kwerfeldein
17. Januar 2012 Lesezeit: ~7 Minuten

Ich wollte mal fragen, wie du deine Fotos bearbeitest.

Alle paar Wochen trudelt bei (sicher nicht nur) mir eine Nachricht von irgendeinem Menschen ein, der meine Fotos gesehen hat und daraufhin sich und auch mich fragt: Wie bearbeitest du deine Fotos? Ja, genau so allgemein. Warum ich dann mit ebenso schöner Regelmäßigkeit mit den Augen rolle, will ich hier etwas detaillierter ausrollen.

Vorweg kommt ein Disclaimer: Gegen berechtigte spezielle Fragen habe ich absolut nichts. Sowas wie: Hast du Blitzlicht oder einen Reflektor eingesetzt? Hast du Tipps für Hautretusche? Gibst du deinen Modellen Anweisungen? Immer her damit, ich wäre der letzte Mensch, der darauf nicht eine freundliche und oft auch ausführliche Antwort schreibt.

Ich frage mich, was für Antworten sich der Absender einer Frage, die so allgemein ist wie oben beschrieben, erhofft oder verspricht. Wenn jemand ein konkretes Bild nennt, kann ich noch anfangen, Rätsel zu raten, ob es einen speziellen Aspekt gibt, der dieses Bild von anderen unterscheidet, auf den derjenige vielleicht hinausmöchte. Die meisten fragen aber wirklich ganz allgemein. Oder hätten direkt gern mal ein Making-of meiner Bildbearbeitung.

Irgendwann habe ich mich auch mal an so einem Making-of mit Beispielbild versucht. Ich dachte, wenn ich versuche, die Entstehung eines Bildes nachzuvollziehen und verallgemeinert aufzuschreiben, sehe ich vielleicht selbst das Kochrezept für meine Bilder. Das hat natürlich nicht funktioniert, genauso wenig wie ich die Bearbeitung eines Fotos auf ein Foto aus einer völlig anderen Session anwenden kann. Im besten Fall ist das nur ein guter Ausgangspunkt.

Ich sehe insbesondere einen großen Unterschied zwischen so einer Schritt-für-Schritt-Dokumentation und einem Tutorial, das eine Technik oder ein allgemeines Vorgehen erklärt, das sich angepasst immer wieder anwenden lässt. So etwas wie mit Ebenenmodi und Masken mehrere Belichtungen ineinander verblenden – da lernt man ein Puzzlestück, das man bei Bedarf in seine eigene Arbeitsweise einfügen kann.

Vielleicht setze ich zu viel voraus, wenn ich voraussetze, dass Betrachter bei meinen Bildern erkennen, dass es sich selten um technische Tricks oder Bildkompositionen handelt. Sondern, dass ich einfach nur ein Foto gemacht und hinterher mit den einfachsten Mitteln, die fast jedes simple Bildbearbeitungsprogramm und jeder Raw-Konverter an Board hat, die Bildstimmung unterstützt habe: Helligkeit/Belichtung, Sättigung, Kontrast, Farbtemperatur, Gradationskurven.

Das kann daher rühren, dass ich selbst die Arbeiten anderer aus meiner Perspektive als Autodidakt sehe. Ich habe die Effekte der einzelnen angebotenen Funktionen erlernt, indem ich an den Reglern gedreht und die Veränderung im Bild betrachtet habe – eine sehr natürliche und vor allem intuitive, angeborene Art, zu lernen. Dazu kommt meine eigene Wahrnehmungserfahrung, also wie die Menschen und die Natur um mich herum durch meine Augen und auf unbearbeiteten Fotos für gewöhnlich aussehen. Dadurch kann ich mir den Großteil der Bearbeitung eines Bildes selbst zusammenreimen.

Daher möchte ich an dieser Stelle einen ersten Appell an Euch richten:

Experimentiert mehr, anstatt nachzufragen. Das meine ich im Sinne von: Schaut Euch die Bilder der anderen an (macht Ihr ja sowieso), analysiert sie mit Eurem Blick.

Fragt Euch: Wirkt das Bild insgesamt kalt oder warm, hell oder dunkel? Gibt es dominierende Farbtöne? Sind diese Farben wahrscheinlich natürlich (Haut, Pflanzen, Himmel, bekannte Materialien und Gegenstände) oder unnatürlich? Wirkt die Lichtstimmung natürlich oder künstlich? Passen die Farben, Kontraste und die Sättigung der Objekte zu dieser Farbstimmung? Haben einzelne Bildbestandteile oder die Lichter/Mitteltöne/Tiefen besondere oder abweichende Farbtöne?

Natürlich kann man stundenlang an einem Foto zugange sein und ewig Feinarbeit an den Details leisten. Aber der erste Eindruck, das grundlegende Gefühl, die Stimmung, die Euch beim Betrachten eines Fotos packt, wird höchstwahrscheinlich mit den oben genannten einfachen Mitteln erzielt worden sein. Daher lohnt es sich, andere Bilder länger zu betrachten und der Wirkung, die sie auf Euch haben, genauer nachzuspüren. Und diese dann mit der Analyse der sichtbaren Nachbearbeitung im Bild zu vergleichen.

