Gegenlicht in der Naturfotografie
Was macht ein gutes Foto aus? In der Regel ist es die Gesamtheit des Bildes. In der Zeit der vielen technikverliebten Fotoforen sind es wohl eher die Schärfe, der perfekte Weißabgleich, das Fehlen von CAs und Vignettierungen sowie die technische Perfektion.
In der Naturfotografie hingegen entscheiden für mich Licht und Situation darüber, ob ein Bild gut ist oder nicht. Beide Faktoren sind schwer zu beeinflussen. Ich möchte heute etwas zum Licht in meinen Bildern erzählen, genauer möchte ich auf Gegenlicht in der Naturfotografie eingehen.
Oftmals schaue ich mir meine Bilder zu Hause an und denke „verdammt, irgendwie sehen die nicht so aus, wie ich es gerne hätte“ und fast immer ist das Licht daran schuld. Das Licht in seinen unterschiedlichen Facetten und Arten sorgt dafür, dass ein Naturfoto gut wirkt oder nicht.
Das Problem ist, dass man als Fotograf kaum Einfluss auf das Licht nehmen kann und somit gibt es nur zwei Möglichkeiten: Man nimmt das, was man bekommt oder man fährt so oft an einen bestimmten Ort, bis man das bekommt, was man haben möchte. Doch wie findet man das richtige Licht? Und was ist das richtige Licht? Das ist wohl für jeden anders.
Ich persönlich liebe einfach besondere Lichtsituationen, sei es Schnee, Regen, Sturm, Nebel oder Sonnenlicht. Eigentlich gibt jede Lichtsituation etwas her, man muss es nur erkennen. Da es so viele tolle Stimmungen gibt, beschränke ich mich in diesem Artikel auf das Gegenlicht. Gegenlicht zu „planen“ ist relativ einfach, man muss nur schauen, wo sie Sonne auf und untergeht.
Fotografiert man nun in Richtung der Sonne, erhält man in der Regel schönes Gegenlicht. Mit diesem Licht kann man dann arbeiten.
Die erste Möglichkeit, die jedem Fotografen einfallen wird, ist wohl die Silhouette. Also ein Motiv, das sich dunkel gegen einen in der Regel helleren Hintergrund abhebt. Hierzu eignen sich vor allem helle Hintergründe, zum Beispiel der Himmel, das Meer oder eine Schneedecke. Dabei kann man als Motiv alles verwenden, von einem Insekt über Pflanzen, bis hin zu großen Säugern oder auch Bäumen.
Etwas schwieriger wird es, wenn man eine Silhouette mit einem hellen Lichtsaum versehen will, das geht nur bei bestimmten Motiven und man benötigt tendenziell einen dunkleren Hintergrund, gleichzeitig muss das Motiv recht stark von der Sonne angestrahlt werden.
Bei Gegenlicht muss man allerdings nicht immer mit Silhouetten oder ähnlichem arbeiten. Die Motive können auch ihre gesamte Zeichnung behalten und man kann sie mit Hilfe von unterschiedlichen Techniken aufpeppen.
Der Fotograf hat gerade bei Gegenlicht unglaublich viele Möglichkeiten, mit dem Licht zu spielen, denn diese extreme Lichtsituation führt je nach Umgebung und Objektiv zu einer Fülle an Effekten. Die beiden am häufigsten verwendeten sind hierbei wohl die Unschärfekreise und Lensflares. Lensflares sind optische Fehler, die durch die Brechung des Lichts im Objektiv entstehen.
Sie sind bei den meisten Fotografen nicht besonders beliebt, aber ich benutze sie sehr gerne; insbesondere, um den Hintergrund komplett in eine Farbe zu tauchen oder um eine Sonne im Bild zu imitieren.
Unschärfekreise hingegen kommen durch starke Lichtquellen in der Unschärfeebene zustande und sehen meistens aus wie kleine Lichtkreise im Bild. Diese kommen zum Beispiel durch Wassertropfen im Gegenlicht oder durch andere starke Lichtquellen zustande, die sich in der Unschärfeebene befinden.
