Hinter dem Namen Labokoff verbirgt sich das Langzeitprojekt von Fabienne Rivory, das sie vor über zehn Jahren begann, um Interaktionen zwischen der Fotografie und der Malerei zu erkunden. Die Fotografie dient dabei als Ausgangsmaterial zur Erschaffung eines surrealen Bildes, das noch eine Spur Realität enthält, aber um subjektive Ebenen erweitert wird.
Fabienne Rivory hat Bild und Kommunikation sowie 3D-Animation studiert, anschließend für Animationsstudios in Paris und London gearbeitet und sich später darauf verlagert, sich auf ihre eigenen künstlerischen Projekte zu konzentrieren. Heute lebt und arbeitet sie in Chartres, Frankreich.
In ihren Arbeiten dreht sich alles um das Aufeinandertreffen von äußeren und inneren Landschaften. Die einen sind außerhalb des Menschen gelegen und werden von ihm visuell wahrgenommen, die anderen hingegen bestehen aus den menschlichen Gefühlen. Um die inneren mit Hilfe der äußeren Landschaften sichtbar zu machen, arbeitet Fabienne Rivory mit visuellen Transformationen.
Wenn sie die Bilder aufnimmt, die später zu Teilen der 12 bis 16 Bilder umfassenden Labokoff-Serien werden, weiß sie meistens noch nicht genau, wie sie sie verwenden wird, hat dabei aber schon ein paar Sachen im Hinterkopf. Beispielsweise geht sie immer von einem konkreten Thema oder Gefühl aus.
In den finalen Kompositionen arbeitet sie auf eine akkurate Bildkomposition hin, in der Lichter und Tiefen im richtigen Gleichgewicht zueinander stehen sollen, es starke Formen und besondere Silhouetten gibt. Ihre Aufnahmen selbst poliert sie nicht mit Filtern oder Nachbearbeitung auf.
Wenn die Bilder allerdings zu Teilen neuer Kompositionen werden, bringt sie schon einmal mehrere Fotos zusammen, die wiederum ausgeschnitten oder auch schon einmal auf den Kopf gestellt werden, ohne die Schnittkanten zu verstecken. Der Himmel spielt in den Aufnahmen zumeist eine große Rolle, er ist die Leinwand, auf der sich Fantasien abspielen können.
Eine vage Vorstellung davon, welchen Schwung Farbe in die Bilder bringen wird, hilft ihr dabei, ihre Fotos auf das Zusammentreffen vorzubereiten und als Hintergrund anzulegen. Die Farben fügen dem Ganzen noch eine weitere, subjektive Ebene hinzu.
So entstehen in diesen Gegensätzen neue Landschaften, die einem gleichzeitig vertraut vorkommen und doch seltsam. Der Blick verweilt länger auf diesen spielerisch-leicht aussehenden Experimenten. Fabiennes Arbeiten findet Ihr auf ihrer Webseite und bei Instagram.
Tolle, inspirierende Arbeiten. Guter Text. Sehr empfehlenswerte Webseite der Künstlerin. Merci!
Jede einzelne Arbeit ist in jeder Farbgebung, in jedem Motiv und in jeder Linie äußerst spannend. Wenn ich die Sequenzen unter der Perspektive der inneren und äußeren Landschaften sieht und für sich selbst interpretiert, gewinne ich ein sehr ästhetisches Erlebnis:
zu Bild 16:
backenzahn
die einsame linie,
die quer durch die gedanken
wandert, trägt das sprachlose.
das andere, der kreis,
die bewegung, das wasser
versetzen das ich.
sie sind die sargträger
der familie.
die einengt, wenn
sie zu laut ist.
Grüße, Wilhelm
Ich finde die Bilder sehenswert, und durch den Link auf Anne Hennings „Zeichnung und Fotografie“ hatte ich eine Menge Spannendes zu lesen :-)
Beim Projekt Labakoff wundert mich, dass sich Fabienne bei aller Kreativität doch durch selbstauferlegte Schranken bremst. „In den finalen Kompositionen arbeitet sie auf eine akkurate Bildkomposition hin … Ihre Aufnahmen selbst poliert sie nicht mit Filtern oder Nachbearbeitung auf.“ Wieso? Ist sie vielleicht eine heimliche Streetfotografin? *)
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(Bei denen findet man solchen missionarischen Eifer … es muss s/w sein, es muss analog sein, es muss mit Filmkorn sein, es muss mit Vignette sein, es muss 28mm oder 35mm sein, es muss „candid“ sein, es muss Leica oder Fuji draufstehen …)