Wolfshunde für den Tierschutz
Auge in Auge mit einem Wolf: Zwei Jahre von der ersten Idee zum fertigen Kalender. Ein Projekt, das für die Unterstützung eines Naturschutzprojektes zum Schutz des Wolfes ins Leben gerufen wurde und sich nun in der aufregenden letzten Phase befindet – der Kalender ist endlich da!
Neun Wolfshunde und ihre Besitzerinnen, einige freiwillige Helfer*innen, zwei Modelle und ich, die Fotografin, sowie über 3.000 Stunden Arbeit, unzählige Skizzenblöcke, töpfeweise Spaghetti und kiloweise Leckerlis vereinten sich zu zwölf wunderbaren Bildern, die Monat für Monat durch das neue Jahr begleiten. Dieses Projekt, das besonders meine beiden Mädels Hella und Christina als auch mich, Anne, die letzten zwei Jahre in Atem gehalten hat und bei dem wir in jeder einzelnen Sekunde mit ganzen Herzen dabei waren, möchte ich Euch gern vorstellen.
Seit vier Jahren bin ich auf der Suche nach Geschichten, die ich mit meinen Fotos erzählen kann. Mit besonderer Hingabe widme ich mich der gefühlvollen Fotografie von Mensch und Tier. Ich versuche, ihre intensive und einzigartige Bindung einzufangen und die Betrachter*innen in eine Szene eintauchen zu lassen.
Christina stand schon unzählige Male vor meiner Kamera und ist im Laufe der Jahre, die wir uns nun kennen, zu meiner „kleinen Schwester“ geworden. Seit einigen Monaten lebt sie ihren großen Traum und macht eine Ausbildung zur Musicaldarstellerin in Hamburg. Hella kenne ich nun ebenfalls seit einigen Jahren und ihre unglaublich positive, lebensfrohe und herzliche Art hat mich von der ersten Sekunde an umgehauen. Sie studiert mit ganzem Herzen Tiermedizin in Hannover.
Die Liebe zu Tieren vereinte uns drei Mädels, ebenso wie die Liebe zur Fotografie. Zusammen bildeten wir ein unglaublich gutes Team! Christina mit ihrer ungestümen Begeisterungsfähigkeit, absoluten Hingabe und der Fähigkeit, sich ganz in einem Moment zu verlieren sowie Hella mit ihrem unerschütterlichen Optimismus und einer schier unendlichen Energie ergänzten wunderbar meine Liebe zu detailreicher Planung und Koordination.
Schon als Kind schwärmte ich für den Wolf. Als ich 2004 das erste Mal auf einen Wolfshund traf, war es um mich geschehen. Seit diesem Moment faszinierten mich diese Tiere mit ihrer Ursprünglichkeit und Charakterstärke. Die unglaublich intelligenten, aber auch nicht zu unterschätzenden Wolfshunde entstanden in den 50er Jahren.
Die Kreuzung aus dem Deutschen Schäferhund und dem Karpatenwolf hatte das Ziel, einen eigenständig handelnden, aber erziehbaren Hund für den Grenzschutz zu züchten. Jedoch zeigte sich, dass sie aufgrund ihrer wölfischen Eigenschaften hierfür nicht geeignet waren, da sie sich schnell langweilten und weigerten, Befehle öfter als aus ihrer Sicht unbedingt nötig auszuführen.
Sie haben im Vergleich zu den seit Jahrtausenden auf den Menschen geprägten „normalen“ Hunden eine viel feinere, detailliertere Mimik und eine außergewöhnliche Sensibilität. Der Wolfshund zeigt wolfstypische Eigenschaften wie beispielsweise Scheu gegenüber Menschen, ausgeprägtes Fluchtverhalten oder auch gesteigerte Aggressivität. Sie sind keine Sofawölfe und keine Kuscheltiere! Die Bindung zwischen einem solchen Tier und seinem Menschen ist eher als Partnerschaft anzusehen, als dass sie auf Unterwürfigkeit basiert. Die Besitzer*innen von Wolfshunden müssen diesen in Charakterstärke und Klarheit gewachsen sein!
