29. August 2019 Lesezeit: ~4 Minuten

Wo kann man in Deutschland Sterne fotografieren?

Könnt Ihr Euch erinnern, wo und wann Ihr das letzte Mal die Milchstraße gesehen habt? Mein Erlebnis ist schon Jahre her, denn in Nordrhein-Westfalen ist es fast unmöglich, einen Blick auf den klaren, sternenbedeckten Nachthimmel zu bekommen. Doch es gibt sie noch, die dunklen Flecken auf der Karte, an denen man beim Blick nach oben ins Staunen gerät.

Rund 3.000 Sterne könnte man mit bloßem Auge sehen, wenn man einen Ort findet, der nicht von Lichtverschmutzung betroffen ist. Die acht Standorte, von denen aus man in Deutschland am besten Sterne beobachten und fotografieren kann, findet Ihr hier:

DeutschlandkarteDeutschlandkarte

links: Lichtverschmutzung in Deutschland; rechts: ideale Orte für Sternenfotografie

1: Sternenpark Winklmoos-Alm

In den Chiemgauer Alpen in Bayern liegt der Sternenpark Winklmoos-Alm, der 2018 von der International Dark-Sky Association (IDA) offiziell zum „International Dark-Sky-Park“ ernannt wurde. Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, die wenigen dunklen Gebiete, die es auf diesem Planeten noch gibt, zu schützen und zu bewahren. Nicht nur, weil der Sternenhimmel so schön anzusehen ist, sondern auch, da durch den inflationären Einsatz von Kunstlicht immer mehr Insekten sterben und ganze Ökosysteme in Gefahr geraten.

2: Sternenpark Westhavelland

1.380 km² ist das Areal groß und wurde bereits 2014 als erster Sternenpark Deutschlands ausgezeichnet. Es umfasst das Gebiet des Naturparks Westhavelland sowie die Gemeinde Schollene. Wie in vielen anderen Parks ist das Gebiet frei zugänglich und der Aufenthalt kostenfrei. Im gesamten Gebiet verteilt gibt es Informationskarten und es sind verschiedene ideale Beobachtungspunkte ausgeschrieben.

3: Sternenpark Rhön

Besonders dünnbesiedelte Gebiete, wie die Rhön (86 Einwohner*innen/km²) bieten ideale Bedingungen für Sternparks. Es geht jedoch bei der Erschaffung solcher lichtgeschützter Orte nicht darum, gänzlich auf Licht zu verzichten, sondern es vor allem zu optimieren. Der Park gibt auch einige Tipps, wie Ihr sparsamer und gezielter zum Beispiel mit Garten- und Wegbeleuchtung umgehen könnt.

4: Nationalpark Eifel

Der Nationalpark Eifel bietet nicht nur tagsüber wunderschöne Motive. Seit 2014 ist er als Sternenpark ausgewiesen und soll im nächsten Schritt sogar zu einem Sternenreservat weiterentwickelt werden. Eine Sternenwarte befindet sich auf dem Internationalen Platz Vogelsang, unweit der Bundesstraße 266.

Milchstraße

© Christian Nielsen

5: Nationalpark Harz

Die Sternwarte Sankt Andreasberg im Nationalpark Harz kämpft aktuell noch um die Anerkennung als Sternenpark. Laut Bundesamt für Naturschutz zählt der Standort mitten im Nationalpark zu den dunkelsten Regionen in Deutschland. An vielen Tagen im Jahr sind die Milchstraße oder sogar die Andromedagalaxie mit bloßem Auge deutlich zu sehen.

