Geliebte Wüste – Ein Abenteuer auf zwei Rädern
Das Licht ist anders auf der Baja California. Weicher, zarter und voller Leben. Nahezu jeder Tag endet hier mit einem farbenfrohen Himmel und dem gemütlichen Ausklang eines weiteren wunderschönen Tages. Meistens sitze ich dann am Feuer und koche mir etwas zu essen.
Nach einem harten Tag auf der Piste schmeckt Reis mit Thunfisch aus der Dose fast so gut wie Mamas leckere Weihnachtsgans. Vor allem dann, wenn man dabei ordentlich mit Kakteenholz zündeln darf und die Wärme am Feuer genießen kann, denn sobald die Sonne untergegangen ist, wird es extrem frisch.
Ruhe herrscht hier draußen. Eine gigantische Stille, an der ich mich auch nach Wochen noch nicht satthören kann. Nur das Knistern des Feuers unterbricht sie und ab und zu höre ich meine Zeltplane flattern, wenn der Wind sich darin verfängt.
Die Wüste ist für mich noch immer, auch nach zigtausend endlosen Kilometern, die ich in den unterschiedlichsten Wüsten dieser Welt bereits geradelt bin, die faszinierendste Landschaftsform. Man sollte meinen, dass man bei einer so langsamen Reisegeschwindigkeit die Einöde bald nicht mehr ertragen kann, aber gerade erst dann entfaltet sich die Wüste zu etwas ganz Besonderem.
Irgendetwas gibt es immer zu entdecken, zu bestaunen und zu fotografieren. Durch den langsamen, fast schon meditativen Tritt wird die Aufmerksamkeit auf die ganz kleinen Dinge gerichtet, die man von einem Blechdach umgeben nie entdecken würde. Es ist oft ein Kampf gegen die Einsamkeit, den Gegenwind, den inneren Schweinehund, die Wasserknappheit und das Gefühl der Endlosigkeit. Doch all das macht den Reiz aus – es ist ein Abenteuer und ich liebe Abenteuer.
Die einsamen Nächte unter dem gigantischsten Sternenhimmel, den man sich vorstellen kann, und das Gefühl, dass mir diese Welt zu Füßen liegt und ich sie ganz für mich allein habe, begeistern mich noch immer. Und das Gefühl, dass ich es aus eigener Kraft geschafft habe, dieses menschenfeindliche Gebiet zu bewältigen, hat seinen ganz eigenen Reiz.
Die Pflanzenwelt, die mich hier täglich auf der Halbinsel Baja California umgibt, ist mit Worten nicht zu beschreiben und schlägt nahezu alles, was ich auf meiner Fahrradweltreise bisher gesehen habe. Garten Eden trifft es wohl am besten, denn es hat etwas Paradiesisches an sich.
Der Pfad, auf dem ich unterwegs bin, schlängelt sich von kargen Wüstenkilometern im Landesinneren zu einsamem Stränden voller herrlichem Strandgut, einer faszinierenden Vogelwelt und ebenso einer Welt der Fischerleute, die mit ihren Booten täglich den Fang an den Strand bringen.
Auch die kleinen Dörfer, die ich alle paar Tage durchquere, um meine Vorräte wieder aufzufrischen, sind Teil des faszinierenden Gesamtbilds und einer der Gründe dafür, dass mir diese betörend schöne Halbinsel so sehr ans Herz gewachsen ist.
Morbide, zerfallene, kunterbunte Fassaden und Buden, die leckere Tacos anbieten, sind Teil der interessanten mexikanischen Kultur. Der Pfad beansprucht mein Material mehr, als man sich das wohl vorstellen mag, doch bin ich immer wieder überrascht, wie lange am Ende doch alles irgendwie zusammenhält.
Meine Olympus OM-D E-M10 Mark II habe ich in meiner vorderen Tasche platziert, so dass sie mit den täglichen Schlägen mehr oder weniger sanft mitschwingen kann. Zudem liegt die Tasche auf meinem Schlafsack auf. Die Objektive stecken in meiner Satteltasche, die ich an der gefederten Sattelstütze montiert habe. Ein paar Klamotten dienen als Puffer.
Es ist meine zweite Olympus auf dieser Reise, die erste hat nach zwei Jahren den Geist aufgegeben, fast zeitgleich versagten auch die Objektive. Zudem ist es die vierte Kamera insgesamt. Wegen Platzmangel nutze ich ein Manfrotto-Mini-Stativ, mit dem ich bisher immer gut zurechtkam, wenn es auch manchmal mit den Selfies etwas schwierig ist.
Ich radle seit Mai 2013 um die Welt. Je länger ich nun unterwegs bin, desto mehr habe ich die Faszination der Fotografie für mich wiederentdeckt. Die Kombination aus unterwegs sein, wie ein Landstreicher auf der Straße leben und dabei meine Eindrücke festhalten, macht mich täglich glücklich. Freiheit pur, wenn auch die Welt hier draußen nicht immer nur Zuckerschlecken ist, ist es doch die mit Abstand tollste und faszinierendste Zeit meines Lebens.