Fotografieren im Regen
Ich erinnere mich noch ganz gut, vor fast zwei Jahren machten wir einen Kurztrip nach Rügen. Blauer Himmel und tolles Wetter, besser hätten wir es uns nicht wünschen können. Es gab auch reichlich gutes Licht zu Sonnenauf- und -untergang, so dass ich an unserem dritten und letzten Abend in Binz ganz entspannt auf dem Balkon sitzen konnte, als sich der Himmel eine Stunde vor Sonnenuntergang verdunkelte und es begann, in Strömen zu regnen.
Dann würde ich halt einmal einen Abend aufs Fotografieren verzichten. Besonders als es auch noch anfing, zu blitzen und zu donnern, verspürte ich keinen Drang mehr, mich in die Nähe des Wassers zu begeben.
Als ich aber nach einer halben Stunde Gewitter nach Westen blickte, sah ich einen schmalen, hellen Streifen am Horizont. Ich wusste sofort, dass ich doch noch meine Chance auf eine magischen Sonnenuntergang bekomme, wenn in ein paar Minuten die Sonne durch diese Lücke scheinen würde.
Ich schnappte mir meinen Kamerarucksack, mein Stativ und einen Regenschirm und machte mich auf den Weg in Richtung Strand. Blitz und Donner waren vorrüber und so hatte ich nur noch mit dem Regen zu kämpfen, als ich versuchte, meine Kamera auf dem Stativ zu befestigen und auszurichten, während ich in einer Hand den Regenschirm hielt.
Kaum zu beschreiben ist das Schauspiel, das sich mir an diesem Abend bot. Meine Fotos werden dem nur ansatzweise gerecht. Die Farben waren so intensiv wie ich es bisher selten erlebt habe.
Nach einer Stunde war ich komplett durchnässt, als ich zurück im Appartment war. Die Kamera hatte ich mit dem Schirm vorm Regen schützen können und den Rucksack mit einer Regenhülle. Doch es war nicht einfach gewesen, mit einer Hand das Stativ zu positionieren und die Kamera auszurichten. Da musste es doch eine bessere Möglichkeit geben.
Rainsleeve und Schirmhalter
Zunächst fand ich im Internet ganz nützliche Kameraüberzüge, um die Kamera im Regen trocken zu halten. Für mich die bessere Lösung im Vergleich zur oft genannten Badekappe.
Die Regenüberzüge benutze ich auch, wenn ich bei schönem Wetter am Meer fotografiere. Sie schützen die Kamera sowohl vor Salz in der Luft als auch vor der gelegentlichen Welle, die ich übersehe.
Trotzdem war das noch nicht die Lösung, die ich gesucht hatte. Meine Filter vorm Objektiv würden trotzdem noch nass werden. Ein dritter Arm wäre gut, um einen Regenschirm zu halten.
Und auch das gibt es. Befestigt am Stativ kann man einen beliebigen Regenschirm mit dem Regenschrimhalter anbringen und hat so beim Fotografieren im Regen zwei freie Hände.
In der Praxis
Schon oft war ich nun mit dieser Kombination im Regen auf Motivjagd. Letztes Jahr im Sommer war ich an einem verregneten Abend am Geroldsee, wo ich fast eine Stunde im Auto wartete, bis das Gewitter vorbeizog.
Kurz vor Sonnenuntergang war es dann soweit. Es regnete zwar noch sehr stark, doch das Licht, auf das ich gehofft hatte, begann schon, die Gipfel zum Glühen zu bringen. Alpenglühen ist etwas Magisches und wenn es dazu noch einen Regenbogen gibt, fühlt man sich als Fotograf wie im Schlaraffenland. Doch viel Zeit, um beides zu fotografieren blieb mir nicht. Es durfte nichts schief gehen.
Ich rannte ans Ufer des Sees, rammte mein Stativ in den Morast und befestigte meinen Regenschirm. Dann noch schnell die Kamera aufs Stativ und die Filter in den Halter gesteckt, ausgerichtet, fokussiert, Belichtungszeit eingestellt und abgedrückt.
Moment, einen wichtigen Schritt hätte ich fast vergessen: Vorm Auslösen den Regenschrim aus dem Halter nehmen und selbst halten, denn der Regenschirm ist ein guter Windfang und erhöht so die Vibrationen des Stativs. Für scharfe Fotos nehme ich den Schirm also im letzten Moment selbst in die Hand. Auslösen kann ich auch mit einer Hand.
