15. Mai 2019 Lesezeit: ~5 Minuten

Die Straße ist wie eine große Bühne

Efi Longinou ist Schauspielerin, stammt ursprünglich aus Griechenland und lebt seit 2014 in Deutschland. Genauer gesagt lebt Efi in Berlin und ist dort Mitglied im InterCollective. Ich hatte das Vergnügen, Efi Longinou für Soul of Street zu interviewen, besser gesagt hatte ich die Gelegenheit, ihr zehn Fragen zu stellen.

Efi, wenn man Deinen Instagram-Account anschaut, fällt einem auf, dass Du sehr viele Bilder von unten fotografierst. Machst Du die Bilder aus der Hüfte oder wie gehst Du da vor?

Es hängt davon ab, welche Kamera ich benutze. Manchmal fotografiere ich mit einer DSLR mit einem Weitwinkelobjektiv, dann fotografiere ich aus der Hüfte, ohne durch die Linse zu schauen. An anderen Tagen verwende ich eine Fuji X-70 , dann benutze ich den Monitor, um den Bildausschnitt zu sehen.

Von Beruf bist Du ja Schauspielerin und nutzt die Fotografie eher als künstlerisches Ausdrucksmittel, wie Du mal in einem Interview gesagt hast. Inwieweit spielt dabei die Straßenfotografie eine Rolle?

Das Leben auf der Straße ist unglaublich lebendig. Ich erlebe täglich sehr viele Menschen, die unterwegs sind und alle von ihnen haben ihre eigene Gefühlswelt. Ich beobachte die Gesichtsausdrücke der Menschen und wie sie ihre Emotionen ausdrücken, wenn sie nicht reden. Vor allem dann, wenn ich mit der Kamera unterwegs bin. Für mich gibt es eine enge Verbindung zwischen der Schauspielerei und der Fotografie. Die Straße selbst ist manchmal wie eine große Bühne mit vielen Geschichten.

Aber es ist nicht nur die Schauspielerei allein, die mich beeinflusst. Auch meine persönlichen Erfahrungen, Malerei und andere Künste, Filme und auch andere Fotografien, quasi das Leben selbst, wirken auf meine Fotografie.

Du bist gebürtige Griechin. Erzähl doch mal von Deinen Erfahrungen beim Fotografieren in beiden Ländern. Gibt es da gravierende Unterschiede?

Meine Erfahrung ist, dass es den Deutschen nicht gefällt, fotografiert zu werden. Sie haben ein gutes Gespür dafür, wenn sie fotografiert werden und sie versuchen, dem auszuweichen oder man sieht ihnen an, dass sie verärgert sind.

In Griechenland hingegen sind die Menschen nicht verärgert, wenn man sie fotografiert. Wenn sie es mitbekommen, dann beginnen sie zu posieren, holen ihre Verwandten oder Kolleg*innen dazu und möchten wissen, ob ich Journalistin bin. Das ist natürlich für spontane Momentaufnahmen auch nicht hilfreich.

Soziale Medien werden immer wichtiger heutzutage. Welche ist Deine Lieblingsplattform, um Dich und Deine Bilder zu präsentieren und warum?

Meine ersten Schritte als Fotografin habe ich auf Instagram gemacht und so lange es diese offene Plattform gibt, auf der ich meine Fotos zeigen kann, wird es immer mein bevorzugtes Netzwerk sein. Manchmal verliert man, wegen der kleinen Darstellung auf dem Telefon, aber wichtige Details. Wenn ich also alle Details eines Bildes sehen möchte, dann besuche ich mit dem Computer die Webseite oder schaue auf Flickr oder anderen Plattformen nach.

Ergänze bitte den folgenden Satz. Die Philosophie in der Straßenfotografie ist für mich persönlich…

…die Poesie des Alltags.

Denkst Du, dass es Frauen in der Straßenfotografie leichter haben als ihre männlichen Kollegen?

Ich denke, dass sowohl für Männer wie für Frauen die gleichen Herausforderungen bestehen. Es ist immer ein schmaler Grat zwischen dem Respekt für einen Augenblick und dem Eingriff in einen Augenblick. Und dies ist unabhängig vom Geschlecht.

Ist der weibliche Instinkt Deiner Meinung nach beim Fotografieren ein anderer als der männliche?

Wenn ich auf der Straße bin und fotografiere, dann bin ich nur ein Mensch, der die Schönheit des Lebens erlebt.

Wie viel Planung steckt in Deinen Fotos und wie oft gehst Du gezielt raus, um zu fotografieren?

Für gewöhnlich gehe ich drei Mal pro Woche gezielt fotografieren, aber ich habe meine Kamera auch sonst immer dabei. Ich mache mir vorher keinen Plan, entscheide aber anhand des Wetters, welche Kamera ich mitnehme.

Du bist Mitglied im InterCollective Berlin. Was ist Euer Ziel mit dem Kollektiv und was macht Ihr?

InterCollective folgt unserem gemeinsamen Wunsch, exzellente Fotograf*innen an einem Ort zu präsentieren. Es gibt sehr viele talentierte Menschen, die uns inspirieren und diese Inspiration möchten wir mit anderen teilen. Das passiert sowohl auf unserem Instagram-Account @intercollective als auch unserem Blog Blog. Auf diese Weise bringen wir unterschiedliche Kreative zusammen.

In der Serie „10 Fragen an“ lautet meine Schlussfrage meist: Kannst Du unserer Leserschaft einen Tipp geben?

Wenn Ihr Straßenfotografie mögt, dann ist der beste Weg, um besser zu werden, die tägliche Praxis, Neues auszuprobieren und andere nicht nachzuahmen.

Bitte gestatte mir noch eine allerletzte Frage. Welches ist Dein Lieblingszitat?

„If you look for a meaning, you’ll miss everything that happens.“ von Andrej Tarkovski.

Efi, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, um die Fragen zu beantworten. Ich wünsche Dir alles Gute und weiterhin viel Spaß an der Fotografie.

Das Interview erschien zuvor im Magazin Soul of Street in der Ausgabe 22. Wir veröffentlichen es mit freundlicher Genehmigung.

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