die Schließung der Fenster. Das Betreten der Gebäude ist gefährlich. Durch die Militärübungen ist vieles einsturzgefährdet, wie uns ein netter Wachmann erklärte. Wir trafen ihn, als wir die Schule untersuchten. Das kleine Schild mit Warnhinweis vor dem Gebäude ist wirklich schnell zu übersehen, wenn man zu neugierig ist.

Fotos: Chris Hieronimus
Ursprünglich war die Schule zweistöckig, heute deckt ein neues Dach das erhaltene erste Stockwerk ab. Der Traditions- und Förderverein Wollseifen e.V. setzt sich zur Zeit für eine Restaurierung und Umnutzung ein.
Positiv ist anzumerken, dass bisher kaum Grafitti an den Wänden der Häuser zu sehen sind. Auch der Weg zum Dorf ist sehr schön, liegt es doch mitten im Nationalpark Eifel. Zu Fuß muss man gute 45 Minuten vom nächsten Parkplatz aus laufen, aber es lohnt sich! Die wunderschöne Landschaft der Eifel lockt ebenso für Fotos wie das Geisterdorf. Leider ist auch hier wieder Vorsicht geboten. Direkt zu Beginn des Wanderweges wird vor Sprengstoff und dem Verlassen der Wege gewarnt.

Foto: Foufinha

Foto: Katharina Jung

Foto: Chris Hieronimus
Die Kirche St. Rochus im Ort steht unter Denkmalschutz und geht auf das Jahr 1470 zurück. Während der Militärübungen wurde auch sie bis auf die Ruinen zerstört und erst 2008 durch den Förderverein Wollseifen wieder saniert. Wollseifen und insbesondere die Kirche ist für viele Menschen ein Ort der Besinnung und des Gedenkens, worauf bei Fototouren auf jeden Fall Rücksicht genommen werden sollte.
Warum liegt der Fokus auf den Damen? Strahlkraft hätte der Ort sicher auch ohne die vielen weiblichen Darsteller gehabt.
Wir möchten zeigen wie vielseitig diese Orte sind. Ob Architektur, Stillleben oder Portraits, Lost-Places bieten für verschiedene Fotografen Motive. Hast du beim Anblick ganz andere Bilder im Kopf? Super! Zieh los und mach dein Ding daraus. Dann haben wir auch genau das geschafft, was wir erreichen wollten: inspirieren.
Merkwürdige Serie. Der Titel lautet doch Lost Places. Warum stellt man dann Frauen ins Bild. Das macht doch keinen Sinn. Verlassene Orte, auch wenn sie noch nicht so alt sind, sprechen in der Regel für sich. Oder geht es gar nicht um den Ort?
VG, Henry
Klar geht es auch ohne. Aber es geht eben auch mit, denn Lost Places können durchaus als Lokation für Portraitshootings dienen. ;)
Da muss ich doch Christiane und Henry zustimmen. Eine so verworrene „message“ habe ich über kwerfeldein.de noch nicht empfangen. Ich hab´ ja nichts gegen hübsche Mädels, aber in einem Bericht über diesen denkwürdigen Ort haben die entsprechenden Bilder nun wirklich nichts zu suchen.
Irgendwie scheint ihr durch den Titel der Serie zu irritieren. Lost Places sind nunmal anders gedacht als das was ihr daraus macht. Es geht doch eigentlich um den verlassenen Ort, der hier leider oft lediglich als Kulisse genutzt wird, um Portraits zu machen. Das wertet leider den Ort ziemlich ab, zumal die Ruine auch nicht wirklich mit einbezogen wird und nur als Dekor dient. Ich glaube das stört hier die meisten Leser dieses und der vorangehenden Artikel. Wären die gezeigten Menschen sinnvoll in den Lost Place integriert bzw. Würde der Ort im Mittelpunkt stehen, könnte ich es auch noch unter solch einem „lost places – Projekt“ verstehen, aber so geht es meines Erachtens am Thema vorbei und zeigt schöne Menschen in verlassenen Kulissen.