Die Erkenntnisse, die Ihr gewinnt, indem Ihr die Farbgestaltung eines fremden Bildes analysiert und mit den Erkenntnissen über die Effekte des Bildes in Euch abgleicht, bleiben erstens tausend Mal besser bei Euch hängen, als wenn Ihr ein Buch über Farbenlehre lest. Und zweitens könnt Ihr sie besser selbst auf ein Bild anwenden, wenn ihr die passende Dosis jeweils selbst finden müsst, anstatt einen Wert aus einer Anleitung in Euer Programm einzutippen oder ein Preset zu laden.

Es gibt Arten von Nachbearbeitung, die mögen unter „Manipulation“ in dem Sinne fallen, dass sie im besten Fall nicht als solche zu erkennen sein sollen. Diese sind aber gar nicht mein Thema. Mir geht es um die Art der Nachbearbeitung, die nicht versteckt, sondern ganz offen und sichtbar ist. Weil sie es sein muss, damit sie beim Betrachter den Effekt auslöst, den der Fotograf bzw. Bildbearbeiter erzielen möchte.

Natürlich muss sie dafür richtig dosiert sein. Nur die richtige Dosis sorgt dafür, dass wir im allerersten Moment glauben, den Nachbearbeitungs-Trick, der auf uns wirkt, nicht sehen zu können und deshalb nachfragen müssen. Wenn zu viel Rot im Bild ist, ist der Effekt überdosiert, wirkt nicht und fällt negativ auf. Darum nimmt man ihn sofort als solchen wahr.

~

Zumindest für mich wird das Nachbearbeitungspferd falsch herum aufgesattelt, wenn man mich fragt, wie ich etwas bearbeitet habe. Insbesondere dann, wenn ich davon ausgehen kann, dass derjenige sich eine Anleitung wünscht, die er wie ein Kochrezept einfach auf seine eigenen Fotos anwenden kann, damit seine Fotos „so“ aussehen wie meine. Ein Foto spiegelt immer auch etwas aus dem Inneren des Fotografen wider. Die Farbbearbeitung kann das ebenfalls und rundet so das Endprodukt ab.

Daher kommt hier der zweite Appell:

Experimentiert mehr, anstatt nachzufragen. Im Sinne von: Fragt Euch selbst, welche Stimmung Ihr mit einem konkreten Foto, einer Serie oder auch Eurer Fotografie als Gesamtwerk transportieren wollt.

Die Frage geht natürlich Hand in Hand mit der Frage nach persönlichen Themen und dem eigenen Stil. Aber anhand eines bereits gemachten Fotos ist es einfacher, herauszufinden, welche Stimmung das Foto schon hat und in welche Richtung Ihr sie stärker lenken möchtet. In ein Foto sind ja Euer bisher entwickelter Stil und die unterbewusst von Euch bearbeiteten Themen bereits eingeflossen. Die Antwort kann auch ein diffuses Bauchgefühl sein, dem Ihr bei der Bearbeitung folgt.

Indem man diese Frage für sich beantwortet, kann man sie durch Nachbearbeitung auch im Bild selbst für den Betrachter beantworten. Zur Umsetzung kann eine gute Portion Farbenlehre und ähnliches nicht schaden, man muss aber nicht immer so fürchterlich verkopft sein. Man kann sich für’s Erste fragen, ob das Bild einem so oder doch eher so besser gefällt, während man an einem Regler dreht oder an einer Kurve zieht. Das richtige Maß stellt sich dann mit der Zeit schon noch ein.

Also weniger recherchieren, lesen, planen und nachdenken, sondern einfach auch mal selbst machen. Aber diese Predigt ist ja nicht neu. Ich lege sie Euch nur noch einmal ans Herz, auf dass Ihr sie mit dem Blick auf die Nachbearbeitung neu betrachtet. Bevor Ihr nachfragt.

42 Kommentare

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  1. Das ist eine lange und sehr richtige Predigt geworden. Eigentlich ruft sie nur zu einer Selbstverständlichkeit auf: Sehen lernen und nachdenken und ausprobieren. Das ist der Weg zum eigenen Stil. Nachmachen kann in Grenzen jeder, aber das duerfte auf Dauer kaum befriedigend sein.

  2. Dieser Artikel erinnert mich ein wenig an einen etwas älteren Artikel hier auf Kwerfeldein. „Du hast aber eine schöne Kamera, mit der macht man bestimmt gute Fotos“ bzw. „Du hast aber eine tolle Pfanne, mit der kann man bestimmt gut kochen.“ ( Ich habe den Artikel leider nicht gefunden)
    Nunja, ich höre Oft dinge wie, schönes Bild WIE und mit welchem Programm hast du das bearbeitet…und viele Leute denken, oder behaupten schöne Fotos sind nur schön, weil man ein gutes Bearbeitungsprogramm hat. Nunja, solche dinge kränken mich ein wenig, wenn ich einen Tag lang im Matsch herumgerollt bin, um eine gute perspektive zu finden und dann dass, das einzige ist was die Leute sagen.

    Mir ist bewusst, dass ich nicht ganz das Thema des Artikels getroffen habe, aber ich musste das loswerden und vielleicht eine andere Meinung dazu hören..

