12. September 2013 Lesezeit: ~2 Minuten

Quantum Blink

Der Quantenmechanik zufolge erleben wir vierzig bewusste Momente pro Sekunde und unser Gehirn verbindet diese Abfolge von Jetzt-Momenten, um die Illusion eines kontinuierlichen Zeitflusses zu schaffen. Also, wie würde die Welt um uns herum aussehen, wenn diese Unterbrechungen sichtbar wären?

Die folgenden Arbeiten untersuchen diesen Schluckauf, dieses Blinzeln, den allgegenwärtigen Haarriss im Gefüge der Dinge.

In meinen Arbeiten versuche ich, etwas zu artikulieren, das zwischen dem Einfrieren der Zeit (das die Fotografie so oft charakterisiert) und ihrem unbarmherzigen Vergehen liegt. Ich deute auf Zeitlichkeiten, die fließend, spekulativ und irgendwie lose sind.

Ich suche nach der Grenze zwischen dem Endlichen (der Wahrscheinlichkeit) und dem Unendlichen (der Möglichkeit). Wenn die Zeit eine Abfolge von Momenten ist, dann möchte ich sehen, was zwischen ihnen liegt. Ich bin hinter den Lücken zwischen den bewussten Momenten her.

Quantum Blink © Isabel M. Martinez

Quantum Blink © Isabel M. Martinez

Die Fotos in der Serie „Quantum Blink“ bestehen aus zwei Aufnahmen, die in zwei aufeinanderfolgenden Momenten gemacht wurden. Das Streifenmuster wird durch eine Maske erzeugt, die in der Kamera selbst platziert ist. Das erlaubt mir, zwei Bilder zu mischen und sie gleichzeitig davon abzuhalten, komplett miteinander zu verschmelzen.

Jedem Bild der Serie wohnt ein kurzer Moment eines Ablaufs inne, fast wie eine Animation, ein bisschen kinohaft. Aber obwohl sie eine Ahnung von Bewegung und Veränderung liefern, ist ihr Anfang und Ende jeweils unklar und nicht genau auszumachen.

Quantum Blink © Isabel M. Martinez

Wenn man sie tatsächlich in den Händen hält, scheinen diese Fotos sich zu verändern, je nachdem, aus welcher Entfernung und welchem Winkel man sie ansieht. Manchmal macht sich eine Dreidimensionalität bemerkbar, während es ein anderes Mal so aussieht, als wären sogar drei Bilder am Spiel beteiligt.

 

Der Text wurde von der Redaktion für Euch aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

8 Kommentare

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    • Die Idee finde ich gar nicht schlecht. Das Karussell und die Zebrastreifen gefallen mir sehr gut. Wirkt meines Erachtens irgendwie bezaubernd. Ich selbst registriere es als kreative Kunst die ich mir durchaus an der Wand in irgendwelchen Warteräumen als Serie mit ein paar anderen Bildern gut vorstellen kann. Bei den Porträts finde ich´s dann doch zu chaotisch. Die Sache mit den Momenten und der Zeit dazwischen würde ich als Betrachter gar nicht so hinein deuten…

  1. Puh, Geschmackssache. Ich kann damit weniger anfangen.
    Was mich auch eher interessiert – woher ist denn diese Information von der Verlinkung Quantenmechanik – Wahrnehmung? In der Kunst wird ja gerne auf diverse naturwissenschaftliche Effekte zurückgegriffen, um sich zu erklären. Als Naturwissenschaftler bin ich recht skeptisch gegen einige der Behauptungen, die da aufgestellt werden. Manchmal scheint mir das mehr aufgeschnappt und unvollständig widergegeben zu sein, um damit ein Projekt zu erklären, obgleich es dieses Fundament gar nicht nötig hätte. Und natürlich lassen sich aus quantenmechanischen Überlegungen Rückschlüsse zu der Art unseres Bewusstseins ziehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die obige Aussage aus der Quantenmechanik selber gezogen werden kann.

  2. gefällt mir gut

    frage zum technischen: das ist dann eine doppelbelichtung (bei einer hasselblad) und man hat eine art schieber mit „streifen-lochmuster“, den man um die breite eines einzelstreifens verschiebt. also eine art modifizierter magazinschieber? selbstgebastelt?

  3. Die natürliche Grenze Medium, die Grenze des Augenblicks zu erweitern und fotografischen Aufnahmen eine zeitliche Tiefe zu verleihen war und ist ja nicht wenigen Fotografen ein Anliegen. Ich persönlich finde diese Idee hier so genial wie – verblüffend – einfach. Für mich ist die Zeit zwischen den Momenten sehr wohl greifbar. Darüber hinaus haben die Bilder auf mich noch eine ausgesprochen ästhetische Wirkung.

    Davon abgesehen, dass aus dem Teaser nicht klar wird, ob die Meinung der Redaktion oder die Ansicht der Autorin dargestellt wird: Ich finde es, gerade als Wissenschaftler, spannend, wenn (pseudo-)wissenschaftliche Behauptungen von Künstlern aufgegriffen und spielerisch umgesetzt werden.