26. September 2012 Lesezeit: ~2 Minuten

Psyche

Die Wurzeln dieses Zyklus liegen in meiner Kindheit. Es war wie ein Déjà-vu, als ich vor einigen Jahren über einen Flohmarkt auf dem Lande schlenderte und an einem Stand eine Sammlung mit gerahmten Insekten fand. Ich fühlte die gleiche Faszination und Abgestoßenheit wie damals im väterlichen Arbeitszimmer eines Schulfreundes.

Diese Sammlung von Schönheit in kleinen Rahmen hinter Glas, so lebendig wirkend und doch tot, aufgespießt von einer kleinen schwarzen Nadel. Ich kaufte ein paar seiner gerahmten Schmetterlinge und über die nächsten Monate kamen noch einige dazu. Es war immer der gleiche Flohmarkt mit dem gleichen Stand. Nach Ablauf eines Jahres war seine Sammlung zu meiner geworden.

Schmetterling Anna

Sie hingen nun in meinem Studio an der Wand. Und langsam begann ich, Parallelen zwischen meiner Arbeit und der der Sammler und Präparatoren zu finden.

War meine Art der Fotografie nicht auch der immerwährende Versuch, Schönheit festzuhalten, sie dem Verfall durch die Zeit zu entziehen?

Ich begann, die Rahmen zu öffnen, die Nadeln aus den Schmetterlingskörpern zu ziehen, die Schmetterlinge auf schwarzen Samt zu legen und vorsichtig abzufotografieren. Jeden Flügel einzeln, denn bei naher Betrachtung fiel mir umso mehr auf, mit welcher Detailverliebtheit die Natur den Schmetterling ausgestattet hat.

Schmetterling TuAn

Mir kam die alte Sage von Amor und Psyche in den Sinn. Psyche, sagt man, soll so schön gewesen sein, dass selbst Venus eifersüchtig auf sie wurde und ebenda wurde die Idee geboren, meine schönsten Modelle „psychegleich“ mit Flügeln auszustatten.

Bis heute umfasst die Sammlung mehr als 100 „Psychen“, die meisten durfte ich im Archiv des Museums für Landeskunde in Hannover fotografieren. Die Aufnahmen der Modelle entstanden in den Jahren 2008 bis 2012 in meinem Studio.

Schmetterling Lea

Bislang wurde die Sammlung in vier verschiedenen Galerien in Hamburg, Hannover, Tommarp (Schweden) und Istanbul gezeigt. Dort hingen sie, meiner Kindheitserinnerung gleich, mit bis zu 30 Exemplaren an einer Wand; den Eindruck erweckend, sie seien wirklich einer Insektensammlung entsprungen, um dann bei näherer Betrachtung die menschlichen Körper zu offenbaren.

Galerie Holbein

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Entstehungszeitraum: 2008 – 2012
Formate: 30×30, 50×50, 100×100, 150×150 cm
Auflagen: 1/10 für die kleineren Motive, 1/5 für die beiden großen Formate
Technik: Canon EOS 5DII für die Körper, EOS 7D für die Flügel
Matrial: Prints auf Hahnemühle Baryta, Insekten-Nadeln und extratiefe Objektrahmen

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