26. Mai 2016 Lesezeit: ~6 Minuten

Modefotografie und FUTURE MONOCHROMY

Schon in meiner Jugend hat mich Modefotografie begeistert und inspiriert. Eine Zeit lang schnitt ich sämtliche Looks und Fotografien aus Zeitschriften und Magazinen aus, bis es irgendwann einfach zu viele Schnipsel waren, die sich ansammelten. Stattdessen kaufte ich nun Bildbände zur frühen Fotografie sowie über altbekannte Modelabels und Ikonen der Fashionszene, blätterte die Seiten durch und versank in unterschiedlichsten Bildwelten.

Dass ich selbst einmal Mode ablichten werden würde, war mir in diesem Moment noch nicht bewusst. Erst 2012 fand ich durch Zufall zur Fotografie, und begann – wie die meisten Fotograf*innen – damit, Freunde zu fotografieren. Ich musste mich erst langsam selbst finden und mir darüber bewusst werden, in welchem Bereich der Fotografie ich tätig sein wollte.

Dass es die Modefotografie sein soll, entschied sich erst Anfang 2015 auf der EXIT Show der AMD Düsseldorf. Ein Bekannter, der dort selbst modelte, lud mich ein und ermöglichte mir so einen ersten Einblick hinter die Kulissen einer Modenschau.

Eine Frau spiegelt sich mehrfach selbst auf schwarzem Hintergrund.

Designer: Lucia Filiz Ambrico, „Female Trouble“ Collection, Modell: Sophia Pulm, Make-up: Famous Face Academy Frankfurt

Eine Frau schwebt im Schwarz.

Designer: Ivan Paglialunga, „A Journey into the Physical Madness“ Collection, Modell: Berenika, Make-up: Famous Face Academy, Frankfurt

An diesem Abend knüpfte ich nicht nur wichtige Kontakte zu Make-up-Künstlern, Designern und Modellen, die in wunderbaren Kooperationen resultierten. An diesem Abend entdeckte ich nicht nur meine Leidenschaft für die Mode(-Fotografie) wieder – ich merkte während des Fotografierens im Backstagebereich auch, dass sich die Atmosphäre der Veranstaltung am deutlichsten in meinen monochromen Fotografien widerspiegelte.

Die Farben und Muster der Looks lenkten in meinen Augen zu sehr vom Wesentlichen ab. Von den Emotionen, die in der Luft lagen. Spannung. Aufregung. Gebannte, auf die Bühne gerichtete Blicke. Man spürte förmlich das Herzklopfen der Modelle, bevor sie ihren Lauf begannen. Auch wenn es bei einer Fashionshow um das Präsentieren der Designs geht, entschied ich mich daher, zumindest die Backstagefotos in schwarzweiß zu veröffentlichen.

Eine Frau trägt einen Mantel.

Designer: Daniel Ortiz Cabrera, „Moments for Life“ Collection, Modell: Dilan Erdem, Make-up: Famous Face Academy, Frankfurt

Eine Frau in einem schönen Kleid entspringt ihrem Spiegelbild.

Designer: Jill Anders, Modell: Miriam S., Make-up: Famous Face Academy Frankfurt

Nach der EXIT fokussierte ich mich das gesamte Jahr über auf meinen Portfolioaufbau im Beauty- und Fashionbereich. Erst Anfang 2016 besuchte ich wieder eine Fashionshow, dieses Mal die SHOW NUMBER SEVEN des Design Departments. Schnell wurde hier klar, dass ich im Backstagebereich kaum verwendbares Material produzieren konnte: zu viele Menschen in zu grellem Licht auf engstem Raum.

Ich entschied mich also, frontstage zu fotografieren. Nach den ersten zwei „klassischen“ Laufsteg-Aufnahmen im Farbmodus war mir klar: Diese Art, eine Veranstaltung fotografisch festzuhalten, ist einfach nicht mein Ding. Zack: Monochromie-Modus an. Problem gelöst.

Ein Mann mit einem weißen Kragen schaut in die Leere.

Designer: Kristina Hammerschmidt, Modell: Lennard Stamen, Make-up: Famous Face Academy Frankfurt

Eine Frau im Kleid.

