09. Januar 2014 Lesezeit: ~2 Minuten

Alles, was mich am Leben interessiert

Meinen ersten ersthaften Kontakt mit der Fotografie hatte ich an der Universität, an der ich Kunstwissenschaften studierte. Ich interessierte mich für dokumentarische Fotografie und im Besonderen für Cartier-Bressons Arbeiten.

Nachdem ich mich jahrelang der Malerei gewidmet hatte, erwachte mein Interesse mit dem Aufleben der neuen Straßenfotografie im Internet. Dort fand ich Weggefährten mit den gleichen Vorlieben, die ich mit meinem Schaffen konfrontieren konnte. Und natürlich gab es eine ganze Menge Informationen.

© Chema Hernández

Ich nehme an, dass ich kein Fotograf im engeren Sinne bin. Ich mag es einfach, Bilder zu machen indem ich male, zeichne oder fotografiere. Und als Fotograf bin ich daran interessiert, Bilder aus meiner nahen Umgebung zu extrahieren, indem ich den direkten Stil der Schnappschuss-Fotografie auf eine offene, nicht gestellte Art benutze.

© Chema Hernández

Dafür benutze ich eine kleine Kamera, die ich in meine Tasche stecken kann. Wenn ich auf der Straße fotografiere, halte ich für gewöhnlich nicht nach einem bestimmten Thema Ausschau. Ich reagiere auf das, was mir ins Auge fällt: Zum Beispiel eine ungewöhnliche Situation, ein Licht-Effekt oder bestimmte Farben.

© Chema Hernández

Ich bevorzuge suggestive Fotos, die eine Geschichte erzählen, offen sind und dem Betrachter die Möglichkeit geben, das, was er sieht, zu interpretieren.

Manchmal ist der Inhalt des Bildes nicht so wichtig und die formalen Aspekte wecken meine Aufmerksamkeit. Ich versuche meist, eine bestimmte Magie einzufangen. Eine Kombination von Elementen, die unterschiedliche Interpretationen und Emotionen zulassen.

© Chema Hernández

In meinen Fotos treten anonyme Menschen auf. Sie sind Charaktere ohne Identität, deren Funktion die Darstellung menschlicher Archetypen ist. Gewöhnlich bin ich nicht an Gesichtsmerkmalen oder -ausdrücken interessiert, eher an menschlichem Behehmen oder Situationen, in die Menschen involviert sind.

© Chema Hernández

Wenn wir gerade schon beim Stil sind: Ich glaube ich nicht, dass ich einen eigenen habe. Meine Bilder sind unterschiedlich, wie alles, was mich am Leben interessiert. Vielleicht ist das der Stil ohne Stil?

Dieser Artikel wurde von Martin aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

15 Kommentare

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  1. Wahnsinnige Fotos Chema. Gerade das 2. Bild ist unglaublich gut. Ach was, alle Bilder sind total klasse. Könnte jetzt mehr davon gebrauchen. Dein Text dazu ist aller erste Sahne. Man würde bestimmt deine Bilder unter mehren anderen herausfinden. Und dann hat das ja doch wieder was mit deinem ‚eigenen‘ Stil zu tun, oder?

  2. Wieso wird hier eigentlich (gefühlt) jeden zweiten Tag ein Artikel über Street Photography gepostet?
    Ich will damit nicht sagen dass die vorgestellten Fotografen schlechte Arbeiten machen, aber insgesamt wird mir davon hier zu oft berichtet und die Ergebnisse sind dementsprechend immer recht ähnlich, ebenso wie die Texte darüber. Sätze wie „Ich begebe mich nicht direkt auf die Suche, die mag es lieber zufällige Arrangements und Situationen zu fotografieren … “ oder wie heute hier „Ich reagiere auf das, was mir ins Auge fällt“ liest man hier ständig.

    Auch hier bei diesem Artikel hätte man bestimmt noch was mehr rausholen können, der Autor hat als Kunstwissenschaftler/Lehrer doch einen spannenden Backround?! Was sieht er für Parallelen zu Cartier-Bressons, warum wird der überhaupt erwähnt wenn danach nicht mehr drauf eingegangen wird?

    Ich würde mir für 2014 öfters mal neue Themen wünschen, ein paar theretische/wissenschaftliche Inputs, Interviews mit Künstlern und Fotografen, spannende neue Projekte, ein bisschen über den Tellerrand in andere kreative Bereiche, und nicht immer abwechselnd Street Photography und Landschaft!

    In diesem Sinne,
    Willy

    • Guten Tag.

      Schauen wir uns doch mal den letzten Monat an. Ich liste hier mal die Genre auf, die da bedient wurden: Surreal, Reise, Surreal, Landschaft, Reportage, Surreal, Straße, Portrait, Natur, Portrait, Reportage, Portrait. Dazu noch die browserFruits (Format: Nachrichten).