    • Das mit dem Kochen und guten Pfannen ist eigentlich ein gern zitierter Dialog zwischen Helmut Newton und dem Koch in einem Restaurant.
      Der Koch: „Ihre Fotos gefallen mir, Sie haben bestimmt eine gute Kamera.“
      Newton nach dem Essen: „Das Essen war vorzüglich – Sie haben bestimmt gute Töpfe.“
      Ich finde im übrigen (da ich koche und fotografiere), dass sowohl gute Kameras als auch Töpfe für gute Ergebnisse sehr wichtig sind. Ja genauso wie Bildbearbeitung nicht ausreichend dennoch wichtig.

      VG
      VT

  3. Mich interessiert eigentlich nie, WIE ein Bild bearbeitet wurde, da ich a) meist gar nicht das selbe Programm besitze und b) ich es lieber selbst herausfinden will.
    Aber ab und zu würde mich der Vorher-Nachher-Vergleich schon sehr interessieren, um zu sehen, was der Sensor eingefangen hat und was die Bearbeitung gemacht hat.

    • Ernüchterung! Ein Zauberer, der seine Tricks verrät? Illusionen zerstören? Nein danke!
      Ein guter Fotograf weiss was er will, was nicht passt wird aussortiert und das beste Foto aufgepeppt und veröffentlicht.
      Lass sie fragen und schwiege ;)

      • Hi ste7613,
        dann hast du mich falsch verstanden.
        Ich will gar keine Schritt-Für-Schritt-Anleitung.
        Um bei deinem Zauberer-Vergleich zu bleiben:
        Ich will neben dem Hasen (Ergebnis) auch den leeren Zylinder (Ausgangssituation) sehen.
        Wie der Hase da rauskommt ist mir egal!

        Gruß

  4. Hallo Aileen!
    Ich kann dein Augenrollen gut nachvollziehen :)

    Mich interessiert bei Bildern die mich sehr beeindrucken auch oft wie es entstanden ist und bearbeitet wurde. Wenn man selbst nicht dabei war, kann man sich nur schwer in die Situation hineinversetzen. Lassen wir mal die Bildentstehung aussen vor und sprechen wie in deinem Beitrag nur über die Bearbeitung. Ich finde es recht interessant mal ein Vorher- Nachher- Bild zu sehen. Dann kann ich mich schon eher hineinversetzen und die Bearbeitungsschritte erahnen.

    Es stimmt ja, mit den einfachen Mitteln im – sagen wir mal – RAW Konverter kann man ein Bild und die Bildstimmung durch einfaches Regler verschieben enorm beeinflussen.

    Zeigt weiter schöne Bilder und vielleicht auch mal ein Voherbild dazu :)

    LG Christina

      • Hi Aileen,
        Fotografen mit einer gewissen Erfahrung können das sicher.
        Und bei ganz offensichtlichen Bearbeitungen können auch Hobby-Fotografen es erahnen.
        Aber gerade solche feinen Justierungen an den Reglern kann ein durchschnittliches Bild oft in ein sehr gutes verwandeln, ohne dass die Bearbeitung für den Normalbürger offensichtlich ist.
        Dafür wäre ein Vorher-Nachher-Vergleich mal ganz interessant.

  5. Ich kann die Anfragen (noch) nachvollziehen, da bei mir der absolute Anfängerstatus, vor allem hinsichtlich Nachbearbeitung bzw. ich spreche hier lieber von Entwicklung eines Fotos, noch nicht so lange vorbei ist.

    So saß ich damals auch oft vor dem Bildschirm und habe erst rumgerätselt, wo man z. B. solch tolle Farben in der realen Welt findet und später, wie um alles in der Welt, diese Leute die Fotos so toll entwickeln können und gedacht, ich brauche dafür mindestens ein Diplom in Adobe Photoshop oder muss mich in Hogwarts anmelden ;)

    Mit dem Wechsel auf RAW und den ersten Versuchen mit dem mitgelieferten RAW-Programm bzw. später mit dem Wechsel zu anderer Software hat sich das Ganze gegeben und nun gehe ich eher vor, wie in dem Artikel oben beschrieben…wenn ein Bild oder ein Aspekt davon mir gefällt, versuche ich nachzuvollziehen bzw. herumzuexperimentieren, wie man zu solchen Ergebnissen kommt. Dann fließt vielleicht die ein oder andere, neue Erkenntnis in eines meiner Bilder mit ein oder auch nicht, weil es doch nicht so auf meine Bilder passt.

    Schon klar, dass solche Anfragen nerven, vor allem, wenn man viele davon bekommt, aber ich denke, für die meisten ist es am Anfang schwer, zu verstehen, dass es für die Bildbearbeitung keine fest definierten Abläufe und Regeln gibt.