Sehr schön! Ich liebe solche Plätze!
Ich persönlich verstehe die Artikel ja als Beispiele dafür, was man mit den Orten alles anstellen kann. Ich sehe darin keine Abwertung, sondern eine Aufwertung, durch die der Ort eine neue, zusätzliche Perspektive erhält. Vermutlich hätten wir mit den üblichen „Lost Place“ Fotos rostiger Industrieruinen und verlassener Villen die Erwartungen besser Erfüllt. Meiner Meinung nach braucht es das aber nicht wirklich, denn das gibt es genug.
Ein solcher Artikel kann den Ort portraitieren, muss aber nicht. Es hätte auch ein Artikel über die Vegetation an diesen Orten, zusammen mit Pflanzen Makros sein können, denn auch das wäre ein denkbarer Zugang dazu.
Interessant, wie Schlagworte im Titel direkt mit einer Erwartungshaltung verknüpft werden.
Ich halte nichts von Regeln , wie einer, die mir als Portraitfotograf untersagt, an einem Lost Place Menschen zu fotografieren.
Wenn ich in ein Nick Cave Konzert gehe, dann aber Ballett sehe, während die Musik von Cave aus der Dose kommt, dann ist das, was ich sehe, nicht schlecht, sondern einfach nicht das, was ich erwartet habe, und darum geht es. Wenn ich beim Bäcker Semmeln bestelle, und bekomme Semmelknödel, mit der Begründung: was denn, Semmeln sind doch Bestandteil der Knödel, dann ist es einfach nicht das, was ich erwarte. Es geht dabei nicht um irgendwelche Verbote, sondern darum, dass Terminologien eine feine Sache sind, und Menschen es einfach grundsätzlich mögen, wenn sich unmissverständlich ausgedrückt wird.
Nun geht es ja bei den Artikeln nicht um gelieferte Bestellungen, die möglichst genau den Erwartungen des zahlenden Kunden entsprechen sollen, so wie es bei Brötchen oder Konzertkarten der Fall ist.
Und selbst dann möchte ich es mir nicht nehmen lassen, von der neuen Show eines Nick Cave oder der veränderten Brötchenrezeptur meines Bäckers positiv überrascht zu werden.
Und für mancheinen fällt die Überraschung dann eben eher negativ aus. Wenn das kein Problem darstellt, dann gibt es auch keines.
Welche Terminologie wäre denn passend? Es geht doch nun einmal um die Location, und wie man sie für Fotos nutzen kann. Der Text spricht nur darüber und kein Artikel beinhaltet ausschließlich Portraits. Ich verstehe dieses Schubladendenken wirklich nicht. Vielleicht ist es ja ganz gut, wenn wir da mal ein paar Grenzen aufbrechen. Sonst bleibt in den Köpfen Lost-Places immer in Verbindung mit maroden HDR-Wänden haften. Wäre doch schade.
Das Schubladendenken wird aber doch eben durch das Etikett eröffnet, welches man einem solchen Artikel voranstellt. Das ist ja schließlich kein entleerter Begriff – es erweist sich, dass ein größerer Teil der Leserschaft entsprechende Assoziationen besitzt. Wenn das erklärte Ziel ist, aus welchen Gründen auch immer, gegen diese Mauer anzurennen und jene Bedeutungsebenen aufzuweichen, gut, warum nicht, frei ist der Mensch. Aber dieser Ansatz würde ja auch noch nicht das Unverständnis über das Unverständnis erklären, denn das müsste ja gerade mit hineingedacht worden sein.
Und ob ich eine Erwartungshaltung habe.
