„Zu Zweit“ ist ein Projekt über enge Beziehungen von Menschen in Berlin, in denen sich mindestens eine Person als queer identifiziert. Dazu gehören Verwandte, Liebende oder Freunde, die traditionellere Familienformen in Frage stellen. In ihrem Projekt versucht die Fotografin Alexa Vachon zu ergründen, inwieweit die Moderne alternative Definitionen von Familie schafft. Wir stellen die Serie exklusiv vor.
Alexa Vachon, gebürtige Kanadierin, ist mit jungen 18 Jahren nach New York gezogen, um Kunst und Fotografie zu studieren. Nach ihrem Abschluss hat sie als Fotoassistentin gearbeitet und sich lange mit dem Bereich der Auftragsfotografie identifiziert.
Mit einem Umzug nach Berlin und einem Studium an der Ostkreuzschule begann sie, sich verstärkt freien Arbeiten zuzuwenden. Alexa Vachon berichtet, dass sie von den persönlichen Erfahrungen verschiedener Menschen fasziniert ist, ihr Hauptfokus liegt daher im Bereich der Portraitfotografie.
Inspiriert von ihrer eigenen eher weniger traditionellen Familie und persönlichen Erfahrungen in einer queeren Community, begann sie im Rahmen der Ausbildung an der Ostkreuzschule in Berlin an ihrer Serie „Zu Zweit“ zu arbeiten.
Am Anfang ging es ihr darum, die Definition von Familie und sich stetig wandelnde Familienkonzepte in Deutschland zu ergründen. Im Verlauf der Serie erkannte sie, dass sie vor allem mit der Vielschichtigkeit von Familien auseinandersetzen will, mit denen sie sich in Berlin umgibt.
Alexa Vachon meint, dass Berlin eine sichere Stadt für queere Familien ist, im Gegensatz zu anderen Regionen der Welt, in denen moderne Familienkonzepte wie beispielsweise trans- oder homosexuelle Liebespaare verschiedene Repressionen erleiden müssen. Sie selbst sagt dazu:
Meine Botschaft an den Betrachter ist, dass Liebes- und Lebensgemeinschaften facettenreich sein können. Sie können Wahl- und Blutsverwandtschaften umfassen, aber auch Liebhaber, kreative Wegbegleiter und lebenslange Freundschaften. Ich glaube fest daran, dass es wichtig ist, die Vielschichtigkeit von Familien und queeren Lebenswelten zu dokumentieren.
Berlin ist ein sicherer Ort für alternative Lebensgemeinschaften, aber in vielen anderen Teilen der Welt kann man nicht so frei über sein Leben entscheiden. In meinem Projekt will ich zeigen, dass es queere Familien gibt und dass sie nicht einfach verschwinden, auch wenn man sie ignoriert.
Dieses Projekt kommt genau richtig in einer Zeit, in der die Definition von Familie neu verhandelt wird. In einer Zeit, in der beispielsweise diskutiert wird, ob Familie aus gegengeschlechtlichen oder gleichgeschlechtlichen Paaren mit oder ohne Kind besteht.
Alexa Vachon möchte die Existenz queerer Familien für Menschen sichtbar machen, die wenig Kontakt zu alternativen Familienformen haben. Im Projekt geht es auch darum, Betrachtern die Angst vor dem Ungewohnten zu nehmen und sie zu motivieren, vorurteilsfrei auf Lebensgemeinschaften zu blicken, auch wenn sie dem eigenen Konzept von Familie nicht entsprechen.
Ihr Projekt lädt dazu ein, über den Kern der Familiendefinition neu zu debattieren: Wenn wir von Familie sprechen, geht es dann um Reproduktionsmöglichkeiten oder das Zusichern gegenseitiger Anteilnahme und Unterstützung? Ist eine Familie ohne Kinder weniger wert als eine Familie mit Kindern? Darf man sich Familie nennen, auch wenn man unterschiedlichen Alters ist, einen gleichgeschlechtlichen oder transsexuellen Partner liebt?