6: Projekt Sternenpark Schwäbische Alb

Der Sternenpark ist noch nicht offiziell anerkannt. Eine ehrenamtliche und unabhängige Initiative setzt sich hier für den Erhalt des natürlichen Nachthimmels ein. Auf der Schwäbischen Alb kann man noch an vielen Orten einen dunklen Sternenhimmel sehen. Einige dieser Gebiete könnten Basis für die Entwicklung eines international anerkannten Dark-Sky-Parks sein, für die der Verein aktuell kämpft. Wohnt Ihr in einer der Gemeinden der schwäbischen Alb, könnt Ihr mit Eurer Beleuchtung aktiv mithelfen, das Ziel zu erreichen.

7: Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide

Der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide erstreckt sich auf einer Fläche von 365 km². Mit 60 Seen, Mooren und viel Natur bietet er eine wunderschöne Umgebung. Da er fern von Städten liegt, gibt es auch hier gute Voraussetzungen für schöne Aufnahmen des nächtlichen Sternenhimmels.

8: Stadt Fulda

Eine Stadt als Sternenort? 2019 wurde die Stadt Fulda von der IDA mit dem Titel „Provisional International Dark Sky Community“ ausgezeichnet und ist damit die erste Sternenstadt Deutschlands. Die in der Nähe des Sternenparks Rhön gelegene Stadt hat dafür eine Beleuchtungsrichtlinie aufgestellt und mit der Annahme des Preises versprochen, sich in den nächsten Jahren für einen verantwortungsvollen Umgang mit künstlichem Licht und für den Schutz der Nacht einzusetzen.

Milchstraße

© Martin Sattler

Habt Ihr jetzt auch Lust bekommen, mit der Kamera die Nacht zu erkunden? Dann ist der aktuelle Zeitpunkt ideal. Die Milchstraße lässt sich von Mitte März bis Mitte Oktober betrachten, am besten geht es jedoch von Juni bis August. In diesem Zeitraum ist sie fast die ganze Nacht lang sichtbar. Meteorschauer, wie beispielsweise die Perseiden, sind im geografischen Raum Deutschlands im Spätsommer sichtbar.

Quelle und Tipps zur Vorbereitung eines Ausflugs zum Sternegucken: Lenstore

14 Kommentare

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  1. ich komme aus der Spitze ganz im Osten von Niedersachsen…

    für mich war es normal die Milchstraße sehen zu könnne wenn ich nachts draußen war (vor die Haustür gehen reicht)

    jetzt wohne ich in OWL, hier klappt das nicht :(

    Kann man ja schön an der Karte sehen…

  2. Gestern war (grob) zu dem Thema im Spiegel ein Bericht: Wenn man von Sonderorten absieht (und diese Sonderorte sind allesamt Truppenübungsplätze) ist die maximal möglich Distanz zu Bebauung (enthält Wirtschaftsgebäude) in Deutschland ca. 1,5 km, tendenz abnehmend.
    Also selbst auf dem Land ist es mittlerweile schwierig.

    • Was ich beim Einlesen in das Thema gelernt habe: Es geht gar nicht unbedingt darum, dass das Gebiet nicht oder dünn besiedelt ist. Es geht viel mehr darum sinnvoll zu beleuchten. Zum Beispiel mit nach unten gerichteten Straßenlaternen, die nach oben abgeschirmt sind. So ein einfacher Trick, aber wenn man dann nachts durch die Straßen läuft und bewusst auf Lichteinsatz achtet, sieht man überall unnötige und falsche Beleuchtung.

  3. Oh, das hat viel mit Nachhaltigkeit zu tun und es ist ein Zeichen unserer völlig übersättigten Gesellschaft. Utopisch lange Öffnungszeiten, Anstrahlen jedes Gebäudes, gigantische und nachts durchlaufende Leuchtwerbung, Fassadenbeleuchtung selbst an kleinen Privathäusern, Gigantismus in der selbst privaten Weihnachtsbeleuchtung.

    Wir ertränken unsere natürlichen Schönheiten und haben fast kein Blick mehr für das, was uns ganz nachhaltig geschenkt ist.