  6. Ich finde im digitalen Zeitalter machen es sich viele Menschen sehr sehr leicht. Ich habe analog angefangen zu fotografieren und habe tagelang in der Dunkelkammer Blatt für Blatt Papier vergeudet bis ich es endlich mal raus hatte. Das alles hat man in einem Bildbearbeitungsprogramm ja gar nicht. Außer dem Zeitaufwand hat man nichts zu verlieren. Aber es ist ja so einfach eine Mail zu schreiben und mal nachzufragen, bevor man selbst nachdenkt. Wenn man sich dann wirklich hin setzt und solch eine Anfrage beantwortet, kommt sogar im seltensten Fall eine Antwort zurück! Ich kann das einfach nicht nachvollziehen. Haben die Menschen heute keinen eigenen Grips mehr?? Wir haben mal eine Anfrage bekommen, ob wir auch Praktika anbieten. Ich habe dann erklärt warum wir das nicht machen, dass es doch aber in Berlin so wahnsinnig viele Fotografen gibt und da mit Sicherheit welche dabei wären, die sich über eine Assistenz freuen würden. Zurück kam lediglich die Frage, welche das denn wären?! Da frage ich mich, ob man das bei nem Bewerbungsgespräch heut zu tage auch so macht, wenn man nicht genommen wird. Weils so einfach ist, direkt mal fragen, wo man sich sonst noch so bewerben könnte.
    Informationen sind doch heute nichts mehr wert weil sie überall jeder zeit verfügbar sind.
    Man selbst hat sich sein Wissen doch auch hart erarbeitet, dann wird aber erwartet, dass man es jedem, jeder Zeit weiter gibt, ohne dass er mehr tun muss, als die absenden Taste zu drücken. Am besten gleichzeitig noch an 10 verschiedene Fotografen, damit man sich die beste Antwort aussuchen kann.
    So, bevor ich mich noch weiter aufrege und eigentlich vom Thema abschweife, belasse ich es lieber mal dabei :D

    • Hallo Aileen, Hallo Susann,

      goldrichtig!

      Doch manchmal übertreiben die „Großen“ dieser Welt mit ihrer „Pädagogik“. Manchmal sitzt man als ein absoluter Anfänger bloß da, der an einer Stelle nun mal mit sämtlichen kognitiv-analytischen Anstrengungen einfach nicht weiter kommt, und wird von allen nur zurückgewiesen. Man findet heutzutage eben nicht jede Information und das, was man findet, ist Qualitativ immer schlechter. Die Situation im WWW kennen wir ja alle. So z.B. habe ich mich im letzten Jahr für Cyanos interessiert. Ja es gibt Infos und sogar reichlich im Internet, doch die sind zum größten Teil pauschal und praxisfremd. So gibt es Rezepte für Tonungen, was man dafür anwendet, aber wie und wann – davon kein Wort. Nach eineigen misslungenen Ergebnissen habe ich keine Lust mehr gehabt das teuere Papier zu verschwenden. Und auf meine Fragerei in diversen Foren: „Wie habt ihr das gemacht?“, bekam ich eben nicht selten so geladene Antworten: „Finde es doch selbst heraus. Experimentier mal. Wir kamen an unseren Wissen auch selbst.“ Freilich könnte ich Geld und Zeit für unzählige Versuche weiter verschwenden, hätte mir vielleicht auch Spaß gemacht. Aber wenn jemand das schon rausgefunden hat, wozu das Rad zweimal erfinden? Ich wollte nur sagen, dass solche pauschale Fragen nicht immer aus Bosheit oder absoluten Dummheit kommen, manchmal steht man eben auf dem Schlauch und kommt ohne kleinen Schubs nicht weiter. Und solche Tipps wie: „Experimentier doch selbst! Analysiere selbst…“ usw. helfen dabei echt wenig, denn ein vernünftiger Hilfesuchender hat das vermutlich schon längst gemacht.

      VG
      VT

      • Hey Victor, wenn du selbst schon experimentiert hast, kannst du ja deine bisherigen Erkenntnisse und deine Probleme bzw. Fragen genauer schildern. Auf so einer Basis werden die meisten gleich viel eher bereit sein, dir weiter zu helfen. Während man bei einer allgemeinen Frage eben nicht weiß, wo genau es bei dir hängt. Man müsste also den ganzen Prozess von vorn bis hinten beschreiben, das ist ja eine Menge Arbeit. Und wie Susann schon schrieb, oft kommt dann leider nicht einmal ein müdes Danke zurück. Daher bringt eine konkrete Frage beide weiter: Fragenden und Antwortenden.

  7. … ich denke, dass unwillkürlich in der Kategorie „richtig & falsch“ gedacht wird und ich mich z. B. oft dabei ertappt habe nach dem „richtigen“ Programm, der „richtigen“ Farbe, der „richtigen“ Perspektive zu suchen weil ich angenommen habe, dass mit dem „richtigen“ Programm auch meine Bilder „richtig“ werden…

    Nur… so ist es ist halt nicht.