Überschriften sind nämlich nicht sinnfrei. Überschriften weisen auf den Inhalt des nachfolgenden Textes oder der nachfolgenden Bildstrecke hin. Wenn der Inhalt sich aber von der Überschrift löst, wenn also Fototipps für Superschlaue oben drüber steht, dann aber Kochrezepte folgen, ist die Überschrift Fototipps … – und das ist wirklich mal interessant – schlichtweg irreführend.
VG, Henry
In diesem Artikel mit der Überschrift „Lost Places: Wollseifen“ geht es doch inhaltlich genau um den Lost Place Wollseifen. In Text und Bild. Es folgt kein Inhalt, der nichts mit der Überschrift zu tun hat, denn alle Bilder sind an besagtem Ort entstanden.
Wie Katja schon sagte, der Text befasst sich ausschließlich mit dem Ort und die Bilder zeigen diverse Möglichketen, was dort fotografisch möglich ist.
Ich versuche wirklich, den Unmut zu verstehen, es fällt mir aber schwer, nachzuvollziehen, weshalb der Inhalt nichts mit dem Titel zu tun haben soll.
Wikipedia verrät mir gar, dass es ein „Lost Places“ Genre in der Aktfotografie gibt, in dem es rein um Aktaufnahmen an solchen Orten geht.
Meine erste Reaktion resultiert hoffentlich nicht aus einem Schubladendenken, im Gegenteil, ich finde es gut, die vielleicht inzwischen etwas beliebige LostPlaces- Fotografie aufzubrechen. Wollseifen scheint ein vielversprechender Ort für eine subtilere Darstellung zu sein, der Eingangstext verspricht Bilder eines Ortes, welcher eine ganz eigene Kraft innehat.
Die Enttäuschung resultiert dann daraus, dass von diesem Ort wenig zu sehen ist. Stattdessen sieht man Bilder schöner Frauen in nostalgischen Kleidern – ein fotografischer Trend, dessen ich persönlich etwas müde geworden bin.
Ich möchte meinen Kommentar noch nutzen um mich zu bedanken für die vielen inspirierenden Artikel, die ich regelmäßig lese. Und auch diese Diskussion verstehe ich als konstruktiven, durchaus bereichernden Diskurs.
Christine, danke dir. Wir waren mit einer Gruppe Portrait-Fotografen in Wollseifen, weshalb es mehrheitlich Portraitfotos zu sehen gibt. In den vergangenen Artikeln zur Serie sah das auch schon anders aus und in Zukunft wird es sicher auch mal wieder weniger, mal wieder mehr Portraits geben. Ich mache das ganz von den Fotografen abhängig, die die Orte besuchen. Jeder kann mir auch gerne Vorschläge und Bilder zuschicken.
Und was noch schöner wäre, wenn Ihr die Orte einfach besucht und eure Ergebnisse dann in den Kommentaren verlinkt. So bereichert Ihr unsere Artikelserie und am Ende ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei.
Aber warum ist dann das Titelbild so nicht-aussagekräftig für den folgenden Artikel? Das Titelbild sollte doch den Querschnitt des Artikels darstellen, zeigt aber ziemlich das was nicht folgt. Und das -sicherlich schöne- Foto von Foufinha erschließt sich mir auch nicht. Ist das ebenfalls in Wollseifen entstanden? Was sagt das über den Ort aus? Diese ganze Lost Places Serie die ihr hier seit ein paar Wochen zeigt verstehe ich einfach nicht. Lediglich der erste Artikel passte zum Thema. Der Rest sind Fashionfotos und Portraits an verschiedenen alten Orten, ziemlich wahllos zusammen gewürfelt.
Hallo Lizzi, im Titelbild siehst du die alten Militärgebäude, von denen im Text die Rede ist. Sie sind das, was in Wollseifen am Auffälligsten ist, denn sonst ist ja nur die Kirche und die alte Schule, die man nicht betreten darf, aus der Zeit von 1946 erhalten. Deshalb eignen sie sich sehr gut als Titelbild.