    Das hat genauso Auswirkungen darauf, dass wir bald wie die Sternenparks Parks für Insekten brauchen, die nämlich ebenso durch die Lichtverschmutzung immer weniger werden.
    Von Erderwärmung durch den Stromverbrauch ganz zu schweigen.
    Übrigens habe ich den klarsten Himmel auf den griechischen Inseln und im skandinavischen Gebirge erlebt, allerdings kann man im Norden im Sommerhalbjahr Sternenfotografie aufgrund der Helligkeit vergessen.

  4. Hallo Moin, ich wohne kurz vor der Insel Fehmarn und kann in klaren Nächten die Milchstraße mit bloßem Auge über dem Haus sehen. Im Frühjahr konnte ich sie recht gut im Südosten ablichten, war jedoch von der massiven Lichtglocke über Rostock und Wismar beeindruckt. Bei einem weiteren Versuch von der dänischen Insel Lolland zeigte sich, das es nicht einmal mitten auf der Ostsee richtig dunkel ist.

    Trotz allem ist es ein sehr erhabender Moment wenn man in völliger Dunkelheit steht und sich die Augen immer weiter an die Dunkelheit gewöhnen und man Details am Himmel wahrnimmt, die sonst nicht zu sehen sind.

    • Hallo Martin, im Osten von Baltrum, wo es im Naturschutzgebiet weit und breit kein Licht gibt, hatte ich bisher auch die intensivste Erfahrung mit Dunkelheit. Selbst nach einer Stunde auf den Beinen, sodass die Augen sich maximal an die Schwärze gewöhnt hatten, war kaum etwas zu erkennen. Aus der Zivilisation kannte ich bisher nur, dass man nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung selbst in der tiefsten Nacht dann immer noch erstaunlich viel sehen kann, selbst wenn in der direkten Umgebung keine Beleuchtung ist.

      • Ich bin da mehrmals im Jahr und auch schon oft im Dunkeln unterwegs gewesen (meist mit Stirnlampe 2 Stunden vor Sonnenaufgang im Herbst / Winter). Jetzt war ich mal im Sommer da und habe die Gelegenheit zur Milchstrasse genutzt. Ohne Hilfslicht ist es (in bedeckten oder mondlosen Nächten) dort stockfinster. Man sieht aber deutlich den Lichtschein der Orte an der Küste sowie die rote Beleuchtung der Windparks. Interessant ist aber auch bei klarer Sicht der Blick aufs Meer, wo man sogar das Licht des Helgoländer Leuchtturms erkennen kann (nur den Schein, nicht den Turm selbst)

    • Zenith sky brightness information Klasse Info, Danke.
      Coordinates
      47.33264, 10.28211
      SQM 21.80 mag./arc sec2
      Brightness 0.207 mcd/m2
      Artif. bright. 35.6 μcd/m2
      Ratio 0.208
      Bortle class 3
      Elevation 1625 meters

      Grüß Dich Michael, bei mir vor der Haustüre stören nach 2 Uhr auch keine Flugzeuge mehr.
      Sterne kucken ist so beruhigend. Jetzt brauch ich nur noch eine Kamera.
      Gruß aus den Bergen
      Winni

  5. Schöner Artikel, passt mir gerade sehr gut ;-)
    Ich war im Sommer in Namibia und hab in der Kalahari die Milchstrasse fotografiert. Das ging sogar mit Bl. 4 und 25“ (MFT). Trotzdem hat man selbst dort, wenn man in Lodges untergebracht ist, und nicht mit dem eigenen Camper mutterseelenallein in der Wüste übernachtet, immer noch eine gewisse Lichtverschmutzung.
    Zu meiner Kindheit habe ich sogar in D am Rand einer Großstadt problemlos die Milchstraße sehen können.
    In manchen Städten soll es inzwischen „dank“ Lichtverschmutzung und Smog sogar so schlimm aein, dass man dort nicht einmal mehr den Mond (!) sehen kann (e.g. Shanghai).