Im Interview: Guido Steenkamp
Hallo Guido. Damit die Leser wissen, wer Du bist und was es mit Dir und der Straßenfotografie so auf sich hat: Stell Dich doch mal vor.
Mein Name ist Guido Steenkamp, ich bin 38 Jahre alt und lebe seit 14 Jahren in Berlin. Ich fotografiere seit meinem 18. Lebensjahr mehr oder weniger regelmäßig. Anfangs die üblichen Bilder von Katzen und Freunden, dann die obligatorische HDR-Phase mit Bildern von düsteren Friedhöfen und maroden Gemäuern.
Seit 2006 fotografiere ich fast ausschließlich Menschen und Situationen auf der Straße, arbeite also in dem Bereich, der sich gemeinhin „Street Photography“ nennt. 2008 habe ich mich mit knapp zehn Fotografen aus Deutschland und Österreich zusammen getan, die einen ähnlichen Schwerpunkt haben. Wir haben hierzu die Fotografen-Kooperative Seconds2Real gegründet und arbeiten seitdem gemeinsam an Ausstellungen, Workshops und Publikationen.
Das klingt sehr, sehr spannend. Gleich zu Beginn die Frage, die in Deutschland besonders präsent ist: Wie geht Ihr mit der rechtlichen Lage um?
Die Frage nach dem „Recht am eigenen Bild“ ist in der Street Photography tatsächlich ein Dauerbrenner, übrigens nicht nur in Deutschland, sondern auch bei den Kollegen in Österreich.
Ich möchte hier nicht in aller Tiefe auf die rechtlichen Details eingehen, letztlich ist die aktuelle Gesetzeslage aber auch so recht überschaubar: Man kann im öffentlichen Raum fotografieren, was man möchte, die Probleme beginnen erst bei der Publikation der so entstandenen Bilder. Letzteres ist nur dann erlaubt, wenn die abgebildeten Personen der Veröffentlichung zustimmen.
Mir persönlich ist jedoch kein (Street-)Fotograf bekannt, der sich vor oder nach einer Aufnahme ein schriftliches OK geben ließe. Street-Aufnahmen entstehen in der Regel spontan, in mehr oder weniger zufälligen Momenten. Wie man sich gut vorstellen kann, verträgt sich das nicht unbedingt mit dem vorherigen Abzeichnen einer Freigabeerklärung. Das heißt für uns, dass wir das, was wir am liebsten tun, so eigentlich nicht tun dürften. Zumindest dann nicht, wenn Personen auf den Bildern zu erkennen sind.
Foto: Elisabeth Schuh
Wir haben dieses Thema einige Male bei Seconds2Real diskutiert. Allgemeiner Konsens ist, dass wir trotzdem fotografieren und unsere Bilder weiterhin im Internet oder bei Ausstellungen zeigen. Im Falle einer Beschwerde würde sicherlich jeder von uns eine gütliche Einigung mit der entsprechenden Person anstreben. Aber klar, im schlimmsten Fall muss man halt die rechtlichen Konsequenzen in Kauf nehmen. Entweder das oder man lässt es einfach und fotografiert statt dessen Blüten oder Insekten.
Nun ja, da gibt es sicher auch einen Mittelweg – würde ich aus eigener Erfahrung mal behaupten. Menschen kann man ja auch so fotografieren, so dass sie nicht erkannt werden. Wie lange fotografiert Ihr schon auf der Straße und gab es bisher schonmal ernsthafte Probleme?
Zu deiner ersten Frage: Nein, das halte ich nicht für praktikabel, zumindest nicht in der Street Photography. Eine Aufnahme nach dem Muster „schöne Situation, jetzt muss der Typ sich nur noch umdrehen“ kann ich mir nicht vorstellen. Sicherlich gibt es aber auch sehr gute Street-Aufnahmen, die „rechtlich unbedenklich“ sind. Zwei Beispiele hierzu:
Foto: Andreas Stelter
Foto: Siegfried Hansen
Andreas und Siegfried haben bei diesen Aufnahmen bestimmt nicht an rechtliche Aspekte gedacht. Sie haben einfach das fotografiert, was sie in diesen Momenten als interessant empfanden. Ich denke allerdings, dass die allermeisten guten Street-Fotografien gerade deswegen interessant sind, weil sie menschliche Stimmungen abbilden, sei es durch einen Gesichtsausdruck oder durch einen Blickkontakt. Unabhängig davon ist es aber auch fast unmöglich, in der Stadt zu fotografieren, ohne einen Passanten erkennbar abzulichten. Irgend jemand schaut halt immer in die Kamera.
Zu deiner zweiten Frage, seit wann wir schon auf der Straße fotografieren und ob es hier schon mal Probleme gab: Das ist recht unterschiedlich, einige von uns fotografieren erst seit 2-3 Jahren auf der Straße, andere seit mehr als 10 Jahren. In der Regel haben wir beim Fotografieren keine Probleme. In den meisten Fällen bleibt man unbemerkt oder es ist den Leuten schlichtweg egal. In ganz seltenen Fällen gibt es sogar freundliche Reaktionen. Wenn man sich halbwegs gesittet und ruhig verhält, niemandem mit dem Tele auf den Leib rückt und ein paar einfache Regeln beachtet, dann bleibt Street Photography überschaubar riskant.
