Lost Places: Alte Kühltürme in Belgien
Ein sehr beliebter Lost Place, an dem man nicht vorbei kommt, wenn man sich näher mit verlassenen Orten in Europa auseinandersetzt, ist dieses stillgelegte Kohlekraftwerk mit Kühlturm in Belgien. Es steht hier in einer kleinen Industriestadt. In ihrer Blütezeit war die Stadt ein Zentrum der wallonischen Kohle- und Stahlindustrie, nach deren Niedergang ging es jedoch schnell bergab.
Die Folgen des Bergbaus sind überall sichtbar, stillgelegte Stahlwerke, Eisenhütten und Kohleminen gibt es überall in der Stadt verteilt, sogar von einer alten verlassenen Metro-Station ist mir berichtet worden. Was für die Stadt, der sichtlich das Geld fehlt, ein Disaster ist, ist für Fotografen und Abenteurer eine Goldmine.

Fotos: brokenview
Aber zurück zu besagtem Kohlekraftwerk, dessen großer Kühlturm zu den wohl beeindruckendsten Lost Places in Europa gehört. Nicht nur optisch durch die imposante Größe hinterlässt er einen bleibenden Eindruck, auch die Akustik im Inneren ist unglaublich. Jeder Ton wird gefühlt hundertfach reflektiert, weshalb man schnell zu flüstern beginnt.
Denn der Besuch des Turmes ist eigentlich nicht erlaubt und schon viele sind auf ihrer Erkundungstour einem Wachmann in die Arme gelaufen.

Fotos: Frau Herzsprung

Dass es dennoch so viele versuchen, ist wohl der Einmaligkeit dieser Location geschuldet, deren unglaubliche Größe einem erst so richtig bewusst wird, wenn man im Inneren des sonst eher unauffälligen grauen Turms steht. In seiner Mitte befindet sich ein mit Moos bewachsener Schlund, der in die Tiefe führt und nicht ganz ungefährlich ist. Der ehemalige Kühlturmzulauf.
Nach oben erstrecken sich die grauen Betonwände bis zur kreisrunden Öffnung des Turms. Beides sehr beliebte Fotomotive, auf die man zuerst stößt, wenn man nach Fotos des Turmes sucht.

Foto: Stefan Rollar
Nicht weit von dem Kohleturm steht noch ein kleinerer, von außen etwas weniger beeindruckender Turm, der zum angrenzenden Stahlwerk gehört. Im Inneren befindet sich ein kleines Häuschen mit Stuhl davor. Eine seltsame Komik hat dieser Anblick und den Grund für diese skurrile Erscheinung wusste mir bislang auch niemand zu erklären.
Zwischen Betonblöcken erobern sich Pflanzen in einzelnen Rillen ihr Revier und es wirkt hier und da fast wie eine kleine Gärtnerei oder eine Art Kunstinstallation. Die Bilder aus diesem Kühlturm haben etwas wunderbar Surreales.

Foto: brokenview
Die runden Formen der Türme und die vielen geraden Linien bieten das Potential für einzigartige Architekturaufnahmen und viele Möglichkeiten, mit Perspektiven zu experimentieren. Da der Ort schon sehr oft fotografiert wurde, ist es jedoch schwer, einen neuen Blickwinkel zu finden.
Ist da nicht eine Szene aus „Brazil“ (von Terry Gilliam) gedreht worden?
Hallo,
hervorragende Bilder von dieser tollen Location. Danke fürs zeigen. Wer in der Schule Geometrie mochte, wird hier Spaß haben.
Viele Grüße,
Jens
Schöner Artikel!
Aber interessant wie manche Leute die sonst immer für absolute Verschwiegenheit stehen plötzlich ihre Bilder in Artikeln haben, in welchen die Location in Verbindung mit dem Standort genannt wird..
Hallo Leon, da dieser Ort hier bereits sehr bekannt und leicht zu finden ist, haben wir als Redaktion entschlossen, den Ort auch nicht zu stark zu verschleiern. Wir werden in Zukunft nicht bei jedem Lost Place den genauen Standort angeben, um die Orte zu schützen.
Tja.. das hab‘ ich auch angemerkt. Wurde aber nicht berücksichtigt.
Überall dort, wo „die Wirtschaft“ bzw. „Industrieunternehmen“ tätig sind, hinterlassen sie verbrannte Erde. Die Beseitigung der Kollateralschäden ist dann – sofern sie überhaupt geschieht – Sache der Gesellschaft und des Steuerzahlers.
So spannend ich solche Bilder finde, so wütend macht mich auch die gängige Praxis, ausgebeutete und verschandelte Orte einfach zu verlassen, um neue, unverbrauchte Landschaft auszubeuten. Dass wir dafür irgendwann eine nicht mehr bezahlbare Rechnung präsentiert bekommen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Ich kapier diesen Hype um Lost Places irgendwie nicht. Die Bilder sind doch einfach nur Architekturaufnahmen, und warum mussten dafür jetzt 4 Fotografen miteinander verglichen werden? Soll das zeigen wie viel Spielraum das ganze hat? Erschließt sich für mich nicht weil die Bilder total ähnlich sind und auch alle von einer Person stammen könnten. Was soll uns dieser Artikel sagen, dass es diese Türme gibt und dass schon viele Menschen dort knipsen waren? Ich fände es interessanter zu erfahren warum die Autorin da hingefahren ist, obwohl sie selber schon erkannt hat dass es schwer ist neue Blickwinkel auf den Ort zu bekommen.
„Nur Architekturaufnahmen“? Wann hat man schon mal die Möglichkeit in das Innere solch gigantischer Türme zu blicken und ich denke das macht auch die Faszination aus, deshalb zieht es einen an den Ort, weil man es selber erleben will, egal ob man schon Fotos von diesem Ort kennt. Das Beeindruckende dieses Ortes kommt in den Fotos deutlich wieder. Ich kenne sonst keinen Ort der eine vergleichbare Architektur bietet.