Da ich an dieser Stelle keine ausführliche Charakterbeschreibung dieser faszinierenden Tiere geben möchte, lege ich allen Leser*innen ans Herz, für weitere Information beim Club für Tschechoslowakische Wolfshunde Deutschland e. V. vorbeizuschauen.
Im Herbst 2013 hatte ich das erste Mal das Vergnügen, einen Wolfshund vor der Kamera zu haben und mehr über die Zusammenarbeit mit dieser Rasse zu lernen. Nach einer kleineren, bisher unveröffentlichten Fotoserie mit einem Wolfshund im Herbst 2014, entstand der Wunsch, etwas „Größeres“ zu machen. So hatten wir die Überlegung, ein Projekt für einen guten Zweck zu planen. Denn was ist eine bessere Motivation, als mit der Arbeit, die man liebt, etwas Gutes bewirken zu können?
Begonnen haben wir das Projekt mit der noch sehr allgemeinen Idee, etwas für den Naturschutz tun zu wollen. Mit der Zeit entwickelte sich immer konkreter der Wunsch nach einer Wolfpatenschaft beim Verein NABU, denn der Mensch ist immer noch die größte Gefahr für den Wolf. Über 150 Jahre lang war er in Deutschland ausgerottet.
Seit 2000 gibt es wieder Wölfe in Deutschland, doch seine Anwesenheit ist durch viele Ängste und Vorurteile nicht überall willkommen. Der NABU hilft im Rahmen des Projekts „Willkommen Wolf“, das reibungslose Zusammenleben von Menschen und Wölfen in Deutschland zu ermöglichen und so das Überleben der Tiere heute und in Zukunft zu sichern.
Ursprünglich war unser Wunsch, mit echten Wölfen zusammenzuarbeiten. Es gibt einige Wolfscenter in Deutschland, die mit zahmen Wölfen Aufklärungsarbeit leisten und Berührungsängste abbauen möchten. Jedoch hätte eine solche Zusammenarbeit einen immensen Aufwand bedeutet. Zusätzlich wären wir in unserer Motivplanung doch sehr eingeschränkt gewesen, da solche Fotosessions nur innerhalb der Wolfsgehege hätten stattfinden können.
Auch die Lage dieser Wolfscenter war für uns, da wir ohnehin schon in Deutschland verstreut wohnen, ein großes Hindernis. Ein letzter Punkt in unseren Überlegungen stellte natürlich auch die Umsetzbarkeit einiger Motive dar. Eine gewisse Menschenfreundlichkeit, Erziehung und Händelbarkeit war, gerade da wir nicht nur ein Bild oder eine Bilderreihe planten, unabdingbar. So entschieden wir uns, die Kalenderfotos mithilfe von Wolfshunden umzusetzen.
Weihnachten 2014 habe ich damit verbracht, einige erste Skizzen zu den Motivideen zu zeichnen und mich mit den beiden Mädels abzustimmen, was uns alles Tolles einfällt. Umsetzbar sollten die Ideen natürlich sein und finanzierbar ebenso. Was hatten wir einen Spaß daran, uns auszumalen, mit den Wolfshunden in verschneite Berge zu fahren, Wasserfälle zu besuchen und im Meer zu planschen. In unserer Fantasie schwelgten wir, Kopf und Herz voll romantischer Ideen, im Gefühl von grenzenloser Freiheit in der Natur und intensiven Kuschelstunden mit den Wolfshunden.
Nun… auch wenn es leider weder ans Meer, noch in verschneite Berge ging, ein überwältigendes Gefühl von Dankbarkeit für das uns geschenkte Vertrauen durch die Wolfshunde und auch ihre Besitzer*innen sowie viele wunderbare, aufregende, sanfte oder auch lustige Momente begleitet uns bis heute.
Bis zur ersten Fotosession Mitte März war Planung angesagt, die Suche nach geeigneten Orten, tierischen Modellen und natürlich auch nach freiwilligen Helfer*innen. Pünktlich Anfang März 2015 hatten wir eine ganze Menge Wolfshunde und ihre motivierten Besitzer*innen für unsere Idee begeistern können.