Foto: Heiko Menze
Probleme kann es natürlich trotzdem geben. Ich weiß z.B. von Kay von Aspern, dass er einmal eine wutentbrannte Mutter beruhigen musste, weil diese bemerkt hatte, dass er gerade ihr Kind fotografiert. Mütter sehen in solchen Situationen verständlicherweise eher den Pädophilen als den Street-Fotografen auf Motivsuche. Kay hat der Mutter seinen Personalausweis gezeigt, auf seine Website verwiesen und erklärt, was er macht. Das Ganze hat sich dann recht schnell entspannt. Weniger Glück hatte Friedrich Schiller in Wien. Er wurde dort von einer älteren Dame angegriffen. Sie dachte, er habe heimlich ein Foto von ihr gemacht, hatte er aber nicht.
Was findet Ihr, ist das Entscheidende beim Fotografieren auf der Straße? Habt Ihr da so etwas wie einen gemeinsamen Nenner, bei dem Ihr Euch alle einige seid, oder ist da jeder anderer Meinung?
Dazu habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht. Ich habe deshalb die Frage im internen Seconds2Real-Forum gestellt und von dort sehr unterschiedliche Rückmeldungen erhalten.
Zunächst sind wir uns einig, dass die technischen Aspekte des Fotografierens bei der Street Photography sicherlich nicht entscheidend sind. Wir nutzen relativ einfache Technik und wenden fotografisches Basiswissen an, das eigentlich jeder hat, der sich abseits von „Gesichtserkennung“ und „Smiler Shutter“ ernsthaft mit Fotografie beschäftigt.
Bleiben also die Fragen, warum wir auf der Straße fotografieren bzw. nach welcher Art von Motiven wir dort Ausschau halten. Hier gibt es zum Teil sehr unterschiedliche Ansichten.
Foto: Christian Reister
Ein guter Teil der Seconds2Real-Fotografen fasst die Motivation beim Fotografieren auf der Straße mit der Suche nach dem „entscheidenem Moment“ à la Bresson zusammen. Also mit der Suche nach den kleinen, einzigartigen Momenten im Alltäglichen, die eine ganze Geschichte erzählen können. Andere Seconds2Real-Fotografen, mich eingeschlossen, fotografieren einfach, was ihnen draußen auf der Straße auffällt. Letzteres gegebenenfalls noch erweitert um den Anspruch, auch ein kleines bisschen das Leben vor der eigenen Haustür zu dokumentieren und damit ein Dokument der Zeit zu erschaffen. Vielleicht kann man die beiden Ansätze am besten mit „Jagen“ und „Sammeln“ erklären.
… was auch Sinn macht. Trotzdem eine Frage nach der Technik: Mit welchen „Werkzeugen“ arbeitet Ihr? Habt Ihr passionierte Leicafotografen oder ist das „top secret“….
Das ist weder geheim noch besonders aufregend. 3-4 von uns fotografieren tatsächlich mit Leica-M-Kameras. Die meisten haben aber mehrere Kameras und wechseln häufig, abhängig davon, ob sie gerade analog oder digital fotografieren wollen. Ich selbst fotografiere entweder mit Leica M6 oder Nikon D700/D7000, je nach Tageslaune.
Gefühlt haben aber in letzter Zeit die Digitalkameras die Oberhand gewonnen. Das sind in der Regel normale DSLRs, meistens mit Festbrennweiten zwischen 24-50mm oder aber schnöde Micro-Four-Thirds-Kameras. Das Thema Technik ist in der Street Photography stark überwertet. Grundsätzlich kommt man aber sicherlich am besten mit nicht zu großen Kameras klar, die sich schnell und ohne großes Theater bedienen lassen.
Foto: Natalie Opocensky
Kann ich bestätigen. Themawechsel: Wie spürt Ihr den Einfluss neuer Medien wie dem Social Web auf die Straßenfotografie?
Auf die Straßenfotografie selbst sicherlich weniger, es hilft einem aber, auf dem Laufenden zu bleiben. Ich habe eine ganze Reihe von Kontakten nach England. Dort hat sich mit verschiedenen Publikationen und Festivals viel im Bereich Street Photography getan, es war spannend, das zu verfolgen. Bei Seconds2Real selbst haben wir früh angefangen, Facebook und Twitter zu nutzen. Hauptsächlich zur Promotion und zur Organisation von Veranstaltungen. Wir haben heute bei Facebook ca. 600 „Freunde“.
Das hört sich gut an, krankt aber daran, dass man unterm Strich wenig davon hat. Meistens kennt man diese Leute eh schon von anderen Online-Plattformen. Wirklich nennenswerte Rückmeldungen haben wir bisher immer nur dann erhalten, wenn wir unsere Fotografien in Magazinen oder auf populären Webseiten präsentieren konnten.
Wenn nun einer unserer Leser ambitionierter Straßenfotograf ist: Was müsste er tun, um in Euer Kollektiv aufgenommen zu werden?
Aktuell sind wir nicht auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Wir legen viel Wert auf den persönlichen Kontakt und arbeiten sehr eng zusammen. Die Kommunikation in einer so weit verstreuten Organisation funktioniert nur dann, wenn wir eine bestimmte Größe nicht überschreiten. Neben den fotografischen Qualitäten ist deshalb vor allem wichtig, dass wir gut miteinander klar kommen. Das heißt, dass man sich auf den Anderen verlassen kann, wenn Arbeiten zu machen sind, aber auch, dass wir untereinander streiten können, ohne dass gleich jemand heult.
