15. Dezember 2011 Lesezeit: ~4 Minuten

Konzeptionelle Selbstportraits

Die Idee, mich einfach selbst zu fotografieren, kam Anfang des Jahres, nachdem ich wundervolle Fotos anderer Fotografen, wie Sarah Ann Loreth oder Alex Stoddard auf Flickr gesehen habe. Bei dieser Art der Fotografie geht es mir darum, Selbstportraits zu machen, die auf unterschiedliche Art und Weise den Betrachter in ihren Bann ziehen.


Dieses Foto ist aus mehreren Einzelfotos in Photoshop zusammengefügt worden. Ich möchte hiermit nochmal dem Bauer danken, der die Sonnenblumen angepflanzt hat – die passen super.

Warum eigentlich immer ich?

Das Schöne an Selbstportraits ist die Tatsache, dass ich die Modelle nicht um etwas bitten (was die meisten vermutlich eher abschrecken würde) oder ihnen meine Vorstellung vom Endresultat erklären muss. Da meine Aufnahmen auch schon einmal mit Schmerzen oder Ekel verbunden sein könnten, liegt es in meinem Ermessen, was ich mir abverlange. Wie zum Beispiel mich samt Kleidung in kaltes Wasser zu legen.

Die Entstehung meiner Fotos ist eigentlich immer gleich. Wenn ich die Entscheidung getroffen habe, mein nächstes Foto zu machen, überlege ich mir je nach Wetter- und Gemütslage, was das für ein Foto werden könnte und ob ich in der Lage bin, das auch so umzusetzen.

Ich stelle zuerst immer den manuellen Fokus ein. Dann sehe ich durch den Sucher und suche mir einen Punkt, der möglichst leicht wiederzufinden ist. Das kann ein Stück Holz, eine Blüte oder ein Stein sein. Ich stelle genau auf diesen Punkt scharf und muss dann nur noch zu diesen Punkt laufen, um ein scharfes Foto zu bekommen.

Hinzu kommt noch eine wichtige Sache – ein reines Männerproblem – die Frage, ob das, was ich machen will, möglicherweise zu weiblich wirkt und damit bei Männern mit Homosexualität assoziiert werden könnte. An diesem Punkt beneide ich alle Frauen, die ohne Bedenken sinnliche oder stimmungsvolle Fotos machen können. Im Zweifel entscheide ich mich dann aber doch immer für das Foto und gegen meine Bedenken.

Wer mir beim Fotografieren zuguckt und keine Vorstellung von dem hat, was ich da tue, der kann mich durchaus für verrückt halten, denn bei mir fliegen schon mal Bücher, Sitzkissen oder Geröll durch die Luft.

Eine Aussage möchte ich mit meinen Fotos nicht treffen, sie sollen viel mehr den Betrachter dazu bringen, sich das Foto etwas länger anzuschauen. Wenn der Betrachter mir dann noch schreibt, wie schön er das Foto findet, dann hat sich meine Arbeit bereits gelohnt.

Ein weiterer positiver Aspekt an diesen Fotos ist, dass ich mir eine künstlerische Freiheit offen lasse. Diese Freiheit brauche ich einfach zum Ausgleich von Auftragsarbeiten. Außerdem habe ich das Gefühl, dass mich diese Arbeiten fotografisch einfach weiterbringen und ich mich viel mehr mit den Fotos auseinander setze.

Teilweise sehe ich die Welt jetzt mit anderen Augen, so war ich beim dem letzten Foto gerade mit dem Auto unterwegs, als es draußen sehr nebelig war. Die nächsten Gedanken, die mich beschäftigt haben waren: Wo kann ich im Dunkeln jetzt ein gutes Foto im Nebel hinbekommen?. Ich konnte dann mein Auto auf einer kleinen Anhöhe neben dem Feld abstellen und dieses so ausleuchten. Der Rest war Alltag: Kamera auf das Stativ stellen, Einstellungen vornehmen, Selbstauslöser aktivieren und laufen.

Also, Freunde der Fotografie, wenn Ihr beim nächsten Mal nicht so recht wisst, was Ihr fotografieren könntet, warum nicht einfach Euch selbst? Ob Regen, Nebel oder dunkle Wolken, es gibt eigentlich keinen Grund, nicht rauszugehen und eine Idee umzusetzen.

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