Lost Places: Wollseifen
Durch Zufall hörte ich von einem verlassenen Geisterdorf in der Eifel und fand dank Google recht schnell heraus, dass es sich um Wollseifen handeln musste. Ein Dörfchen, das 1946 von der britischen Militärverwaltung geräumt und anschließend für Militärübungen genutzt wurde. Etwa 500 Einwohner lebten bis zur Räumung im Dorf.
Heute übrig geblieben ist kaum etwas. Die alte Schule, ein Trafohäuschen und eine wieder restaurierte Kirche. Dass hier einmal 120 Familien gelebt haben, kann man sich vor Ort kaum vorstellen. Die Häuser wurden durch Brände und Schießübungen nach und nach zerstört und das Militär errichtete an ihrer Stelle neue Übungsgebäude. Noch 2001 trainierte man hier für den Kosovo-Einsatz.
Diese Übungshäuser wirken sehr surreal und das herbstliche Wetter inklusive Regens gaben der Kulisse bei unserem Besuch eine passende Note. Auf älteren Bildern im Internet sehen die Fensteröffnungen schwarz aus den Häusern heraus. Als wir in Wollseifen ankamen, stellten wir jedoch fest, dass die unteren Stockwerke mittlerweile komplett zugemauert wurden. Lediglich zwei kleine etwa zwei mal zwei Meter große, einstöckige Bauten stehen offen zugänglich und voller Müll.
Aber diese Verwüstung ist nicht der alleinige Grund für die Schließung der Fenster. Das Betreten der Gebäude ist gefährlich. Durch die Militärübungen ist vieles einsturzgefährdet, wie uns ein netter Wachmann erklärte. Wir trafen ihn, als wir die Schule untersuchten. Das kleine Schild mit Warnhinweis vor dem Gebäude ist wirklich schnell zu übersehen, wenn man zu neugierig ist.
Ursprünglich war die Schule zweistöckig, heute deckt ein neues Dach das erhaltene erste Stockwerk ab. Der Traditions- und Förderverein Wollseifen e.V. setzt sich zur Zeit für eine Restaurierung und Umnutzung ein.
Positiv ist anzumerken, dass bisher kaum Grafitti an den Wänden der Häuser zu sehen sind. Auch der Weg zum Dorf ist sehr schön, liegt es doch mitten im Nationalpark Eifel. Zu Fuß muss man gute 45 Minuten vom nächsten Parkplatz aus laufen, aber es lohnt sich! Die wunderschöne Landschaft der Eifel lockt ebenso für Fotos wie das Geisterdorf. Leider ist auch hier wieder Vorsicht geboten. Direkt zu Beginn des Wanderweges wird vor Sprengstoff und dem Verlassen der Wege gewarnt.
Die Kirche St. Rochus im Ort steht unter Denkmalschutz und geht auf das Jahr 1470 zurück. Während der Militärübungen wurde auch sie bis auf die Ruinen zerstört und erst 2008 durch den Förderverein Wollseifen wieder saniert. Wollseifen und insbesondere die Kirche ist für viele Menschen ein Ort der Besinnung und des Gedenkens, worauf bei Fototouren auf jeden Fall Rücksicht genommen werden sollte.