Regen ist also kein Grund, nicht rauszugehen und zu fotografieren. Auch wenn das magische Licht ausbleibt, ist ein grauer, verregneter Tag ideal, um Wasserfälle zu fotografieren, im Wald auf Motivsuche zu gehen oder, wenn man am Meer ist, nach minimalistischen Kompositionen Ausschau zu halten.
Großartig! Ganz tolle Bilder die genau meinen Geschmack treffen. Ansonsten würd ich ja eher zu einer gut abgedichteten Kamera greifen (Pentax ;)), als dass ich da groß mit Schirmen rumhantiere – aber egal wie, hauptsache am Ende kommen solch tolle Bilder bei raus!
Abgedichtete Kamera ist sicher ein guter Anfang aber meinen Filtern ist damit auch nicht geholfen ;-)
wahnsinn, die bilder sind der absolute hammer. JA da hat es sich wirklich ausgezahlt, im regen zu fotografieren!!
„Regen ist also kein Grund, nicht rauszugehen und zu fotografieren.“
Dem kann ich nur zustimmen! Am bequemsten ist es natürlich, wenn man wetterfeste Kameras und Objektive hat.
sehr schöne fotos die du da geschossen hast. wäre ich nicht so sehr an die stadt gebunden würde ich vermutlich auch mal versuchen solche bilder zu fangen. danke für’s zeigen :)
Regen in der Stadt kann auch sehr interessant sein. Spiegelungen von den Lichtern, von Menschen in Pfützen, nasse Straßen…. Also Regenhülle über die Kamera und los ;-)
Genial, ich hoffe ich hab sowas dieses Wochenende auch ;)
Hat mir sehr weitergeholfen um solches Zubehör selber zu basteln. Danke für den Artikel!
…. und da sieht man mal wieder, dass Langzeitbelichtungen definitiv nichts sind, um Regenwetter zu zeigen oder darzustellen. Schöne Beispiele dafür, bedankt.
(ich ein, die Bilder sind stark, keine Frage. Aber sie zeigen eben nicht « Regenwetter » )
( war auch nicht meine Intention ;-) )
Wunderbare Aufnahmen hast du dank dieses einmaligen wetterglucks auf jedenfall, meine Regenbilder stammen alle aus dem Fenster. Es ist aber auch was schönes direkt nach dem Regen im Wald auf fotojagt zu gehen.
Die Loesung mit dem Schirm ist sicher gut wenn man mit Stativ arbeitet. Eine andere Alternative sind die Regenhuellen von Kata. Habe mit dem kleinsten Modell (E-690) sehr gute Erfahrungen gemacht. Der einzige Nachteil ist, dass man durch die Folie in den Sucher schauen muss.
Bei den Rainsleeved die ich oben vorstelle macht man ein kleines Loch in die Hülle und klemmt es dann hinter den Sucher. Einfach Gummierung ab, Hülle einklemmen und Gummierung wieder drann. Kannst du bei anderen hüllen auch machen
Schon klar. Aber wenn man ein Loch fuer eine Kamera macht, passt es evtl. nicht fuer eine andere. Daher nehm ich, zumindest erstmal, die Unannehmlichkeiten in Kauf.
Sehr schöne Bilder. Da sieht man’s mal wieder: Man muß einfach mal den inneren Schweinehund überwinden und losziehen… :o)
Wieder klasse Bilder von dir…:)
Wobei man sich im Notfall auch mit einer einfachen Tüte helfen kann und diese am Objektiv mit ein wenig Klebeband fixiert. Sieht nicht schön aus aber es hilft…;)
Aber die Lösung mit dem Schirm ist nicht schlecht, so haste beide Hände frei und noch genug Platz die Filter zu verwenden und auch einzustellen.
