29. April 2014 Lesezeit: ~4 Minuten

Von der Idee zum Bild mit Laura Zalenga

Viele kennen sicher das 52-Wochen-Projekt. Dieses Jahr habe ich mich einer Gruppe angeschlossen, die für jede Woche ein gemeinsames Thema hat. In Woche 16 stand „Emotion“ auf dem Plan und ich ein bisschen auf dem Schlauch.

Sonntag Mittag. Noch acht Stunden bis zum Ende der Woche und noch kein Foto für „Emotionen“ in Sicht. Ich hatte einige Ideen durchgedacht, mehrere Emotionen in einem Foto zu kombinieren, aber das wäre ein einziges Gefühlschaos geworden. Mir war klar, dass es kein fröhlich lachendes Bild werden würde. Wer meine Bilder kennt, weiß, dass ich eher den melancholischen Geschichten verfallen bin.

Aber Tränenbilder gibt es schon so viele. Ich hatte zwar Ideen, aber fand diese nach spätestens drei Minuten schon mehrfach auf diversen Plattformen umgesetzt. Ja ja, man könnte unzählige Artikel zum Thema „eine einmalige Idee gibt es nicht“ schreiben.

Was mich schließlich zu meiner Idee führte, war eine einfach 90°-Drehung. Auf all den Bildern, die ich fand, liefen die Tränen das Gesicht hinunter. Also beschloss ich mich, dem liegenden Weinen zu widmen und sich meine Tränen in einem kleinen See um das Auge sammeln zu lassen.

pond © Laura Zalenga

Einfacher gedacht als getan. Man legt sich ja nicht einfach mal mit dem Fernauslöser in der Hand unter sein Stativ und fängt auf Knopfdruck an zu weinen. Zumal gleich einen ganzen See. Daher ist dies eines der wenigen Bilder, für die ich mir einen Assistenten suchen musste.

„Ähm, hast Du kurz Zeit, mir Wasser ins Auge zu schütten?“
„Wie bitte?“

Was soll ich sagen, ich kann sehr gut wie ein kleiner Dackel schauen.

Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer sein würde, einen kleinen Wasserteich auf einem Auge zu positionieren. An irgendeiner Seite läuft es immer über und zerstört die Spannung der geschlossenen Form.

pond © Laura Zalenga

Außerdem hätte es sich vielleicht doch gelohnt, das sprudelnde Mineralwasser in der Flasche durch Leitungswasser zu ersetzen. Na ja, wer faul sein will, muss leiden.

Mit schmerzendem Auge bin ich dann auch ein wenig ungeduldig geworden und habe meinen Assistenten leicht verärgert gefragt, ob er sich auch wirklich Mühe gibt, einfach nur einen kleinen See in meinem Auge zu zaubern, statt einer großen Pfütze unter meinem Kopf.

Wir haben am Ende noch die Rollen getauscht und ich bin sehr, sehr kleinlaut geworden, als ich bemerkt habe, dass es fast unmöglich ist. Nächstes Mal dann also mit Plan und Pipette.

pond © Laura Zalenga

goldfisch © Laura Zalenga

In der Bearbeitung ging es mir darum, den kleinen, etwas zu unscheinbaren Teich stärker herauszuarbeiten. Ich versuchte, den Hautton so gleichmäßig wie möglich zu gestalten, entfernte das ablenkende Stückchen Ohr und die Haare am Boden und wählte einen etwas näheren Ausschnitt.

Die Idee mit dem kleinen Goldfisch kam mir irgendwann während des Bearbeitens. Ich musste an „Cry me a river“ denken und wie bei mir aus dem Fluss ein kleiner Teich geworden war. Diese Idee vom „Teich“ im Gesicht, wollte ich verstärken und meine erste Assoziation war ein Goldfisch.

pond © Laura Zalenga

Mir gefällt es, wenn ich den Betrachter ein wenig zum Schmunzeln oder Nachdenken bringen kann. Wenn er oder sie sich überlegen kann, ob es das Gesicht eines Riesen ist oder doch ein winziger Goldfisch.

Wenige Dinge machen mir so viel Spaß wie das Kreieren von Bildern, die ohne die Möglichkeiten der Bildbearbeitung nur in meinem Kopf möglich wären.

8 Kommentare

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  1. Vielen Dank für dieses ‚making off‘. Kann man die Bilder der Gruppe auch irgendwo im Netz finden? Würde mich interessieren, wie die Anderen das Thema umgesetzt haben.
    //Matz

  2. (zunächst rege ich mich mal darüber auf, dass da oben ‚3 minuten lesezeit‘ steht. kommt noch irgendwann der hinweis: achtung! kunst, betrachtungszeit bitte einkalkulieren?!)

    Natürlich gibt es schon sauviele Tränenbilder von denen man behelligt wird wenn man nicht aufpasst. Man kann auch gerne noch weitere machen, nur wieso man sie unbedingt veröffentlichen muss ist mir ein Rätsel.

    Aber kein Grund, es nicht besser zu machen! Ich finde das Werk sehr gelungen und inspirierend. Der Fisch ist ideal, um den See zu betonen. Ohne ihn wäre die Absicht vielleicht nicht so rübergekommen. Da kann ich auch gut mit den Möglichkeiten der Nachbearbeitung leben.

    Danke.

  3. die bildidee gefällt mir gut.
    für meinen geschmack wäre weniger bearbeitung mehr gewesen. mir gefällt das unbearbeitete bild einfach besser (mit ohr, nicht so weisser haut und unveränderter augenbraue). wenn hier der fisch drin wäre, wäre das mein favorit.