Von der Skizze zum fertigen Bild
Für die Umsetzung unserer Ideen hatten wir drei Fotowochenenden an unterschiedlichen Orten in Deutschland geplant. Die erste Fotosession fand in einem schönen Wald in der Nähe von Würzburg statt, da ein befreundeter Wolfshundhalter sechs Wolfshunde und ihre Besitzer*innen für unser Projekt begeistern konnte.
Wir arbeiteten drei Tage lang von morgens bis abends an unseren Ideen, um jede Tagesstunde und jeden Sonnenstand auszunutzen. In dieser Zeit enstanden das Januar-, Februar- und Aprilbild sowie einige weitere Sets, die jedoch am Ende nicht mit in den Kalender aufgenommen wurden.
Direkt als erste Fotosession mit beiden Modellen und so vielen Hunden zusammenzuarbeiten, war eine enorme Herausforderung. Während die Mädels in den zweifelhaften Genuss von Lachs-Deo, Leberwurstcreme, Honig im Gesicht oder auch kiloweise vollgesabberten Wurststückchen in den Händen kamen, versuchte ich erfolgreich, die quirligen Wolfshunde und ihre mindestens ebenso aufgeregten Besitzer*innen zu koordinieren.
Eines unserer absoluten Lieblingsfotos entstand am zweiten Tag in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Eigentlich waren wir alle schon reichlich eschafft vom Tag und besonders der kleine Sir Henry mit seinem zarten Alter von nur zehn Wochen schlief ein, sobald sich ihm ein Schoß zum Kuscheln bot – und davon gab es viele an diesem Tag! Unsere eigentlich geplante Idee ließ sich einfach nicht umsetzen, aber dieses herrliche Licht wollten wir dennoch unbedingt einfangen.
So mobilisierten wir noch einmal alle unsere Kräfte, warfen unsere geplante Idee über den Haufen und in gerade einmal zehn Minuten des letzten Licht des Tages entstand eines meiner absoluten Lieblingsbilder, das Aprilbild. Ich bin immer noch völlig begeistert, wenn ich an unsere fassungslosen und überglücklichen Gesichter denke, als wir die Vorschaubilder auf dem Kameradisplay ansahen.
Die zweite Fotosession fand im Mai zur Ginsterblühte der Königsbrücker Heide statt. Unbedingt wollte ich Fotos mit Ginster haben, da ich die leuchtend gelben Teppiche wunderschön finde. Dieses Mal hatten wir Vivian und Marcus mit ihren drei wunderschönen Wolfshunden mit dabei. Wir hofften, dass drei eingespielte Tiere vor der Kamera etwas leichter zu händeln wären und wir behielten recht! Zudem waren sie erstaunlich menschenbezogen und durch die dieses Mal deutlich ruhigere Stimmung am Set konnten wir viele Momente intensiver Nähe von Mensch und Wolfshund einfangen.
Da Anouri, Beyza und Mausi, die tschecheslowakischen Wolfshunde von Vivian und Marcus, so toll mitgearbeitet hatten, wurden sie auch zur dritten Fotosession Mitte August eingeladen. Hier sollten endlich die von mir so sehr gewünschten Fotos in meinen heißgeliebten Bergen der sächsischen Schweiz entstehen.
Hochmotiviert wanderten Mensch und Hund die gut anderthalb Stunden auf meinen Lieblingsberggipfel. Wir setzten einige geplante Sets um, aber wie schon im März entstand das schönste Foto völlig ungeplant aus einem eigentlich nur als Outtake geplanten Bild in einem Moment der Entspannung.
Das warme Gegenlicht, die weite Sicht der unglaublich schönen Sächsischen Schweiz mit tiefenentspannten Wolfshunden ist aber auch eine fantastische Mischung! Während der Fotopausen erfuhren wir viele spannende Details aus dem Leben mit Wolfshunden, über ihren Charakter, ihr Sozialverhalten und auch über die Charaktereigenschaften, die man nicht unterschätzen sollte. Im Anschluss ging es dann, im Dunkeln und nur mit der Handytaschenlampe bewaffnet, den ganzen Weg durch den Wald wieder zurück.
