Lina Scheynius und die Magie
Ich habe es schon immer geliebt, Bilder zu machen. Meine erste Leidenschaft war das Malen und später tastete ich mich an die Fotografie heran. Im Alter von zehn Jahren bekam ich die erste Kamera von meinem Vater.
2006 entschied ich mich, Flickr beizutreten und veröffentlichte ein paar intime Bilder von meinem Ex-Freund und mir. Meine Arbeiten wurden recht schnell bekannt. 2008 wurde eine Werbeagentur auf mich aufmerksam und ich Teil der Christophe Guye Gallerie in Zurüch. All das passierte Dank dem Internet.
Warum fotografiere ich? Es macht mich einfach glücklich. Außerdem kann ich damit mittlerweile Geld verdienen, um die Welt reisen und Dinge sehen, die ich mit einem normalen Job nie gesehen hätte.
Doch meine Hauptmotivation ist die Freude, die ich daraus ziehe. Ich genieße es sehr, spontan zu sein. Am liebsten möchte ich die Leute in meinen Bildern nicht dirigieren. Sie sollen sein, wie sie sind. Aber ich mache auch Ausnahmen. Manchmal sage ich der Person, sie soll sich in ein schönes Licht stellen oder andere Dinge tun. Ich bin also nicht komplett gegen dirigierende Kommunkation.
Wenn sich das Fotografieren wie gemeinsames Arbeiten anfühlt und die Menschen etwas zum Bild beitragen, auf das ich alleine nicht gekommen wäre, fühle ich mich besonders wohl.
Manchmal unterhalte ich mich sehr lange mit den Leuten, und dann ist es, als ob wir gemeinsam Zeit verbringen; und sie können die Kamera vergessen. Ich fotografiere hauptsächlich analog. Meine Lieblingskamera ist die Canon A2, wobei sie sicher einen anderen Namen in Europa hat.
Das alte Zoom-Objektiv, das ich mit 18 bekam, benutze ich immer noch. Es ist eigentlich für die Tonne, doch ich kann nicht davon lassen. Meine Bilder bekommen dadurch einen ganz bestimmten Look. Das mag ich. Mit Kamera und Stativ habe ich alles, was ich brauche.
Ich fotografiere gern mit natürlichem Licht oder Blitz. Und mag es, beweglich zu bleiben. Ich glaube nicht, dass ich sagen kann, großartige Hochs oder Tiefs mit der Fotografie erlebt zu haben. Ich bin einfach glücklich damit.
Jedoch war es für mich überhaupt nicht leicht, mit der plötzlichen Popularität meiner Bilder umzugehen. Denn diese sind privat und intim. So stürtzte ich in ein ordentliches Tief. Fühlte mich unfrei beim Fotografieren. Ich spürte die ständige Gegenwart der Leute, die meine Bilder online angucken würden und das machte mich verlegen.
Das alles abzuschütteln, war schwer. Ich musste mir vor Augen halten, dass meine Fotos nach dem Klick nicht sofort angesehen würden. Und ich mich jederzeit dagegen entscheiden konnte, ein Foto zu veröffentlichen.
Ich bin am glücklichsten, wenn ich etwas Neues entdecke. Etwas Magisches. Zeit mit meiner Kamera zu verbringen, das liebe ich. Sie ist wie eine alte, liebe Freundin, die mich durch mein Leben begleitet.
Dieser Artikel wurde von Martin Gommel für Euch aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.