    • Hallo Ralph, das stimmt, diese Beobachtung habe ich auch schon oft gemacht. Das geht noch weiter über das Thema meines Artikels hinaus, ist aber auch ein wichtiger Punkt, den du da ansprichst: Oft hat sich im Mail-Dialog mit Fragenden schnell herausgestellt, dass da jemand fürchterlich verkrampft ist, um nichts „falsch“ und ja alles „richtig“ zu machen, anstatt locker zu bleiben und etwas auszuprobieren. Vielleicht auch ein Phänomen meiner Generation, die sich oft auch im Lebenslauf keine Experimente erlaubt und immer darauf bedacht ist, alles „richtig“ zu machen? ;)

  8. also ich finde solche fragen gar nicht mal unberechtigt. jeder hat mal mit der fotografie und/oder bildbearbeitung angefangen und eine erklärung, was man alles gemacht/verändert hat oder ein tutorial, sind manchmal durchaus hilfreich. bei vielen bearbeiteten fotos, die man so im internet sieht, hat man mit filtern gearbeitet (z. bsp. graufilter/grauverlaufsfilter in kombination mit einem polfilter) oder man hat den effekt/die farben mit einem oder mehreren nik efex pro filtern oder per DxO film pack hinzugefügt. so etwas in einem bildbearbeitungsprogramm „nachzubauen“, ist gerade für anfänger, äußerst schwierig,

  9. Unter keinen Umständen wird hier zu hart ins Gericht gegangen! Ich hätte es mir niemals angemaßt von Menschen per Knopfdruck zu verlangen sich die Zeit zu nehmen und mir alles ausführlich zu erklären. Denn genau das tut man mit so einer banalen Frage! Wenn, dann sollte man mit einer spezifischeren Frage schon zeigen, dass man sich vorher ein paar Gedanken gemacht hat. Und das ganze Dilemma bei der Sache ist, wie ja im Artikel angesprochen, dass die Antwort dem Fragenden nicht helfen wird, denn es geht beim Bearbeiten ja meistens um die „Dosis“. Um da die Richtige zu verwenden, kann man nur durch Erfahrung lernen. Insofern hilft dieser Artikel jedem Fragenden mehr, als jede Antwort zum Thema Photoshop.

  10. Ich glaub das in naher Zukunft fast jeder, der sich für Fotografie ernsthaft interessiert seine Bilder vernüftig bearbeiten kann, und ein bischen von dem Zauber und Magie der „Frage wie ist das Bild wohl bearbeitet“ verflogen sein wird.

    Für mich ist Bildbearbeitung auch weniger Kunst sondern mehr Handwerk. Eigentlich alle professionellen Bildbearbeiter und Fotografen die ich kenne, arbeiten mit bestimmten Techniken (keine Filter), um eine bestimmte Ästetik zu erreichen. Künstlerische bzw. kreative Prozesse kommen dabei selten vor. Ausnahmen sind z.B. Composings!

    Viele von diesen Techniken kann man im Internet nachlesen, sich auf DVD anschauen, und lernt Sie in Workshops. Oder man versucht durch selber rumexperimentieren neue Sachen zu lernen, was viel Zeit und Nerven kostet aber auch sehr erleuchtend sein kann!

  11. Hallo Aileen,

    du bist hier bei kwerfeldein und auch „außerhalb“ vielen Leuten bekannt und ich denke die meisten, die sich von deinen Bildern inspirieren lassen, werden selbst versuchen ihren Stil zu finden. Vielleicht ist es eher ein statistisches Problem, es sind so viele Leute die die Bilder sehen und einfach diese Frage stellen ohne darüber nachzudenken. Die Bilder sind schnell gefunden, die Mail schnell abgeschickt. Dass das nervt, kann ich gut verstehen!

    Andererseits ist es schon eine kleine Predigt und Abledern über diese Art von Anfragen und diese Menschen. Die Energie, die du verwendest um diese lange „Predigt“ zu schreiben kannst du auch in einen Artikel stecken, der inspiriert. Und zwar nicht um sich über ähnliche Fälle aufzuregen, sondern den eigenen Horizont zu erweitern, eigenen Stil zu finden usw. ;-).

    Viele Grüße
    Sergej

    • Hey Sergej, ich sehe das wie du: Nur meckern ist verschwendete Energie. Deshalb besteht der Artikel ja in weiten Teilen aus Ideen, wie man seinen Horizont erweitern kann, indem man die Fotos anderer Fotografen analysiert und sich verstärkt damit auseinander setzt, was man mit seinen eigenen Fotos erreichen möchte und so seinen Stil weiterentwickelt.

  12. Hallo,
    danke für diesen tollen Beitrag!

    Ich musste dabei gleich an ein sehr empfehlenswertes Buch von einem tollen Autoren denken:

    David duChemin: Vision and Voice: Refining your Vision in Adobe Photoshop Lightroom

    Auch wenn sich dieses Buch konkret mit Lightroom beschäftigt, so bringt es dennoch die Aussage sehr gut rüber, dass man auch bei der Bildbearbeitung seinen eigenen Stil entwickeln sollte und wie man das schafft.

    Viele Grüße,
    Wolfgang

  13. Ich kann den Artikel nachvollziehen, den Fragesteller allerdings auch.

    Photoshop ist ein sehr mächtiges Instrument und von einem Anfänger ist es nicht zu erwarten, dass er durch eine Bildanalyse zu den richtigen Schritten kommt. Viel zu oft wird mit plug ins gearbeitet (nik colour efex und wie sie alle heißen) deren Ergebnisse in Photoshop schon ein paar spannende Kombinationen erfordern.

