Graufilter, Fotografie, Langzeitbelichtung, schwarzweiss, dunkel, düster, landschaft, architektur
03. Februar 2011 Lesezeit: ~5 Minuten

Mit dem Graufilter fotografieren

Ich wurde des öfteren gefragt, wie ich mit Photoshop die verwischten Himmel in meinen Fotos hinbekomme. Deshalb möchte ich mit diesem Artikel einen kleinen Einblick in die Langzeitbelichtung mit Hilfe eines Graufilters geben.

Warum benötige ich überhaupt einen Graufilter?

Ein Graufilter, auch ND-Filter (ND = Neutraldichte) genannt, reduziert die durch das Objektiv einfallende Lichtmenge, ohne Farben und Kontrast zu beeinflussen und ermöglicht dadurch eine längere Belichtungszeit oder den Einsatz von einer größeren Blendenöffnung.

Mögliche Einsatzgebiete eines Graufilters sind z.B.:

  1. Bewegungsunschärfe – Verwischen von Wolken oder aber fließende Gewässer samtig weich erscheinen zu lassen.
  2. Eliminierung von sich bewegenden Personen oder Fahrzeugen im Bild. Was im Urlaub durchaus von Nutzen sein kann, wenn wieder einmal eine beliebte Sehenswürdigkeit von Touristen überlaufenen ist.
  3. Überbelichtung verhindern. In manchen Situationen wie z.B. am Strand kann es vorkommen, dass es einfach zu grell ist und man trotz kleinster Blende und kürzester Verschlußzeit sein Foto einfach überbelichten würde. Um dies zu verhindern sind Graufilter mit einem kleinen Filterfaktor sehr gut geeignet.

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Die Graufilter sind in vielen unterschiedlichen Dichten erhältlich. Diese Filter können entweder gesteckt (Cokin Systeme) oder verschraubt (B+W, Heliopan, HOYA) werden. Eine große Schwierigkeit ist leider, dass fast jeder Hersteller seinen ND-Filter unterschiedlich klassifiziert. So bezeichnet B+W z.B. seinen 1000fach Graufilter, nach der Blendenreduktion, mit 110.

Bei Heliopan hingegen werden die Filter nach der Dichte benannt, im Fall unseres 1000fach Graufilter ist es der ND 3,0.

Übersicht der verschiedenen ND-Filter:

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Darf man mehrere Filter miteinander kombinieren?

Ja, klar. Es ist sogar gängige Praxis sich je nach den gegebenen Lichtverhältnissen seinen passenden Filter zusammenzuschrauben. Außer einer leichten Vignettierung habe ich durch die Kombination mehrerer ND-Filter bis jetzt noch keine anderen negativen Auswirkungen feststellen können.

Zu beachten ist nur, dass bei kombinierten Filtern die Dichten addiert bzw. die Filterfaktoren multipliziert werden müssen. Klingt kompliziert … ist es aber nicht.

Deshalb ein Beispiel.

Ein Graufilter mit einer Dichte von 0.6 soll mit einem Graufilter mit einer Dichte von 0.9 kombiniert werden:

Durch die Kombination der beiden ND-Filter ergibt sich eine neue Gesamtdicht von 1.5. Dies ermöglicht eine Blendenreduktion von -5.

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Welche Hilfsmittel benötige ich für eine Langzeitbelichtung?

  • Stativ
  • Graufilter
  • Fernauslöser (Kabel oder Funk)
  • Okularabdeckung
  • Korrekturtabelle für die Belichtungszeit

Vorgehensweise für die Aufnahme

  • Die Kamera aufbauen.
  • Gewünschte Brennweite, Bildausschnitt und Blende einstellen.
  • Autofokus deaktivieren und eine manuelle Fokussierung durchführen.
  • Danach die Kamera die Belichtungszeit bestimmen lassen (Zeitautomatik)
  • Die Kamera in den manuellen Modus (M), wenn möglich in den Bulb-Modus (B) stellen
  • Den Graufilter aufschrauben/aufstecken und damit kein Fremdlicht ins Gehäuse fällt die Okularabdeckung anbringen.
  • Nun kann die neue Belichtungszeit anhand des verwendeten ND-Filters und der Korrekturtabelle bestimmt werden.
  • Aufnahme mittels des Fernauslöser auslösen und nach der in der Korrekturtabelle vorgegebenen Zeit beenden.

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Tipp 1

Die Korrekturtabelle funktioniert bei schwächeren ND-Filtern recht gut. Ab einer Dichte von 1.8 würde ich aber mindestens 1 Zeitstufe länger belichten.

Tipp 2

Für die Langzeitbelichtungen benutze ich gerne meine Canon 40D. Der Vorteil an dieser Kamera ist, dass sie über einen LiveView-Modus verfügt und auch bei „aufgeschraubten“ 1000fach Graufilter ein schemenschaftes Bild liefert. Dadurch habe ich die Möglichkeit schnell einen neuen Bildausschnitt festzulegen, ohne erst den ND-Filter vom Objektiv entfernen zu müssen.

Stranded - MV Temple Hall

Korrekturtabelle

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Wie verwende ich die Korrekturtabelle?

Beispiel: Wir verwenden einen ND 3.0 (1000fach Graufilter) und die Kamera hat im Zeitautomatik-Modus eine Belichtungszeit von 1/30 Sekunden ermittelt.

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(Klick macht groß)

Die erste Spalte der Korrekturtabelle enthält die von der Kamera (ohne Graufilter) bestimmten Belichtungszeiten. In dieser Spalte suchen wir nun die ermittelten 1/30 Sekunden und haben damit die benötigte Zeile gefunden.

In dieser Zeile gehen wir jetzt solange nach Rechts bis wir in der Spalte unseres verwendeten Graufilters angekommen sind. Nun kann die neue Belichtungszeit abgelesen werden, was in unserem Beispiel 30 Sekunde wären.

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Wie lange muss ich überhaupt belichten bzw. welchen ND-Filter benötige ich?

Hier kann man leider keinen Pauschalwert festlegen, da sich die Belichtungszeit aus vielen unterschiedlichen Faktoren zusammensetzt. Um z.B. das Wasser in einem See oder in einem Brunnen „glatt zu bügeln“, reichen oft einige wenige Sekunden, bei Meeresbewegungen sind wir schnell im Minutenbereich.

Ich arbeite meist mit einem 1000fach Graufilter und für die verwischten Himmel benötige ich je nach Wetter und Wolkenbewegung eine Belichtungszeit von 40 bis 120 Sekunden.

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Welche Probleme können bei der Verwendung eines Graufilters auftreten?

Normalerweise sollte ein ND-Filter die Farben nicht verfälschen. Dies trifft auch für schwächere ND-Filter bis ca. einer Dichte von 0.9 zu. Ab einer Dichte von 1.8 ergibt sich aber herstellungsbedingt ein leichter Warmton.

Um dem Warmton entgegen zuwirken rät deshalb der Hersteller B+W vor den Graufilter einen UV/IR-Interferenz-Sperrfilter anzubringen.

Durch die Kombination mehrere Graufilter kann eine leichte Vignettierung auftreten.

Bei einer Belichtungszeit von mehreren Minuten kann die steigende Sensortemperatur zu unerwünschtem Rauschen und Hotpixel führen.

Ich hoffe, ihr habt durch den Artikel einige nützliche Informationen zur Langzeitbelichtung mit einem Graufilter erhalten und wünsche euch viel Spaß beim Experimentieren …

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