Chad Moore: Anyone in love with you?
Die Hedonisten unserer Zeit feiern nicht nur das Leben, sie zeigen auch ihre Wunden an Augen, Armen und im Herzen. Ob nackt auf kalten grünlich schimmernden Fliesen oder weit über der Stadt mit Blick auf die blinkenden Lichter unter ihnen.
Sie sind schön, sie sind cool und sie tragen ihre Kleidung wie dieses Modell mit der Zahnlücke, damals Ende der 90er Jahre. Sie summen und schauen wie Patti Smith, mit der Kippe im Mundwinkel. Heimatlos, grenzenlos – sie sind frei.
Sie verbringen ihre Nächte tanzend in Clubs oder draußen vor der Stadt im See bei Morgengrauen. Suchen Nähe und brauchen Abstand. Wollen Selbstverwirklichung und Spaß. Sie feiern den Luxus der Jugend, begierig.
In ihren Köpfen schlummern die Träume wie Raubkatzen. Die Möglichkeiten sind viele.
Das Buch verbirgt sich in einem roten Schuber und der Titel „Anyone in love with you? (already knows)“ lässt offen, was der Liebende weiß. Das Buch selbst ist roh belassen. Eine einfache Fadenheftbindung hält die einzelnen Blöcke zusammen. Fast möchte man eine Analogie zum Inhalt entwerfen, aber das überlasse ich den Interessierenden ganz allein.
Chad Moore fasst ein Lebensgefühl zusammen. Das einer auserwählten Jugend, die manchmal nicht weiß, wohin mit sich. Die sieht, dass Werte sich in Luft auflösen, dass die Götter ihrer Eltern wertlos sind.
Wir sehen Kinder, die zu Erwachsenen werden. Sie befinden sich gerade auf der Schneide zwischen Behütetsein und Losgelassenwerden und ihr Leben wirkt wie ein nie enden wollender Videoclip, zu dem nur die Schönen Zugang erhalten.
Ich könnte einen ganzen Fragenkatalog formulieren, wenn ich die Bilder sehe. Fragen über uns, das Wollen und Müssen, Fragen über die Bedeutung von Freundschaft. Fragen über Nähe und Abstand, über Tiefe und Oberflächlichkeit. Fragen über das Wohin. Und über die Liebe.
Natürlich ist das eine sehr subjektive Wertung meiner Eindrücke. Das Buch lässt mich nicht kalt. Vielleicht entwerfe ich eine Meinung über eine Jugendkultur, die so überhaupt nicht exisitiert und jongliere mit meinen eigenen Vorurteilen beim Betrachten der Hippen und Schönen.
Aber leider ist mir gerade mein Bier ausgegangen und auch die Kippe im Mund will nicht so recht schmecken, wobei mir gerade auffällt, dass ich Nichtraucher bin. Die Identifikation fällt mir also schwer.
Chad Moore, der Fotograf, lebt in New York. Das ist aber auch schon fast alles, was es über ihn zu sagen gibt, denn obwohl wir hier dem Leben, dem Rausch und den Genüssen uns unbekannter Menschen folgen dürfen, so hält Chad Moore sich mit Informationen über seine Person völlig zurück.
Für wen ist dieses Buch nun eigentlich? Vielleicht für diejenigen, die ein bisschen mehr Wirklichkeit auf Bildern möchten, ungeschönt und ein bisschen trashig? Vielleicht auch für die, die sich selbst gern so sehen möchten oder ruhelos umherirren, suchen und nicht finden. Oder aber für die, die gern zuschauen, beobachten, lächeln und vielleicht auch ein bisschen den Menschen lieben.
Wer das Buch gern besitzen möchte, macht entweder bei unserem Gewinnspiel mit oder aber er vertraut lieber auf seinen Geldbeutel und bezieht das gute Stück über dienacht.
Informationen zum Buch:
Offene Fadenheftung,
14 x 20 cm,
158 Seiten,
Buch im Schuber
limitiert auf 600 Stück
35 € + 3 € Versand innerhalb Deutschland
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