Verhalte Dich einfach normal, das ist verrückt genug
Vor drei Jahren zog ich in meine Heimatstadt Hoek van Holland zurück. Es ist eine kleine niederländische Stadt, die sich in der spitzesten Ecke Hollands wiederfindet. Man könnte sagen, dass alles, was irgendwie typisch niederländisch ist, in diese enge Ecke getrieben wird und dort einen wunderbaren Cocktail unserer Kulturen und Angewohnheiten kreiert.
Hier scheinen die Menschen ihr Leben nach dem Motto zu führen: „Verhalte Dich einfach normal, das ist verrückt genug.“ Und das ist wirklich so.
In meiner Arbeit versuche ich, die verschiedenen Facetten, die diese Stadt zeigt, herauszuarbeiten. Von meiner eigenen Straße bis hoch zur See fotografiere ich alle möglichen Szenen, die mir begegnen.
Dann füge ich die Bilder zu meinem Online-Notizbuch hinzu und manchmal führen diese zu größeren Projekten, an denen ich dann für längere Zeitabschnitte arbeite. Und irgendwann versuche ich, die Bilder zu publizieren oder auszustellen.
Durch die Fotografie versuche ich zu verstehen, wie sich eine kleine Gesellschaft selbst erhält, indem sie dem Leben von vielen Generationen Struktur gegeben hat. Es passiert immer irgendetwas Seltsames an diesen Orten, an denen jeder versucht, zu einem gewissen Grad in der „Normalität“ zu leben.
Und diese seltsame Stimmung versuche ich sowohl einzufangen als auch zu verstehen. Ungefähr ein Mal pro Woche fahre ich auf einem Moped durch meine Heimatstadt und besuche ungefähr fünf Orte, an denen interessante Sachen passieren. Manchmal suche ich auch nach bestimmten Ereignissen, wenn Leute Dampf ablassen oder irgendetwas feiern.
Meinen fotografischen Hintergrund bilden die dokumentarische Fotografie und der Journalismus. Drei Mal die Woche arbeite ich auftragsmäßig für das Nachrichtenblatt NRC Next oder andere Kunden. An anderen Tagen arbeite ich an eigenen Projekten, die ich manchmal mit meiner Arbeit für Zeitungen kombinieren kann.
Ich schätze mich sehr glücklich, einige gute Schreiber und Journalisten zu haben, die meine Bilder mit großartigen Texten ergänzen.
Ich versuche, viele Orte in kürzester Zeit zu besuchen, aber manchmal bleibe ich länger an einem Platz und versuche, aus einer Situation etwas herauszukitzeln. Dabei achte ich darauf, nicht wie ein Fremder auszusehen und ein freundliches Gesicht zu zeigen.
Derzeit fotografiere ich mit einer Canon EOS 5D Mark III, die ich mit einer 35mm-Festbrennweite oder dem 24-70 L Mk II bestücke. Der „silent mode“ an der 5D funktioniert perfekt und bewahrt mich vor vielen Gesprächen mit Menschen, die ich fotografiere.
In meiner Arbeit schätze ich den Kontext sehr. Deshalb arbeite ich auch gern mit einer 35mm-Festbrennweite. Ich mag es nicht, Leuten die Kamera ins Gesicht zu halten oder – anders herum – dem Betrachter das Bild unter die Nase zu reiben.
Genauso, wie ich mir Zeit dafür nehme, meine Bilder zu machen, mag ich es, wenn Menschen meine Bilder länger ansehen müssen, um sie komplett zu verstehen.
Weiter mag ich es grundsätzlich nicht, wenn man die Gegenwart des Fotografen in einem Bild sehen kann. Die fotografierte Person wird auf den Fotografen eine bestimmte Reaktion haben, die sehr zu dessen Nachteil werden kann.
Dann sagt das Bild mehr über den (nervigen) Fotografen als über den fotografierten Menschen aus. Auf diese Art wird das Ganze zu einem Trick.
Ich versuche also, einen Moment so pur wie möglich einzufangen.
Dieser Artikel wurde von Martin aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.