Von Frankreich über Spanien nach Skandinavien – Teil 1
„Auch die Verzweiflung hat ihre Ekstase.“
(Victor Hugo, Französischer Schriftsteller)
Kurzerhand entschloss ich mich, mich auf die Französische Atlantikküste mit ihren vom Wasser zerklüfteten Felsen und ihren romantischen Fischerhütten einzulassen. Also flog ich über Paris nach Nantes, um von dort, unterhalb der Bretagne, meine Reise zu starten.
Das Wetter war perfekt. Dicke, graue Wolken, die mich seit Paris begleiteten und den ersten Wunschort „Saint Michel Chef Chef“ in ein fabelhaftes Licht tauchten. Die Besonderheit dieses Ortes besteht darin, dass sich die urtypischen Cabanes, die französischen Fischerhütten, mitten auf dem Meer befinden und nicht über Stege direkt vom Festland erreichbar sind. Sie wirken wie verwunschene Schlösser, die dort auf ihre Erlösung warten. Auf ihren Prinzen, der sie wachküsst…
Die abenteuerlichen Strukturen der Felsen taten ihr Übriges und ich war verzaubert von dieser wunderbaren Landschaft. Das Stativ wurde aufgebaut und ich verbrachte Stunden damit, die Wellen, das Wasser und die Wolken im Foto festzuhalten, bis die Sonne unterging und die Fischerhütten langsam in der Dämmerung verschwanden.
Am nächsten Tag ging es mit dem Auto weiter Richtung La Rochelle zu einem beeindruckenden Monument, wie ich es so noch nicht gesehen habe. Die Île de Ré ist mit dem Festland durch eine 2,9 km lange, sehr interessant gewölbte Brücke, der Pont de l’Île de Ré verbunden, die sich wie ein riesiger Dinosaurier über den Atlantik streckt.
Beide Seiten des Bauwerks sind ausgesprochen fotogen und so beschloss ich, aufgrund des Sonnenstandes die Brücke morgens von der einen und abends von der anderen Seite zu fotografieren, was perfekt gelang. Das Wetter war ideal, um den Dichtefilter zu nutzen und die langen Belichtungszeiten auszunutzen. Gerade abends stand die Sonne gut im Rücken und warf ein tolles Licht auf dieses architektonische Meisterwerk.
Im Laufe des Tages verfolgte ich das Ziel, die berühmten Muschelbänke des Bassin d’Arcachon zu fotografieren. Das Wetter machte mir jedoch einen dicken Strich durch die Rechnung. Sonne, Sonne und nochmals Sonne und dazu kam, dass bereits Ebbe herrschte als ich ankam und die Muschelbänke somit trocken lagen und von den Fischern und Arbeitern geleert wurden.
An sich sind diese Bänke ein wunderschönes Motiv, nur im grellen Sonnenlicht verliert der Ort seine Ausstrahlung. Ich beschloss, die Kamera nicht aufzubauen und fuhr enttäuscht zurück. Manchmal muss man nachgeben und wissen, wann es sich lohnt, Fotos zu erstellen – und wann nicht.
Abends ging es trotz des unfotogenen Wetters zur Wharf de la Salie, einer überdimensionalen Rohrkonstruktion, die weit ins Meer ragt. Dort genoss ich den Sonnenuntergang und wartete, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand, um mit dem Fotografieren zu beginnen. Das war Entspannung pur – und für mich die schönste Art zu fotografieren. Erst beim Erstellen von Langzeitbelichtungen lerne ich, was Ruhe wirklich bedeutet und fühle mich mit meiner Umgebung verbunden. Verschmolzen mit Mutter Natur.
Fortgesetzt wurde die Reise über die romantischen kleine Fischerorte Port des Barques und Saint Palais sur Mer nach Bordeaux, das mich stark überraschte. Die Mischung alter Bausubstanz mit modernen Elementen macht Bordeaux zu einem tollen Reiseziel.
