Landschaft im Spiegel
Die Landschaftsfotografie setzt sich seit ihrem Beginn mit dem Abbild der Umwelt des Menschen auseinander. Ihr Ziel war und ist es teilweise bis heute, eine ästhetische und eine von menschlicher Hand weitgehend unberührte Landschaft und Natur darzustellen.
Das World Wide Web stellt fest: „Landschaften sind für Hobbyfotografen ebenso wie für Profis regelrechte Objekte der Begierde. Sie sprechen unseren Wunsch nach Romantik und Harmonie an und geben Stimmungen auf besonders eindrucksvolle Weise wieder.“
Unüberschaubare Tipps für die richtige Kamera, die richtige Blendenwahl und die Must-Haves führen zum perfekten Landschaftsbild, aber möglichst ohne menschlichen Fußabdruck.
Also gut – ich habe mich umgesehen.
Ich habe festgestellt: Es ist nicht einfach, ein Stück unberührter Landschaft auszumachen. Ich habe mich gefragt: Wie sieht die Landschaft, die Natur aus, wenn man ihr einen Spiegel vorhält?
Wäre es nicht auch spannend, das von der Kamera gezeigte Bild mit dem Dahinter zu verbinden? Ich habe mir einen Spiegel besorgt und bin losgezogen.
Die ersten Fotos, in der Umgebung von Wien aufgenommen, erstaunten mich selbst. Das Medium Spiegel zeigt nicht nur das Abbild des Dahinter, sondern reflektiert auch eine völlig gegenteilige Lichtsituation.
Durch das Bild im Bild entsteht eine surreale, eine beinahe künstliche Welt. Allein durch die Platzierung eines Spiegels, irgendwo – entlang des Sonntagsspazierweges, auf der Liegewiese oder im Gestrüpp der Donauauen – entsteht eine neue Sicht auf die uns umgebende Natur.
Die Fotografien entstanden von September 2012 bis Mai 2013. Aufgenommen wurden die Bilder in Wien, in Oberösterreich und an der Grenze zu Tschechien. Die Fotografien sind alle mit Hilfe eines realen Spiegels in der Größe von 50×120 cm entstanden und sind keine Fotomontagen. Die fotografische Nachbearbeitung beschränkt sich auf minimale Korrekturen.
Auf Letzteres muss ich hinweisen, weil viele, die die Fotos zum ersten Mal zu sehen bekamen, in der Regel und meist ganz selbstverständlich davon ausgingen, dass es sich angesichts der Bilder um reine Photoshop-Basteleien handelt.
Diese Erfahrung war für mich interessant, aber auch nachvollziehbar. Wir haben uns daran gewöhnt, „hinters Licht“ geführt zu werden. Der Spiegel ermöglicht uns nicht nur die Betrachtung des eigenen Selbst, er macht auch die dem Betrachter beziehungsweise dem Fotografen abgewandte Seite sichtbar.
Das heile Bild der Landschaft wird durch die unmittelbar ersichtliche Rück-Sicht aufgehoben.
Mit meinem Projekt versuche ich, die Dinge ans „Licht“ zu bringen.