    Es ist aufgrund oft fehlender Exifdaten auch für viele nicht ersichtlich, ob die Tiefenschärfe das Ergebniss einer offenen Blende oder wie mittlerweile oft gesehen, das Ergebnis von „Tiefenschärfe abmildern“ ist.
    Recht gebe ich dem Autor mit dem Tipp zu experimentieren, aber ich würde schreiben „Experimentiert & Recherchiert“. Die Quellen im Internet mit Tutorials sind wirklich reichlich und großartig . Um eine Technik zu erlernen sollte man ruhig fragen und anschließend experimentieren.

    Bogi

  14. Ich habe jetzt keinen anderen Kommentar zu Deinem Text gelesen. Daher besteht die Gefahr, dass ich etwas schon Geschriebenes wiederhole. Doch als ich Deinen Artikel gelesen habe, ist mir durch Inhalt und Art des Schreibens sowie in Bezug auf Deinen „auf Fremde zugehen“-Artikel folgender Eindruck entstanden: Du bist ein Gefühlsmensch (in der Fotografie). Das sagt Dein jetziger Artikel vom ersten bis zum letzten Wort. Menschen, die Dir allgemeine Fragen zur Bearbeitung stellen, um ein Kochrezept zu bekommen, sind Kopf- oder Sachmenschen. Das ist keine Wertung, sondern eine Typenunterscheidung. Beide Typenarten sind gegensätzlich. Wärst Du ebenso ein Sachmensch, würdest Du wahrscheinlich sehr gerne diese Kochrezepte verfassen, weil sie „Berechnung“ und „Reproduzierbarkeit“ versprechen und Sachmenschen u.a. darauf Wert legen.

    Ich befasse mich beruflich sehr stark mit sowas und deshalb sage ich das hier. Ich selbst habe mit Sachmenschen eher meine Schwierigkeiten, weil es Ihnen aus meiner Sicht (subjektiv) zuviel um die Technik als Selbstzweck als um die (erzählerische) Bildwirkung eines Fotos geht. Aber Sachmenschen selbst werden das nicht so sehen.

    Da ich selbst „Gefühlsmensch“ bin, stimme ich Dir inhaltlich aber voll zu. Aus meiner subjektiven Sicht eben… :-)

    • Hallo Jörg. Hmmm, ich finde es schwierig, mich komplett als „Gefühlsmensch“ oder als „Sachmensch“ einzuordnen. Ich habe je nach Thema auch Spaß daran, Dinge zu sortieren, Anleitungen zu verfassen und etwas bis ins Detail auszutüfteln, um es reproduzierbar zu machen. Es mag auch Fotogenres und Gelegenheiten geben, bei denen man das anwenden kann. Zum Beispiel gibt es sicherlich „Kochrezepte“, um im Studio immer die gleiche Lichtsituation zu haben. Aber zu den Portraits, die ich mache und auf die sich die Fragen beziehen, passt das einfach nicht. Das habe ich ja (wie geschrieben) selbst schon festgestellt: Die Farbbearbeitung, die bei einem Foto passend ist, kann ich nicht auf ein anderes Foto (aus einer anderen Serie, anderen Lichtsituation etc.) anwenden, es passt einfach nicht. Ich würde also eher sagen, dass es „Gefühlsfotografie“ und „Sachfotografie“ gibt. ;)

      • Hallo Aileen,

        diese Einordnung in Menschentypen ist eine sehr grundsätzliche und nicht individuelle. Und es sind Grundtypen, d.h. 100% so. Aber niemand von uns ist 100% so, sondern eine Mischung aus ganz vielen Eigenschaften. Falls Dich die Herkunft dieses Modells interessiert, google mal nach C.G. Jung. Ich habe ja auch geschrieben dass ich Dich in der Fotografie als Gefühlsmensch sehe, also = Gefühlsfotografie. :-)

        Da ich meine, dass jeder Mensch in der Fotografie eine eigene Interpretation/Sichtweise des gleichen Gebiets hat (Einfluss der Persönlichkeit in die Fotografie), wird es immer Leute geben, die eher sachlicher fotografieren und andere, die eher gefühlsmäßiger fotografieren. Es gibt auch sehr sachliche Portraits, die fast mathematisch aufgenommen sind. Ich habe mit so jemand neulich gearbeitet und wir haben viel voneinander gelernt und so Bilder gemacht, die wir nur zusammen so hinbekommen haben. Das ist dass der schöne Effekt, wenn man eine gegensätzliche Art hat zu fotografieren und offen ist für die Inspiration durch die Gegenseite :-).

  15. Habe den Artikel nur schnell uberflogen, aber da hats ja nichtmal ein Video drin. Lieferst du das noch nach, damit ich sehe wie du das machts ohne mir den ganzen Text durchlesen zu müssen?

    Dieser Kommentar juckte mich im Finger und musste einfach raus. Er ist mit einem Augenzwinkern zu lesen. ;)

  16. Eine kleine Anmerkung:

    Neben dem spielerischen Experimentieren ist für mich aus da Lesen von Blogs und Büchern ganz wichtig.

    So lese ich im Moment „Vision & Voice“. Das Buch erwähne ich deswegen, weil es keine einfachen Rezepte im Bereich der RAW-Entwicklung anbietet, sondern ähnlich wie im Artikel zunächst fragt „Was will ich“ und dann erst versucht „Wie drücke ich das aus“ zu beantworten.