„Regen ist also kein Grund, nicht rauszugehen und zu fotografieren.“ Für mich und viele andere Fotografen, die gerne Dramatik haben, IST es sogar ein Grund, rauszugehen und zu fotografieren :)
Dein Tipp mit der Regenschirmabnahme unmittelbar vorm Auslösen ist einleuchtend. Wie gehst Du mit den Wassertröpfchen um? Trotz des Schirms wirbelt es den Regen rein und man bekommt die nervtötenden Wassertröpfchen auf den Filter und somit auch Flecken im Bild. Permanent mit einem Optiktuch nachzuputzen hilft auf Dauer auch nicht so richtig, denn irgendwann ist das Tuch zu feucht. Die Sucherkameras haben hier schon einen Vorteil, indem der Objektivdeckel nur für wenige Augenblicke direkt vorm Auslösen abgemacht werden kann. Also, wie machst Du das? Vielleicht haben auch andere Kwerfeldein-Leser mehr Tipps dazu?
VG
VT
Ich hab den Regenschirm während dem ganzen Einstellen und Ausrichten an der Kamere meist recht tief sitzen, um Tropfen auf den Filtern zu vermeiden. Aber ich bin auch viel am wischen, wenns windig ist, hab mehrere Tücher in der Tasche. Bei den Fotos oben unmittelbar nach dem Gewitter hatte ich das Glück, dass es wie in Fäden geregnet hat und es kaum noch Wind und Verwirblungen gab.
Zum wischen. Ich wische erst unmittelbar vor der Aufnahme und hab dann das Tuch bis zum Abdrücken vor den Filtern. Belieinstellung und Fokus muss man da dann aber manuell machen sonst gehts schief ;-)
Wieder ein schöner Bericht, der zeigt dass Ragen kein schlechtes Wetter ist!
Schon erstaunlich allerdings finde ich allerdings dann schon das Farbspiel das sich am Himmel ergibt.
Da ich ein großer Fan deiner Bilder, sowie deiner Beiträge hier und auf deiner Webseite bin, teile ich diesen Beitrag auf meiner Facebook Seite
http://www.facebook.com/MarcusBirkenfeldPhotography
um deine Erfahrungen auch dort weiter zu geben.
Würde mich freuen wenn du mal selbst vorbeischaust und einen Blick riskierst :)
VG
Marcus
Toller Bericht Michael und super Bilder!
Bei Regen habe ich mich bisher auch noch nicht rausgewagt, ok, ganz so spektakulär ist die Gegend bei mir hier auch nicht. :-)
Ich habe mir aber auch zwei Rainsleeve von OP/Tech für den Notfall gekauft. Wenn ich mal wieder am Meer fotografiere, werde ich diese bestimmt nutzen.
Danke für die Inspirationen!
Für den Schirmhalter braucht man eine Mittelsäule, oder?
Ja, sonst kannst du ihn nur an einem Bein anbringen und dann ist die ganze Konstruktion schief und du hast kaum Schutz
Unglaubliche Bilder! Ich bin beeindruckt! Die Mühe hat sich definitiv gelohnt… :)
Die Bilder sind atemberaubend, Punkt.
Liest man jedoch den Text nicht, würde man nicht vermuten, daß sie im Regen gemacht worden sind. Ich hab da andere Fotos erwartet, nicht diese vor Farbe und Licht strotzenden Meisterwerke. Hauke oben schrieb, daß liegt an der Langzeitbelichtung? Na, egal: die Bilder sind toll, auch wenn sie die „Botschaft Regen“ nicht transportieren. Ich selbst habe schöne Porträts bei trübem Regenwetter gemacht und festgestellt, daß die Farben einfach viel frischer sind als bei Sonne. Da mir die Regenhüllen nicht behagen, muss daher auf Dauer bei mir ’ne Pentax her.
Tut mir leid, ich mag weder die Farben, noch die lange Belichtungszeit, aber da schwimm ich wohl wieder gegen den (Main)stream.
Wieder tolle Bilder, die inspirieren. Der Artikel motiviert, auch bei trübem Wetter einen Schritt vor die Tür zu wagen. Es gibt halt doch nur schlechte Kleidung/Ausrüstung ;-)
Freue mich auf deinen nächsten Artikel!
VG
Tobias
Ein Traum, die Bilder sind grandios. Eben von einer tollen Insel.
Manchmal frage ich mich, ob ihr eure Storrys Sammelt und dann eine geile nach der anderen hier raushaut!
lg und ein schönes Osterwochenende.
Uwe
Danke für die Tipps,Regenschirmhalter und Schutzhülle,habe ich mir gleich mal in meinen Favoriten gesichert.Und wie immer von Dir tolle stimmungsvolle Bilder.
Klasse Bericht.
Genau diese Situationenn kenne ich aus meinem letzten Urlaub in Bali.