Ich empfehle, hierbei die Blende komplett zu öffnen, damit die Unschärfekreise nicht durch die sich schließenden Blendenlamellen eckig werden.
Sowohl die Unschärfekreise als auch die Lensflares sehen bei jedem Objektiv anders aus. Jedes Objektiv hat seine eigenen optischen Fehler, die man nutzen kann, um sein eigenes Bild zu schaffen. Hier fängt der kreative Prozess des Probierens an. Man muss mit der Zeit herausfinden, welche Effekte man wie erzeugen und wie man sie in einem Bild einsetzen kann. Kennt man diese, kann man sein Bild „zusammenmurmeln“.
Es entscheiden bei dieser Art von Gegenlichtspielereien oft Millimeter bei der Ausrichtung der Kamera. Daher ist es ausschlaggebend, dass man langsam agiert und genau schaut, was sich verändert und wie es wirkt.
Hierbei gibt es keinen Königsweg, man muss einfach probieren, probieren und nochmal probieren und das muss jeder Fotograf selbst.
Fantastische Bilder, vielen Dank dafür!
Wie hast Du denn die Zeichnung in das Lurchgesicht bekommen? Hat das Licht sich selbst dorthin gebracht (heller Vordergrund o.ä.) oder arbeitest Du da mit Reflektor/heller Platte?
Vielen Dank, sehr beeindruckende Arbeit.
Hi Radlclaus,
nee kein Reflektor oder ähnliches kam zum Einsatz. Ich bei den Bildern habe ich nix am Licht verändert.
Der Lurch, ist ein endemischer Gomera-Gecko (Tarentola gomerensis) und ich habe ihn in dem Moment aufgenommen als die untergehende Sonne genau über dem Meer stand und fast untergegangen war. Daher war das Sonnenlicht nicht zu stark, aber genau ausreichend.
Ich arbeite teilweise auch mit Reflektor, aber eigentlich nur sehr selten, da ich natürliches Licht bevorzuge.
lg
Rado
Wunderschöne Bilder! Würde mich interessieren wie du die Einstellungen in der Kamera gehalten hast bei den einzelnen Bildern :o)
oh man…
Dieser Kommentar schließt sich nahtlos an den letzten Artikel an. (http://kwerfeldein.de/index.php/2012/01/17/ich-wollte-mal-fragen-wie-du-deine-fotos-bearbeitest/)
Die Leute könnens einfach nicht sein lassen…
An der Stelle „somit gibt es nur zwei Möglichkeiten“ fühle ich mich irgendwie in der Luft hängen gelassen, da nur eine genannt wird. Ansonsten, schöne Bilder.
Oder man liest zu früh am Morgen und überliest die wichtigen Teile derSätze :)
Sehr schöner Artikel.
Oft schaue ich mir nach dem Lesen meinen
Photostream an und denke: „Hab ich auch schon gemacht!“
Nur ziemlich unbewusst:
http://www.flickr.com/photos/mostlytim/6093274832
Seeeehr schön. Danke für den Beitrag. Scheinst ja bei all Deinen Aufnahmen im Dreck zu liegen :-)
Hi Stefan,
ich krieche wenn es geht jeden Tag irgendwo durch den Dreck. ;-)
Sehr gute und auf den Punkt gebrachte Erklärung, dazu noch mit fantastischen Bildern illustriert. Kudos!
Sehr schön. Ist eigentlich klar, und doch sind es nur wenige die das mit dem Gegenlicht gut hinbekommen.
Schöne Bilder hast Du gezeigt.
Ich finds ganzschön schwierig solche schönen Lichtstimmungen hinzubekommen. Es lohnt sich einfach oft unterwegs zu sein und einfach die Kamera dabei zu haben. So ist folgendes Bild entstanden, dass ich wegen der glücklich gelungenen Gegelichtsituation sehr schätze:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/1548563/display/23993233
Wie bei Dir auch war die Sonne ganz kurz vor dem Untergang.
Och das sind aber wirklich schöne Bilder und ein guter Beitrag dazu. Das macht direkt Laune sich wieder in die Natur hinaus zu begeben. Bald kommen ja auch wieder die ersten Blümchen aus dem Boden.
