USA – Land unbegrenzten Wetters
In den Jahren 2009 bis 2011 reiste ich vier Mal in die USA, um die stärksten Gewitter der Erde sowie einige der schönsten Landschaften zu erleben und natürlich auch, um zu fotografieren. In diesem Artikel werde ich über meine Erfahrungen und Erlebnisse auf diesen Reisen berichten und einige Ergebnisse zeigen.
Eine Fotoreise, in deren Mittelpunkt die Wetterfotografie steht, ist ein besonderes Abenteuer. Man weiß morgens nie, wo man abends den Tag beendet. Meine Reiseroute ist vollständig vom Wetter abhängig. Jeden Morgen lege ich erneut fest, in welches Gebiet ich mich begebe, damit ich so nah wie möglich an interessante Wettermotive heran komme.
In der Regel läuft ein Tag im Leben eines Extremwetterfotografen wie folgt ab:
Der Wecker klingelt um 7 Uhr und nach einem kurzen Frühstück werden die Wettermodelle studiert.
Nachdem ich mich für ein Gebiet entschieden habe, in dem ich die höchste Gewitterwahrscheinlichkeit erwarte, werden die Koffer in das Auto geladen und die endlosen Highways des mittleren Westens haben mich wieder. Oftmals muss ich bis zu 400 Meilen fahren, bevor ich überhaupt die Gegend erreiche, in der an diesem Tag Gewitter zu erwarten sind.
Meist erreiche ich am frühen Nachmittag den Ort meiner Wahl. An einer der Tankstellen raste ich und warte auf die Dinge, die auf mich zukommen. Warten ist der Hauptbestandteil und zugleich auch der langweiligste Teil der Wetterfotografie. Manchmal sind die Prognosen fehlerhaft. Das bedeutet stundenlanges, erfolgloses Warten und anschließend die enttäuschte Fahrt in ein Motel.
Treffen die Prognosen aber zu, beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Natur. Viele Stunden werde ich hinter den Gewittern herfahren und versuchen, mit meinem meteorologischen Verständnis an die schönsten Seiten der Stürme zu kommen. Mal gelingt dies und mal auch nicht.
In den Great Plains ist das Straßennetz oftmals schlecht und verhindert das Erreichen eines Gewitterkomplexes oder man trifft eine falsche Entscheidung und verpasst dadurch die schönsten Motive. Aber wenn alles so funktioniert, wie man es sich am Morgen zurecht gelegt hat, dann wird man in den USA sehr oft Wolkenstrukturen und Lichtspiele sehen, wie ich es in zehn Jahren in Europa nur sehr selten erlebt habe.
Nach Einbruch der Dunkelheit richtet sich mein Blick nicht mehr auf die Wolken, sondern auf Blitze. Gewaltige stroboskopartige Blitze flackern noch bis tief in die Nacht am Himmel und nach 16 Stunden falle ich müde in irgendein Bett in der Prärie.
Unwetterlagen können in den USA mehrere Tage andauern und ziehen nur langsam nach Osten ab. Dadurch können schon mal in wenigen Tagen bis zu 4000 gefahrene Kilometer zusammen kommen und das oben Beschriebene wiederholt sich dabei. Das Faszinierende dabei ist, dass man nie weiß, was man vor die Linse bekommt. Gleichartige meteorologische Erscheinungen präsentieren sich niemals identisch.
Während meiner Tour durch die USA gibt es natürlich auch Schönwetterphasen. Eine Periode, in der keine Gewitter zu erwarten sind und ich mich meiner zweiten Leidenschaft widme: Der Landschaftsfotografie. Besonders habe ich dabei den Staat Utah mit seinen Schluchten- und Felslandschaften in mein Herz geschlossen. Die Landschaftsfotografie wirkt auf mich sehr entspannend und hilft mir beim Abschalten.
Besonders in Verbindung mit einer Wanderung spürt man den Bezug zur Natur viel deutlicher und die Motivvielfalt wird zudem erhöht. Anders verhält es sich in der Wetterfotografie. Die oft wechselnden und dynamischen Motive, teils unter schwersten Licht- und Witterungsbedingungen verlangen Kreativität und Schnelligkeit.
Die Kunst hierbei ist es, mit dem vorhandenen Vordergrund, den man sich aus Zeitgründen oft nicht aussuchen kann, und dem Phänomen am Himmel eine Einheit zu schaffen.
Die Nationalparks und State Parks im Südwesten der USA kann ich fast ausschließlich zum Fotografieren empfehlen. Besonders attraktiv ist der Valley of Fire State Park in Nevada nördlich von Las Vegas. Diese menschenleere Gegend zeichnet sich durch unzählige rote Sandsteinformationen, bunte Felsen und Natursteinbögen aus. Auch die Fire Wave, die der echten Wave ähnlich ist, befindet sich im Park. Diese Welle kann man ganz ohne Genehmigung besuchen – im Gegensatz zu ihrer berühmten Schwester.
Vor zwei Jahren bin ich auf eine Kamera mit Vollformatsensor umgestiegen. Seither begleitet mich eine Nikon D700, die ich als Outdoorkamera uneingeschränkt empfehlen kann, da ich mit ihr schon in nahezu jedem Klima fotografiert habe. Dabei funktionierte sie immer hervorragend. Bedingt durch die schwierigen Lichtverhältnisse und die oft fehlende Zeit, um ein Stativ aufzubauen, bildet die Kamera in Kombination mit dem Nikkor 14 – 24mm f/2.8 für mich ein unschlagbares Team in der Wetterfotografie.
Fast 75% meiner Bilder entstehen mit diesem Setup. Seltener kommt das Nikkor 24 – 120mm f/4 zum Einsatz. Der Chipsatz der D700 lässt höhere ISO-Werte fast ohne Rauschen zu, wodurch ich unter Zeitdruck trotzdem noch freihand fotografieren kann. Wenn die Situation es zulässt, verwende ich ein Stativ, Fernauslöser und die Spiegelvorauslösung, um das Motiv möglichst scharf abzulichten. Für die digitale Entwicklung nutze ich nahezu ausschließlich Lightroom.
Irgendwann geht auch die Schönwetterperiode zu Ende und ich befinde mich rasch wieder irgendwo in den weiten Ebenen östlich der Rocky Mountains und ein neuer Tag mit atemberaubenden Wettererscheinungen beginnt. Die letzten vier Reisen haben mich über 36.000km durch zwölf Bundesstaaten gebracht und meine Kamera ist um knapp 30.000 Auslösungen älter geworden.
Auch dieses Jahr im Mai geht es wieder in das Land der Superlative in der Hoffnung, dass das Wetter und die Landschaften des Landes wieder herrliche Motive zum Vorschein bringen werden.