Kaliforniens Wüsten aus der Luft
Fliegen fasziniert mich. Die Welt von oben betrachten zu können, ist etwas ganz Besonderes. Schon mein Vater hatte einen Flugschein und seit meiner Kindheit bin ich dieser Faszination erlegen. Wie aufregend war es jedes Mal, wenn ich mit ihm in der Cessna eine Runde über meine Heimat drehen konnte.
Und diese Begeisterung hat nie nachgelassen. Ich habe mich in der Luft immer wohl gefühlt, viel wohler als zum Beispiel auf dem Wasser. Und wie es der Zufall oder das Schicksal so wollte, habe ich auch einen Piloten geheiratet.
Gemeinsam haben wir viel Zeit in der Luft verbracht. Und da die Fotografie seit einigen Jahren einen sehr großen Teil meines Lebens einnimmt, war meine Kamera natürlich auch bei unseren gemeinsamen Flügen dabei.
Und so haben wir zunächst meine Heimat, den Chiemgau, immer wieder überflogen und fotografiert und sind so zu einem richtig guten Team geworden.
Meine nächste Leidenschaft ist das Reisen und durch den Beruf meines Mannes habe ich das große Glück, dieser Leidenschaft intensiv nachgehen zu können. Viele atemberaubende Landschaften durfte ich bereits sehen, aber was mir bei meiner letzten USA-Reise im Herbst vergönnt war, lässt mich immer noch staunen.
Wir haben uns in Los Angeles eine Cessna gemietet und sind gemeinsam über die Wüsten Kaliforniens geflogen. Der ganze Flug war ein unbeschreibliches Erlebnis. Aber als wir über das Death Valley und das Owens Valley flogen, hatte ich vermutlich einen Puls von 200 und Schnappatmung.
Ich konnte es nicht fassen, was die Natur hier zu bieten hatte. Die Farben, Formen und geologischen Formationen änderten sich im Minutentakt: Sanddünen, Felsen, Salzseen, Flussläufe, Herbstbäume, Krater, farbige Gesteinsschichten. Dinge, die man in dieser Form nur aus der Luft zu sehen bekommt. Mal unwirklich wie eine Mondlandschaft, dann wieder unglaublich farbintensiv. Mal scheinbar komplett vegetationslos und karg und dann erscheint wieder eine Oase mit unfassbarer Pflanzen- und Farbenpracht.
Das Fotografieren gestaltete sich jedoch schwierig, da die Cessna kein Fenster hatte, das sich weit genug öffnen ließ. Auch die Tragflächen mit ihren Streben waren immer irgendwie im Weg. Es hat eine Weile gedauert, bis ich herausfand, wie ich fotografieren musste, um nicht die Spiegelung des Fensters oder Teile des Flugzeugs auf dem Foto zu haben: Nach hinten unten.
Mein Rücken hat sich nicht gerade für diese Verrenkungen bedankt. Und mein Mann musste immer genau so fliegen, dass ich aus dieser Position auch an die potentiellen Motive heran kam. Gut, dass wir so ein eingespieltes Team sind.
Die nächste Schwierigkeit lag darin, dass wir an einigen Stellen ziemlich nahe an militärischem Sperrgebiet vorbeiflogen und jedes unserer Flugmanöver genau beobachtet wurde. Sobald wir eine Kurve flogen, die irgendwie von der vorgegebenen Route abwich, wurden wir binnen Sekunden angefunkt und nach unseren Absichten gefragt.
Da verstehen die Amerikaner keinen Spaß. Und wir wollten dann doch nicht riskieren, plötzlich in Begleitung einer F16 zu sein. Trotzdem konnte ich viele Farben und Formen der Natur fotografieren.
Die Bilder sind alle aus einer Höhe von etwa 2.000 bis 2.500 Metern entstanden. Ein Größenvergleich ist schwer, da aus dieser Höhe Bäume oder Menschen nur noch sehr klein zu erkennen sind, besonders in der kleinen Internetauflösung.
Auf dem ersten Sanddünenfoto zum Beispiel ist ziemlich genau in der Mitte des Bildes ein Mensch abgebildet, der in der 100%-Ansicht auf dem Original gut zu erkennen ist. In der hier gezeigten verkleinerten Version wird es da schon schwierig, da die Dünen bis zu 100 m hoch sind. Wer ihn trotzdem findet, darf ihn behalten.
Auf manchen Bilder kann man auch Bäume und Josua-Palmlilien in Form von kleinen dunklen oder farbigen Punkten erkennen.
Auch, wenn ich schon oft geflogen bin, war dieser Flug für mich eines der schönsten und aufregendsten Erlebnisse. Es hat mir wieder gezeigt, dass die Natur die größte Künstlerin ist.