Die Technik dahinter
Auch wenn ich finde, dass die Technik hinter einem Bild eher zweitrangig ist und bekanntermaßen viele Wege zum Ziel führen, möchte ich doch ein wenig über das von mir genutzte Equipment sagen. Ich nutze die Kombination aus der Canon 5D Mark III und meinem geliebten Canon 70–200 mm f/2.8 IS II
sowie gelegentlich dem Sigma Art 35 mm f/1.4
.
Von den 5.105 geschossenen Fotos wurden ganze 4.863 Bilder mit meinem Lieblingsobjektiv gemacht. Ich schätze an diesem vor allem seine Lichtstärke und Schärfe sowie die starke Freistellung, besonders bei 200 mm. Natürlich war es mir bei der Bildwirkung wichtig, auch die Landschaft mit einzubeziehen, aber das eigentliche Motiv besonders in den Vordergrund zu stellen. Dies gelingt mit ordentlicher Tiefenschärfe natürlich am besten. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Bilder mit Brennweiten von 85 bis 200 mm entstanden sind.
Nie den Mut aufgeben!
Wie Ihr Euch also jetzt etwas besser vorstellen könnt: Wenn man mit Tieren und in der Natur arbeitet, muss man immer viele Komponenten dem Zufall überlassen und kann nie voraussagen, wie das Ergebnis aussehen wird. Kleine bis mittelschwere Katastrophen passieren einfach immer wieder. Und das dürfen sie auch. Wir sind mit Zuversicht und Mut an die Sache herangegangen – und wir haben es geschafft, einen Moment für immer greifbar zu machen.
Die Kommunikation und die Nähe zwischen Mensch und Tier haben uns bei jedem neuen Set wieder inspiriert. Sind Berührungsängste erstmal überwunden, sieht man eine Verwandlung zwischen menschlichen und tierischen Modellen, die in unmittelbaren Kontakt getreten sind. Es ist faszinierend: Das atemberaubende Gefühl von Wildheit und Freiheit der Wolfshunde überträgt sich in einer Weise auf den Menschen, der mit ihnen umgeht. Und daraus können magische Momente entstehen.
Solange die wichtigste Grundlage für den Umgang mit Wolfshunden erfüllt bleibt: den Tieren den angemessenen Respekt entgegenbringen. Denn zu all dem Mut und Enthusiasmus, mit dem wir an die Fotografie für dieses Projekt herangegangen sind, gehört auch unweigerlich die Demut vor der Natur und den lebenden Wesen, mit denn wir zusammenarbeiten dürfen.
Interagiert mit uns, unterstützt uns!
Wir wünschen Euch viel Freude mit dem Ergebnis und hoffen, der Einblick konnte Euch für das Projekt gewinnen. Vielleicht können Euch die Bilder auch ein bisschen zum Nachdenken anregen. Wir freuen uns immer über Reaktionen auf unsere Arbeit.
Der Kalender ist für 39 € inkl. Versand zu erwerben. Die Kalenderbilder selbst sowie einige weitere Motive aus dem Projekt sind als Kunst- oder Leinwanddruck ebenfalls erhältlich. Bitte schaut hierfür im Shop auf meiner Webseite vorbei! Wie schon geschrieben, wird mit dem Gewinn des Projektes der Schutz von frei lebenden Wölfen durch eine Wolfspatenschaft beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) unterstützt.
David Hamilton für Tierliebhaber… na ja
Interessant – dabei Frage ich mich, ob dieser Werbungsversuch zu Gunsten einer Wolfspatenschaft beim NABU aus dem Gewinn (Gesamtgewinn?) von erotisierenden Aufnahmen hübscher Molle*innen mit Wolfshund*innen in Interesse des NABU und einer Wolfspatenschaft ist und weiter, wieviel denn überhaupt gespendet werden soll? Dazu steht nichts im Beitrag, geschweige denn auf der Homepage.
