22. März 2016 Lesezeit: ~6 Minuten

Abenteuer am Oranje

Nach meiner selbst organisierten und durchgeführten Radreise durch Südafrika und Namibia wollte ich mir einen gemütlichen und entspannten Urlaub gönnen, bei dem alles bereits organisiert und geplant ist und ich nur noch ins Boot steigen muss, um mich treiben zu lassen.

Im Januar 2015 überquerte ich zum ersten Mal den Oranje, damals unterwegs mit dem Fahrrad, um innerhalb von drei Monaten von Kapstadt nach Windhoek und wieder zurück zu radeln. Damals übernachtete ich direkt am Flussufer und erfuhr davon, dass man eine Mehrtagestour mit dem Kajak machen kann. Allerdings war mein Ziel ja, Windhoek mit dem Fahrrad zu erreichen und ich wollte nicht allzu viel Zeit am Oranje lassen, um noch einen Zeitpuffer für Krankheit oder Reparaturen am Fahrrad zu haben.

Eine Felsinsel in einem Fluss

Ein Häuschen in einer Landschaft

Nach der Radreise ging mir der Oranje allerdings nicht mehr aus dem Kopf. Ich informierte mich über den Fluss und die Optionen einer Kajaktour, um noch einmal zurück zu kehren. Der Oranje entspringt im Hochland des Königreichs Lesotho, das eine Enklave innerhalb der Republik Südafrika bildet. Insgesamt ist er mit einer Länge von 2160 km der zweitlängste Fluss im südlichen Afrika, nur der Sambesi mit seinen Viktoriafällen ist länger.

Wie schon erwähnt, muss man den Oranje überqueren, um von Südafrika nach Namibia zu gelangen oder umgekehrt. Insgesamt 500 km lang bildet der Oranje eine natürliche Grenze zwischen den beiden Ländern. Dennoch darf man als normale Person nicht die gesamte Strecke befahren, da sich das letzte Stück kurz vor der Mündung in den Atlantik im Diamantensperrgebiet befindet.

Vom südafrikanischen Kimberley spülte der Fluss nicht nur Sand, sondern auch Diamanten mit sich in Richtung Atlantischer Ozean. Heutzutage werden Diamanten allerdings nicht mehr im Oranje gemint, sondern offshore vor der Küste Namibias.

Ein steiniges Flussufer

Panorama

Oranjemund, damals noch florierende Minenstadt, gegründet von der De-Beers-Gruppe, ist heute nur noch ein Stützpunkt für die ein- und auszufliegende Crew, die einige Meilen vor der Küste die wertvollen Steine aus dem Meeresboden holt. Dennoch ist Oranjemund nicht für Besucher geöffnet und man wird auf dem Landweg dorthin kurz hinter Rosh Pinah an einer Grenzstation abgewiesen, sollte man nicht die richtigen Dokumente mit sich führen.

Somit ist auch die Bootstour auf dem Oranje begrenzt und nicht bis zur eigentlichen Mündung in Oranjemund befahrbar. Nichtsdestotrotz ist auch der 60 km lange offiziell befahrbare Abschnitt zwischen Noordoewer und Aussenkehr ein Erlebnis wert. Weit weg von jeglichem Handyempfang auf einem Fluss, mitten in der Wüste. Die Nächte voll mit Sternschnuppen und die Milchstraße über einem. Tagsüber kreisen Seeadler über einem, die weniger einen selbst als die Fische beobachten, die hier und da aus dem Wasser springen.

Ein Feuer im SandEine Wüste bei Nacht

Ganz so romantisch war es allerdings nicht die ganze Zeit. Schon am ersten Tag kam nach und nach ein unglaublicher Wind auf und statt der Aufwärmrunde mussten Ronnie, der Guide, und ich Vollgas geben, um vom Wind nicht rückwärts getrieben zu werden. Da der Oranje im November 2015 nur sehr wenig Wasser führte, zogen wir die Boote teilweise, um die Arme wenigstens für ein paar Minuten entlasten zu können.

Nach einem anstrengenden ersten Tag konnte ich mich erst einmal ausruhen und ein paar Fotos machen, während Ronnie ein absolut leckeres „Dinner“ auf dem Lagerfeuer kochte. Die Nacht brach herein und es war höchste Zeit, ins Bett zu gehen. Denn falls am nächsten Tag wieder solch ein Wind herrschen würde, bräuchten wir jede Menge Erholung.

Eine Flusslandschaft

Orangeleuchtende Felswände entlang eines Flusses

Am nächsten Morgen hatte Ronnie noch vor Sonnenaufgang das Feuer wiederbelebt und kochte bereits Kaffee. Zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs verstand ich auch das erste Mal, woher der Oranje wohl seinen Namen hat: Die großen Felsen ragten hoheitsgemäß über dem Fluss empor und wurden vom noch weichen orangen Licht angestrahlt. Der Fluss wirkte fast wie Gold, denn die Farbe der sonnigen Felsen spiegelte sich orange auf dem Wasser.

Nur ein paar Fotos konnte ich machen, denn dann mussten wir los, um die noch frische Morgenluft zu nutzen. Bereits um 10 Uhr wird es ziemlich heiß und der Sonnenbrand ist vorprogrammiert, da das Wasser die Sonnencreme abwäscht und die Tropfen gleichzeitig wie Lupen wirken.

Auf dem Weg von Noordoewer nach Aussenkehr kommt man auch noch direkt an der Geschichte der erfolgreichen Diamantenzeit vorbei: Am Namibianischen Ufer ragen riesige Schürfmaschinen aus der sonst sehr kargen Landschaft empor. Wir machten einen kleinen Stopp, um das verlassene Minengebiet auszukundschaften. Ronnie erzählte, dass sein Bruder hier früher gearbeitet hat.

Eine Wanderin auf einem Felsen

Alte Schürfanlagen im Sand

Heutzutage werden hier allerdings keine Diamanten mehr gemint, da man vor der Küste im Meeresboden weitaus größere und wertvollere Diamanten findet. Die Maschinen und all das große Gerät wurden einfach mitten in der Wüste stehen gelassen, da es zu teuer wäre, alles abzutransportieren. Ein wenig traurig, zu sehen, dass der ganze Industriemüll einfach sich selbst überlassen wird und niemand Verantwortung dafür übernimmt, dass hier mitten in der wundervollen Wüste diese Stahlriesen stehen gelassen werden.

Bis kurz vor Aussenkehr sieht man allerdings keine weiteren Einflüsse von Menschenhand und ist mit sich selbst, dem Boot und der Natur allein. Sehr viel Glück hatte ich wohl mit der Gruppengröße: Da sich zu diesem Zeitpunkt keine weitere Person für die Tour interessiert hat, war ich mit dem Guide allein unterwegs, was aber laut Ronnie eher die Ausnahme ist.

Ein Fluss in der Nacht

Ein Flussufer voller Steine

Alles in allem waren es fünf wunderschöne Tage auf dem Oranje und eines der schönsten Naturerlebnisse, die ich bisher hatte. Die Tour kann man entweder von der Südafrikanischen oder der Namibianischen Seite aus starten, wobei ich empfehlen würde, direkt in Namibia zu starten, um beim Rückweg keine lange Zeit an der Grenze und am Zoll zu verbringen, da man dort Ein- und Ausreise gleichzeitig veranlassen muss, was sich zeitlich dann doch sehr in die Länge ziehen kann.

Buchen kann man die Tour entweder für einen direkten Start in Namibia bei Felix Unite oder Amanzitrails und für einen Start in Südafrika bei Bushwacked oder Umkulu Adventures.

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