24. November 2016 Lesezeit: ~5 Minuten

Ein Portrait von Jack Woodhead

Jede*r von uns hat diese inneren Gefühle, die einen leiten. Wir inspirieren uns auf unterschiedlichste Weise und tragen diese Inspiration, diese Energie auf unsere eigene Art aus. All unsere Facetten machen uns zu dem, was wir sind. Und all diese Teile von uns bilden eine Einheit. Ich habe mich gefragt: Was leitet den Menschen?

Intuition und Inspiration. Inspiration ist eine Energie. Sie kommt aus unserem Inneren. Diese Energie fließt durch alle Menschen, sie sind ihre Träger. Jede*r erfährt die innere Stimme auf ganz eigene Art. Künstler*innen inspirieren mich. Sie arbeiten sehr intuitiv. Beim Tanz, in der Musik oder beim Schauspiel. Sie brauchen Inspiration und Intuition. Sie leben diese Energie aus und inspirieren sich auf unterschiedlichste Weise.

Ein Mann mit Hut vor blauem Himmel

Ein Mann sieht nach oben

Intuition hat für mich etwas mit geistiger Offenheit zu tun. Man entscheidet intuitiv. Man erschafft, sucht und ist offen für etwas Neues. Um der Inspiration auf den Grund zu gehen, portraitierte und inszenierte ich einen Künstler und ergründete mit ihm seine Gefühlswelt.

Ich begegnete dem Künstler Jack Woodhead. Er ist 28 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Manchester. Er versteht sich als Varietékünstler, Schauspieler, Komponist und Entertainer. Er liebt die Bühne, das Überdrehte und die extravaganten Kostüme. Vor sechs Jahren kam er nach Berlin, um hier seine Shows im Varieté Theater Wintergarten in der Potsdamer Straße aufzuführen.

Ein Mann mit offenem MundMännerportrait

Meine Fotografien sind Inszenierungen von Jacks verschiedenen Facetten und Inspirationsquellen und seiner Frage: Wie werde ich zu meiner Ikone? Es war ein langer Prozess, um mir sein Vertrauen zu erarbeiten, bis er im Laufe der Arbeit seine Maske langsam ablegte. Ich überlegte mir, welche Elemente ich in die Bilder einbauen könnte, um Gefühle durch symbolische Assoziationen zu übermitteln. Die Bilder zeigen Momente der Ruhe, der Selbstdarstellung und des Innehaltens. Es ist ein Ablauf von Energietanken und sie ausleben.

Die Serie besteht aus sehr verschiedenen Bildern. Sie spiegeln unterschiedliche Teile von Jack Woodhead wieder, die zum Schluss als Ganzes zu betrachten sind. Einerseits sah ich eine sehr extrovertierte und werbehafte Seite, sobald er seine Rolle annahm. Andererseits spürte ich diese in sich gekehrte und bedachte Seite.

Ein Mann spielt Klavier

Mann am Klavier

Ich sprach mit ihm über seine Inspirationen und inneren Leitgefühle. Er sagte sofort „Musik! Mit dem Klavier fing alles an.“ Das Klavier ist für ihn eines der wichtigsten Dinge im Leben. Es ist seine Inspirationsquelle. Ich habe ihn einfach am Klavier spielen lassen und beobachtet. Dann nahm ich die Kamera und versuchte, durch Bewegungen eine Lebendigkeit in die Bilder zu bringen.

Wir gingen in einen kleinen Vorraum hinter der Bühne, in dem sich eine Sammlung von Kostümen befand. Ich ließ ihn erst einmal allein und für sich sein. Dann ging ich zu ihm und fotografierte ihn in einem ruhigen Moment. Durch seine rosa Jacke und der nachdenklichen Haltung wirkt das Bild wie ein Moment vor einer Show. In dem Raum lag eine weiße Maske, die ich während des Fotografierens bemerkte. Ich gab sie ihm und ließ ihn die Maske vor sein Gesicht halten.

Mann mit Maske

Ein Mann stützt sich nachdenklich auf seinen Arm

Durch das Licht von rechts und den blauen Lichtschleier wirkt es wie eine Bühnensituation. Die Maske verschwimmt mit seinem Gesicht. Es soll nicht wie eine Maske aussehen, viel mehr wie ein Gesicht. Durch die sanfte Haltung seiner Hand scheint es, als würde die Maske mit seinem Gesicht eins werden.

Mein Hauptbild dieser Serie ist die Fotografie im Wasser. Das Wasser ist eine Art Energiequelle. Es symbolisiert das Unbewusste im Gegensatz zur Erde das Bewusste. Durch die Inszenierung möchte ich das Tanken von Energie und Inspirationen darstellen. Jack wirkt wieder in sich gekehrt, aber zugleich völlig frei. Ein Künstler wie Jack Woodhead hört auf seine innere Stimme und inspiriert sich immer wieder neu. Er bleibt sich selbst treu und lässt sich von seiner Energie durchströmen, um zum Schluss seine eigene Ikone zu werden.

Ein nackter Mann vor einem See

Ein Männerportrait vor Bäumen

„It is not finding myself, it is knowing myself.“ – Jack Woodhead

Meine Arbeit reflektiert auch ohne Frage ein Teil meiner Gefühle. Es war die Balance zwischen meiner Wahrnehmung, seiner Inspiration und viel Vertrauen. Durch die Zusammenarbeit haben wir etwas erschaffen, mit dem wir uns beide identifizieren können.

Ein mann im Spiegel

Die Serie wurde im Juli 2016 im Rahmen der Abschlussausstellung „IKON(E)“ der Abschlussklasse 2016 der Fotodesignabteilung der Best-Sabel-Berufsfachschule für Design Berlin ausgestellt.