12. Mai 2011 Lesezeit: ~5 Minuten

One of the 1st

Das Bild „One of the 1st“ ist morgens kurz nach acht Uhr am Strand von Contis-Plage im Südwesten Frankreichs entstanden. Es war mein erster Tag/Morgen vor Ort und ich konnte es gar nicht erwarten, bereits früh einen Spaziergang den Atlantik entlang zu machen.

Kaum aus dem Zelt gekrochen, habe ich mir die Kamera gepackt und bin losgegangen. Nach einer 16 – stündigen Anreise und stressigen Monaten gefüllt mit vielen Veränderungen, wollte ich einfach mal wieder am Meer durchatmen, die Natur geniessen. Zugleich hoffte ich ein paar gute Bilder zu machen.

Ein großer Reiz ist natürlich, dass man zu früher Stunde den Strand praktisch für sich alleine geniessen kann, ich finde aber auch klasse, dass die vereinzelt anzutreffenden Leute einem immer wieder die Weite der Landschaft und des Meeres vor Augen führen. So ging ich also im Licht der Morgensonne den Strand entlang und knipste einfach drauf los. Dabei entstanden so ca. 60 Aufnahmen.

Bild 1- one of the 1st

Bearbeitung in Lightroom

Bearbeitet habe ich das ausgewählte Bild erst vor ca. drei Wochen. Ich hatte mir gerade neue Hardware und zuvor schon Lightroom angeschafft. Letzteres wollte ich nun unbedingt mal ausprobieren. Nach einigem rumprobieren begab ich mich daran Bilder zu importieren und fing mit meinen Aufnahmen des letztjährigen Urlaubs in Frankreich an. Dabei bin ich dann auf das vorliegende Bild gestoßen.

Bild 2 - Ausgangsaufnahme

Wie man unschwer erkennen kann, hatte ich dieses „aus der Hüfte geschossen“ – ein schiefer Horizont war dann das Ergebnis. Um den habe ich mich aber erst später gekümmert.

Zunächst habe ich den Weißabgleich auf Tageslicht gesetzt und ein wenig die Tonwerte eingestellt. Dann bin ich in den Entwicklungsbereich gewechselt. Da ich mich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht gut mit Lightroom auskannte, habe ich einfach mal alles mögliche ausprobiert, über das ich mich so im Vorfeld erkundigt bzw. etwas gelesen hatte.

Dementsprechend wurde dieses Bild alles andere als geradlinig bearbeitet. Da ich bei der Bearbeitung einige Male zwischen den Einstellmöglichkeiten hin- und her gesprungen bin, beschränke ich mich auf die wesentlichen Bearbeitungsschritte.

Beschneiden

Nachdem ich den Horizont begradigt hatte, war aus kompositorischer Sicht eine Beschneidung auf ein quadratisches Format für mich keine Frage. Ausschlaggebend war die noch ins Bild hineinreichende Wolke oben, die ich mittiger haben wollte, ein anderes Verhältnis von Meer und Strand sowie eine andere Position der Person im Bild.

Bild 3 - nach ersten Korrekturen und Zuschnitt

Bearbeitung der Farben und des Lichts

Nach weiteren Tonwertkorrekturen nahm ich mir die Farben und das Licht vor. Hier missfiel mir insbesondere die Farbe des Sandes, den ich immer wieder versuchte in den Griff zu bekommen. Ich wollte das Licht im Bild anders haben, es sollte die Weite stärker zum Ausdruck bringen, den Betrachter mehr in das Bild hineinziehen.

Dies zu erreichen schien mir über Farbanpassungen und Einsatz von Helligkeitsverläufe möglich. Also wurde nicht nur die Tönung des Sandes verändert, ich bediente mich auch zweier Verlaufsfilter: einen von unten rechts ins Bild hinein mit einer leichten orange-Tönung, ein anderer von oben links ins Bild hinein, um das Blau etwas zu verstärken.

