Lost Places: Alte Kühltürme in Belgien
Ein sehr beliebter Lost Place, an dem man nicht vorbei kommt, wenn man sich näher mit verlassenen Orten in Europa auseinandersetzt, ist dieses stillgelegte Kohlekraftwerk mit Kühlturm in Belgien. Es steht hier in einer kleinen Industriestadt. In ihrer Blütezeit war die Stadt ein Zentrum der wallonischen Kohle- und Stahlindustrie, nach deren Niedergang ging es jedoch schnell bergab.
Die Folgen des Bergbaus sind überall sichtbar, stillgelegte Stahlwerke, Eisenhütten und Kohleminen gibt es überall in der Stadt verteilt, sogar von einer alten verlassenen Metro-Station ist mir berichtet worden. Was für die Stadt, der sichtlich das Geld fehlt, ein Disaster ist, ist für Fotografen und Abenteurer eine Goldmine.
Aber zurück zu besagtem Kohlekraftwerk, dessen großer Kühlturm zu den wohl beeindruckendsten Lost Places in Europa gehört. Nicht nur optisch durch die imposante Größe hinterlässt er einen bleibenden Eindruck, auch die Akustik im Inneren ist unglaublich. Jeder Ton wird gefühlt hundertfach reflektiert, weshalb man schnell zu flüstern beginnt.
Denn der Besuch des Turmes ist eigentlich nicht erlaubt und schon viele sind auf ihrer Erkundungstour einem Wachmann in die Arme gelaufen.
Dass es dennoch so viele versuchen, ist wohl der Einmaligkeit dieser Location geschuldet, deren unglaubliche Größe einem erst so richtig bewusst wird, wenn man im Inneren des sonst eher unauffälligen grauen Turms steht. In seiner Mitte befindet sich ein mit Moos bewachsener Schlund, der in die Tiefe führt und nicht ganz ungefährlich ist. Der ehemalige Kühlturmzulauf.
Nach oben erstrecken sich die grauen Betonwände bis zur kreisrunden Öffnung des Turms. Beides sehr beliebte Fotomotive, auf die man zuerst stößt, wenn man nach Fotos des Turmes sucht.
Nicht weit von dem Kohleturm steht noch ein kleinerer, von außen etwas weniger beeindruckender Turm, der zum angrenzenden Stahlwerk gehört. Im Inneren befindet sich ein kleines Häuschen mit Stuhl davor. Eine seltsame Komik hat dieser Anblick und den Grund für diese skurrile Erscheinung wusste mir bislang auch niemand zu erklären.
Zwischen Betonblöcken erobern sich Pflanzen in einzelnen Rillen ihr Revier und es wirkt hier und da fast wie eine kleine Gärtnerei oder eine Art Kunstinstallation. Die Bilder aus diesem Kühlturm haben etwas wunderbar Surreales.
Die runden Formen der Türme und die vielen geraden Linien bieten das Potential für einzigartige Architekturaufnahmen und viele Möglichkeiten, mit Perspektiven zu experimentieren. Da der Ort schon sehr oft fotografiert wurde, ist es jedoch schwer, einen neuen Blickwinkel zu finden.