„Fotografieren heißt Bedeutung verleihen”, schrieb Susan Sontag über die Fotografie. Brad McMurray verleiht scheinbar Banalem Wert und fordert die Betrachter heraus, geduldig hinter die Fassade des ersten Eindrucks zu blicken.
Der Bildermacher beschreitet den aus der Straßenfotografie wohlbekannten humoristischen Weg, das Offensichtliche ohne Schnickschack zu fotografieren – und konfrontiert einen mit der schieren Unmöglichkeit des Vorgefundenen. Er kommt derweil ohne die Anwesenheit von Personen aus und konzentriert sich auf Architektur und recht häufig unfreiwillig chaotische Landschaftsgärtnerei.
„Wie ist denn das passiert?” Wenn der Vorhang gefallen ist und die Absicht hinter der Aufnahme blitzartig klar wird, bleibt einem fast nichts anderes mehr übrig, als wohlwissend zu schmunzeln. McMurray nimmt nichts vorweg, sondern überrascht mit einem wohldosiert komischen Charme, der leicht an William Eggleston erinnert.
In einer Nachricht an mich skizzierte McMurray seinen gestalterischen Ansatz wie folgt:
Meine Arbeit beleuchtet das Normale und Gewöhnliche in dieser Welt. Ich denke, dass kein Thema derart mit Bedeutung aufgeladen ist, wie dieses. Ja, es ist möglich, Gefallen an Banalitäten und Unordentlichem zu finden.
McMurray schreibt mir weiter, dass er vorgefundenen Formen visuellen Sinn geben wolle – und die Kamera dazu das passendste Werkzeug sei. Er vertraue darauf, dass das Geheimnis und die Poesie von alleine folgen. Dies verleiht seinen Bildern einen minimal romantischen Unterton, der sich in Aufnahmen versteckt, bei denen diffuses Licht und sanfte Farben den Ton angeben.
Ich würde McMurrays Dokumentation die Zuordnung „intelligente Fotografie” geben. Weshalb? Weil er den Mut hat, wohltuend zurückhaltend zu kommunizieren. Und das gerade in einer Zeit, in der Photoshop dominiert und die lautesten Arbeiten hervorstechen, um nach Aufmerksamkeit zu heischen.