Foto: Guido Steenkamp
Wir haben im letzten Jahr zwei neue Mitglieder aufgenommen, Christian Reister und Mario Cuic. Beide kannten wir schon einige Zeit persönlich, haben uns mehrfach mit ihnen getroffen und anschließend in der Gruppe über die Einladungen abgestimmt. Mit diesem Verfahren sind wir aktuell sehr glücklich. In den ersten Jahren waren wir leider deutlich wahlloser bei der Aufnahme neuer Mitglieder. Es hat uns einige Mühe und Überwindung gekostet, die Leute, die das Ganze mit der FC verwechselt hatten, wieder „auszuladen“. Unabhängig davon freuen wir uns aber immer, Gleichgesinnte kennen zu lernen, sei es beim Bier oder auf einer gemeinsamen Fototour.
Werden solche Fototouren öffentlich bekanntgegeben und durchgeführt?
Nein, das ergibt sich eher spontan. Hängt sicherlich auch vom Ort ab, wir sind ja über Berlin, Hamburg, München, Minden und Wien verteilt. Bei Interesse einfach mal über unsere Website oder Facebook anfragen, da geht sicherlich was. Wir haben in diesem Jahr auch schon zwei Street Photography Workshops (in Hamburg und Berlin) abgehalten. Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht. Wir planen, so etwas in der Zukunft öfter zu machen und kündigen die Termine dann im Web an.
Im Oktober wird es darüber hinaus auch eine große Seconds2Real-Ausstellung mit Rahmenprogramm in Berlin geben. Das ist sicherlich auch eine gute Gelegenheit zum Schnuppern.
Wie stehst Du zum – ich sags mal frech – Rudelfotografieren im Zusammenspiel mit Straßenfotos? Ich kann maximal mit 2 weiteren Leuten fotografieren, größere Gruppen stehen sich da meiner Meinung nach sehr schnell im Weg rum (wenn sie überhaupt fotografieren).
Nein, das geht gar nicht. Entweder steht man sich gegenseitig im Bild oder hat jedes Motiv doppelt und dreifach. Unabhängig davon ist eine Horde von Fotografen auch nur mäßig unauffällig. Man kann das mal für einen Workshop machen, ansonsten fährt man aber besser, wenn man alleine unterwegs sind. Schlimmer als Rudelknipsen ist es eigentlich nur, in der Begleitung der nicht fotografierenden Frau/Freundin unterwegs zu sein. Man erntet wenig Verständnis dafür, eine Viertelstunde an einer Ecke stehen bleiben zu wollen, nur weil das Licht gerade so großartig ist.
Foto: Guido Steenkamp
… was ich auf der anderen Seite auch wieder verstehen kann, wenn die Frau/Freundin da keine Lust drauf hat. Sag mal – hast Du zum Abschluss ein paar praktische Tipps für junge Einsteiger, die frisch in die Straßenfotografie schnuppern und so gar keine Ahnung haben, wie sie starten sollen?
Ich habe zwar keine Patentrezepte, fasse aber gerne zusammen, was bei mir funktioniert hat:
– Ein guter Einstieg ist sicherlich der Besuch von Großveranstaltungen oder von Plätzen, an denen Touristen unterwegs sind. Hier trifft man zum einen viele Menschen und zum anderen fällt man mit Kamera nicht weiter auf, da sowieso alle irgendwas knipsen.
– Generell ist es gut zu wissen, an welchen Locations zu welcher Zeit besonders viel „los“ ist, sprich wann dort viele Menschen unterwegs sind und im Idealfall auch das Licht stimmt.
– Am Besten macht sich ein leichtes Weitwinkel, im Idealfall eine Festbrennweite um die 35mm herum. Zweit- oder Drittobjektive braucht man nicht, es bleibt eh keine Zeit zum Wechseln und falls doch, dann ist sowieso immer gerade das falsche Objektiv drauf. Ich nehme normalerweise nur eine Kamera mit einem Objektiv mit. Ersatzakku und Speicherkarte/Filme habe ich in der Hosentasche, eine Fototasche braucht man also auch nicht.
Foto: Kay von Aspern
– Es kostet ein wenig Übung und viel Überwindung, vollkommen fremde Menschen aus sehr kurzer Distanz zu fotografieren. Letztlich ist das aber sehr einfach. Bei einem Foto aus 2m Entfernung mit Weitwinkel gehen die meisten Menschen davon aus, dass man etwas hinter ihnen fotografiert. Ein Foto aus 10m Entfernung hingegen, womöglich mit mächtigem Tele-Zoom, erzeugt deutlich mehr Argwohn, da fühlt sich der Gegenüber schnell „abgeschossen“.
– Straßenfotografie bedeutet, dass man viel draussen ist und dabei in der Regel auch einige Kilometer zurücklegt. Viel wichtiger als die bestmögliche Kamera ist deshalb vor allem gutes Schuhwerk.
– Eine sehr gute Zusammenfassung von Street Photography Tips findet sich auf dem 2POINT8 Blog, einfach mal reinschauen.
Vielen Dank, Guido!
Ich finde es – gelinde gesagt – ziemlich dreist, sich einfach so über geltende Gesetze hinwegzusetzen. Dass man das mal und hin und wieder macht, passt schon, das geht häufig nicht anders. Aber dermaßen mit System zu sagen „das ist uns egal“, das finde ich schon sehr dreist.
Kwerfeldein hat gut daran getan, für die Veröffentlichung hier Motive zu nehmen, die unproblematisch sind.
Ich finde es absolut legitim, vor allem weil betont wird, dass sie die rechtlichen Konsequenzen im Zweifelsfall tragen würden.