Während weiterer Bearbeitungen, wie Korrekturen an den Wolken mit Hilfe des Pinsels, um sie plastischer zu gestalten und leichtes tönen der Wolke oben, reifte in mir die Vorstellung wie das finale Ergebnis ausschauen sollte. D.h. ich probierte alle möglichen Einstellungen aus, widmete mich nochmals den Farben und fügte noch eine leichte Vignette hinzu, da diese für mich noch den letzten Kick bezüglich des Lichts gab und war irgendwann meiner Vorstellung so nah gekommen, das das Ausprobieren ein Ende fand.

Bild 4 - nach Bearbeitung in Lightroom

Weitere Bearbeitung in Photoshop

Ich war schon ganz zufrieden und hätte das Bild an anderen Tagen vielleicht auch so belassen, aber meinem Empfinden nach sollte es malerischer und ein wenig zeitloser ausschauen. So konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, dem Bild mittels einer Textur einen nostalgischen Ton zu verpassen. Aus meinem Fundus verfügbarer Texturen habe ich die folgende ausgewählt:

Bild 5 - Textur

Deren Struktur, insbesondere die Striche und die Tönung gefielen mir ganz gut und nach ein paar kleineren Einstellungen, was die Ebenenmodi betraf, war ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden.

Wegen der besseren Übersicht habe ich einen Screenshot der Photoshop-Einstellungen mit Hinweisen auf die Füllmethode sowie Deckkraft und Fläche gemacht.

Mit der ersten Texturebene erhielt ich einen leicht wärmeren Grundton, aber mir waren die Texturelemente nicht stark genug hervorgekommen, mehr aufdrehen ging nicht ohne alles zu stark grünlich werden zu lassen. Nach einigem ausprobieren erwies sich eine Kopie der Textur, die ich über Bild → Einstellen → Sättigung verringern in ein schwarz/weiss – Bild umwandelte, als die beste Lösung. So konnte ich die Schraffur besser zur Geltung bringen.

Die drei letzten Ebenen dienten nur noch leichten Helligkeitskorrekturen, da die Textur einiges an Licht rausnahm.

Bild 6 - Ebenen Photoshop

Mit dem Ergebnis war ich dann sehr zufrieden und bin auch nach wie vor von den Bearbeitungsmöglichkeiten in Lightroom sehr angetan.

15 Kommentare

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  1. Interessantes Maiking of…

    Was ich richtig cool finde – und das sieht man echt extrem selten, finde ich – ist, dass du bei den Ebenen die Prozente und Füllmethoden mit angegeben hast…

    Das Ergebnis macht schon ordentlich was her…

    Beste Grüße
    Sascha

  2. Eigentlich bin ich der letzte Mensch auf der Welt, der mit Texturen auf Fotos was anfangen kann. Aber hier muss ich sie mal sehr in Schutz nehmen, weil sie einfach super ist. Ohne ist es hübsch, aber erst das Malerische, das durch das Gekratze (was für mich eher wie ein Pinselduktus aussieht) reinkommt, setzt dem Bild das i-Tüpfelchen auf.
    Hier stimmt – im Gegensatz zu vielen anderen Texturfotos – einfach das Zusammenspiel von Motiv und Texturwirkung, das die Assoziation in Richtung Malerei schafft.

    • mir fehlten bisher die passenden worte besser beschreibung zum „bild“ aber was du sagst ist genau das was ich dabei gefühlt und gedacht habe…jaaa auch wenn nun einige denken..was, wie, der doc kann fühlen und denken ;))

      ich finde auch der gesamteindruck des „malerischen“ ist hier absolut im vordergrund und das schafft nur die textur

      klasse und danke aileen für die worte

      gruß vom doc
      martin

  3. Hallo!

    Die Meinungen über den Sinn und die Ästhetik von Texturen in der Photographie gehen – wie man sieht – ja sehr auseinander. Gut so :-)

    Mich hat der Artikel inspiriert, mich auch mal daran zu versuchen. Hatte dem Thema bislang null Beachtung geschenkt. Meine erste Einschätzung: Für die Schaffung eines „künstlerischen“ Looks, im Sinne der klassischen Malerei, können Texturen einem Bild u.U. viel geben.

    Ich habe auf jeden Fall mal mein letztes Flickr-Foto einer Texturkur unterzogen und muss sagen. Mir gefällts :-) http://bit.ly/msUw7x

    Danke für den Artikel.

    Gruss
    Michael