Im Gespräch mit Victor Habchy
Victor Habchy ist Fotograf aus Paris, der sich in allen Bereichen der Fotografie schon einmal versucht hat. Mit konzeptueller Stärke entführt er uns mit atemberaubenden Landschaftsaufnahmen und kraftvollen Portraits in eine eigene Welt.
Auch, wenn er selbst stets unzufrieden mit der eigenen Arbeit bleibt, so spürt man doch die vielen verschiedenen Geschichten, die er eingefangen hat, wenn man sich die immense Menge seiner Bilder ansieht.
Erzählst Du uns etwas über Deinen Hintergrund? Woher kommst Du und wie bist Du zur Fotografie gekommen?
Es gibt ehrlich gesagt nicht sonderlich viel über meine Vergangenheit zu erzählen. Ich wurde in einer kleinen Stadt in Frankreich geboren und meine Jugend verlief ziemlich normal, um nicht zu sagen langweilig.
Die Fotografie habe ich zufällig entdeckt, als ich versuchte, ein paar Bilder meiner Freunde beim Skateboarden zu machen. Seitdem ist Fotografieren das, was ich ausnahmslos am allerliebsten tue.
Deine Arbeiten sind so vielfältig. Erst hast Du Sport fotografiert, dann Mode, danach Fine Art und so weiter. Findest Du es schwierig, Deine Arbeit genau zu umgrenzen?
Ich stimme Dir da absolut zu! Wenn jemand mich fragt, was für Bilder ich mache, finde ich es schwierig, darauf eine Antwort zu finden. Ich denke, mir gefällt es einfach, Fotos zu machen. Ich habe keinen bestimmten Stil und ich probiere gern neue Sachen aus.
Das einzige gemeinsame Ziel all meiner Bilder ist die Suche nach einer ästhetischen Stimmung. Ich suche immer die Schönheit als solche, nicht nur in der Person, sondern auch in ihrer Bewegung, in Strukturen und so weiter.
Weil Du Bewegung erwähnt hast: Was für einen Stellenwert hat für Dich das Reisen in Deinem Leben als Fotograf?
Reisen ist für mich sehr wichtig, sowohl als Mensch, als auch als Fotograf. Es ist wirklich interessant, in die Fremde zu ziehen und Dinge zu erleben, die man nie zuvor getan hat.
Einmal durch Asien zu reisen ist für mich eine unglaubliche Erfahrung gewesen. Ich mochte meine Augen gar nicht schließen. Im kommenden März fahre ich nach Indien – ich freue mich und bin schon ziemlich aufgeregt.
Ich persönlich halte Deine Arbeit für atemberaubend. Gibt es für Dich ein bestimmtes Bild, auf das Du ganz besonders stolz bist?
Nein, kein einziges. Ich bin von meinen eigenen Bildern normalerweise ziemlich schnell gelangweilt. Auch wenn ich sie manchmal für den Augenblick gut finde, halte ich sie auf längere Sicht dann doch eher für schwach. Ich bin durchweg unzufrieden und strebe immer nach Verbesserung. Ich fühle mich wahrlich nicht als vollkommen, weder als Künstler noch als Fotograf.
Eine Sache, die mir in Deinen Fotos sehr stark auffällt, sind Deine Konzepte und einige wirklich einzigartige Ideen, die ich an anderer Stelle noch nicht so oft gesehen habe. Wie kommst Du auf Deine Ideen?
Es mag ein wenig dämlich klingen, aber die Ideen tauchen halt einfach in meinem Kopf auf. Ich suche nicht zwanghaft nach Kreativität (Kann man denn überhaupt noch kreativer werden?), ich habe manchmal einfach Ideen, die plötzlich aus dem Nichts kommen. Das passiert mir häufig nachts, besonders, wenn ich müde werde. Das ist etwas lästig, denn ich muss dann immer aus dem Bett, um schnell noch ein paar Ideen aufzuschreiben.
Woher bekommst Du Deine Inspiration? Gibt es jemanden, auf den Du Dich in Deiner künstlerischen Entwicklung besonders beziehst?
Ich schaue mir häufig die Werke auf den Webseiten anderer Fotografen an. Danach bin ich süchtig. (Schau Dir meine Pinterest-Seite an; diese Plattform ist wirklich klasse). Außerdem interessiere ich mich sehr für Gemälde, besonders für jene aus der Zeit der Renaissance.
Ich möchte auch all meinen Fotofreunden danken, die mich auf dieser wunderbaren Reise begleitet haben. Und nicht zuletzt auch meinen Eltern dafür, dass sie intolerant gewesen sind und mich nicht unterstützt haben. Ich bin so viel gereist, wie es ging und bin dadurch unabhängig genug geworden, um zu erfahren, was Freiheit und Freude sind. Das war es absolut wert.
Hast Du noch eine Botschaft an angehende Künstler, was sie beachten sollten?
Willkommen im Internet! Vergesst nie, dass auch die härteste Kritik nicht zwangsläufig eine miese Bewertung Eurer Abeit ist.
Ein Gespräch zwischen Victor und Hanae, Mitarbeiterin bei „The Portfolio“. Das Interview erschien bereits in Englisch auf „The Portfolio Conversations“. Unser Redakteur Robert Herrmann hat es für kwerfeldein ins Deutsche übersetzt.