18. Januar 2012 Lesezeit: ~4 Minuten

Gegenlicht in der Naturfotografie

Was macht ein gutes Foto aus? In der Regel ist es die Gesamtheit des Bildes. In der Zeit der vielen technikverliebten Fotoforen sind es wohl eher die Schärfe, der perfekte Weißabgleich, das Fehlen von CAs und Vignettierungen sowie die technische Perfektion. 

In der Naturfotografie hingegen entscheiden für mich Licht und Situation darüber, ob ein Bild gut ist oder nicht. Beide Faktoren sind schwer zu beeinflussen. Ich möchte heute etwas zum Licht in meinen Bildern erzählen, genauer möchte ich auf Gegenlicht in der Naturfotografie eingehen.

Gegenlicht in der Naturfotografie: Bild 7

Oftmals schaue ich mir meine Bilder zu Hause an und denke „verdammt, irgendwie sehen die nicht so aus, wie ich es gerne hätte“ und fast immer ist das Licht daran schuld. Das Licht in seinen unterschiedlichen Facetten und Arten sorgt dafür, dass ein Naturfoto gut wirkt oder nicht.

Das Problem ist, dass man als Fotograf kaum Einfluss auf das Licht nehmen kann und somit gibt es nur zwei Möglichkeiten: Man nimmt das, was man bekommt oder man fährt so oft an einen bestimmten Ort, bis man das bekommt, was man haben möchte. Doch wie findet man das richtige Licht? Und was ist das richtige Licht? Das ist wohl für jeden anders.

Ich persönlich liebe einfach besondere Lichtsituationen, sei es Schnee, Regen, Sturm, Nebel oder Sonnenlicht. Eigentlich gibt jede Lichtsituation etwas her, man muss es nur erkennen. Da es so viele tolle Stimmungen gibt, beschränke ich mich in diesem Artikel auf das Gegenlicht. Gegenlicht zu „planen“ ist relativ einfach, man muss nur schauen, wo sie Sonne auf und untergeht.

Fotografiert man nun in Richtung der Sonne, erhält man in der Regel schönes Gegenlicht. Mit diesem Licht kann man dann arbeiten.

Gegenlicht in der Naturfotografie: Bild 1

Die erste Möglichkeit, die jedem Fotografen einfallen wird, ist wohl die Silhouette. Also ein Motiv, das sich dunkel gegen einen in der Regel helleren Hintergrund abhebt. Hierzu eignen sich vor allem helle Hintergründe, zum Beispiel der Himmel, das Meer oder eine Schneedecke. Dabei kann man als Motiv alles verwenden, von einem Insekt über Pflanzen, bis hin zu großen Säugern oder auch Bäumen.

Etwas schwieriger wird es, wenn man eine Silhouette mit einem hellen Lichtsaum versehen will, das geht nur bei bestimmten Motiven und man benötigt tendenziell einen dunkleren Hintergrund, gleichzeitig muss das Motiv recht stark von der Sonne angestrahlt werden.

Gegenlicht in der Naturfotografie: Bild 2

Bei Gegenlicht muss man allerdings nicht immer mit Silhouetten oder ähnlichem arbeiten. Die Motive können auch ihre gesamte Zeichnung behalten und man kann sie mit Hilfe von unterschiedlichen Techniken aufpeppen.

Der Fotograf hat gerade bei Gegenlicht unglaublich viele Möglichkeiten, mit dem Licht zu spielen, denn diese extreme Lichtsituation führt je nach Umgebung und Objektiv zu einer Fülle an Effekten. Die beiden am häufigsten verwendeten sind hierbei wohl die Unschärfekreise und Lensflares. Lensflares sind optische Fehler, die durch die Brechung des Lichts im Objektiv entstehen.

Sie sind bei den meisten Fotografen nicht besonders beliebt, aber ich benutze sie sehr gerne; insbesondere, um den Hintergrund komplett in eine Farbe zu tauchen oder um eine Sonne im Bild zu imitieren.

Unschärfekreise hingegen kommen durch starke Lichtquellen in der Unschärfeebene zustande und sehen meistens aus wie kleine Lichtkreise im Bild. Diese kommen zum Beispiel durch Wassertropfen im Gegenlicht oder durch andere starke Lichtquellen zustande, die sich in der Unschärfeebene befinden.

Ich empfehle, hierbei die Blende komplett zu öffnen, damit die Unschärfekreise nicht durch die sich schließenden Blendenlamellen eckig werden.

