Von der Idee zum Bild mit Laura Zalenga
Wie macht man ein Selbstportrait in einer Badewanne? Wie riecht Sojamilch mit Rote-Beete-Saft? Wird das vielleicht der neueste Hautpflegetipp? Überlebt mein Equipment diesen Versuch? Was sagen meine Eltern, wenn sie ins Bad kommen und ihre Tochter in einer Badewanne voll pinkfarbenem Wasser liegt, vor der ein Stativ mit Kamera steht? So viele Fragen und nur ein Weg, es herauszufinden.
Pink? Das war ganz sicher nicht mein Lieblingsfotothema. Zu Pink fällt mir Barbie ein und Glitzer und „Don’t let me get me“. Wenn ich mich anstrenge, fallen mir noch ein paar Lippenstiftnuancen und Blütenblätter dazu ein. Keines dieser Dinge hat mich inspiriert.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Idee zu meinem Bild dann beim Salatessen kam. Rote-Beete-Saft. Mir schwebte ein sehr ruhiges Bild vor, bei dem das einzig Sonderbare die Farbe der Flüssigkeit sein sollte. Wir sind Mädchenportraits in neblig-weißem Wasser gewohnt, aber pinke Brühe? Das erinnert doch eher an Chemielabor. Fand ich gut.
Als Location hat sich außer der Badewanne nicht viel angeboten. Es war klar, dass ich eine Sauerei hinterlassen würde und eine Schüssel wäre einfach nicht groß genug gewesen, um das Bild umzusetzen, das ich im Kopf hatte.
Also Wasser marsch, dazu 400 ml Sojamilch und 150 ml Rote-Beete-Saft. Handtuch und Funkauslöser bereitlegen, Stativ aufbauen. Kameraeinstellungen so gut wie möglich ohne Objekt im Wasser vorbereiten. Rein in die Wanne und erste Testbilder schießen. (Sojamilch mit Rote-Beete-Saft riecht seltsam, aber weniger unangenehm als erwartet.)
Natürlich gab es von der Wanne aus keine Möglichkeit, die Bilder anzusehen, also raus aus der Wanne, pinke Spuren hinterlassen, Kamera nass machen und sehen, dass die Schärfe noch nicht passt und auch die Pose eher noch nicht so gelungen ist. Das ist ein Brathähnchen in rosa Soße. Also neu einstellen, zurück in die Wanne, nächster Versuch.
Ich wollte das Bild direkt von oben aufnehmen, bin aber trotz Stativ schnell an Grenzen wie den breiten Badewannenrand gestoßen. Also musste ich mich zwischen einer schräg fotografierten Ganzkörperaufnahme und einem näheren Portrait frontal von oben entscheiden. Getestet habe ich beides. Aber die Ganzkörperaufnahme war mir viel zu unruhig.
Schließlich habe ich das Stativ so gegen die Wanne gelehnt, dass es nur noch auf zwei Beinen stand und die Kamera etwas über der Wanne hing, um wenigstens annähernd den richtigen Winkel zu erhalten.
Zurück in der Wanne halte ich kurz inne: Seltsamer Moment, wenn man so in der Badewanne liegt, mit dem Kopf am Fußende, pinkes Wasser schwabbt um einen herum und über dem Kopf hängt eine Kamera an einem Stativ, das nicht gerade beruhigend stabil steht. Welches andere Hobby muss man eigentlich haben, um so seltsame Sachen zu machen?
Irgendwann war mein Funkauslöser nass und mir kalt und ich habe mich zufrieden gegeben.
Am Laptop war es spannend, die Fotos dann ohne nasses Kamera-Display und rosa Tropfen in den Augen anzuschauen. Schnell habe ich mich für die nahen Portraits entschieden und wusste aber auch sofort, dass ich den Badewannenrand und einige Spiegelungen im Wasser loswerden musste. Leichter gesagt als getan. Beinahe einfarbige Flächen lassen sich schwieriger „aufräumen“ als ich dachte. Nach einer Weile Stempeln und Pinseln hat es aber doch funktioniert.
Obwohl mich das Thema anfangs so gar nicht gereizt hat, bin ich mit dem Bild zufrieden. Und das, obwohl es pink ist. Die zufällig entstandenen Lichtspiegelungen am Hals, die ihn seltsam lang erscheinen lassen, passen für mich sehr gut zum Labor-Effekt. Ich mag die Ruhe, die es ausstrahlt und bin froh, dass ich diese am Ende doch noch erreicht habe.
Schade, dass ich keine zufriedenstellende Ganzkörperaufnahme zu meiner Idee machen konnte, vielleicht werde ich das irgendwann mit einem Modell nachholen. Aber das Bild als Selbstportrait zu wagen, hat mindestens die Hälfte des Spaßes ausgemacht.
Ach ja, bevor ich es vergesse: Der Funkauslöser hat überlebt, aber Soja-Rote-Beete-Wasser wird nicht zu meinem neuen Pflege-Geheimtipp.