Welche Kamera eignet sich für ein Kind?
Beginnen Kinder, sich für die Fotografie zu interessieren, kommt schnell die Frage nach einer eigenen Kamera auf. Die Kaufentscheidung fällt jedoch nicht leicht angesichts des Überangebots verschiedener Kameras. Zudem ist der Kauf auch mit einigen Kosten verbunden. Deshalb möchte ich im Folgenden einige Tipps geben und Kameras verschiedener Preisklassen vorstellen, die sich gut für Kinder eignen.
Wichtig vorab: Nicht nur das Alter des Kindes und das verfügbare Budget müssen bei der Überlegung berücksichtigt werden, sondern auch die Persönlichkeit und Reife des Kindes. Bezieht Euer Kind deshalb am besten bei der Suche mit ein, zeigt eine kleine Auswahl von Kameras und erklärt ihnen grob die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle.
Die Altersangaben in diesem Artikel sind meine persönlichen Empfehlungen und entsprechen nicht den Herstellerangaben. Da die hier aufgeführten Kameras vorrangig für Erwachsene produziert werden, ist keine Altersgrenze nach oben gegeben.
Einwegkameras
Ihr seid noch nicht sicher, ob sich das Kind überhaupt länger für die Fotografie interessiert und sucht zunächst nach einer kostengünstigen Möglichkeit, um zu testen, wie es mit einer Kamera zurecht kommt? Dann ist eine Einwegkamera ein guter Anfang. Gastautor Carsten Beier berichtete im Artikel Mein zweites Jahr – Kindheitserinnerungen darüber, wie sein Sohn mit Begeisterung mit Einwegkameras spielt und zeigt im Artikel auch einige Ergebnisse.
Vorteile: Einwegkameras sind sehr günstig und eine gute Möglichkeit, erste Erfahrungen zu sammeln. Sie machen Spaß, sind sehr einfach zu bedienen und überstehen auch mal einen Sturz. Nach der Entwicklung des Films hat das Kind alle Bilder direkt als Drucke in der Hand und kann sich mit den Aufnahmen auseinandersetzen. Zum Entwickeln kann man die Kamera in jedem Fotogeschäft oder auch in der Drogerie abgeben. Zudem sind sie sehr klein und leicht und somit perfekt für Kinderhände.
Nachteile: Wie der Name schon sagt, kann man diese Kamera nur einmal verwenden. Der Preis ist zwar günstig, findet das Kind jedoch Gefallen an der Kamera, wird es doch schnell teuer. Zudem sieht das Kind erst nach der Entwicklung, was es fotografiert hat und gerade kleine Kinder können zu Beginn noch nicht verstehen, was es bedeutet, wenn sie den Auslöseknopf drücken. Deshalb ist ein Film auch mal schnell voller verwackelter Motive von Tischbeinen und Hundepopos. Die Bilderanzahl ist je nach Kamera begrenzt auf 27 oder 36 Aufnahmen.
Alter: ab fünf Jahren
Preis: 6–10 € (+ Entwicklungskosten des Films)
Kinderkameras
Natürlich gibt es auch Kameras, die extra für Kinder produziert werden und theoretisch sollten diese Kameras die ideale Wahl sein. Sie haben jedoch einige Nachteile, weshalb ich nur sehr eingeschränkt zu einer solchen Spielzeugkamera rate.
Vorteile: Sie sind optisch ansprechend für Kinder gestaltet und haben neben der Kamerafunktion oft noch viele kleine Extras wie Spiele oder Audiofunktionen. Auch halten diese Kameras einiges aus und sind recht günstig.
Nachteile: Die ganzen Extras lassen die eigentliche Fotografie nicht nur in den Hintergrund rücken, sondern auch die Bildqualität leidet ordentlich, wenn für 80 € auch Filtereffekte, Spiele und MP3-Funktionen in der Kamera verbaut werden müssen. Zudem ist so eine Kinderkamera ab einem gewissen Alter nicht mehr ansprechend.
Alter: 3–10 Jahre
Preis: 60–100 €
Outdoorkameras
Meine fünfjährige Tochter hat sich meine Outdoorkamera Olympus TG-4 geschnappt und begonnen, mit Begeisterung zu fotografieren. Die Kamera ist einfach ideal für sie und hat viele Vorteile. Ursprünglich war die Kamera für mich selbst gedacht und ich habe im Magazin auch einen Testbericht über sie geschrieben.
Vorteile: Outdoorkameras sind sturz- und wasserfest, also praktisch unkaputtbar. Sie sind handlich und leicht und man kann die Ergebnisse direkt auf dem Display betrachten. So können Kinder leichter verstehen, wie alles zusammenhängt und Motive verbessern, wenn sie unzufrieden sind. Meist nutzt meine Tochter den Automatikmodus, hat jedoch auch schnell gelernt, wie man den Blitz ein- und ausschaltet und stellt für Nahaufnahmen auf den „Mikroskop-Modus“. Eine Funktion der Kamera, die Kindern unglaublich viel Spaß macht. Es gibt viele weitere Einstellmöglichkeiten und einen manuellen Modus. So kann das Kind die vielen Knöpfe nach und nach verstehen lernen.