Der absolute Höhepunkt war der Miroir d’Eau gegenüber des Place de la Bourse. Die Sonne kam auch hier immer wieder zwischen den wenigen Wolken hervor, was mir aber bei diesem Motiv wenig ausmachte, da sie mir im Rücken stand und somit die Gebäude des Place de la Bourse wunderschön beleuchtete.
Der Miroir d’Eau (übersetzt: „Wasserspiegel“) erstreckt sich auf einer Fläche von 3.450 m² und ist somit der momentan größte Wasserspiegel der Erde. Er wird von einem 2 cm hohen Wasserfilm gebildet, der auf Granitplatten von Pumpen aufgebaut wird, die das Wasser aus einem unterirdischen, 800 m³ fassenden Reservoir holen. Nach einer computergesteuerten Zeit werden elektrische Ventile geöffnet und das Wasser läuft wieder ab in den Untergrund, wo es wieder abgekühlt wird. Dann kann ein feiner Nebel entstehen, dessen Intensität abhängig ist von der Lufttemperatur.
Dieser Nebel tritt dann aus 900 Öffnungen aus. Er kann bis zu zwei Meter hoch aufsteigen, auch das abhängig von der Temperaturdifferenz zwischen dem Wasser und der Luft. Ein leichter Wind herrschte, der es dem feinen Nebel ermöglichte, höher in die Luft zu steigen und den Menschen, die augenscheinlich extra deshalb kamen, viel Freude bereitete. Die Luft war sehr warm, so dass das Wasser den Besuchern eine willkommene Abkühlung bot.
Zirka zwei Stunden verbrachte ich damit, auf den immer wiederkehrenden Nebel zu warten und die Personen beim Spaß in dem Dunst zu fotografieren. Auch hier galt es, einen tollen Moment zu erwischen und ich konzentrierte mich vor allem auf die Kinder, die sich im Nebel vor Freude fast überschlugen. Was für ein tolles Bauwerk.
Das nächste Ziel war Biarritz, im Süden der Französischen Republik. Biarritz ist ein sehr beliebtes Reiseziel für alle Franzosen und auch hier stand die Sonne fast wolkenlos hoch am Himmel, was das Fotografieren und das Erstellen von Langzeitbelichtungen stark erschwerte. Dazu kam eine unerwartete Hitzewelle, die den eigentlichen Beweggrund der Reise, das Fotografieren, zusätzlich behinderte.
Da ich drei Tage in Biarritz verbrachte, nahm ich mir vor, gerade morgens und abends auf die Pirsch zu gehen, da der Wetterbericht für die Tageszeiten herrlichstes Sommerwetter versprach. „Auch die Verzweiflung hat ihre Ekstase“ – dieses Zitat Victor Hugos schoss mir bei diesem Wetter immer wieder durch den Kopf. Ich wollte brauchbare Fotos produzieren, doch die Sonne war in diesen Tagen nicht meine Freundin.
Gerade morgens funktionierte das Fotosschießen jedoch sehr gut. Das Licht und der Dunst über dem Atlantischen Ozean bildeten eine tolle Kulisse, der man sich schwer widersetzen konnte.
Da es trotz fotountauglichen Wetters funktionierte und ein paar gute Aufnahmen erstellt wurden, beschloss ich, mich weiter gen Süden nach Spanien zu bewegen.
Von Spanien und wie es mich von dort nach Skandinavien verschlagen hat, erzähle ich Euch im zweiten Teil meines Reiseberichts.
Den Text habe ich noch nicht vollständig gelesen, die Bilder sind wunderschön. An dieser Stelle auch ein Kompliment und ein Dank an das Redaktionsteam, für die Mühe, die Liebe und die Vielzahl interessanter und abwechslungsreicher Artikel.
Wirklich sehr schöne, für mich perfekte Bilder.
Wie so oft hier auf kwerfeldrein eine tolle Inspiration.
Ich freue mich auf den Lebensabschnitt bei dem ich auch so viel Zeit haben werden für die Fotografie.
Grüße Dave
Sehr gelungene Fotos kombiniert mit einem einfachen – und meiner Ansicht deswegen wirkungsvollen – Text, der eine schöne Beschreibung der Situation vor Ort und ein miterleben ermöglicht.
