Golden Dawn © Michael Breitung
17. September 2013 Lesezeit: ~8 Minuten

West Coast – Teil 2

Wie versprochen, möchte ich Euch den zweiten Teil meiner USA-Reise im Mai natürlich nicht vorenthalten. Wir hatten die Küste erst einmal hinter uns gelassen und waren in der Columbia River Gorge angekommen.

Für mich war die Gorge mit ihren zahlreichen Wasserfällen das Highlight dieser Reise. Die dichten Wälder, tiefen Schluchten und tosenden Wasserfälle dort sind unbeschreiblich schön.

Nach dem fotografischen Erfolgserlegnis am Wahclella-Wasserfall am Tag zuvor war ich nun viel entspannter und auch nicht übermäßig enttäuscht, dass ich am Womans-Forum-Aussichtspunkt trotz drei Versuchen nicht einmal einen glühenden Himmel vorfand. Das mit den Sonnenauf- und -untergängen wollte einfach nicht klappen und so begnügte ich mich mit einem Foto, das ich zur blauen Stunde aufnahm.

Columbia River Blues © Michael Breitung

Wie die Wolken am Morgen schon vermuten ließen, wurde es ein leicht regnerischer Tag. Perfekte Bedingungen, um weitere Wasserfälle zu erkunden. Die Auswahl fiel nicht leicht. Um möglichst viele Wasserfälle zu fotografieren, entschied ich mich für die leicht zugänglichen.

Zuerst fuhren wir zu einem der höchsten Wasserfälle der USA. Fast 200 Meter fällt das Wasser der Multnomah Falls in die Tiefe. Sie sind die wohl touristischsten Wasserfälle der Gorge und auch die mit am meisten fotografierten. Ich suchte also nach einer etwas anderen Ansicht und fand sie schon wenige Meter vom Auto entfernt am Parkplatz.

Muldnomah © Michael Breitung

Den historischen Columbia River Highway weiter Richtung Westen wartete gleich danach der Latourell-Wasserfall. Fast eine halbe Sunde stand ich dort knietief im Wasser und machte Fotos. Ich war überrascht, dass die Flüsse in der Gorge alle recht warm waren. Kein eisiges Schmelzwasser wie ich es erwartet hatte.

Zu lange wollte ich mich aber nicht aufhalten, denn das Highlight des Tages sollte erst noch kommen. Etwas höher und tiefer in der Gorge versteckt, liegen die Fairy Falls. Und dieser Wasserfall ist wirklich märchenhaft. Er gehört nicht zu den höchsten und auch nicht zu den stärksten Wasserfällen. Aber durch seine Fächerform stellt er ein besonders schönes Motiv dar.

Latourell, Fairy Falls © Michael Breitung

Nach den letzten zwei Tagen war der Küstennebel der ersten Tage nun endgültig vergessen. Auch, wenn die Erfahrung mir mittlerweile sagte, dass ich in den folgenden Tagen an der Küste keine spektakuläre Dämmerung präsentiert bekommen würde, freute ich mich auf Bandon und später Kalifornien.

Zunächst lagen aber fast sechs Stunden Fahrt vor uns. In Anbetracht der großen Entfernungen, die man in den USA zurücklegt, vermisst man des öfteren die deutschen Autobahnen. Wenn man aber eine so schöne und abwechslungsreiche Strecke wie den Highway 1 entlang fährt, ist das zu verschmerzen.

In Bandon hatten wir dann direkt an den Klippen ein Motel gemietet und nur fünf Minuten Weg hinunter zum Strand. Ich habe schon viele Strände gesehen und fotografiert, aber am Bandon Beach kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es ist schwer, einen Superlativ zu finden, der diesem Strand gerecht wird. Paradies für Landschaftsfotografen trifft es, denke ich, ganz gut.

The Photographer © Michael Breitung

Nicht umsonst musste ich mir den Strand am Abend mit über 20 anderen Fotografen teilen. Eine ganze Reisegruppe sammelte sich vor den schönsten Felsen, alle mit Stativ und Gummistiefeln. Ich fand kaum eine Ansicht, bei der nicht mindestens ein Fotograf im Bild stand.

Am nächsten Morgen stand ich sehr zeitig auf, um den Strand für eine Weile ganz für mich allein zu haben. Es war traumhaft. Erst um fünf Uhr kamen nach und nach wieder die anderen Fotografen. Und es wurde uns ein ganz ansehnlicher Sonnenaufgang präsentiert.

Bandon Dawn © Michael Breitung

Ich hätte hier noch Tage verbringen können. Aber wir hatten einen sehr straffen Zeitplan. Zwei Wochen waren eigentlich zu kurz für diese Reise. Aber was will man machen, der nächste Strand wartete schon in Kalifornien auf uns.

Trinidad ist einen Gemeinde im Humboldt County im Norden Kaliforniens und der optimale Ausgangspunkt zum Erkunden weiterer zerklüfteter Küsten und der mächtigen Redwoods. Die Fahrt durch die Redwoods ist beeindruckend. Von einen Moment auf den anderen sind da Bäume, die teilweise über 100 Meter hoch sind. Es fiel mir nicht leicht, mich da aufs Fahren zu konzentrieren.