Danke Radomir
Gruß
Christina
Sehr schön geschrieben und eine reiche Motivationsquelle für „Blümchenknipser“ wie mich ;)
sehr tolle bilder, mir gefällt vorallem das hohe hochformat bei den bildern 4,5,6.
Sehr sehr schöne Bilder.
Mich würde da allerdings auch die Exif-Daten der einzelnen Bilder interessieren.
Blende und eventuelle Belichtungskorrekturen.
Mit Welchem System, also Kamera und Objektiv sind die Bilder entstanden?
Gruß
Björn
Ähnliches wurde schon einmal gefagt ;)
S.h.: http://kwerfeldein.de/index.php/2012/01/17/ich-wollte-mal-fragen-wie-du-deine-fotos-bearbeitest/
Hi Björn,
belichtet wird manuell, Kamera und System sind eigentlich egal dabei, ich verwende Canon und habe Objektive von 100-500mm für diese Bilder verwendet.
lg
Rado
Wow! Ich bin einfach beeindruckt!
Ich würde dir ja gerne schreiben welche Bilder mir am besten gefallen, aber es sind einfach alle! Danke für diese unglaublich schönen Fotografien und für mich wirklich ein Grund es einfach mal mit Gegenlicht zu versuchen.
Vielen Dank! :)
Liebe Grüße
Christina
Hab auch vor einiger Zeit das Gegenlicht für mich entdeckt.
http://www.flickr.com/photos/hansudo/5017143829/
Das sind wirklich großartige Fotos! Mein Kompliment! Arbeitest du freihand oder mit Stativ? LG Frau Zausel
Teilweise freihand, teilweise mit Stativ, teilweise mit Bohnensack. Hab eigentlich immer alles dabei.
Hi,
wirklich tolle Bilder, die vor allem Lust machen es selbst auszuprobieren.
Eine Frage hätte ich dann aber doch noch.
Sind das Regentropfen oder extrem starker Pollenflug auf dem letzten Bild?
Gruß Steffen
Das ist Regen.
Ganz tolle Aufnahmen und super Erklärung!
Danke dafür
Schöne Aufnahmen. Also ich hätte ja nicht die Geduld zu warten, bis das Licht so ist wie ich es gerne hätte, Hut ab dafür.
Ich würde eher komplett auf künstliches Licht Licht setzen, dann kann ich fotografieren wenn ich grad Zeit hab… :-)
Beim letzten Bild habe ich über so viel Schönheit einfach nur gestaunt! Schön, dass ich es hier sehen durfte :-)
Habe nicht nur Deinen Artikel hier auf Kwerfeldein mit Begeisterung gelesen sondern Deine Webseite auch besucht, sehr beeindruckende Bilder.
lg Günter
Hallo Radomir, kannte leider schon alle Bilder und gefallen mir auch alle (Außnahme dein Portrait ;) ). Freue mich hier so schnell schon wieder von dir zu Lesen. Und vielen Dank, dass du soviel deiner Erfahrungen hier mit uns teilst. Gruß Karsten
Blogartikel dazu: linkTime – Januar 2012 – #4 | linkTIME | bhoffmeier.de
Habe das am Wochenende ausprobiert mit meiner analogen Canon und bin echt schon gespannt auf die Ergebnisse. Freitag hat sich vom Wetter her super angeboten und der Artikel hier hat mir den nötigen Kickstart gegeben, vielen Dank dafür !
wow. einfach wundervolle, bezaubernde Fotos. Man kann unglaublich viel von dir lernen.
Ich habe mir vorgenommen mir jetzt mal alles von Anfang bis Ende durchzulesen. Die Art deines Schreibens fasziniert mich.
Vielen Dank, dass du dein Wissen teilst.
Und wo ist der FlickrAccount, damit ich den Fave-Button heiß laufen lassen kann? :)
Der Point.
Einfach spitze!
Ein Wort genügt: Faszinierend!
Blogartikel dazu: Das Gegenlicht in der Fotografie - Foto-Tricks
Blogartikel dazu: Ab ins Gegenlicht - Heute macht der Himmel blau