Und ganz ehrlich, noch nicht mal die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender halten sich daran. Wie oft sehe ich im Regional-TV Aufnahmen aus der Fußgängerzone meiner Stadt mit klar erkennbaren Gesichtern und das ohne Einverständniserklärung…
Desweiteren gibt es für mich keinen Grund für diese Angst vor dem fotografiert werden, wenn ich auf die Straße gehe, dann zeige ich mich in der Öffentlichkeit und die kann ich nicht als Privatsphäre beanspruchen.
Die Straßen und Plätze sind öffentlicher Raum und damit sollte auch erlaubt sein jeden Aspekt dieses Raumes zu fotografieren.
Im Regelfall fallen Fußgängerzonen mit vielen Passanten nicht unter die Regelungen der §§22ff. KunstUrhG. Und das Argument „der da macht das aber, also darf ich das auch“ ist sowieso verfehlt. Nur weil am Marktplatz immer mal wieder ein Apfel geklaut wird, darf das jetzt jeder machen?
Gegen das Fotografiertwerden an sich spricht gar nichts. Es geht (fast) immer nur um die Veröffentlichung.
Nochwas vergessen: Mich würde interessieren, ob die genannten Fotografen nicht nur die zivilrechtlichen Konsequenzen tragen wollen, sondern auch die strafrechtlichen, zu denen es auch kommen kann. So eine Vorstrafe macht sich nämlich nicht besonders gut im Lebenslauf.
Sehr Interessantes und gutes Interview….Danke
Und
@CMDVISUALS Komischer Reflex den du da an den Tag legst. Dieses Recht am eignen Bild nimmt bei euch in Deutschland teilweise recht skurile/absurde auswüchse an. Kaum wird über die Strassenfotografie geschreiben wird das Gesetzt hervorgekramt.
Ich hoffe für dich das du dich an alle Gesetze hältst in deinem Alltag……
Wieso ist das ein komischer Reflex? Das ist einfach nur die geltende Rechtslage. Über die Frage, ob mir die passt oder nicht (bin schließlich auch als Fotograf tätig), habe ich überhaupt nichts geschrieben.
Einen komischen Reflex finde ich eher die Tatsache, dass bei Google Streeview sich so aufgeregt wurde. Denn das war relativ offensichtlich total legal.
Aber so ist die Gesellschaft nunmal. Wenns um eigene Daten (d.h. die Persönlichkeitsauslebung im Internet) geht, dann wird geschrien. Wenns darum geht, Bilder anderer Leute (d.h. deren Persönlichkeitsauslebung in der Realität) zu veröffentlichen, wird sich darüber aufgeregt, dass man das nicht darf. Was in dieser Hinischt ganz interessant ist: Der Datenschutz und das Recht am eigenen Bild leiten sich beide aus demselben Grundrecht ab: Dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht, Art. 2 I i.V.m. 1 I GG.
…. der komische Reflex ist, dass umgehend immer gleich mit der WennEinemNichtsMehrEinfälltGibtEsJaNochArtikel2GG-Keule rumgefuchtelt wird à la ‚der hat von meinem Tellerchen gegessen‘ … Der Durchschnittsdeutsche ist da ganz weit vorne und rennt den ganzen Tag mit ‚Der grosse Hausjurist‘ oder dem roten Backstein unterm Arm rum.
Das Volk regt sich über den Datenschutz auf und kauft fleissig unter Angabe aller möglichen Daten im Internet ein, als gäbe es kein morgen.
Das Volk regt sich über street photography auf und das wär ja so dreist, irgend jemandem die Kamera ins Gesicht zu halten, bringt aber genau die gleichen Bilder aus dem Urlaub mit und zeigt die rum. Aber da war das ja alles ganz anders. Die wurden ja aus der Entfernung mit dem Monstertele gemacht, damit man nicht bemerkt wird und in die Verlegenheit kommt, sein Tun eventuell begründen zu müssen.
Das Volk regt sich darüber auf, wenn es auf der Strasse fotografiert wird, hat aber keine Hemmungen, munter die Bilder von letzter Nacht bei facebook und Konsorten hochzuladen.
H.
Und welche strafrechtlichen Konsequenzen und die auch gleich mit Registereintrag überhaupt ? Da musst mir mal Belege bringen. Aus der Praxis, nicht aus dem Lehrbuch.
Auch hier nochwas vergessen: Nein, ich halte mich nicht an alle Gesetze im Alltag. Wie ich bereits in meinem ersten Post geschrieben habe, gibt es Situationen, inden man sich durchaus darüber hinwegsetzen kann.
Was mich stört, ist, dass hier mit System dagegen verstoßen wird.
vom rechtlichen aspekt mal abgesehen, finde ich die gezeigten beispiele aus ästhetischer sicht nicht besonders spannend (ausnahme; das „kellner“-bild). dieses „anything goes“-konzept einiger straßenfotografen ist eine sackgasse, die in die beliebigkeit führt.
Danke..sehr gut.
Ich denke auch sobald das Wort Street auftaucht verwechseln es viele mit Kunst. Ich finde auch, dass die hier gezeigten Beispiele nicht wirklich Streetfotografie sind, sie machen auf mich den Eindruck des lieblosen geknipses oder liegt es doch am rechtlichen das hier nicht wirklich mehr gezeigt wird??? das ist die große frage die sich mir gerade stellt.
> dieses “anything goes”-konzept einiger straßenfotografen ist eine sackgasse, die in die beliebigkeit führt.
