Schwarzer Kreis mit weißem Rand
03. August 2018

Our Only True Life Is In The Future

Meine fotografische Arbeit „Our Only True Life Is In The Future“ ist bestrebt, eine hypothetische Zukunftsvision zu erschaffen. Inspiriert durch Science-Fiction-Romane der Strugazki-Brüder, Philip K. Dick sowie George Orwell und Aldous Huxley habe ich versucht, eine dystopische Landschaft entstehen zu lassen.

Ich arbeite normalerweise sehr, frei was das Endprodukt meiner Arbeit angeht, bei diesem Projekt war ich aber schnell sicher, dass es am Ende ein Buch sein würde. Hierbei habe ich mich nicht nur an meinem eigenen Archiv bedient und Bilder explizit für diese Arbeit gemacht, sondern auch am freien Archiv der NASA.

Dieses steht jedem offen und kann ohne Rechte einzuholen, frei benutzt werden, sofern es nicht explizit bei bestimmten Fotografien von der NASA verlangt wird. Das Bildmaterial der NASA wird in meiner Arbeit bewusst nicht gekennzeichnet, um es den Betrachter*innen offen zu lassen, die Bildsprachen zu identifizieren. Ebenfalls war mir dabei wichtig, beide Bildarchive in der Buchdramaturgie mit gleicher Gewichtung zu betrachten und zu behandeln.

Die Fotografien sind im Zeitraum von zwei Jahren in Italien, Israel, Thailand, Frankreich und dem Ruhrgebiet entstanden und wurden im analogen Mittelformat, das meine bevorzugte Arbeitsweise ist, fotografiert. Bis auf bestimmte Ankermotive hat sich das Projekt über die zwei Jahre stetig verändert, bis es am jetzigen und finalen Stand angelangt war.

Auch wenn es im endgültigen Buch natürlich eine von mir festgelegte Dramaturgie und damit eine Leseweise gibt, war es mir bei diesem Projekt wichtig, eine lose Narration zu erzeugen, die auch in anderen Sequenzierungen funktionieren kann und die Raum für Assoziationen lässt.

Der Titel ist O’Briens Monolog aus George Orwells „1984“ entnommen und dient in der Dramaturgie des Buchs als Ergänzung zum Bildmaterial und trägt zur Stimmung und zum Ton der Fotografien bei.

Our only true life is in the future, we shall take part in it as handfuls of dust and splinters of bone. But how far away that future may be, there is no knowing. It might be a thousand years.

Nebelige Landschaft

Planetenansicht in Schwärze

Brückenpfeiler aus Beton.

Mann an einem Tisch mit vielen Papieren.

Strommast in einer Wüstenlandschaft

Beton oder Steinecke

Pfütze in Stein mit SpiegelungBehandschuhte Hände halten weißes Papier vor einen Zweig.

Container in einer Landschaft

Schwarzer Kreis mit weißem Rand

Gestein oder FelsGoldene Tür in einer Steinwand.

Hausecke aus Metall mit Pfeil und Eingangsschild

Hände, die weiße Handschuhe ausziehen.Blatt liegend in Ecke, schwarz mit weißen Punkten darauf.

In Kombination mit dem Text und dem Bildmaterial der NASA entsteht eine Erweiterung des Kontexts und ein Raum für Assoziationen, der durch die düstere Atmosphäre getragen wird. Das Buch erscheint in seiner ersten Auflage von 40 Exemplaren Mitte/Ende August bei WELTGAST und beinhaltet in einer Softcover-Bindung 41 Fotografien auf 84 Seiten.

12 Kommentare

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  1. „… eine lose Narration zu erzeugen, die auch in anderen Sequenzierungen funktionieren kann …“

    Bei mir funktioniert dieser Mix aus angebrannter Pizza, 40er Jahre Büroangestellter, Roadmovie-Strommast etc. leider nicht.

    „… Raum für Assoziationen, der durch die düstere Atmosphäre getragen wird …“

    Das ist wahrscheinlich mein Problem: ich sehe in den Bildern gar keine „düstere Atmosphäre“.

  2. Endlich mal jemand, der über das „pixelpeepen“ hinaus, sich ernsthaft mit geistigen und philosophischen Aspekten auseinandersetzt. Fotografie ist Kunst, und Kunst kommt von „kennen“ (nicht von „Können“, wie viele meinen – was eher technische Aspekte impliziert. Vgl. Ernst H. Gombrich, Kunst und Illusion. Zur Psychologie der bildlichen Darstellung).
    Einfach mal drauf einlassen…
    Insofern finde ich das Projekt von Johannes ausgesprochen gelungen und das muss man einfach würdigen. Chapeau !!!

    • Kennen und können haben denselben Ursprung, habe ich im Mediävistik-Seminar gelernt :-))

      Es gibt noch eine interessante Version des Bonmots: „Kunst kommt von künden“.

    • Wenn dir die Bilder gefallen dann ist doch gut :-) ist alles Geschmack Sache, in mir lösen die Bilder keine Emotionen aus…
      Es gibt Bildstrecken wo mir die Bilder auch nicht gefallen aber da verstehe noch den Ansatz dahinter oder sehe das sich der Fotograf Mühe gegeben hat…
      Al das sehe ich in dieser Arbeit nicht, ist meine persönliche, subjektive Meinung.

      • Dass mir die Bilder gefallen – oder ich Zugang zu ihnen finde – habe ich nicht behauptet. Was mir aber gefällt, ist, dass Johannes konzeptuell arbeitet und seine Fotos in einen Gesamtzusammenhang stellt. Das finde ich anerkennenswert und das spricht mich an :-)
        VG, Michael

  3. Das mit der Fotokunst ist so eine Sache …
    Zum Beispiel Andreas Gurskys „Rhein II“ oder „Toys R us“ sind auf den ersten Blick auch total langweilig – finde ich. Aber bei längerer Betrachtung ist da doch etwas zu sehen, das ich so vermutlich nicht gesehen, geschweige denn hinbekommen hätte.
    Deshalb denke ich, Bilder sind einer eingehenden Betrachtung wert, ob sie auf den ersten Blick gefallen oder nicht.

  4. Wir hatten bei uns mal einen Fotostammtisch (der Sinn eines Fotostammtischs soll hier nicht Inhalt sein) , da wurde ich von den anderen oft als “Künstler“ bezeichnet, Anfangs fühlte ich mich dadurch auch immer irgendwie bestätigt (Oh, mmm, ich ein Künstler!). Mach weiter so, kommt gut an… .
    Ein paar Jahre später hab ich dann begriffen, das ich wohl den ironischen Unterton überhört hatte! Immer wenn heute einer in meiner Gegenwart die Bezeichnung ‚Künster‘ verwendet, werde ich immer ganz Böse und grummelig.

    Naja, es gibt wohl immer mindestens zwei Seiten (SW) der Betrachtung und dazwischen viel Grauzone!