    Meiner Meinung braucht es eben Wissen, Praxis und dann auch Hinterfragen. Aber wahrscheinlich gilt das nicht nur für die Fotografie :-)

  17. Ich denke der Dreh- und Angelpunkt ist, dass heutige DSLRs darauf getrimmt sind eine möglichst authentische Farbwiedergabe zu erzielen. D.h. im Grunde genommen (lässt man Rauschverhalten, Auflösung etc. mal außen vor) sieht alles Rohmaterial gleich aus. In analogen Zeiten konnte man allein durch Wahl des Equipments (z.B. des eingelegten Films) den Bildlook maßgeblich bestimmen. Heute muss das in der Bearbeitung erfolgen. D.h. die Bearbeitung ist zu einem der zentralen Bestandteile der eigenen Stilbildung geworden.

    Wer einen eigenen, markanten Stil möchte (der eben mittlerweile u.a. maßgeblich durch Post definiert wird), fragt nicht wie jemand anderes seine Bilder bearbeitet hat. Einfach deshalb weil es keine Rolle spielt. Die Leute, die einen charakteristischen Look in ihren Arbeiten haben, haben viele, viele Stunden damit verbracht Farbharmonien und Kontraste einschätzen zu lernen, ihr Auge geschult minimale Farbnuancen und Kontrastabstufungen wahrnehmen zu können.

    Mal ganz davon abgesehen, dass sich die Frage nach dem eigenen Workflow oft nicht mal in einem 2-3 seitigen Aufsatz erklären ließe, weil es einfach zum einen teils sehr komplex ist, zum anderen dahinter oft ein sehr chaotischer und intuitiver Workflow steckt. Manchmal weiß man selbst nicht wie man zu dem jeweiligen Ergebnis gekommen ist.

    Ungeachtet dessen:
    Warum Fotografen, die durch ihren eigenen und unverwechselbaren Look Aufträge akquierien und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, nicht immer die größte Lust haben, ihre Tricks, die sie sich über Jahre hinweg erarbeitet haben, preisgeben möchten, finde ich nicht weiter verwunderlich. Der Wettbewerb am Markt ist so oder so schon scharf genug und das Internet bietet mehr als genügend Quellen um zu lernen. Tutorials sind zum Erlernen der Tools da und nicht zur eingen Stilfindung.

  18. Um noch etwas konstruktives hinter her zu schieben:
    Wer Looks analysieren möchte sollte anfangen zu lernen ein Bild in seine Einzelbestandteile zu zerlegen:

    * Weißabgleich
    * Gradation / Kontraste (schwarz-weiß)
    * Farbigkeit in Tiefen, Mitten und Höhen
    * Bildsubstanz in Tief- und Hochfrequenzen

    Damit bekommt man in der Regel eine ganz gute Vorstellung was zumindest ungefähr in der Post passiert ist.

  19. anz genau!:“Ein Foto spiegelt immer auch etwas aus dem Inneren des Fotografen wider. Die Farbbearbeitung kann das ebenfalls und rundet so das Endprodukt ab.“ Ganz genau! Ich wollte auch erst jemanden eins meiner Fotos bearbeiten lassen, aber da hapert´s schon am Verständnis der Idee :) Was man im Kopf hat kann man auch nur selbst umsetzen..also muss man sich dransetzen und schauen was man so alles selbst hinbekommt bis man zufrieden ist. Toller Artikel!

  20. Gottseidank höre ich nur die Frage, mit was schneidest du deine Filme. Die Reaktion auf meine Antwort ist dann meist, ah ja und ich hab das Schnittstudio xy. Nervt genauso, aber die Unterhaltung ist meist kürzer… ;-)

    Bilder, Filme und Bücher werden von Menschen mit Ideen gemacht… das macht sie aus. Das Werkzeug spielt da meist nur eine untergeordnete Rolle.

    Frohes Schaffen

    Stefan

  21. Hey Aileen,
    ich habe insgeheim schon auf diesen Artikel gewartet und deshalb verzettele ich mich im Moment auch gern etwas mit ein paar Gedanken dazu. :-)
    Das Fazit Deines Artikels spiegelt sich auch ganz allgemein in der heutigen westlichen Lebensart wieder. Oder? Mir kamen viele Gedanken.
    Hinter so allgemeinen Fragen, steckt für mich auch das Bedürfnis nach Orientierung. Etwas richtig und gut machen zu wollen. Sich mit anderen vergleichen. Fehlende Geduld, sofort eine Lösung haben wollen. Sich nicht einlassen können aufs Experimentieren und Ausprobieren. Denn das braucht Zeit, ständige Widerholung, Mut ins Machen, Zutrauen. Ist das das fehlende Vertrauen in den eigenen Weg? Oder gar kein eigenes Ziel zu haben? Ich meine, kopieren und nachmachen stehen heutige allgemein hoch im Kurs. (räusper…)
    Mir kam beim Lesen sehr stark das Zeitdiktat unseres westlichen Lebens in den Sinn. Etwas selbst herausfinden zu wollen braucht Zeit und Vertrauen dass ich mein Ziel erreichen kann. Ich muss dafür erst mal mein Ziel kennen. Sonst weiß ich auch nicht, wo ich hin will.
    Tja und Zeit ist das, was wir angeblich am allerwenigsten haben. Irgendwie ein Hohn, oder?
    (Also jedenfalls, wenn es um die Arbeitswelt geht. Als Hobby mag es da noch Spielräume geben.)
    Irgendwie kam mir auch der ganze Effizientwahn in den Sinn. Wir müssen Dinge in immer weniger Zeit bewältigen. Wer sagt, dafür nehme ich mir Zeit, der wird mitleidig belächelt und gefragt, wo lebst Du denn?
    Wir drehen uns immer schneller und verlieren uns dabei scheinbar immer mehr auch selbst.
    Was sich in so einer allgemeinen Frage für mich auch ausdrückt.
    Du beschreibst es mit Rezepte wollen… um Effekte herzustellen.
    Geht es da um Oberfläche? Gar oberflächliches?

