Ausschnitt eines Blau in Blau gehaltenen Buchcovers mit Haien
25. Juli 2016 Lesezeit: ~4 Minuten

Rezension: Haie von Michael Muller

Michael Muller ist ein US-amerikanischer Fotograf, der bislang eher im Lifestyle- als im Naturbereich zu Hause war. Im Bildband „Haie – Auge in Auge mit den gefährdeten Räubern der Meere“ setzt er mit seinem Sinn für Ästhetik und Händchen für Hochglanzaufnahmen der urtümlichen Schönheit dieser gefährdeten Knorpelfische ein bildgewaltiges Denkmal.

Aufnahme zweier Taucher im Angesicht eines Weißen Hais

Muller, der sein fotografisches Können bei Aufträgen für Zeitschriften wie „Rolling Stone Magazine“ und „Vanity Fair“ oder mit den Stars und Sternchen Hollywoods perfektionierte, begann vor knapp zehn Jahren mit der Arbeit am Mammutprojekt „Haie“, das für ihn bald schon zur Herzenssache wurde. Für seine poppigen Unterwasseraufnahmen entwickelte er eigens eine spezielle Blitzanlage und finanzierte die für die Bilder nötigen Expeditionen größtenteils selbst.

Unter immensem technischen Aufwand und hohen Sicherheitsvorkehrungen, die verlangten, dass Crewmitglieder in Spezialkäfigen unter Wasser die Ausleuchtung besorgten, entstanden spektakuläre Aufnahmen. Bei diesen handelt es sich keineswegs nur um klassische Naturfotografien, die vor allem die Lebensgewohnheiten der Tiere dokumentieren, sondern auch um bildgewordene Appelle an die Weltöffentlichkeit, diese erhabenen, überaus neugierigen und keineswegs bösartigen Wesen vor dem Untergang zu bewahren.

Aufnahme eines Großer Hammerhai und der Buchgliederung

Präsentiert werden uns die Fotos schön aufgegliedert in die Habitate Pazifik, Nordatlantik sowie Südatlantik und Indischer Ozean. Schließlich sind Haie, die unsere Weltmeere schon seit über 400 Millionen Jahre durchstreifen, in allen großen Gewässern der Erde zu Hause, wo sie wichtige Aufgaben des Ökosystems und der Biodiversität übernehmen.

Haie sind also keineswegs die blutrünstigen Bestien, die wir bis heute aus der Popkultur kennen. Tatsächlich gibt es sie in allen möglichen Formen und Arten, auf die im Anhang dieses eindrucksvollen Bandes mit interessanten Bildbeschreibungen und einigen spannenden „Hai-Fakten“ genauer eingegangen wird.

Aufnahme dreier Bullenhaie inmitten eines Fischschwarms

Ergänzt werden diese Erläuterungen und Anekdoten – eine handelt beispielsweise davon, wie der Schauspieler Ben Stiller den Fotografen und seine Crew einmal auf einen Tauchgang begleitete – durch kurze Aufsätze von Expert*innen. Zu diesen zählen der Naturforscher und Urenkel des legendären Naturfilmers Jacques-Yves Cousteau, Philippe Cousteau Jr., die Meeresbiologin Dr. Alison Kock und der Autor Arty Nelson.

Die Texte, die sich Themen wie der Erforschung der Meere, der biologischen Einordnung und der Bedrohung der abgebildeten Hai-Arten oder der heutigen Unterwasserfotografie widmen, sind prägnant und informativ, ohne durch allzu viele Details Laien zu überfordern oder Profis ob unsachlicher Verkürzungen an den Rand der Verzweiflung zu treiben. Wer sich selbst mal auf die Suche nach Haien machen möchte – die richtige Ausrüstung vorausgesetzt – , findet am Ende des Buches sogar die genauen Koordinaten einiger Sichtungen.

Aufnahme Essay aus dem Buch

Manche mögen sich nun fragen: Ist ein ganzer Band zu Haien nicht zu viel des Guten oder gar nur etwas für Liebhaber*innen? Ich finde nicht, denn die überaus ästhetische Aufmachung, die durch das ansprechende Bildarrangement auf einer Seite des Buches oder den cleveren und gar nicht mal störenden Druck über zwei Seiten über den Seitenfalz hinaus besticht, macht das Buch gemeinsam mit den ergänzenden Anmerkungen und Essays im Anhang zu einem ebenso informativen wie gehaltvollen Kunstwerk.

Aufnahme eines Walhais

Der Bildband ist im Verlag Taschen erschienen, kostet 49,90 € und beeindruckt auf 300 Seiten mit über 200 Farb- und Schwarzweiß-Abbildungen. Die Maße von 29,4 x 38,1 4 x cm gewährleisten, dass jedes einzelne von Mullers Werken großformatig ausgestellt werden kann, während die verschiendenen Blautöne, die den Bildband durchziehen, den Eindruck vermitteln, man befände sich inmitten der tiefen blauen See – „Auge in Auge mit den gefährdeten Räubern der Meere“.

Die hier gezeigten Abbildungen stammen zum Teil aus der englischen Ausgabe; in der deutschen Fassung sind alle Texte selbstverständlich auf Deutsch zu finden.

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