Genau! Die meisten Streetfotos (generell, jetzt nicht nur hier) sind in der Tat banal und langweilig.
Hi,
Klasse Beitrag vielen Dank und bitte nicht schon wieder diese Diskussion darf ich oder darf ich nicht!
Beste Grüße Markus
Finde es sehr gut, dass sich die Autoren über diese Regeln hinwegsetzen, um ihre Sicht auf die Welt und ihre Gedanken festzuhalten.
Niemandem kommt dabei zu Schaden.
Kunst muss sich über Grenzen hinwegsetzen können – Egal ob es jetzt Persönlichkeitsrchte oder der Gute Geschmack etc ist.
Weiter So!
Ob dabei jemand zu Schaden kommt, würde ich dann immernoch dem Betroffenen überlassen. Beispiel: Mann wird beim Verlassen eines Bordells fotografiert, die Frau kriegts mit und hinüber ist die Ehe. Oder der Job, oder, oder, oder.
Kunst kann sich über sehr Vieles hinwegsetzen. Über den guten Geschmack, sofern es den denn gibt, sowieso. Grenzen sind die Rechte anderer, eben unter anderem das allgemeine Persönlichkeitsrecht.
Das ist doch mal wieder ein klasse Artikel. Danke für dieses gute Interview.
Mir macht das Thema auch irre viel Spaß. Scheiß was auf die Technik…;-)
Feel free to do what you want !!!
Grossartiger Artikel! Schön zu lesen und vor allem auch mal wirklich gute Streetfotos! Jedes! Die andauernden Diskussionen über die rechtliche Situation finde ich langsam nur noch ermüdend und traurig!
Die hier gezeigten Fotos sind endlich mal ein wenig Abwechselung im tristen Streetphotography Alltag. Endlich werden nicht nur stumpf abgeschossene Personen gezeigt, sondern Situationen, bei denen es sich lohnt, diese festzuhalten. Allerdings: Künstlerischer Anspruch lässt das „anything goes“ wirklich vermissen, da schließe ich mich meinem Vorredner an.
Eine Anmerkung zur rechtlichen Seite: Soweit ich informiert bin, muss auch eine Person auf einem Foto eindeutig identifizierbar sein. Dies sind die hier abgebildeten entweder aufgrund der Entfernung oder durch die Verdeckung / Beschneidung wesentlicher Erkennungsmerkmal (Gesicht) schlichtweg nicht. Somit sollte auch hier kein Problem entstehen. Zumindest auf den hier gezeigten Bildern.
Zur restlichen rechtlichen Auffassung muss man nicht mehr viel sagen: Es werden Persönlichkeitsrechte ignoriert. Und da ist es nicht ehrwürdig, die Konsequenzen zu tragen, sondern eine logische Folge. Wenn ich eine Tankstelle ausraube, muss ich das schließlich auch.
Erstaunlich finde ich allerdings, dass es hier teilweise begrüßt wird, wenn sich jemand über Gesetze hinwegsetzt.
Und noch erstaunlicher finde ich, dass kwerfeldein.de diesem Thema erneut eine so prominente Plattform bietet. Und wahrscheinlich auch erneut wie bei Thomas L. jegliches Statement vermissen lassen wird.
Trotzdem: Die Fotos hier zeigen teilweise feine Momente. Und ein Großteil Eurer Quarterly Gallery ist erstaunlicher Weise ebenfalls unproblematisch. Habe da mit anderem gerechnet. Chapeau an dieser Stelle.
Tolles Interview.
Das mit dem Gesetz ist ja bekannt und die Reaktionen auch.
Zum Kellner Bild kann ich sagen, dass Siggi hier eines der besten Bilder gemacht hat, welches ich je gesehen habe. Nur weil der „C“ nicht sieht, was das Tolle daran ist, muss es nicht schlecht sein. Schau einfach mal die beiden gleichen Handpositionen an. Aber eben. Es ist wie mit dem Rechtlichen. Es ist eine Art der Fotografie, die nicht jedem zusagt und eben auch nicht 100% legal ist.
Danke Guido für das Interview. Es war sehr aufschlussreich.
gerade das kellner-bild finde ich doch gelungen :)
Nur mal so zum nachdenken…. Wie oft werde ich wohl von Überwachungskameras heimlich aufgenommen, wenn ich sagen wir mal 500 Meter durch eine Fussgängerzone gehe?
Danke für den Artikel!
Wie bereits zweimal geschrieben: Es geht nicht darum, fotografiert zu werden, sondern darum, dass diese Bilder ohne Einwilligung veröffentlicht werden.
das kellner-bild ist traumhaft :)
Was machen die Fotografen eigentlich, wenn man ungefragt ihre Bilder benutzt? Ist doch eigentlich ganz cool, und sie würden es mir ja eh nicht erlauben, die Fotos zu benutzen, um damit Geld zu verdienen. Man muss sich ja auch mal über ein paar Gesetze hinwegsetzen, nicht wahr? Denn das eine oder andere gefällt mir auch ganz gut und würde hervorragend in mein Portfolio passen.
@Hauke:
Leider konnte ich nicht direkt unter dem Post antworten.
Wenn bekannt wäre, wie essentiell wichtig Art. 2 GG für die Überprüfbarkeit staatlichen Handelns ist, würden solche Argumente wie die „Art. 2 GG-Keule“ nicht kommen. Aber ich bin nicht hier um eine Jura-Erstsemestervorlesung zu halten.