Nachteile: Outdoorkameras sind nicht günstig und die Vielzahl der Knöpfe und Möglichkeiten können zu Beginn etwas überfordern. Aber mit ein wenig Hilfe verstehen Kinder die Kamera sehr schnell.
Alter: ab drei Jahren
Preis: 130–360 €
Sofortbildkameras
Sofortbildkameras sind wieder im Trend und es gibt eine Vielzahl neuer Modelle, die nicht nur Erwachsenen Spaß machen. Mit einem Klick kommen die Aufnahmen direkt aus der Kamera.
Vorteile: Wenige Sekunden nach der Aufnahme hat man sein Foto direkt in der Hand. Viele Kameras sehen sogar aus, als wären sie für Kinder konzipiert und kommen in bunten Farben wie die Fujifilm Instax Mini 9 . Sie sind zudem leicht zu bedienen, da es wenige Einstellmöglichkeiten gibt.
Nachteile: Die Kameras selbst sind in der Anschaffung relativ günstig, die Filme kosten jedoch etwa 9 € für 10 Fotos. Zudem lässt sich an der Kamera selbst wenig einstellen.
Alter: ab fünf Jahren
Preis: 60–130 € (+ 9 € pro Film)
Spiegelreflexkameras
Auch bei Spiegelreflexkameras gibt es günstige Einsteigermodelle mit guter Qualität. Eine neue Spiegelreflexkamera lohnt sich vor allem, wenn sich das Kind bereits für die Fotografie interessiert und wissbegierig ist, denn die vielen Möglichkeiten überfordern auch schnell.
Es gibt DSLRs von vielen verschiedenen Marken. Sollte in der Familie bereits eine Kamera vorhanden sein, ist es sinnvoll, bei dieser Marke zu bleiben, denn so kann sich das Kind auch leicht Objektive und Zubehör leihen, um zu experimentieren und die Erwachsenen können sich leichter in das Kameramodell hineindenken und beim Ausprobieren helfen.
Aufgrund der enorm großen Auswahl möchte ich an dieser Stelle keine konkreten Vorschläge machen. Am besten lasst Ihr Euch in einem Fotofachgeschäft beraten und nehmt die jeweiligen Kameras auch mal in die Hand. Redakteur Manuel Mut schrieb im Dezember 2014 einen ausführlichen Artikel zur Frage Welche Kamera soll ich kaufen?. Hier gibt er einige Tipps, die man beim Kauf beachten sollte und macht auch einige Kameravorschläge. Auch wenn der Artikel bereits von 2014 ist, sind viele der Kameras noch erhältlich. Alternativ gibt es natürlich auch noch viele gute Modelle gebraucht, die dadurch auch um einiges günstiger sind.
Vorteile: Mit einer solchen Kamera kann man die Fotografie mit etwas Geduld gut erlernen und sieht das Ergebnis direkt auf dem Display. Durch die verschiedenen Aufnahmemodi kann das Kind die Verbindung zwischen Blende, Belichtungszeit und ISO verstehen und ganz bewusst Bilder gestalten, bevor es auf den Auslöser drückt.
Nachteile: DSLRs sind auch mit den Einsteigermodellen kein günstiges Geschenk. Zudem sind die Kameras sehr groß und schwer und sollten unter keinen Umständen runterfallen. Daher ist eine solche Kamera eher für ältere, verantwortungsbewusste Kinder geeignet.
Alter: ab 10 Jahren
Preis: ab 400 €
Die Kamera aus der Schublade
In fast jedem Haushalt liegt eine nicht oder kaum genutzte Kamera herum. Das kann eine kleine digitale Kompaktkamera sein oder eine analoge SLR aus den 80er Jahren. Ganz egal, um welches Modell es sich handelt, zu Beginn reichen diese Kameras durchaus, wenn das Kind keine speziellen Wünsche geäußert hat.
Oft möchten Kinder einfach nur selbst etwas produzieren und dabei Spaß haben, die Qualität spielt da eine untergeordnete Rolle. Mit solch einer Kamera kann man ohne große Unkosten herausfinden, ob das Kind wirklich Freude am Fotografieren hat und sich auch länger dafür interessieren wird.
Preis: 0 €
Egal, für welche Kamera Ihr Euch entscheidet, lasst Euer Kind nicht komplett allein mit dem Thema Fotografie. Wenn Ihr selbst nur wenig fotografische Erfahrung habt, seht es als Chance, gemeinsam mit Eurem Kind etwas Neues zu entdecken. Solltet Ihr selbst Profis sein, helft Eurem Kind vor allem, den Spaß an der Fotografie zu entdecken und steigt nicht direkt mit trockenen Technikerklärungen ein. Wie man Kindern die Liebe zur Fotografie vermittelt, beschrieb Gastautor Manolito Röhr erst kürzlich in einem sehr schönen Artikel.