      Ergo: „gefühlt jeden zweiten Tag ein Artikel über Street Photography“ stimmt nicht und Deine Wahrnehmung widerspricht der Realität. Auch im Januar.

      Klar, wir bedienen auch das Thema Street. Vielleicht mehr als vorher. Das liegt ganz einfach daran, dass ich als Herausgeber der Straßenfotografie zugewandt bin.

      Und selbst wenn es tatsächlich so wäre: jedes Foto-Magazin hat Themenschwerpunkte. Andere Magazine haben andere Chefredakteure und das beeinflusst den Inhalt. Das gehört einfach dazu.

      Außerdem sind wir nicht das einzige Fotomagazin. Es gibt noch viele andere tolle Webseiten (siehe: browserFruits), die andere Schwerpunkte haben. Wir sind ja nicht das Internet. ;)

      • Danke für die Antwort.
        Vielleicht liegts wirklich daran, dass du als Chefredakteur dein Lieblingsthema Street pushen willst und es darum vermehrt auftaucht.
        Stimmt auch, was du da aufzählst, ich hab ja auch nur gemeint es ist gefühlt alle 2 Tage auf dem Tisch. Vielleicht weil die Artikel über Street Photography sehr ähnlich sind? In meinen Augen auch ähnlicher als die Fotografen, die hier zu Portrait oder Surreal vorgestellt werden, ist aber auch nur meine Meinung.

        Aber mir deshalb zu raten mich auf dem Internet-Markt mal nach anderen Magazinen umzuschauen, ist ein bisschen schwach. Wäre es nicht konstruktiver die Bandbreite zu erweitern? ;)

    • ich empfinde mich hier als Gast auf dem Blog, nicht als zahlender Kunde, der Ansprüche stellen kann, ich bin sehr dankbar für das, was kommt. Wenn du Veränderung willst, dann schreib doch nen Gastartikel über ein Thema, was Du interessant findest. Du hast bestimmt spannende Gedanken zu den Themen, die Du vorgeschlagen hast.
      Gruß, Julia

  3. Netter Artikel. Wie erwähnt, etwas oberflächlich. Aber die Stil-Frage beschäftigt oft.
    Und oft wird das auch als Vorgabe für einen Künstler erwartet. Dann liest und hört man Dinge wie:
    „Nett, aber welches Konzept hast Du überhaupt?“

    Warum braucht man überhaupt eins?
    Warum müssen sich Bilder immer ähneln, damit man entsprechende Anerkennung und Respekt bekommt?

    Stil wird dadurch doch einfach nur zu einem langweiligen, vorhersehbaren Muster.
    Wo bleibt der künstlerische Anspruch, wenn man Fotos einfach immer und immer wieder im selben Maße kopiert?
    Wenn man genau weiss, dass bei jedem Shooting des einen Fotografen das Model auf jeden Fall auf dem Boden sitzen und mit einem 85er Objektiv bei Offenblende abgefertigt wird?
    Verstehe ich irgendwie nicht.
    Ich bin aber auch kein Fotograf.
    Sondern nur einer, der Fotos macht ;-)

  4. Vom Stil her echt interessant!
    Ich muss sagen, das es meinen Geschmack erschreckend gut getroffen hat.
    Das kommt eher selten vor, deshalb bin ich gerade echt von den Socken.
    Die Fotografien sind (gewollt oder ungewollt?) einheitlich im klaren Stil gehalten, minimalistisch aber dennoch Standfest.
    Großartig! LG

    Yvonne

  5. Das letzte wirkt sehr surreal. Sehr schön.

    Nur mit dem Satz (der von vielen Fotografen fast inflationär benutzt wird) kann ich nichts anfangen:

    „Ich bevorzuge suggestive Fotos, die eine Geschichte erzählen, offen sind und dem Betrachter die Möglichkeit geben, das, was er sieht, zu interpretieren.“

    Außer im 2. Bild wird mir (subjektive Sicht) keine Geschichte suggeriert. Vielleicht noch im ersten, aber viel Phanasie habe ich da dann auch nicht.

    Sonst geht es mehr um gestalterische Wirkung aus meiner Sicht (wie ja später auch betont). Gut, schließt sich nicht aus, aber für eine Geschichte gibt es in den Bildern zu wenig (angedeutete) Handlung oder Kommunikation, ich sehe auch mehrheitlich keine „Archetypen“. Menschen sind hier eher Stilmittel. Wie gesagt, subjektiv und auch nicht wertend für die Qualität der Bilder, nur eine Einschätzung der für mich etwas floskelbelasteten Kommentierung.

  6. Mich würde interessieren, was ihr zu einem Zitat eines französischen Malers zum Thema Fotografie sagt. Der Name dieses Malers ist mir leider entfallen, aber er sagte sinngemäß folgendes:

    „Die Fotografie ist obszön, da sie, im Gegensatz zur Malerei, keinen Interpretationsspielraum lässt.“

    Meiner Meinung nach träfe diese Äußerung auf die „Street-Fotografie“, die ja tatsächlich eher dokumentarischen Charakter hat, ganz besonders zu.

