Wenn es neben der dokumentarischen Fotografie ein Genre gibt, das mich regelmäßig begeistert, handelt es sich um minimalistische Architekturfotografie. Diese klaren Linien, gepaart mit feinen Grauabstufungen und so viele Parallelen zum Abstrakten, da werde ich schwach. Perfektion ist keineswegs langweilig, wenn sie Gebäude derart akkurat, wohlgezielt und kompositorisch präzise nachbildet.
Matthias Heiderich gehört für mich zu den Fotografen, die ein solches Unterfangen auf allen Ebenen mit Bravour bewerkstelligen. Heiderich selbst hat eigenen Angaben nach erst nach meinem Studium angefangen zu fotografieren.
Das Ganze ging mit meinem Umzug nach Berlin einher: Am Anfang habe ich ziemlich viel mit direktem Berlin-Bezug gemacht und ich denke, dass ich großes Glück hatte, dass mein Stil in Zusammenhang mit der Berlin-Thematik ganz gut ankam im Netz, so dass ich relativ schnell in der Lage war, von meiner Fotografie zu leben und auch der Gedanke an das Freiberuflertum nah lag.
Mittlerweile arbeitet der Fotograf auch für Kunden und Magazine, wie zum Beispiel Wallpaper*. Dennoch ist sein Schwerpunkt künstlerische Fotografie und seine Bilder sind hauptsächlich in Galerien zu sehen.
Die hier gezeigten Aufnahmen entstammen seiner Serie Reflexionen, die den Städten Hamburg, Berlin, Amsterdam, Madrid, Avilés (Centro Niemeyer) und Bilbao entnommen wurden. Stilistisch bezeichnet Heiderich das Gesamtpaket als künstlerische Architekturfotografie wird heuer das Projekt weiterführen.
Im Oktober wird außerdem mein erstes eigenes Fotobuch in einem französischen Verlag erscheinen. Wie gesagt, bin ich immer noch ziemlich überrascht, dass das alles so relativ schnell ging, ich freue mich aber jeden Tag auf’s neue darüber, das machen zu können, was mir Freude bereitet und an eigenen Projekten arbeiten zu können.
Der feinsinnige Leser bemerkt, dass die Sätze des Fotografen vor Dankbarkeit überfließen – eine Haltung, die ihm bei der Gestaltung seiner Gebäudestudien zweifellos von bedeutender Hilfe ist. Denn wer das Leben an sich, soziokulturelle Kontexte und erfahrene Umgebungen für selbstverständlich nimmt, übersieht in aller Regel die Besonderheiten eben dieser.
Nicht so Heiderich. Sein Blick ist getrimmt auf das Ineinanderfließen von sonderbaren Profilen moderner Architektonik und seine fotografischen Abbildungen scheinen nicht einen Millimeter zu viel davon abzubilden. Was das Wie seines Vorgehens betrifft, ist der Fotograf vielseitig bestückt:
Dazu kann ich nur sagen, dass ich nicht eine bestimmte Kamera benutze, sondern mittlerweile eine ganze Sammlung von analogen und digitalen Kameras habe. Welche zum Einsatz kommt, liegt ein bisschen an den jeweiligen Gegebenheiten und daran, was ich machen möchte.
Jedoch empfindet Heiderich es überdies wichtig zu experimentieren, auch wenn nicht immer alles, was dabei herauskommt, vorzeigbar ist. Frei nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“, denn eigentlich geht es ihm oft einfach nur darum, künstlerisch tätig und unterwegs zu sein und nicht unbedingt um das perfekte Resultat. Hin und wieder sollten aber natürlich auch vorzeigbare Arbeiten dabei sein, wenn man von seiner künstlerischen Arbeit leben will.
Ein hoher Anspruch an sich selbst, dem er freilich gerecht wird. Ich jedenfalls bin äußerst gespannt auf seine erste Publikation und werde unter den ersten Käufern sein. Und um den Verkaufsstart nicht zu verpassen, verfolge ich seine Aktivität auf Twitter und Facebook. Ich empfehle, es mir gleich zu tun.