Die Reisterrassen standen fest auf meinem Plan. Doch es war Regenzeit und so fuhren wir auf unserm Tagestrip mit dem Taxi durch die megagrünen Reisfelder, leider im strömenden Regen, ein Ende war nicht in Sicht.
Ich bat meinen Taxifahrer hier zu halten.
Im Taxi hatte die sich immer im Rucksack befindliche Mülltüte über meine 40D gestülpt. Regenhülle über der Rucksack, Schirm in die eine und Staiv in die andere Hand.
So bin ich durch die Reisfelder gewatet und habe dann doch noch mit dem Schirm als Regenschutz der Kame und Filter, dafür mit einen klitschnassen T-Shirt meine Fotos von der Reisterrassen. Ich bin froh, es gemacht zu haben.
Denn durch das diffuse Licht war das Grün von unermesslicher Sättigung, ohne harte Kontraste.
Raik
Die Bilder sind gut. Ok.
Trotzdem: ich verstehe den Sinn eines solchen Artikels nicht!
Was soll mir das sagen? Dass ich heutzutage sogar im regen fotografieren kann? Das konnte ich und kann ich schon immer. Egal mit welcher Kamera. Sogar mit Lochkamera. Deswegen einen Artikel zu schreiben halte ich …. sagen wir mal nett: überflüssig.
Wenn ich dann aber Bilder sehe, die mir diese besondere Situation nahe bringen, mich mit fühlen lassen, was man draußen bei so einem Wetter erlebt und sieht und fühlt, dann macht das ganze wieder Sinn (so wie hier bspw.: http://kwerfeldein.de/index.php/2011/09/01/sommerregen-uber-karlsruhe/ )
Sehe ich auf diesenBildern hier aber leider nicht.
Auch, wenn Du oben schreibst „( war auch nicht meine Intention ;-) )“, … schade, denn DAS wäre es genau gewesen.
Der Sinn des Artikels wird doch klar, es geht um den Regenschutz der Kamera, für den Fall, dass diese (oder Zubehör) allein nicht regenfest ist.
Krass, ich hab selbst bei kleinen Spritzern meine Kamera gleich sicher irgendwo eingepackt. Würde nie auf die Idee kommen, bei Regen zu fotografieren, aber vielleicht sollte ich mal etwas riskieren. Danke für den tollen Artikel und die schönen Bilder.
schöne grüße
Hallo Michael, sehr schöner Artikel und sehr gute Fotos. Vor allem das zweite mit den Steinen im Vordergrund und dem glühenden Himmel gefällt mir am besten.
Der Regenschirm ist wohl nicht überall einsetzbar – wenn ich an meine letzte Reise nach Schottland denke, wo der Regen wegen des starken Windes nicht vertikal sondern horizontal herunter kam, dann denke ich, dass auch diese Methode versagt…
Aber ansonsten eine sehr gute Möglichkeit, die Kamera vor Regen zu schützen. Ich kenne diesen Regenschirmhalter – hatte aber bisher Abstand davon genommen, da er wohl nicht sehr stabil gebaut sein soll. Kannst Du dazu noch etwas sagen. Wie robust ist er im Praxiseinsatz?
Viele Grüße, Frank
Hallo Frank,
Danke dir! Klar bei horizontalem Regen wirds schwer mit dem Regenschirm, aber dann hat man ohnehin ein Problem. Aber es gibt genug Situationen wo er gut einsetzbar ist :-)
Der Halter kostet gerade mal 6 Euro, da darf man nicht zu viel erwarten -> Plastik. Aber er hält ausreichend. Bombenfest bekommt man ihn am Stativ nicht aber das will ich auch nicht. Mir reicht es wenn er nicht nach unten rutscht und der Schirm auch fest steckt. Das funktioniert gut.
Grüße
Blogartikel dazu: linkTime – April 2012 – #2 | linkTIME | bhoffmeier.de
Ich finde es auch sehr interessant bei Regen zu fotografieren. Besonder bei Gewitterstimmung oder beim Übergang der Wetterlage, kann man tolle Lichtstimmungen einfangen.Das Problem mit dem Nasswerden der Kamera war für mich auch immer das Problem. Die Idee mit dem Regenschirm am Stativ finde ich super. Danke für den Tipp. Wow die Fotos sind der Hammer. Gruß Marion