Was das widersprüchliche Verhalten angeht: Ja, das ist richtig. Man kann das aber auch umdrehen. Der Streetfotograf hält sich für besonders liberal und veröffentlicht Fotos ohne Einwilligung, weil das doch eine bloße Gängelung durch den Gesetzgeber sei. Gleichzeitig schreit er aber, wenn Google Streetview sein Haus fotografiert. Oder er schreit, wenn Facebook ohne Einwilligung Daten für Werbung verwendet. Dabei macht er nichts anders selbst: Er greift ohne Einwilligung in das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Fotografierten ein.
Alle diejenigen, die sich hier für die Veröffentlichung der Bilder aussprechen, sich aber über die Datenverwendung bei Facebook aufregen, oder vielleicht sogar bei Google Streetview widersprochen haben, sind Opportunisten, die mit zweierlei Maß messen: Ein Großzügiges für sich, und Eines mit ganz genauen Einheiten für alle anderen.
Was die strafrechtlichen Konsequenzen betrifft: Strafbar ist das nach § 33 KunstUrhG. Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt, d.h. der Betroffene muss einen Strafantrag stellen. Wenn das der Fall ist und es zu einer Verurteilung kommt, handelt es sich um die Verurteilung wegen einer Straftat. Damit wird dies immer ins Bundeszentralregister eingetragen. (§4 Nr. 1 Bundeszentraregistergesetz).
Ob der Eintrag auch im Führungszeugnis erscheint, ist eine andere Frage. Das tut er solang nicht, wie es sich um die erste Verurteilung überhaupt handelt und die Geldstrafe unter 90 Tagessätzen bleibt. Ob das zutrifft oder nicht, ist vom Einzelfall abhängig. Vielleicht hat ja der eine oder andere schon mal einen etwas übleren Verkehrsunfall gehabt, der auch im Register steht.
Soviel zur Theorie, auch ein praktisches Beispiel soll folgen: Eine Rechtsdatenbank listet mir einige Urteile zu § 33 KunstUrhG auf. Leider kann ich hier zuhause darauf nicht zugreifen. Ich hab aber dennoch ein frei zugängliches Urteil gefunden:
http://www.tomsack.com/berufungsurteil-lg-bueckeburg.pdf
kein wunder, dass kalwass und co so hohe einschaltquoten haben.
ich kann den ganzen kram nicht mehr hören. wen interessiert, ob auf einem bild lieschen müller oder otto kraftstoff zu sehn ist, dieses ganze gerede ist sowas von ‚deutsch‘. hauptsache für alles ne regel und nen gesetzestext, damit man sich geld erklagen kann, das man anders nie verdient hätte.
wenn ich im ausland fotografiere freuen sich die menschen, in deutschland ziehen se oft doofe gesichter: „was macht der typ jetzt mit den bildern?“ (o-ton) typ!!! „lande ich jetzt in dem internet?“ (o-ton) DEM internet. haha! ja, ich verdiene mir den hintern wund und alles auf kosten der armen menschen, die brutal fotografiert und immer total mies dargestellt werden und somit ausgebeutet werden.
bei der anzahl der kameras, die täglich verkauft werden, den millionen bildern, die täglich gemacht und veröffentlicht (fb und co) werden, sind auf ebenso vielen bildern ebenso viele leute drauf, die nie gefragt wurden ob sie zu sehen sein wollen. und die menschen, die sich ernsthaft damit auseinandersetzen, ein gepflegtes verhältnis zur fotografie pflegen, kriegen einen über den rüssel, weil man ihre bilder gezielt suchen kann, möglicherweise in ausstellungen, museen für jedermann sichtbar sind.
solange man nicht in private umgebungen eindringt, hat doch jeder die möglichkeit alles zu sehen, alles wahrzunehmen, was um ihn herum passiert. warum soll man diese momente nicht auch festhalten und in form eines abbilds weitererzählen dürfen. anschauen darf ichs mir ja und mit worten verbreiten auch.
ich wär für nen amtlich anerkannten street fotografie-ausweis mit persönlichkeitsprüfung und qualitäts-siegel.
Hi,
ich find es einen gelungenen Artikel, passend zur vimeo Videoreihe zu Streetphotography unter http://vimeo.com/6497905.
@CMDVisuals: Nix für Ungut, aber JA; WIR HABEN ES NUN ALLE VERSTANDEN. Nun ist aber auch gut :-) Danke.
Ich bin begeistert von den vielen Rückmeldungen zu diesem Interview. Schön zu sehen vor allem dass die doch recht gegensätzlichen Meinungen hier leidenschaftlich aber doch gesittet diskutiert werden. Das findet sich heute leider selten.
Um einige der gestellten Fragen zu beantworten:
– Martin hat die gezeigten Bilder ausgewählt. Wie ich finde zeigt er hier eine sehr gelungene Auswahl. Wie bereits richtig bemerkt, hat er sich jedoch auf „rechtlich unbedenkliche“ Bilder beschränkt. Das hatten wir vorher so vereinbart und ich kann seine Gründe gut verstehen.
– Ein Großteil der Kommentare bezieht sich auf die rechtlichen Aspekte. Das kommt nicht ganz unerwartet und ist eigentlich immer das Hauptthema, sobald jemand etwas zu Street Photography sagt oder schreibt. Die Gesetze in unserem Land sind für Fotografen im Grossen und Ganzen gut so wie sie sind, ich will mich darüber nicht beschweren. In anderen EU Ländern gibt es deutlich stärkere Einschränkungen für Fotografen (aus allen Bereichen). Bei Interesse einfach mal nach „I’m a Photographer, Not a Terrorist“ googeln.
