24. April 2013 Lesezeit: ~6 Minuten

Lichtexperimente im Schnee

Ein Faible für Langzeit-Belichtungen besteht bei mir schon länger. Das in Kombination mit meiner Experimentierfreude produziert manchmal sogar vorzeigbare Bilder. Diese möchte ich Euch hier vorstellen.

Auslöser des Ganzen war der Bau eines Quadrocopters, mit dem ich ein wenig Luftfotografie betreiben und in die FPV-Welt hineinzuschnuppern möchte. Was ist ein Quadrocopter?

Dabei handelt es sich um ein Fluggerät mit vier fest montierten, nach unten gerichteten Propellern. Diese werden über eine elektronische Lageregelungen so angesteuert, dass ein stabiler Flug möglich ist. Der Vorteil gegenüber einem herkömmlichen Hubschrauber ist die Tatsache, dass keine komplizierten mechanischen Komponenten nötig sind.

© Carsten Faobam

Bei der von mir eingesetzten Steuerung handelt es sich um eine DJI – NAZA, die mit einem Barosensor sowie einem GPS-Modul ausgestattet ist. Somit ist die Steuerung in der Lage, den Quadrocopter eigenständig auf einer Position sowie in der Höhe zu halten. Weiterhin ist es auch möglich, den Quadrocopter eigenständig zum Startplatz zurückfliegen zu lassen.

Als Zugabe kann der Quadrocopter noch mit einem Videosender ausgestattet werden, was in Verbindung mit einer Videobrille ermöglicht, den Quadrocopter aus der Ich-Perspektive zu fliegen. Genannt FPV: „first person view“.

Ein weiteres Ziel ist es, den Quadrocopter reisetauglich zu machen, was heißt, dass er in meinem Standard-Fluggepäck Platz finden soll. Aus diesem Grunde ist er möglichst kompakt bzw. klappbar gebaut. Als Kamera kommt eine leichte GoPro Hero 3 zum Einsatz.

© Carsten Faobam

Nach der Fertigstellung wollte der Quadrocopter natürlich auch getestet werden, was in der Winterzeit nach Feierabend mangels Tageslicht nicht einfach ist. Da ich keine Geduld hatte, bis zum Wochenende zu warten, wurden fix die Arme des Quadrocopters mit LEDs ausgestattet.

Der Test des Quadrocopters war schnell abgeschlossen und so war noch Zeit für ein paar Bilder. Dank des eingebauten GPS wartete der Quadrocopter geduldig in ca. vier Metern Höhe, während ich die Kamera aus dem Auto holte und selbige auf ein Stativ montierte.

Soweit die Vorgeschichte. Die eigentliche Entstehung der Bilder ist relativ einfach, nur das benötigte Flugequipment ist etwas aufwändiger. Jeder, der sich schon einmal mit Lightpainting beschäftigt hat, wird das Vorgehen kennen:

  • Kamera auf ein Stativ
  • Automatikprogramme ausschalten
  • ISO möglichst niedrig einstellen
  • Fokus manuell auf den Bereich einstellen, in dem das Lightpainting erscheinen soll

© Carsten Faobam

Dazu kann man als Fokushilfe eine kleine LED-Leuchte oder alternativ einen mit GPS, Beschleunigungssensoren, Barosensor und Kompass ausgestatteten Quadrocopter nutzen. Was man halt gerade zur Hand hat – ich entschied mich für letzteres.

Das erste Bild entstand bei einer Brennweite von 10mm und einer Belichtungszeit von 5 Sekunden unter Einsatz eines externen Blitzes. Die Kamera war etwa 40° nach oben geschwenkt und der Quadrocopter schwebte in etwa 40 cm Entfernung zur Kamera, nach der Auslösung flog ich den Quadrocopter von der Kamera weg.

Das Ergebnis ist ein durch den Blitz eingefrorenes Bild des Quadrocopters. Durch die weitere Belichtung wurden die Lichtpuren sichtbar, das Ganze erzeugt den Anschein eines anfliegenden Quadrocopters, der die Spuren hinter sich herzieht. Dieses Bild war geplant, das nächste purer Zufall.

Die Einstellung waren bis auf eine andere Ausrichtung der Kamera identisch, nur die Belichtungszeit wurde verlängert, dieses Mal auf 25 Sekunden. Der Quadrocopter wurde mit einer langsamen Drehbewegung, einmal von unten nach oben und wieder zurück, gesteuert. An diesem Bild gefällt mir persönlich der gleichmäßige Wechsel der Farben, sowie die Tatsache, dass der Quadrocopter selbst nicht zu erkennen ist. Dieses Bild ist als erstes einer Serie entstanden.

© Carsten Faobam

Bei Nachflugaufnahmen mit Modellen kommt es darauf an, sich vorstellen zu können, in welchem Bereich das Modell bewegt werden kann, ohne aus dem Bild zu fliegen. Weiterhin sollte man versuchen, die Figuren möglichst gleichmäßig zu fliegen, da es sonst zu unschönen Zacken kommen kann. Das ist zum Beispiel im nächsten Bild links zu sehen – es war aber auch nicht einfach, den Quadrocopter halbwegs dynamisch zwischen den Baumstämmen zu bewegen.

