Eine Frau schaut unter einem schwarzen Tuch hevor.
06. April 2016 Lesezeit: ~2 Minuten

Die Traurigkeit der Elefanten

Sebastian Bieniek, 1975 in Polen geboren, studierte Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig und an der Universität der Künste in Berlin. In letztgenannter Stadt lebt und arbeitet er heute als Fotograf, Maler, Filmemacher und Autor. Seine fotografischen Arbeiten sind surreal und humoristisch.

Derzeit zeigt die Fotogalerie Friedrichshain unter dem Titel „Die Traurigkeit der Elefanten“ einige seiner Arbeiten. Seine fotografischen Serien „Coupleations“, „Interventions“, „Undivided Divided“ und „Bodyscapes“ werden hier das erste Mal gezeigt.

Menschen in einem Raum.

Die Vernissage habt Ihr leider schon verpasst, aber bis zum 6. Mai könnt Ihr noch einen verstohlenen Blick auf seine Bilder werfen, zu dem ich Euch unbedingt ermutigen möchte. Selten hatte ich so viel Spaß beim Anschauen von Bildern, sie ließen mich schmunzelnd und kopfverdrehend zurück.

Im Text zur Ausstellung heißt es über den Künstler:

Er stellt unsere Sehgewohnheiten infrage, indem er die Wirklichkeit defragmentiert, das Bekannte verfremdet und es in einem neuen überraschenden Kontext zeigt. […] der Künstler [spielt] mit der Wahrnehmung, mit gesellschaftlichen Konventionen, Geschlechterrollen und tradierten Vorstellungen.

Der Mensch, wie ihn Sebastian Bieniek auf seinen Fotografien darstellt, ist häufig hybrid. Janusköpfig sind die Portraits seiner Protagonisten und Protagonistinnen, er inszeniert sie in unbequemen Posen, mit seltsam verrenkten Gliedern, er setzt einem Gesicht ein anders Gesicht oder eine Fratze auf. Was ist echt und was ist fiktiv? Was ist die Maske und was ist das Gesicht? Das sind nur einige Fragen, die sich beim Betrachten von Sebastian Bienieks Fotografien stellen. Das Gewöhnliche wirkt ungewöhnlich, das Vertraute und Harmlose unheimlich und bedrohlich.

Beine, Haut, Stuhlbeine usw.Eine Hand ragt aus einer Jeanshose.

Bedrohlich fand ich seine Arbeiten nicht, aber das Spiel mit der Neuordnung der Dinge wie Armen, Köpfen, Beinen oder nur das Fehlen von Farbe ist spannend und lässt das Gehirn Luftsprünge vollführen. Bemerkenswert dabei ist, das diese Verfremdungen nicht perfekt sind, sondern auch Raum für das Unperfekte lassen, was die Bilder lebendig sein lässt.

Solltet Ihr gerade in Berlin sein und ich Euer Interesse geweckt haben, dann kommt am 21. April um 19 Uhr in die Galerie Friedrichshain und lasst Euch auch vom Filmemacher Bieniek überzeugen. Gezeigt wird der Film „Nix mit Schuhen“. Am 6. Mai lädt die Galerie dann noch einmal zur Finissage mit einer Performance von Sebastian Bieniek ein.