15. November 2016

Von irgendwoher, nach anderswohin

Yota Yoshida ist Straßenfotograf aus Tokyo in Japan und dokumentiert auf den ersten Blick meist sehr komische Situationen, aber bei näherer Betrachtung sind es vor allem viele rührende Momente. Gefühle stehen bei ihm an zentraler Stelle.

Er denkt, der Akt des Fotografierens ist kein Akt der Produktion, sondern viel mehr das Gefühl und das Erfassen, was bereits in der Umgebung ausgedrückt wird. Er sagt von seinen Arbeiten, dass es keine außergewöhnlichen Fotografien sind, denn viele Menschen könnten ähnliche Bilder aufnehmen, wenn sie nur an der gleichen Stelle gewesen wären.

Eine Bescheidenheit, die beim Blick auf seine Arbeiten noch viel erstaunlicher wirkt. Auf kwerfeldein präsentiert Yota eine Auswahl seiner Serie „from somewhere, to elsewhere“, die Straßenszenen aus Japan zeigt. Über seine Arbeit schreibt er selbst:

Wie der Titel bereits sagt, folgt diese Geschichte der simplen Struktur, irgendwo zu beginnen und anderswo zu enden. Wie bei zahlreichen Geschichten ähneln sich der Anfang und das Ende leicht. Diese Struktur ist in erster Linie beeinflusst durch den Roman von Jorge Luis Borges sowie „Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?“ von Paul Gauguin, die sich auf die Themen der Zirkularität und der Sicht von Leben und Tod im Buddhismus konzentrieren.

Die auf den Fotos Abgebildeten, ich, der das gerade schreibt, Du, der die Bilder betrachtet: Wir alle existieren gleichzeitig in unser jeweiligen Zeit. Für mich bist Du die Zukunft, deren Gegenwart ich mir nur vorstellen kann. Ihr, die Beobachter*innen, spürt wahrscheinlich, dass „sie und ich“ in unterschiedlichen Zeiten leben. Insofern ist das auch ein Brief von mir selbst und ihnen an Euch, die Ihr Euch „anderswo“ in dieser Geschichte befindet. Ich bin mir sicher, dass die Gefühle, die durch die Betrachtung dessen ausgelöst werden, etwas Neues hervorbringen werden.

Eine Häuserfassade mit abgeschnittenem Portrait

Ein Mann mit Tuch vor den Augen über dem eine Brille hängt

Eine Frau betrachtet ein Poster in einer Bahn

Eine Kinderhand malt an beschlagene Fenster

Blick aus einem Busfenster

Ein Auto mit japanischer Flagge

Ein Mann mit einem Kind in einem Spielzeugboot

Vier Menschen auf einer Bank

Ein Mann liegt auf dem Rasen

Ein Pferd hinter einem Bretterzaun

Müll um einen Baum

Ein Mann auf einem Glasstuhl sieht aus einem Fenster

Zwei Frauen in rot gekleidet an einer Straße

kleine Bäume in Plastik gehüllt

Die komplette Fotoserie findet Ihr auf Yotas Webseite. Ihr könnt dem Fotografen auch auf Instagram, Facebook, Twitter oder Tumblr folgen.

7 Kommentare

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  1. Ich finde die Fotos ganz wundervoll…irgendwie *sachlich intim*. Wären die Fotos ein Buch zum Lesen, würde ich es als *viel Raum für Gedanken zwischen den Zeilen* empfinden. Danke fürs Zeigen.

  2. feine bilder, einfühlsam komponiert.
    cartier bresson läßt grüßen.
    das ist diese sorte von bildern, in welchen ich gern mit auge und geist lustwandle.
    gratulation für kwerfeldein!
    das magazin mausert sich in richtung gemäßigte avantgarde.
    bitte weiter so!
    lieben gruß!
    werner aus der hochsteiermark

  3. Ich staune immer wieder, wie vielfältig japanische Fotografie ist, selbst nur im Genre Street Photography findet man kreischbunte Bilder, krass schwarz-weiße, und diese hier sind ganz anders: ein sehr stiller Beobachter des Alltäglichen ist Yota Yoshida offensichtlich. Sehr sehenswert, auch seine Webseite.