23. Oktober 2015

Farbfleck

„Ich bin ein Farbfleck in einer schwarzweißen Welt.“ So lautet ein Zitat des deutschen Rappers MoTrip, das mir oft in Momenten der Melancholie zu besserem Denken verholfen hat. Ein Farbfleck in einer schwarzweißen Welt mag im ersten Moment etwas verloren wirken, doch wenn man einmal darüber nachdenkt…

Ist es nicht der Farbfleck, der die Welt bunter erscheinen lässt? Er gibt ihr Farbe, Wärme, Hoffnung. Ich denke, jeder hat schon schwierige Zeiten hinter sich, in denen man nicht viel mit sich anzufangen wusste. Man liegt im Bett, stundenlang, traurig und weiß nicht, warum. Es ist, als würden die Farben schwinden, man beginnt, schwarzweiß zu werden, wie die Welt um einen herum.

In solch einem Moment finde ich den Gedanken an einen Farbfleck sehr hilfreich: Selbst, wenn es nur ein Fleck ist, ist es allemal besser als die Farblosigkeit. Diese Gedanken begleiten mich nun seit zwei Jahren, aber ich konnte sie nie wirklich visualisieren… bis jetzt. Dass genau der Farbfleck zum Thema meiner Fotoserie werden würde, wusste ich allerdings erst kurz vor Beginn meiner Reise nach Island.

Wir mieteten uns ein Auto, um die Insel auf eigene Faust erkunden zu können. Ich hielt nach „farblosen“ Orten ausschau, denn mein Ziel war es, dass die Farbe dem Betrachter sofort ins Auge fällt, ohne dass ich die Bilder groß bearbeiten müsste. Die Landschaft war dafür perfekt geeignet und zu meinem Glück war unsere erste Woche geprägt von Nebel und Regen. Das half mir sehr dabei, die Stimmung, die ich mir vorstellte, rüberzubringen. Die schwarzen Strände haben mir es dabei am meisten angetan. Es wirkte so surreal, wie in einer schwarzweißen Welt.

Ein Mann mit gelber Regenjacke am Strand

Ein Mann mit gelber Regenjacke rennnt auf schwarzem Boden

Ein Mann mit gelber Regenjacke vor einem Wasserfall

Ein Mann in gelber Regenjacke auf schwarzem Gestein

Ein Mann mit gelber Regenjacke am Strand

Ein Mann mit gelber Regenjacke im Wasser

Wir waren elf Tage unterwegs, legten 2.763 Kilometer zurück und ich schoss 3.626 Fotos. Ich genoss jede einzelne Minute, auch wenn nicht immer alles glatt lief. Jeden Morgen an einem neuen aufregendem Ort aufzuwachen, ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl und ich freue mich schon auf die nächste Reise.

12 Kommentare

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  1. Ich finde es interessant, durch welche Gegebenheiten sich Projekte ergeben können. Gerade diesem Trüben und Grauen einen akzentuierten farblichen Gegenpunkt zu setzen, ist gelungen. Ich empfinde beim betrachten der Bilder immer wieder spürbare Spannungen – fast surreal -, die mich länger mit meinem Blick interessierend am Bild haften lassen.

    Martin

  2. Die einzelnen Bilder, in denen mal eben jemand verloren mit dem Friesennerz in der Gegend steht, fügen sich zu einem für mich stimmigen Gesamtbild zusammen. Ich muss sofort an heißen Tee denken und will gar nicht herunter vom Sofa nach draußen in die Kälte.

  3. Eine mich sehr ansprechende melancholische Bildserie. Eigentlich mag ich lieber Landschaftsaufnahmen ohne Menschen, aber hier bekommen die Islandszenen, die ich schon hundertfach in Fotoforen gesehen und bewundert habe, einen roten Faden und eine sehr persönliche Anmutung, Besonders das erste Bild in den Dünen und das vor dem Skogafoss(?) sprechen mich an.

  4. Wunderbare Fotostrecke! Jetzt brauchst du nur noch daran arbeiten solche Fotos machen zu können, ohne den visuellen Farbklecks da drauf. Denn dann hast du es geschafft deinen „Farbklecks“ in deinem Foto unsichtbar zu integrieren weil du es „geschafft“ hast!

    Bernhard

  5. Blogartikel dazu: Landschaftsfotografie - 7 interessante Links - Foto-Tricks