10. September 2016

Softporno

Meine Serie „soft porn“ stellt die Übersexualisierung von Frauen in der Fotografie in Frage. Dabei bringe ich mich selbst in die gleichen Rollen, in denen Frauen immer wieder dargestellt werden. Meine Motivation für die Serie entstand aus dem Fakt, dass ich als Fotograf zu einer Industrie gehöre, in der es akzeptiert wird, Frauen im Namen der Kunst oder für billige Likes auszunutzen und zu übersexualisieren.

Ich möchte lieber nichts zu diesem männlichen Blick und den bereits tief verwurzelten Stereotypen beitragen, sondern sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen portraitieren. Auf der anderen Seite des Spektrum werden Männer als starke, muskulöse Beschützer dargestellt und wenn sie nicht in diese Form passen, werden sie als homosexuell oder Pussys abgestempelt.

Als heterosexueller Mann, der sich nicht wirklich mit diesen veralteten, maskulinen Stereotypen identifizieren kann, finde ich das besonders beunruhigend. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, den Spieß umzudrehen und mich selbst als Modell in die gleichen verletzlichen, schwachen, gewundenen, sexuellen Posen zu bringen, denen Frauen permanent unterworfen werden. Kurz gesagt: Ich will einen alternativen Diskurs starten, indem ich die Absurditäten in den gegenwärtigen Strukturen hervorhebe.

Die Serie heißt „soft porn“, weil genau das viele weibliche Portraits am besten beschreibt. Dieser Umstand entstand durch den männlichen Blick, weil Fotografie traditionell den Blick der Männer zeigte (Kontrolle der Kamera), während die Frau das fotografierte Objekt war, mit der Prämisse des heterosexuellen Mannes als Zielpublikum.

Dieses soft porn oder die Hypersexualisierung des Weiblichen in der Fotografie bringt Frauen hervor, die ihren Selbstwert nur aus ihrer physischen Attraktivität beziehen (während andere Eigenschaften außen vor gelassen werden) und dadurch als Objekt sexueller Begierde angesehen werden, statt einer Person mit eigenem Willen. Die Aufrechterhaltung dieses veralteten Bildes heutzutage untergräbt die soziale und politische Kraft der Frauen.

Ein Mann mit Schattenspielen

Ein Mann nackt vornübergebeugt auf einem Bett

Ein junger Mann sitzt nackt auf einem Bett

Ein Mann liegt nackt auf einem Bett

Ein Mann liegt lasziv auf einem Bett

Ein junger Mann auf einem Bett

Ein Mann nackt auf dem Bett

Ein Mann auf einem Bett

Ein Mann posiert nackt vor einem Fenster

Ein Mann in Embryopose auf einem Bett

Ein Mann liegt nackt bäuchlings auf einem Bett

Das nächste Projekt, an dem ich gerade arbeite, beschäftigt sich mit heterosexueller Maskulinität, wie alle Geschlechter in der Fotografie portraitiert werden und dessen Auswirkungen. Auf meiner Website gibt es davon eine kleine Vorschau.

Der Artikel wurde für Euch von den Redakteuren Christopher Wesser und Katja Kemnitz vom Englischen ins Deutsche übertragen.

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