Designer: Isin Sayin, Modell: unbekannt, Make-up: Famous Face Acadamey, Frankfurt

Da sich sämtliche Fotograf*innen in der ersten Reihe platzierten und scheinbar miteinander darum konkurrierten, wer den besten Schnappschuss aus einer möglichst frontalen Perspektive hinbekommt, entschloss ich mich zu einer bequemen Lösung des Problems, das sich durch eben dieses Verhalten ergab: Zankereien, Hinterköpfe im unteren Bildrand, Besucherreihen an den Bildrändern.

Stattdessen im Schneidersitz in der ersten Reihe eine Fashionshow zu sehen und zu fotografieren, hat auch etwas Gemütliches an sich. Dieser Blickwinkel, aus dem ich fotografierte, erklärt auch die Bildperspektive, die sich für die Strecke FUTURE MONOCHROMY ergibt. Schräg von unten rechts fotografiert, wirken die Modelle erhaben, stark, monumental, selbstbewusst und unnahbar.

Zudem ermöglichte mir diese Perspektive, den Fokus voll und ganz auf das Modell und die Kleidung zu legen: keine störenden Zuschauer im Bild und keine Kulisse im Hintergrund, die ablenken könnten. Zu sehen ist nur das Modell vor einem tiefschwarzen Hintergrund mit vereinzelten hellen Lichtern.

Zwei Außerirdische betreten den schwarzem Raum.

Designer: Madeleine Kropp, Modell: Leonie, Make-up: Famous Face Academy, Frankfurt

Designer: Marnie Wehning, Model: Marc Köhler, MakeUp Artist: Famous Face Academy, Frankfurt

Designer: Marnie Wehning, Modell: Marc Köhler, Make-up: Famous Face Academy, Frankfurt

Um die pyramidalen oder trapezartigen Formen zu betonen, die sich teilweise aufgrund der Perspektive und der Kleidung ergeben, habe ich sowohl Personen als auch Lichter bei einigen Aufnahmen in der Postproduktion gespiegelt. Die Inspiration für die kaleidoskopartigen „Spiegelbilder“ dieser Strecke liegt in mehr oder weniger klassischen Aufnahmen von Geschwister- oder Zwillingspaaren sowie Filmszenen wie denjenigen der Grady-Zwillinge aus Stanley Kubricks Verfilmung von „The Shining“.

Da es sich um eine unkonventionelle Art handelt, eine Fashionshow abzulichten, entschied ich mich dazu, die Serie auch an Modemagazine einzusenden. Einige der Aufnahmen wurden in der Aprilausgabe des kalifornischen ELEGANT Magazine veröffentlicht, die auch in gedruckter Form erhältlich ist. Ende Mai werden weitere Fotografien der Strecke sowie ein Interview über ebendiese im online Magazin MONOVISIONS publiziert.

mehrere Personen sind Verschleiert.

Designer: Tamara As, „Nova“ Collection, Modelle: Annik at New Angel Agency

Quereinsteigern und Neulingen kann ich nur eines empfehlen: Nutzt Fashionshows und ähnliche Veranstaltungen, um Kontakte zu knüpfen. Arbeitet in Serien und schickt diese an Online- und Print-Magazine – und lasst Euch von Absagen bloß nicht unterkriegen. Traut Euch, Initiativbewerbungen zu verschicken. Fragt Fotograf*innen, die Ihr bewundert direkt nach Feedback und Kritik zu Euren eigenen Arbeiten – auch, wenn diese manchmal nicht positiv ausfällt, kann und sollte man daraus lernen. Nehmt Euch die Zeit, die Ihr braucht, um Euren eigenen Stil zu finden.

Aber das Wichtigste ist eigentlich: Anstatt auf den Erfolg anderer neidisch zu sein, könnt Ihr dieses Gefühl in etwas Positives umwandeln, indem Ihr ihren Weg als Inspiration für Euch seht!

Für alle Bilder: FUTURE MONOCHROMY, Fotografie und Retusche: Lisa Jureczko, Veranstaltung: SHOW NUMBER SEVEN, Design Department Düsseldorf, Ort: Stahlwerk, Düsseldorf

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