    Nur so am Rand ein paar flüchtige Gedanken und Fragen, die mir auf Deinen Artikel in den Sinn kamen.
    Denn ich habe im Moment eigentlich gar keine Zeit dafür- lacht. So jetzt aber schnell wieder effizient und produkiv werden…
    Dir und allen anderen einen lieben Gruß
    Lis

  22. Leuten, die mich fragen wie ich meine Bilder bearbeite, rate ich in aller Regel analog zu fotografieren. Kurz und knapp wird das häufig als anmaßend oder „von oben herab“ missverstanden. Der Trick ist: Wenn man analog fotografieren lernt, dann lernt man, wie man sich auf das Motiv und die Technik konzentriert, wie man ein Bild aufbaut. Die Digitalfotografie hatte lange Zeit in mir das Bild, dass man schneller lernt, weil man das Ergebnis direkt sieht, dabei fehlte mir nur die richtige Person, die mir zeigt, wie ich bereits im Sucher das Bild sehen kann, das später der Film aufnimmt.
    Wenn man dann irgendwann soweit ist, dass man Bilder machen kann, ohne dass man direkt danach auf das Display schauen muss, dann erübrigt sich in aller Regel die Frage nach der Bearbeitung von ganz alleine.

  23. Sehr guter Artikel, danke dafür. Auch die Frage nach dem unbearbeiteten Bild kommt immer gerne. Ich sage dann immer „Willst du bei einem schönen Haus auch die Ziegel sehen, aus denen es erbaut wurde?“. Dann ist meistens Ruhe.

    Zu den vorher-nachher-Bildern gibts eine schöne Webseite, auf der der Fotograf das Ausgangsbild zeigt. Z.B. ein Bild, wie wir es alle schon am Flughafen gemacht und dann bestenfalls gelöscht haben. Daraus wird mit der richtigen Nachbearbeitung ein Knaller:

    http://www.pixeldreamer.de/index.php?showimage=3215604

    Viel Spass

    Alex

  24. Ein sehr interessanter Artikel!

    Ich finde bei der Frage nach der Bearbeitung spielen viele Aspekte ein Rolle.

    Da sind zum einen die immer noch häufig verbreitete Vorstellung von Bildbearbeitung als Allheilmittel. Meiner Meinung nach gibt das post-processing nur den Feinschliff, ein Grossteil des nachher fertigen Bildes wird jedoch in der Kamera gemacht.

    Zum anderen ist es sicherlich mühsam sich all die Erkenntnisse selbst anzueigenen. Für mich ist es daher legitim nachzufragen, um von anderen zu lernen, Schliesslich sind wir alle auch mal zur Schule gegangen wo wir ja quasi das Gleiche gemacht haben, von anderen gelernt haben (Achtung: nicht abgeschrieben :-)!). Allerdings hat eine sehr allgemein gestellte Frage nach der Bearbeitung keinen grossen Lerneffekt wie ich finde und sollte daher konkret auf einen Aspekt des Bildes gerichtet sein.

    Weihterhin behaupte ich einfach mal, dass viele dieser Fragen, von Anfängern der Fotografie gestellt werden. Ich selbst zähle mich auch noch dazu und habe mitunter grosse Probleme gehabt mich durch den anfänglichen Dschungel zu kämpfen. Als diese Dinge, wie Belichtungszeit, Licht im Allgemeinen, Brennweite, Tiefenschärfe, etc. können zu Beginn schon arg verwirren. Ich sehe hier überwiegend eine Suche nach Orientierung.

    Schlussendlich leben wir aber auch in einer Gesellschaft in der mittlerweile die Annahme vorherrscht, dass nur wenn man alles richtig macht kommt man zum Ziel. Learning-by-doing und trial-and-error sind nicht mehr richtig akzeptiert finde ich. Auf die Fotografie übertragen bedeutet das, dass nur ein „richtiges“ oder „perfektes“ Foto auch ein gutes Foto ist.

    Ich kann daher die allgemeine Frage nach der Bearbeitung schon irgendwie verstehen. Ob sie zum Ziel, einem gutem Foto, führt wage ich zu bezweifeln. Allerdings kann man den Fragenden im Idealfall auch Interesse, Ergeiz oder Wissbegierigkeit vorwerfen, alles Eigenschaften, die ich grundsätzlich positiv finde :-).

    /Malte