    Ich persönlich finde diese Art der Fotografie häufig sogar langweilig, weil sie oft zu Allerweltsbildern mit Allerweltsperspektiven führt. Sobald Fotos zu sehr dem täglichen Blick auf die Dinge, den täglichen Sehgewohnheiten entspricht, wird sie meiner Meinung nach langweilig.

  7. Interessant, dass gerade die Strassenfotografie immer wieder so kontroverse Diskussionen auslöst. Neben der Reportagefotografie ist die Strassenfotografie das wichtigste und schwierigste Genre in diesem Handwerk. Einzelne Bilder kann man mögen oder auch nicht. Das Problem hat man aber in jedem Genre der Fotografie.
    Strassenfotografie beinhaltet sämtliche anderen Arten der Fotografie von Portrait, Architektur bis Landschaft. Mit dem kleinen Unterschied, dass man hier keinen Lichtformer zur Verfügung hat, den man mal eben neben das Motiv stellen kann. Gearbeitet wird grundsätzlich mit vorhandenem Licht oder mit Aufsteckblitz, wer sich traut. Das sekundenschnelle Erfassen des Motivs sowie der Stimmung, Farbe, Geometrie und Charakter, sind die hohe Kunst eines Strassenfotografen. Die Kamera auf diese Szenen entsprechend der Zeiten und Blende vorzubereiten, ist ein weiteres Kunststück, das noch nicht mal manche Studiofotografen im Griff haben.
    Wie sonst würde man wissen, wie es in der Welt aussieht, ohne Strassenfotografie?!

    Wenn der Fotograf sich auf das einlassen möchte, was im Moment auf ihn zu kommt, weshalb nicht? Wer glaubt gute Bilder entstehen nur durch Stil oder Konzept, der irrt gewaltig.

    Ich wünsche mir mehr Strassenfotografie hier auf dieser Seite, bin aber nicht verärgert wenn hier Katzen- und Blumen zu sehen sind, weil ich die Fotografie im Gesamten liebe. Dies würde ich mir auch für so manchen Kommentatoren hier wünschen, denn Erfahrung macht den Fotografen und nicht die Kritik an fremden Bildern.

    LG
    Christian Gawlik

    • Sicherlich ist die Straßenfotografie schwierig, weil man nicht alles vorbereiten kann und nichts geplant in Szene setzen kann. Nur leider sind die Ergebnisse oft auch entsprechend und erinnern doch eher an belanglose Urlaubsknipsereien oder an Bilder, die der Opa von seinen Enkeln macht. Wie ich schon erwähnte, wird Fotografie meiner Meinung nach erst dann spannend, wenn von den üblichen Sehgewohnheiten abgewichen wird oder wenn die Bilder durch Stil und / oder Ästhetik zu überzeugen wissen. Fotografie als reiner Selbstzweck ist nicht wirklich aufregend, dafür ist die gigantische und wachsende Flut an oft nichts sagenden Bildern, denen wir täglich im Netz und in anderen Medien ausgesetzt sind, viel zu groß.

      Meine Kritik bezog sich übrigens gar nicht so sehr auf den Fotografen dieses Artikels, sondern war eher allgemeiner Art. Interessant ist, dass der Autor sowohl Maler als auch Fotograf ist, deshalb auch mein Zitat dieses französischen Malers hinsichtlich des fehlenden Interpretationsspielraums. Die Frage, die für mich dahinter steht ist: ist Fotografie Kunst? Oder doch nur Handwerk. Ich bin der Meinung, gerade Straßenfotografie ist überwiegend Handwerk. Man benötigt sicherlich den Blick für bestimmte Situation, hat aber kaum Möglichkeiten der Gestaltung, damit fehlt ein entscheidendes Kriterium, das die künstlerische Arbeit ausmacht. Die Straßenfotografie bildet ja meist nur 1:1 das Alltagsleben ab. Begebe dich ins Zentrum einer mittelgroßen Stadt und du erlebst solch typische Szenen im Dutzend.

      Davon einmal abgesehen lasse ich mir „Kritik an fremden Bildern“ auch nicht nehmen.

  8. einen guten abend aus der obersteiermark!
    ich betrachte dieses ausgezeichnete webmagazin und im konkreten fall diesen thread mit großem interesse; ich bin als professioneller lichtbildner und graphiker (bereits im unruhestand) tätig. street gehört zu meinen lieblingsgenres.
    ich freue mich immer, wenn ich spontane und unverbildete photographie erlebe;
    insbesondere, wenns schwarz-weiß rüberkommt! ist auch so ein faible von mir.
    mir gefällt die grundtendenz von kwerfeldein. ich habs auf meinen blog verlinkt.
    mit freundlichen grüßen,
    werner