© Carsten Faobam

Ich versuche, mir vor dem Flug vorzustellen, was in der gewählten Belichtungszeit fliegerisch zu bewältigen ist und wie das Ergebnis aussehen könnte. Realistisch muss ich aber zugeben, dass eine gehörige Portion Zufall mitspielt.

Die Bilder selber sind alle im Raw-Format aufgenommen und in Adobe Lightroom entwickelt. Außer Beschnitt und einer leichten Erhöhung der Farbsättigung wurden nichts weiter verändert. Ein paar Ideen schwirren mir noch durch den Kopf, somit wird es auf jeden Fall eine Fortsetzung geben.

Hier war es schwierig, nicht in an den Ästen hängen zu bleiben. Bei dem Bild ist der Wunsch aufgekommen, die Beleuchtung noch schaltbar auszuführen, um dadurch noch mehr Gestaltungsspielraum zu haben.

© Carsten Faobam

Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich nördlich des Polarkreises in Kipisjärvi unterwegs und der Quadrocopter ist auch mit dabei. Nachdem wir jetzt schon einige Tage hier sind und auch einige Polarlichter fotografieren konnten, wollte ich den Quadrocopter zu Einsatz bringen. Leider ist die Kamera beschädigt, somit bleibt nur die Möglichkeit, ein paar Nachtflugaufnahmen zu machen.

Diese Bilder sind unter extrem widrigen Bedingungen entstanden. Es fing schon damit an, dass der Quadrocopter sich bei einem Testflug am Tage nicht wie gewohnt verhielt. Ein Blick in die Anleitung offenbarte, dass der GPS/Kompass am Polarkreis nicht funktionsfähig ist, also bleibt nur die manuelle Steuerung.

Am letzten Abend am Kipisjärvi warteten wir wieder auf die Polarlichter und – endlich! – um kurz vor 23Uhr war es soweit. Also schnell den Quadrocopter, die Kamera sowie das Stativ bei -30°C zum zugefrorenen See geschleppt.

© Carsten Faobam

Leider waren die Polarlichter nicht so extrem wie an den Vorabenden. Trotzdem versuchte ich, einige sinnige Figuren zu fliegen, was sich bei den Bedingungen als nicht wirklich einfach erwies.

Der inzwischen eingebauter Schalter zum Ein- und Ausschalten der LED verweigerte den Dienst, auch der Akku war bei den niedrigen Temperaturen wenig motiviert. Aber für ein paar Beweisfoto hat es dennoch gereicht.

12 Kommentare

Die Kommentare dieses Artikels sind geschlossen. ~ Die Redaktion

  1. Coole Sache! Ich selbst finde solche Leuchtspur-Fotos immer wieder toll, da keines gleich ist… Gelungene Serie würde ich sagen.

    Gruß, Max

    p.s.: Die Beschreibungen bzw. Geschichte dazu war übrigens auch gut ;-)

  2. Coole Fotos !! Das wird im hier auch mal getestet…

    btw:
    Ein Blick in die Anleitung offenbarte, dass der GPS/Kompass am Polarkreis nicht funktionsfähig ist, also bleibt nur die manuelle Steuerung.

    GPS -> geht schon, dem ist er relativ egal wo man ist…

    Kompass -> geht auch wenn es ein 3-Achsen Modell ist…selbst in unseren Breitengraden ist ein 3-Achsen Modell bei Modellflügen besser

  3. Sehr coole Idee mit dem Quadrocopter. Nachtaufnahmen, Langzeitbelichtungen und Lightpainting finde ich generell sehr spannend und interessant. Das ganze mit so einen Quadrocopter zu machen finde ich sehr interessant, da man dann nicht wie ein Irrer durch die Gegend laufen muss und auch mal in höheren Lagen mit Licht malen kann. Außerdem kann man das vermutlich etwas besser steuern. Danke für den Artikel.

  4. Schöne Idee und interessante Bilder. Wobei es so aussieht, als ob es mehr um die Spielerei mit dem Quadrokopter, als ums fotografieren geht ;-)

    Bild 5 und die baumbilder gefallen mir am Besten. Bin mal auf die Sommerbilder ohne Schneereflexionen gespannt!

    Weiterhin viel Spass mit dem Quadrocopter! Und hoffentlich kommen noch einige schöne Bilder bei raus.

    Lg, Miriam

  5. Insgesamt ein Interessanter Artikel. Speziell weil es zwei meiner Hobbys (Modellflug und Fotografie) vereint. Leider ist mein FPV Equipment gerade erst gekommen und muss noch getestet und zusammengebaut werden. Aber die Idee daraus Lichtbilder zu machen gefällt mir. Wird jedoch mit einem Flächenflieger etwas anders ausfallen als mit deinem Quadrocopter.
    Muss wohl heute fleißig Basteln anfangen ^^

    gruß
    Chris

  6. Sehr schöne Farbübergänge und gute Stimmung so wie es sein soll.
    Es ist immer spannend zu sehen , was man aus ein bisschen Langzeitbelichtung und paar Bunten LED´s machen kann .
    Doch das einzigste wo ich es nicht gemacht hätte wäre bei den Polarlichtern , dort hätte ich mich nur auf die Lichter konzentriert .
    Da sie von Natur aus ein spektakuläres Phänomen sind und man durch das Licht eigentlich viel zu sehr Unruhe in das Bild bringt weil so achtet man auf das Licht aber gleichzeitig auch auf den Hintergrund
    In dem Sinne , Gruß Pascal