– Wenn ich fotografiere dann mache ich das nicht um jemanden zu schädigen oder um ihn bloss zu stellen. Auch wenn die rechtliche Interpretation wie hier diskutiert, eine andere ist, so habe ich beim Fotografieren nicht das Gefühl etwas Falsches zu tun. Das hat aber wenig mit „Rebellion“ gegen das Gesetz zu tun. Wie für die meisten von Euch ist Fotografie meine Leidenschaft. Ich nehme potentielle rechtliche Konsequenzen dafür in Kauf, ansonsten müsste ich es sein lassen aber das möchte ich nicht.
Vielen Dank für Ihre Beiträge.
Guido
Da ja soviele meinen, dass ist alles so „locker“, wenn man gegen das Recht am eigenen Bild verstößt….
Wenn jemand Anzeige erstattet und diese mit aller Wahrscheinlichkeit nachgegangen wird, passiert folgendes. Die Kripo wird auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Beweise sichern, dass wird mit 100%iger Sicherheit so aussehen, dass ein Richter einen Hausdurchsuchung anordnen wird. Nach einem kursen Gastspiel der Kirpo bei Euch Zuhause, Arbeitsplatz (Readktionen sind da keine Ausnamhe) werden die gesicherten Beweise (PC, Festplatten, CDs, DVDs & Co) gesichtet. Entweder durch die zuständige Kripo oder durch das LKA gesichtet. Danach werden Vorladungen versendet und Aussagen aufgenommen und dann irgendwann ein Gerichtsverfahren abgehalten, was auch mit 100% Sicherheit öffentlich sein wird.
Spätesten dann, wird den meisten das coole Labern und Grinsen vergehen.
Achso, beschlagnahmten Geräte werden einer gemeinnützigen Orangisation gespendet und eine Geldstrafe bekommt Ihr auch noch… so min. 1000€… und das ist nur das Strafverfahren gewesen. Nach der Verurteilung stehen dem Opfern nun auch noch alle Möglichkeiten der zvilrechtlichen Verfahren offen.
Da soll ich ehrlich glauben, dass Leute hier wissen von was sie reden oder wie so ein Verfahren abläuft !? Noch einmal, da „beschwert“ sich nicht einer und dann trifft man sich nett vorm Richter… das ganze ist ein sehr unangenehmes Verfahren, mal abgesehen von den Kosten und der Schädigung des sozialen Status.
Kennt hier einer einen dem das Strafverfahren schon mal zuteil geworden ist ? Meist handelt es sich doch dabei um irgendwelche Prommifotos die dann rechtlich ausgeschlachtet werden.
Gruß aus OLD BÖRLIN torsten
Ich möchte jetzt gar nicht groß in die Diskussion einsteigen und habe auch nicht alle Kommentare gelesen, also verzeiht mir, falls das schon jemand gesagt hat. Mir ist es auch relativ egal wie all die Street Fotografen das handhaben, aber ich finde es schon wichtig, zu erwähnen, dass es sehr wohl schon verboten ist, Leute zu fotografieren, und die Probleme nicht erst bei der Publikation beginnen.
Denn so ist es nunmal nicht. Man darf (abgesehen einiger Ausnahmen) eine Person einfach nicht ungefragt fotografieren. Ob das jetzt fürs private Archiv ist oder die nächste Ausstellung ist erstmal egal.
Ich finde, das sollte man vielleicht mal klarstellen. Denn wenn nun ein junger Mensch daherkommt und sich denkt, fein, jetzt kennt er ja die Rechtslage, dann liegt er falsch.
Wie man dann mit dem Gesetz umgeht, soll jedem selbst überlassen sein. Aber man sollte halt schon wissen was man tut, und eigentlich nicht darf.
Schönen Gruß
Astrid
Hallo liebe Redakteure von Kwerfedeil
Als ich die Überschrift sah
„Im Interview: Guido Steenkamp von der Streetfotografen-Kooperative “Seconds2Real“
dachte ich mir jetzt kommt ein Interessantes Interview über Guido Steenkamp, Seconds2Real, Straßenfotografie und über vieles mehr in diesem Bereich.
Doch ich wurde enttäuscht!
Anstatt dessen wird das Thema “ Was darf man was darf man nicht“ angesprochen und durchgepresst.
Ich finde die Fragen die Kwerfeldein stellt Langweilig und wenig Informativ, und hätte mehr von euch erwartet. Als diese übliche Photonews/Profifoto/Colornews etc. berichte.
Schade ihr hättet mehr aus dem Thema machen können.
Gruß
Andrea
Super Artikel. Neben meiner eigenen Scheu, ungefragt Menschen mit meiner Kamera zu nahe zu kommen sind es solche Diskussionen rund um rechtliche Aspekte, die mich meist daran hindern, das zu tun was ich gerne möchte – nämlich Straßenfotografie. Die Fotos auf seconds2real schaue ich mir regelmässig voller Sehnsucht an, Bildbände von Lee Friedlander zieren mein Regal. Aber meine eigenen Fotos in diesem Bereich traue ich mich nicht zu veröffentlichen. Dabei sind ein paar ganz gute Bilder dabei.
Vielleicht ist das Fotografieren dieser Art von Öffentlichkeit ja auch schlicht „Ziviler Ungehorsam“.
Aber ich sehe schon, wir sollten die Kunst lieber aus den USA importieren, statt unsere eigenen Straßen zu fotografieren.