Gegenlicht in der Naturfotografie: Bild 06

Sowohl die Unschärfekreise als auch die Lensflares sehen bei jedem Objektiv anders aus. Jedes Objektiv hat seine eigenen optischen Fehler, die man nutzen kann, um sein eigenes Bild zu schaffen. Hier fängt der kreative Prozess des Probierens an. Man muss mit der Zeit herausfinden, welche Effekte man wie erzeugen und wie man sie in einem Bild einsetzen kann. Kennt man diese, kann man sein Bild „zusammenmurmeln“.

Es entscheiden bei dieser Art von Gegenlichtspielereien oft Millimeter bei der Ausrichtung der Kamera. Daher ist es ausschlaggebend, dass man langsam agiert und genau schaut, was sich verändert und wie es wirkt.

Hierbei gibt es keinen Königsweg, man muss einfach probieren, probieren und nochmal probieren und das muss jeder Fotograf selbst.

37 Kommentare

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  1. Fantastische Bilder, vielen Dank dafür!

    Wie hast Du denn die Zeichnung in das Lurchgesicht bekommen? Hat das Licht sich selbst dorthin gebracht (heller Vordergrund o.ä.) oder arbeitest Du da mit Reflektor/heller Platte?

    Vielen Dank, sehr beeindruckende Arbeit.

    • Hi Radlclaus,
      nee kein Reflektor oder ähnliches kam zum Einsatz. Ich bei den Bildern habe ich nix am Licht verändert.
      Der Lurch, ist ein endemischer Gomera-Gecko (Tarentola gomerensis) und ich habe ihn in dem Moment aufgenommen als die untergehende Sonne genau über dem Meer stand und fast untergegangen war. Daher war das Sonnenlicht nicht zu stark, aber genau ausreichend.
      Ich arbeite teilweise auch mit Reflektor, aber eigentlich nur sehr selten, da ich natürliches Licht bevorzuge.
      lg
      Rado

  2. Och das sind aber wirklich schöne Bilder und ein guter Beitrag dazu. Das macht direkt Laune sich wieder in die Natur hinaus zu begeben. Bald kommen ja auch wieder die ersten Blümchen aus dem Boden.

    Danke Radomir

    Gruß
    Christina

  3. Sehr sehr schöne Bilder.
    Mich würde da allerdings auch die Exif-Daten der einzelnen Bilder interessieren.

    Blende und eventuelle Belichtungskorrekturen.
    Mit Welchem System, also Kamera und Objektiv sind die Bilder entstanden?

    Gruß
    Björn

  4. Wow! Ich bin einfach beeindruckt!

    Ich würde dir ja gerne schreiben welche Bilder mir am besten gefallen, aber es sind einfach alle! Danke für diese unglaublich schönen Fotografien und für mich wirklich ein Grund es einfach mal mit Gegenlicht zu versuchen.
    Vielen Dank! :)

    Liebe Grüße
    Christina

  5. Hi,
    wirklich tolle Bilder, die vor allem Lust machen es selbst auszuprobieren.

    Eine Frage hätte ich dann aber doch noch.
    Sind das Regentropfen oder extrem starker Pollenflug auf dem letzten Bild?

    Gruß Steffen

  6. Schöne Aufnahmen. Also ich hätte ja nicht die Geduld zu warten, bis das Licht so ist wie ich es gerne hätte, Hut ab dafür.
    Ich würde eher komplett auf künstliches Licht Licht setzen, dann kann ich fotografieren wenn ich grad Zeit hab… :-)

  7. Hallo Radomir, kannte leider schon alle Bilder und gefallen mir auch alle (Außnahme dein Portrait ;) ). Freue mich hier so schnell schon wieder von dir zu Lesen. Und vielen Dank, dass du soviel deiner Erfahrungen hier mit uns teilst. Gruß Karsten

  8. Blogartikel dazu: linkTime – Januar 2012 – #4 | linkTIME | bhoffmeier.de

  9. Habe das am Wochenende ausprobiert mit meiner analogen Canon und bin echt schon gespannt auf die Ergebnisse. Freitag hat sich vom Wetter her super angeboten und der Artikel hier hat mir den nötigen Kickstart gegeben, vielen Dank dafür !

  10. wow. einfach wundervolle, bezaubernde Fotos. Man kann unglaublich viel von dir lernen.
    Ich habe mir vorgenommen mir jetzt mal alles von Anfang bis Ende durchzulesen. Die Art deines Schreibens fasziniert mich.

    Vielen Dank, dass du dein Wissen teilst.

  11. Blogartikel dazu: Das Gegenlicht in der Fotografie - Foto-Tricks

  12. Blogartikel dazu: Ab ins Gegenlicht - Heute macht der Himmel blau