31. Januar 2022 Lesezeit: ~4 Minuten

Im Nebelwald Fanal auf Madeira

Im letzten November hatte ich das Vergnügen, in einem der interessantesten Wälder Europas zu fotografieren: „Laurisilva“, dem Lorbeerwald von Madeira. Solche Lorbeerwälder wachsen in höheren Lagen zwischen 500 und 1.400 m und zählen damit zu den subtropischen Nebelwäldern.

Früher bedeckten diese große Teile der Kanarischen Inseln, der Azoren und von Madeira. Bis heute ist der Bestand jedoch erheblich geschrumpft. Der Wald Fanal auf Madeira ist der größte von ihnen.

Wetter auf Madeira

Das Wetter auf Madeira habe ich als wechselhaft und unbeständig kennengelernt. Meine Fototouren auf der Insel nach dem Wetter auszurichten, war deshalb fast unmöglich. Ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Fotoreise auf die Insel war deshalb die Zeit, die es mir erlaubt hat, flexibel zu bleiben und verschiedene Orte mehrmals zu besuchen. Zwei Wochen lang blieb ich insgesamt auf der Insel.

Besonders für den Fanal war das sehr wichtig. Bei ihm handelt es sich um einen sogenannten Nebelwald und dass dieser tatsächlich oft in Nebel gehüllt ist, bestätigen zumindest die Fotos, die man davon im Internet findet. Genau solche Bedingungen wollte ich auch haben und gerade im feuchten November, so dachte ich, sollte das kein Problem sein.

Baum im Nebel

Schon die ersten Tage auf der Insel waren von langen Regenschauern geprägt und ich war mir sicher, dass die dadurch steigende Luftfeuchtigkeit mir Nebel im Fanal bescheren würde.
Wiederholt fuhr ich über die steilen Bergstraßen hinauf in den Wald. Manchmal war es nass und windig, manchmal schien die Sonne. Nebel und tiefe Wolken umhüllten jedoch nur die Berge auf der anderen Talseite. Im Fanal kam davon nichts an.

Hätte ich nicht eine komplette Woche dafür eingeplant, in der Gegend um das Plateau Paul da Serra zu fotografieren, das den Wald Fanal beherbergt, wäre ich verzweifelt. Auch die zahlreichen Webcams auf der Insel waren keine große Hilfe dabei, den richtigen Zeitpunkt zur Fotografie im Fanal zu finden. Die meisten von ihnen zeigen die Küste und nur wenige die Berge. Die Gegend von Paul da Serra ist leider nicht abgedeckt.

Wald im Nebel

Erkunden

Als das Wetter sich nicht zu meinen Gunsten entwickelte, nutzte ich die Zeit dazu, um den Fanal ausgiebig zu erkunden. Mir war es wichtig, schon im Vorfeld mögliche Motive zu entdecken und auch mit verschiedenen Kompositionen zu experimentieren.

Dieses Auskundschaften ist ein integraler Bestandteil meiner Fotografie. Wenn ich an einem Ort nach mehreren Besuchen dann endlich die richtigen Bedingungen vorfinde, weiß ich genau, wo ich meine Kamera aufbauen muss. Selbst wenn diese Bedingungen nur kurz andauern, erhalte ich dann meist eine gute fotografische Ausbeute.

Dem Auskundschaften und drei weiteren Säulen für bessere Landschaftsfotos habe ich bereits vor zwei Jahren einen Artikel gewidmet. Dort findet Ihr weitere Tipps, mit denen Ihr Eure Ausbeute verbessern könnt. Wie auch im Fanal geht es dabei weniger darum, möglichst viele Fotos von unterschiedlichen Orten zu machen, sondern darum, sich auf die besten richtig zu konzentrieren.

Wald in der Sonne

Fotohimmel

Bei meiner sechsten Fahrt in den Fanal war es dann endlich soweit: Dichter Nebel zog langsam über die Hochebene. Selbst die MadeiraWeather App hatte dieses Mal richtig gelegen und 100 % Luftfeuchtigkeit für Ribeira de Janela, einen Ort unterhalb des Fanal, prophezeit.

Mensch vor einem Baum im Nebel

Ich war im Fotohimmel. Für satte fünf Stunden wanderte ich durch den Wald! Zunächst zielstrebig zu meinen vorher ausgearbeiteten Kompositionen, danach befreit mit schweifendem Blick. Immer wieder fand ich neue Motive, die mich in ihren Bann zogen. Bei Sonnenschein wirkten viele Szenen recht unscheinbar und schwer zu komponieren. Der Nebel verwandelte die Szenerie in eine Märchenlandschaft, die ihresgleichen sucht. Nicht umsonst wird der Fanal oft auch Feenwald genannt.

Das Erlebnis war gerade deshalb so intensiv, weil ich so lange darauf warten musste. Zwischendurch war ich nicht einmal mehr sicher, ob ich überhaupt noch Nebel im Fanal erleben würde. Aber das Warten hat sich gelohnt.

https:/www./youtube.com/watch?v=oQzUNDVG6lg

Im Video (englische Sprache) zeige ich weitere Fotos, die ich an diesem Tag aufgenommen habe und gebe Tipps zum Fotografieren im Nebelwald.

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