Viele Grüße
Eike
Wie man in der Strassenfotografie fotografiert und dabei das Recht am eigenen Bild beachtet, dafür gibt es einen Praxiskurs hier: http://www.fotomonat.de/2011/02/09/strassenfotografie-und-das-recht-am-eigenen-bild/
Klasse Artikel muss ich sagen, dass in einer Diskussion immer diese rechtlichen Themen auftauchen ist schon normal, leider. Es ist gut das rechtliche anzusprechen aber wir sollten uns um die Kunst, die Street Fotografie, kümmern.
Streetfotografie ist mehr als nur das festhalten des einen Augenblickes, es ist das einfangen des Gefühls des Fotografen, von dem er meint das er jetzt den Auslöser drücken muss. Mit Worten kann man das nicht beschreiben, man kann es dann später auf dem Foto sehen oder auch nicht.
Mach mal ein Foto, Sonntag um 7 und um 14 Uhr in der Innenstadt, die selbe Stelle die selbe Einkaufsstrasse, was ist der Unterschied? Richtig, die Menschen … Um 7 Uhr, das ist wie Musik ohne Gesang (Instrumental) und um 14 Uhr – mit Gesang, beides kann einem gefallen aber meistens gefällt uns die Musik mit Gesang besser. So ist es auch mit der Fotografie ohne Menschen fehlt da etwas und die Streetfotografie pickt nur den besonderen, ansprechenden Teil aus der Menge heraus, den Teil den der Fotograf als interessant ansieht. Streetfotografie soll nicht Menschen in peinlicher oder unglücklicher Lage abbilden, na gut das muss jeder selber entscheiden (willst du so etwas sehen geh nach Youtube), sondern soll das Leben dokumentieren mit all seinen Facetten.
Die besten Beispiele sehen wir oben in diesem Interview, das Liebespärchen von Andreas Stelter zum Beispiel. Sie ist sichtlich bemüht, mit ihm auf Augenhöhe zu sein, warum das sehen wir nicht, dass es ein Liebespärchen ist habe ich nur vermutet. Wir sehen nur die Anstrengungen ihrerseits und das mit diesen Schuhen. Das Foto ist nichts besonderes aber dennoch sehenswert, weil die Situation ist so alltäglich. Die meisten würden es sicherlich nicht fotografieren, denken das ist langweilig aber Streefotografen sehen so etwas als lohnendes Motiv. Für all die, die meinen das ist keine Kunst, die sollen mal selbst fotografieren und sich die Bilder dann mal kritisch anschauen, die hier gezeigten sind nicht durch wildes herumknipsten entstanden.
Und darauf sollten wir uns konzentrieren, auf das … sehen, erkennen, fotografieren und natürlich veröffentlichen und gerne auch Diskussionen aber dann über die Fotos.
Ich sag das mal so wie ich es denke, obwohl ich mich erst seit 1 Jahr damit beschäftige…
ich hoffe auf weitere Interviews
gruß Roland
Blogartikel dazu: Design Blog vom Designer
Gestern die aktuelle Ausstellung in Berlin im Kunsthaus Meinblau gesehen. Sehr zu empfehlen, richtigt stark. Läuft noch bis Ende des Monats.
Blogartikel dazu: Gedanken zur Situation der Street Photography in Deutschland | Mittleresgrau.de - Blog über Fotografie
Streetfotografie ist nichts für die gegenwart, sondern für die Zukunft, denn sie dokumentiert unverfälscht und ungestellt das Leben in unsren Straßen… Bestes Beispiel ist für mich Vivian Maier, die zu Lebzeiten niemandem ihre Fotos gezeigt hat. Heute sind sie wertvolle Zeitdokumente.
http://vivianmaier.blogspot.com/
Wenn die Bedenkenträger, Rechtverwerter, und Juristen in unserer Gesellschaft noch mehr Oberwasser bekommen, dürfen sich zukünftige Generationen nicht über solche Fotos freuen. Bald werden sogar Ideen und Gedanken in Käfige gesperrt, wenn das so weiter geht. Ohne mich! Ich persönlich wäre froh, wenn mich auf so einem Foto abgebildet zu sehen ;-)
Streetfotografen in Deutschland kann man eigentlich nur raten entweder einfach was zu riskieren, oder die Fotos zu archivieren, und erst posthum zu veröffentlichen zu lassen.
Ich hab jetzt hier nochmal genauer gelesen, weil mich das Thema nicht loslässt, und es scheint tatsächlich so zu sein, das sich deutsche Streetfotografie am besten auf Fotos von Beinen, Fotos von Hinterköpfen (auch schon deutsch-juristisch bedenklich) oder leeren Gassen beschränkt. In Deutschland ist es schon problematisch, wenn sich jemand auf einem Foto wieder erkennt, und sei es auch nur von hinten. Wenigstens tragen deutsche Streetfotos dann eine einheitliche Handschrift. ;-) Deutschland ist in der Hand von Juristen, und wir werden von Angst regiert. Das ist sehr schade.
Streetfotografie in Deutschland erfordert Mut…. mehr Mut, als jemand aufbringen muss wenn leicht schneller als erlaubt mit dem Auto fährt… und ich kenne niemanden der das nicht macht. Also: Fotografieren, fotografieren, fotografieren :-)
Blogartikel dazu: Straßenfotografie & Recht: Eine kritische Auseinandersetzung | KWERFELDEIN | Fotografie Magazin
Blogartikel dazu: Interview mit dem kwerfeldein Magazin (german) – guido-steenkamp