Die Langzeitaufnahmen unterstreichen die Bildwirkung enorm, finde ich. Inspirierende Bilder – danke.
Ich bin großer Fan von deinen Bildern. Sie wirken auf mich so herrlich surreal. Von den Street-Nebel-Bildern bin ich immer noch total begeistert. Vor allem wenn man jetzt weiß wie sie entstanden sind. Ich kann mir auch gut vorstellen, wie du über die Sonne geflucht hast.:) But thats it. Man bekommt gerade in der Fotografie nicht immer alles was man will. Das macht es (für mich) so spannend…
Tolle Fotos!! Gewohnter Stil von dir. Aber mir gefallen gerade deinen beiden kurzen Belichtungen in dieser Serie am besten. Besonders vom „Miroir d’Eau“.
Bin auf Teil2 gespannt!
viele Grüße
Sehr schöne Motive, SW ganz nach meinem Geschmack, ein Josef Hoflehner und Michael Kenna hätten es nicht besser machen können.
Echte Augen-Magneten! Man fühlt förmlich die Detailliebe beim Erstellen der Bilder.
Vielen Dank
sagt Frank
Nach den Bildern der letzten Artikel, die mir nicht so gefallen haben, sind das mal wieder Bilder nach meinem Geschmack! Allesamt klasse! :o)
Ich bin begeistert – ein toller Bericht und die Fotos haben etwas Magisches an sich. Sie transportieren eine Stimmung und kein Bild – das finde ich sehr ansprechend. Als Betrachter scheinen alle Sinne angesprochen zu werden – man schmeckt förmlich das salz und man spürt die Sonne im Rücken. Toller Bericht – bin gespannt auf Teil 2.
Hach… genau auf solche Berichte warte ich täglich beim Klick auf kwerfeldein… mehr davon, so viel wie möglich! Danke, Ronny, für’s Mitnehmen auf Deine Reise!
Wirklich wunderschöne fotos!
Klasse Artikel… und die Fotos sowieso…
Welche tollen Bilder!!!
Ich bin begeistert. gerade die ersten Bilder sind unglaublich intensive Werke.
Ich bin fasziniert von den Bildern und besonders in Schwarz/Weiß wirken sie unglaublich…
ich freue mich schon auf den zweiten Teil.
Wow, ganz tolle Bilder! Das vorletzte ist mein Favorit.
Tolle Fotos, gut erzählt. Macht Lust auf die Atlantikküste. Bin schon gespannt auf Skandinavien !
Herzlichen Dank für die vielen tollen Komplimente! Freut mich sehr. :)
Beste Grüße zum Nikolaus, Ronny
Lieber Ronny!
Danke für die tolle REISE.Deine Bilder liebe ich sowieso,die Stimmung,die Emotionen,die Träume…die sie transportieren.
Aber mal „dabei zu sein“..mit dir auf Reisen…das war neu- und klasse.
Am Anfang musste ich direkt schmunzeln..
.“Das Wetter war perfekt.Dicke ,graue Wolken,die mich seit Paris begleiteten“ Wenn man deine Fotos kennt,dann weiss man natürlich ,warum dies für dich perfektes Wetter ist.
Lieben Gruß.
Cornelia
Schöne Fotos,
ich hab mich allerdings gefragt, wie man dazu kommt, quer durchs Land zu reisen? Also welche Lebensumstände dies ermöglichen? Einfach frei nehmen, sparen? ;-)
Ingo, das muss jeder selbst wissen und regeln können oder eben nicht. :) Ich habe das Glück, dass sich meine berufliche Seite wunderbar mit meiner privaten Seite deckt.
Wow, das ist ein Bericht nach meinem Geschmack!
Da freue ich mich schon sehr auf den nächsten Teil!
Die Bilder mit den beiden Brücken am Anfang finde ich einfach spitze, abe rauch die Fischerhütten sind echt stark geworden!
Echt Top!
Gruß
Oli
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