Warum ich keine Sonnenuntergänge, Blumen und Katzen fotografiere
Wie oft habe ich früher von Freunden und Familie gesagt bekommen, ich solle etwas „Vernünftiges“ fotografieren. Gewöhnliche Straßen und normale Menschen üben auf viele Fotografen keinen Reiz aus, auf mich aber schon.
Auch für viele andere Fotografen ist die urbane Umgebung ein El Dorado für Motive, Stimmungen und Szenen, die lustig, traurig, nachdenklich aber auch unschön sind. Ich habe schon seit meiner frühen Jugend fotografiert, den Wendepunkt gab es jedoch erst vor etwa zweieinhalb Jahren. Da bin ich der Straßenfotografie verfallen.
Ich reise viel und gern, die traditionellen Motive wie Sehenswürdigkeiten interessieren mich jedoch fotografisch gesehen weniger als die Besucher, deren Herkunft, ihr Verhalten, ihre Emotionen und die „nicht spektakulären“ Nebenstraßen mit ganz normalen Bewohnern sowie ihre Leben, Sorgen und Freuden.
Per Zufall und durch soziale Netzwerke habe ich entdeckt, dass es ziemlich viele gibt, die die Straßen ähnlich betrachten wie ich. Also besuchte ich einige Workshops, las ziemlich viel, knüpfte Kontakte, besuchte Ausstellungen – aber ohne das fast tägliche Ausgehen auf die Straßen und Fotografieren entwickelt man sich nicht weiter.
Ich bearbeite meine Bilder nur minimal, denn ich ziehe es vor, mit meiner Kamera nach draußen zu gehen, anstatt vor einem Computer zu sitzen.
Ich bin pragmatisch und ich teste verschiedene Kameras, aber die Kamera ist nicht das Wichtigste. Ich habe eine DSRL, aber ich bin lieber mit kleinen, unauffälligen und guten Kameras unterwegs. Diese kleinen Modelle passen in jede Handtasche und sind diskret, sodass der Fotograf nicht bemerkt wird und in Ruhe fotografieren kann.
Ich mag Einfachheit, klare Linien und Strukturen. Ich mag keine überladenen Bilder, sondern Effizienz und Klarheit. In vielen meiner Bilder sieht man nur eine oder ein paar Personen, da mich die Einsamkeit in der urbanen Welt am meisten berührt.
Natürlich sind auch die Bilder, die ich auf meinen Reisen in Indien oder Südostasien gemacht habe, unterschiedlich, dynamischer und mehrschichtig, denn die Straßen und die Stimmung dort unterscheiden sich sehr von den Straßen in Europa.
Straßenfotografie lehrt mich, Geduld zu haben, zu beobachten, meine Umgebung genauer wahrzunehmen und das Unerwartete zu meistern.
Ich habe keine „tiefsinnigen“ Erklärungen für meine Bilder – sorry. Ich fotografiere intuitiv und spontan, achte auf die Lichtverhältnisse, die Umgebung und hauptsächlich auf die Menschen. Viele meiner Bilder entstehen zufällig.
Hin und wieder jedoch kehre ich an einen Ort zurück, betrachte diesen genauer und warte auf die Situationen, die sich dort ergeben. Ich wünsche mir für die Zukunft mehr Anerkennung für die Straßenfotografie sowie deren Vertreter und weniger Restriktionen und rechtliche Beschränkungen.
PS: Okay, eine Katze habe ich doch fotografiert, es war aber nicht absichtlich.