Vor zwei Wochen sprach ich mit Robert Herrmann zufällig über seine Serie, die er „60″ slices of present“ nennt. Ich erinnerte mich daran, dass er mir in der Anfangsphase des Projektes schon einmal Aufnahmen dieser Arbeit gezeigt hatte und hätte nicht gedacht, dass Robert die Serie noch immer verfolgt. Ich war – ganz ehrlich – etwas baff.
So schlug ich vor, die Serie vorzustellen. Nein, nicht nur wegen der Länge des Projektes. Die Bilder lösten etwas in mir aus. Was, war mir noch unklar. So wollte ich mehr darüber wissen. War angefixt von seinen monochromen Langzeitbelichtungen.
Wer nun das Wort Langzeitbelichtungen hört, denkt vielleicht an Landschaftsaufnahmen, an milchige Wasserfälle oder Meeresbuchten. Nimmt man noch das Wort „Stadt“ dazu, stellt man sicht vielleicht langgezogene Lichtstreifen von Autos vor, die sich durch buntbeschilderte Großstädte ziehen. Robert Herrmanns „60″ slices of present“ sind alles, nur nicht das.
Wie breit sind die Straßen einer Stadt? Wie hoch sind ihre Gebäude im Durchschnitt? Hat die Stadt öffentliche Orte, an denen Menschen sich versammeln und gesellschaftlich interagieren können? Wie sehen diese Orte aus? Lässt sich die Stadt gut zu Fuß erschließen? Wie schaffen wir Menschen städtischen Raum und wie wirkt er sich wiederum auf unsere Lebensbedingungen und unser Verhalten aus?
Das sind Fragen, die sich Robert im Laufe der Jahre und der Arbeit am Projekt immer wieder stellte. Sie sind Indiz dafür, dass Robert etwas besitzt, das für die Umsetzung von Serien dieser Länge von grundlegender Bedeutung ist: Neugier.
Ich finde es spannend zu sehen, welche Antworten Robert in Bildform gefunden hat. Sie sind komplex und widersprüchlich, keinesfalls einfach. Jedes Bild wirkt wie ein Film und ist es doch nicht. Menschen sind zu sehen und sind es doch nicht. Die Zeit bleibt stehen und tut es doch nicht.
Des Weiteren erzählt Robert:
Mit der Zeit habe ich eine starke Hingabe für diese Arbeit entwickelt. Es bleibt ein stetig faszinierender Prozess, in dem ich meine eigene Raumwahrnehmung weiter schule und lerne zu verstehen, wie sich Menschen durch die Stadt bewegen. Mein Ziel ist es, noch weit mehr Städte zu besuchen und sie in dieser Form zu fotografieren, damit ich einen Fundus schaffe, der dann einmal spannende Vergleiche ermöglicht.
Wer sehen möchte, wie Roberts Fundus weiter wächst kann dies auf seiner Webseite mitverfolgen. Achja: Heute ist mir klar geworden, was Roberts Bilder in mir auslösten: Es ist Neugier.