Ein Reh das im hohen Gras sitzt.
24. März 2017 Lesezeit: ~5 Minuten

Von Diebesgut und Entdeckergeist

Vor ungefähr fünf Jahren habe ich damit begonnen, mir die Fotografie autodidaktisch beizubringen. Ich denke, für mich ist es sehr wichtig, mich auszudrücken und zu versuchen, ein kreatives Leben zu führen. Durch das Fotografieren wurde genau das für mich möglich. Ich liebe es, einfache Momente des täglichen Lebens und die natürliche Schönheit um mich herum festzuhalten.

Die Beine eines Menschen, vor denen ein Hund sitzt.

Fünf Gazellen, die direkt in die Kamera blicken.

Ich habe festgestellt, dass sich während der letzten Jahre meine Definition dessen, was ein gutes Foto ausmacht, verändert hat. Eine „gute“ Fotografie ist natürlich immer etwas sehr Subjektives, aber normalerweise sind die guten Fotos diejenigen, die in uns Gefühle hervorrufen, in unserer Vorstellungskraft eine Tür öffnen und uns hineinziehen. Sie lassen uns mit Gedanken, Gefühlen und Fragen zurück.

Ein See vor einem Bergpanorama

Das Reisen ist für mich eine Flucht aus der Hektik und Eintönigkeit der Arbeitswoche, deshalb wage ich mich hinaus in die Hügel, Täler und Berge. Ich denke, es ist wichtig, sich in der eigenen Umgebung hin und wieder mal zu verlaufen, den Kopf frei zu bekommen und die einfache Schönheit, die uns umgibt, zu erforschen.

In den letzten Jahren konnte ich schon einige Reiseziele von meiner Liste abhaken, aber eigentlich fange ich gerade erst so richtig an, die Welt zu entdecken.

Ein Großteil der Plätze, die ich besucht habe und noch besuchen möchte, sind Orte von außergewöhnlicher Schönheit. Ich bin voll und ganz von Wanderlust getrieben. Ich stelle mir mich selbst gern als Abenteurer vor, aber momentan bin ich wohl eher Walter Mitty statt Ranulph Fiennes.

Ein Tier steht vor einer nebeligen Landschaft.

Ein Mensch steht vor einem Wasserfall.

Menschen laufen durch Felder voller warmer Quellen.

Für mich gehen Fotografie und das Entdecken Hand in Hand. Zu fotografieren ist eine Art, das festzuhalten, was um uns herum ist. Mit einer Kamera in der Hand sucht man nach der Schönheit in absolut allem und das ist die beste Voraussetzung dafür, Neues zu entdecken.

In letzter Zeit fotografiere ich hauptsächlich auf Film. Ich nutze meist eine Canon Elan II mit einem 50-mm- oder 28-mm-Objektiv und manchmal auch meine kleine Yashica T5. Ich besitze auch technologisch viel fortschrittlichere Kameras, aber irgendwie ist nichts vergleichbar mit der Schlichtheit und Freude, die diese beiden Kameras mit sich bringen.

Eine Eislandschaft über die Vögel fliegen.

Ein Mensch steht vor einer Eislandschaft und blickt darauf.

Ich habe mich aus verschiedenen Gründen für Film entschieden, aber ich denke, der wichtigste Grund ist, dass das analoge Fotografieren in mir mehr Sensibilität für den Moment weckt.

Film ist wertvoll und ich möchte ihn nicht verschwenden, deshalb muss ich mich konzentrieren, den Prozess verlangsamen und die Motive gut auswählen. Ich schieße nie mehr als drei Fotos von einem Motiv, meistens eher nur eines oder zwei. Als ich noch digital fotografierte, schoss ich gern mal 500 Bilder und wählte dann nur drei aus.

Auf Film habe ich maximal 36 Versuche, deshalb sollte jedes einzelne Bild etwas Besonderes sein. Ich habe auf jeden Fall viel über die Kunst des Fotografierens gelernt, als ich auf Film umgestiegen bin. Eigentlich lerne ich nach wie vor mit jeder fertigen Filmrolle etwas Neues.

Ein Wohnwagen fährt auf einer Straße vor einem Bergpanorama.

Ein Strand mit schwarzem Sand von oben.

Ich denke, es ist sehr wichtig, sich oft die Arbeiten anderer Menschen anzusehen, um sich selbst voranzutreiben und die Richtung zu finden, in die man persönlich gehen möchte. Außerdem bin ich jemand, der sehr viel Inspiration aus anderen Kunstformen wie Musik, Filmen oder Malerei bekommt.

Wissen ist Macht und man kann sich auf unglaublich viele Arten viel Wissen aneignen. Es gibt ein wunderbares Zitat des Filmemachers Jim Jarmusch, mit dem ich mich sehr identifizieren kann:

Stiehl von allem das, was Inspiration spendet oder Deine Vorstellungskraft entfesselt. Verschlinge Filme, Musik, Bücher, Malereien, Fotografien, Konversationen, Träume, Bäume, Architektur, Straßenschilder, Wolken, Licht und Schatten. Suche dabei nur die Dinge aus, die direkt zu Deiner Seele sprechen.

Wenn Du das tust, wird Deine Arbeit (und Dein Diebesgut) authentisch sein. Authentizität ist unbezahlbar. Originalität ist nicht-existent. Halte Dich nicht damit auf, Deinen Diebstahl zu verschleiern – feiere ihn, wenn Dir danach ist. Erinnere Dich daran, was Jean-Luc Godard sagte: „Es kommt nicht darauf an, woher Du die Dinge nimmst. Es kommt darauf an, wohin Du sie bringst.“

Drei Pferde im Sonnenuntergang von denen eines direkt in die Kamera blickt.

Meine Inspiration kommt also aus vielen Dingen, am wichtigsten sind aber natürlich andere Fotograf*innen, die ich auf Flickr oder Tumblr finde.

Dieser Artikel wurde für Euch von Christopher Kreymborg aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

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