Im Text geht es auch darum, dass man beim Besuch von Wollseifen eine wunderschöne Landschaft und Natur durchwandert. Foufinhas Foto steht für diesen Textabschnitt.
Zu den restlichen Kritikpunkten kannst du dir gerne unsere Antworten in den oberen Kommentaren durchlesen.
Hi Katja,
warum gebt ihr nicht einfach zu, dass das mit Wollseifen und den Portraits etwas in die Hose gegangen ist. Ist ja nicht ehrenrührig! Man (frau) kann sich ja mal etwas verhaspeln.
Ich denke, das Gros der Leser findet keinen Zusammenhang zwischen den zu erwartenden Bildern vom Ort und den dort (oder woanders?) aufgenommenen Portraits. Wobei ich das Bild von Katharina Jung noch als passend zum Thema durchgehen lassen würde.
Liebe/r Pixelmixer, diesen Kommentar finde ich reichlich unverschämt! Von der Autorin eine Entschuldigung zu erwarten für ihre Sichtweise, verbunden mit der Aussage, welche der Bilder du „durchgehen lassen“ würdest, das schallt von einem sehr hohen Ross herunter. Es ist eine Sache, seine Meinung zu äußern, aber seine Meinung in Tadel überquellen zu lassen, ist schon arg selbstgefällig.
Es wird sich niemand dafür entschuldigen, in der Lage zu sein, den eigenen Horizont zu erweitern.
Herr Hieronimus, da gebe ich ihnen recht.
Ein kleiner Schmunzler zum Thema Etikettenschwindel.
Bitte nicht zu ernst nehmen ;-)
http://fc-foto.de/23517671
Ganz ehrlich, ist ja lächerlich wie sich hier einige Lost Place Fetischisten aufregen. Ein Lost Place mit Mensch/en im Fokus? Who cares? Wem „gehört“ denn bitte die Kategorie Lost Place? Richtig: Niemandem!
Ich finde den Besuch in Wollseifen gelungen und die Fotos sehr krass. Ist mal was anderes. Lost Places haben mich bisher selten interessiert. Wenn ich mal an einem war, dann habe ich nur Portraits dort gemacht. Was interessieren mich denn zerfallene Gebäude und kaputte Orte an sich? Das ist mittlerweile so totfotografiert, imho.
Ich glaube, der Reiz an den meisten Lost Places ist, etwas Verbotenes getan (Hausfriedensbruch o.ä.) und davon ein Foto gemacht zu haben. Mancher liebt vielleicht das tote Stillleben. Kein Grund hier eine Grundsatzdiskussion vom Zaun zu treten, die völlig überflüssig ist. Kwerfeldein macht halt was Besonderes. Beruhigt euch und kommt mal klar!
Ich stimme uneingeschränkt zu.
Hallo Chris Hieronimus,
also da bin ich wohl etwas zu weit gegangen mit meiner Drastik. Eine „Entschuldigung“ ist natürlich nicht nötig und habe ich auch nicht erwartet bzw. eingefordert.
Können wir hiermit das Kriegsbeil wieder begraben?
Gruß
pixelmixer
Na dann ist ja alles in Ordnung! Grundsätzlich freue ich mich ja über diese Debatte. Solange sie mit Offenheit geführt wird.
Herrliche Diskussion! Ich habe den Artikel zum Anlass genommen, auch mal wieder nach Wollseifen zu wandern. Eigentlich wollte ich nur „Lost Places“ Bilder machen, aber dann kam dieser Hase und wollte dauernd fotografiert werden. Das habe ich dann auch getan……
http://monkey-say-yes.com/begegnung-mit-einem-hasen/
Ich finde die hartnäckigen Rechtfertigungsversuche der MitarbeiterInnen von ,,kwerfeldein“ etwas peinlich.
Aus Fehlern kann man lernen! Tut es, und ändert einfach den Titel dieser Bilderserie, dann wären alle Mißverständnisse ausgeräumt.