Und falls nicht bekannt, so kann man beim NABU eine Wolfspatenschaft abschliessen ab € 15,00/monatl, jederzeit kündbar. Siehe hier: https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/spenden/patenflyer-wolf.pdf
So frage ich mich, was redaktionell gemacht wird, wenn solche Werbeversuche anscheinend nicht durchleuchtet werden. Ein netter Versuch, „Goodwill“ der Leser*innen in Anspruch zu nehmen.
Haltet Ihr Eure Leser*innen für blöd?!
David Hamilton für Tierliebhaber, trifft es!
Sehr schade, denn die Bilder ohne „Sex sells“ würden mir sehr gefallen.
Schöne Mädchen, tolle Wolfshunde, wunderbares Licht, viel harte Arbeit. Mir gefallen die Bilder sehr, auch der märchenhaft erotische Unterton. Die Political Correctness bezüglich Sujet und Spenden gehen mir am Allerwertesten vorbei – möge jeder gucken und gut finden was er mag und spenden wozu er Lust hat. Einfach bissl locker bleiben und nicht gleich „RaubmordkatastrophedieWeltgehtunter“ rufen…es sind nur Fotos und zusätzlich eine Naturschutzambition…kann man unterstützen oder kann auch man lassen. Kwerfeldein ist ne Foto-Seite und zeigt hier Fotos und Projekte und jeder erwachsene Betrachter mache sich seinen Reim darauf. Danke fürs Zeigen :)
PS: kleiner Fehler in der Beschreibung: tschechoslowakisch gibts nicht (mehr) – die Sprachen sind immer schon und die Länder seit vielen Jahren getrennt
Also ich muss sagen ,mir bleibt als grosse Hundefreundin, bei aller Toleranz auch die Spucke weg.
Früher hing ein Bild mit röhrendem Hirsch an der Wand, heute sind es Kalender mit solchen Fotos. Kitsch stirbt nie aus.
Ist das jetzt das Ergebnis der Redakteurinnen?.
Das ist für jede/n Mann*in mir althergebrachtem Klischeebild aber wirklich mal eine Steilvorlage
Schade, dass Nacktheit offenbar mal wieder mit Sexualität verwechselt wird. Was ich nicht sehe ist Erotik, was ich aber sehe sind drei Frauen, die sich engagiert und mit viel Freude an der Sache fotografisch für ein Thema eingesetzt haben.
Ja, es ist kitschig, aber ich finde das hat genauso seinen Platz verdient wie entsättigte, kalte fast schon depressive Bilder.
Schade, dass kitschig hier mal wieder mit fröhlich und bunt verwechselt wird. Auf Kwerfeldein gibt es reichlich Beispiele an kitschigen und zugleich entsättigten, fast schon depressiven Bildern.
Ich finde die Idee und die Umsetzung sehr engagiert und das Ergebnis hervorragend. Warum können einige Menschen diese Art von bildern nicht vorurteilsfrei betrachten?
Der Film „Wild“ von Nicolette Krebitz hat sich dieses Jahr bereits ausführlich mit dem Thema Frau und Wolf auseinandergesetzt. Auch hier war der Subtext Sexualität und die damit verbundenen weiteren psychologischen und metaphysischen Ebenen das Grundthema.
Innerhalb des Genres „Mädchen im Wald“, das hier auf Kwerfeldein bereits aus zahlreichen Blickwinkeln ausgeleuchtet wurde ragt diese Bildstrecke sicherlich hervor, da hier sowohl die Verschmelzung mit Flora wie auch Fauna stattfindet.
Die Sinnhaftigkeit für den Wolfsschutz finde ich allerdings diskussionswürdig. Das „Wolfskuscheln“ bildet in der komplexen Diskussion um die Koexistenz mit dem Wolf das entgegengesetzte Extrem zu den Wolfhassern. Und mit beiden Positionen kann man dieser Herausforderung nicht gerecht werden, da der Wolf weder das blutrünstige Monster ist, noch das handzahme Kuscheltier ist. Die Diskussion muss hier ausgewogener werden, sonst wird es hier keinen Konsens geben.
Das „Wolfskuscheln“, sofern es tatsächlich praktiziert wird, führt eher zu einer Gefährdung des Wolfes, da jedes Tier, das solche Kontakte hatte seine natürliche Scheu vor dem Menschen verliert. Durch die daraus resultierende fehlende Distanz zum Menschen wird das Tier letztlich als „Problemwolf“ und potentielle Gefahr wahrgenommen, der letzendlich abgeschossen wird.
Die Bilder und der Grund warum sie entstanden sind hinterlassen bei mir einen ambivalenten Eindruck.
Ob man die Motive als Kitsch betrachtet oder nicht, das ist ganz einfach Geschmackssache. Es ist halt einfach mal was anderes als junge, bleiche Frauen die mit „viel analogem Charme“ im Wald fotografiert wurden.
Das Grundanliegen, einen Kalender zu gestalten und aus dem Erlös (oder einem Teil davon) eine Wolfspatenschaft zu finanzieren finde ich erst einmal bemerkenswert und gut. Ob allerdings die Verniedlichung bzw. Romantisierung des Wolfs in Verbindung mit nackten/halbnackten Frauen für diesen Zweck geeignete Motive sind, da bin ich mir nicht unbedingt sicher. Auf der anderen Seite… vielleicht verkauft sich mit diesen Motiven der Kalender einfach besser als mit ein paar Bildern aus Fotofallen. Wenn man kein professioneller Tierfotograf ist, dann hat man nämlich in Deutschland kaum eine Chance ausreichend gutes Bildmaterial mit Wildtieren für so einen Kalender zusammenzubekommen.
Was ich allerdings gar nicht verstehe ist, dass man sich darüber aufregt, dass mit dem Kalender Geld (ja immerhin für einen guten Zweck) verdient werden soll. Und dann noch aufzurechnen was eine Wolfspatenschaft pro Monat gegenüber dem Kalender kostet… Es gibt auch noch Druckkosten, Fahrtkosten, Versandkosten, etc. und vielleicht kann diese Wolfspatenschaft dadurch über Jahre finanziert werden.
Fazit: Das Anliegen finde ich richtig und gut. Die Bilder treffen nicht ganz meinen Geschmack, sind aber trotzdem gut umgesetzt. Ob die Motive (nicht der Kalender an sich) das Anliegen wirklich transportieren… ich denke eher nicht.
PS: Ich bin im Jahr bestimmt so zehn mal auf der Aussicht am Carolafelsen, aber so habe ich sie noch nie gesehen. Schon deshalb danke für diesen Beitrag.
Danke, Thomas, ein kluger und vor allem unaufgeregter Kommentar. Das Internet bräuchte mehr davon, dann wäre es ein (noch) besserer Ort.
Fotografisch gesehen – Aufnahmequalität, Bearbeitung, Handwerkliches – wie auch inhaltlich – Gestaltung, Komposition – sind das für mich ganz hervorragende Arbeiten. Dies sowohl hinter, wie auch vor der Linse. Anne Richard, die inzwischen ihren Themenfokus etwas gewechselt hat (kreative Familienfotografie), gehört mit diesen und anderen Bildern für mich zu ersten Gilde der Zunft. Politisch lässt sich, je nach Blickwinkel, fast alles aufwerten oder niedermachen. Dieser Standpunkt interessiert mich hier tatsächlich überhaupt nicht. Der Wolf ist schon seit Urzeiten in Verbindung mit dem Menschen ebenso mythologisch wie psychologisch ein besonderes Wesen. Da spielen Furcht und Bedrohung, aber auch Nähe, Schutz und Verbindung eine große Rolle, im psychologischen Bereich geht das durchaus auch in den Bereich der Sexualität mit hinein. Diese Aspekte sehe ich hier zu einem Teil berührt und in kreativer, bildhafter Weise ganz zauberhaft rübergebracht. Der nackte Mensch war mal unmittelbarer Teil der hier gezeigten Natur, lange bevor wir zu kragenzugeknöpften, schmallippigen Bedenkenträger mutierten. Die kleine Anmerkung kann ich mich nun nicht verkneifen: Wären nackte Z-Promis vor der Linse gewesen und ein PETA Logo draufgenagelt, könnten wir diese Bilder längst im Internetfeuilleton mit Höchstbewertung bewundern.