Abends besuchten wir den Trinidad State Beach. Den hatten wir dann fast für uns allein und konnten einen schönen Sonnenuntergang genießen. Ich war es gar nicht mehr gewöhnt, einen Sonnenuntergang mit Sonne zu fotografieren und so vergaß ich meine Hand-Technick, um Lens Flares zu vermeiden. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten, nachträglich Abhilfe zu schaffen.

Trinidad © Michael Breitung

Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen der Redwoods. Unter diesen Giganten fühlt man sich wahrlich winzig. Zunächst erkundeten wir den Lady Bird Johnson Grove in der Nähe von Orick und danach ging es weiter in die Del Norte Redwoods. Auch hier könnte man Tage verbringen, es gibt so viel zu entdecken.

Wen es mal nach Kalifornien verschlägt, dem kann ich das Buch von Gary Crabbe* empfehlen. Von den Redwoods im Norden bis runter nach Santa Cruz zeigt Gary hier die besten Motive und liefert alle Infos, die man sich als Fotograf wünscht.

Redwoods Panorama © Michael Breitung

Walking amongst Giants © Michael Breitung

Auch den Luffenholtz Beach beschreibt Gary in seinem Buch und so durfte der auf unserer Reise auch nicht fehlen. Er liegt nur wenige Kilometer südlich von Trinidad. Leider ließ der Küstennebel wieder kein magisches Licht zu. Trotzdem war die blaue Stunde an diesem Ort etwas Besonderes.

Man kann aus der Not auch eine Tugend machen: Wenn das spektakuläre Licht ausbleibt, hat man viel mehr Zeit, sich auf die Auswahl des richtigen Standpunktes und die perfekte Komposition zu konzentrieren. Bei sich schnell änderndem Licht geht es mir hingegen oft so, dass ich möglichst viele unterschiedliche Ansichten einfangen möchte und den Standpunkt unter Umständen oft wechseln muss.

Luffenholtz Blues © Michael Breitung

Die letzte längere Fahrt führte uns dann bis runter nach San Francisco. Hier war ich sehr dankbar über unseren doch recht neuen Mietwagen und das Automatikgetriebe, das in den USA Standard ist. Die Straßen von San Francisco haben es wirklich in sich und unser Mietwagen musste einiges mitmachen.

Morgens fuhr ich rüber nach Marin County, um ein Foto der Golden Gate Bridge zu machen. Das Ergebnis seht Ihr im Titelbild. Abends gings dann für ein Sonnenuntergangsfoto zum Pier 7.

Dazwischen erkundeten wir unter anderem China Town und auch das eine oder andere Geschäft. Die Painted Ladies durften auch nicht fehlen und dann gab es an der Fisherman’s Wharf auch noch eine Robbenkolonie zu bewundern. Es ist einfach eine tolle Stadt, in der es nie langweilig wird. Strände gibt es natürlich auch noch.

Pier 7 © Michael Breitung

Wir verbrachten die letzten drei Tage unserer Reise in San Francisco bei bestem Wetter. Nur am letzten Morgen, als ich von den Twin Peaks fotografierte, zog für eine Weile dichter Nebel über die Stadt. Als die Sonne dann durchbrach, war das endlich einer der magischen Momente, auf die ich bei meinen anderen neun Sonnenaufgangstouren vergeblich gewartet hatte.

Cloud City © Michael Breitung

Zurückblickend war es eine tolle Reise. Aus fotografischer Sicht nicht immer ganz einfach, aber ich mag Herausforderungen und bin mit meiner Auswahl an Fotos doch ganz zufrieden. Zudem sind die Landschaften der USA einfach einzigartig und es ist toll, diese live zu erleben.

* Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon. Wenn Ihr darüber etwas kauft, erhalten wir eine kleine Provision, Ihr zahlt aber keinen Cent mehr.

27 Kommentare

Die Kommentare dieses Artikels sind geschlossen. ~ Die Redaktion

  1. Perfekt. Zu perfekt. Ich vermisse eine eigene Sichtweise, einen Hauch von Originalität, eine Haltung zu dem was du fotografierst. Man hat bei vielen deiner Bilder das Gefühl, sie bereits hundertfach genau so gesehen zu haben.

    • Jedes Foto zeigt zu 100% seine Sichtweise, schließlich hat er Sie genau so durch den Sucher gestaltet.
      Die mag zuweilen nicht jedem Betrachter munden, zeigt jedoch eine hohe fotografische Qualität und versucht eine Landschaft bestmöglich in oftmals spannendem Licht abzubilden.

      Wenn du das Gefühl hast, hundertfach ein ähnliches Bild einer Location gesehen zu haben, dann ist es dir gelungen jenes Motiv, abgelichtet von 100 Top Fotografen, zu betrachten ;-).

      Ich schätze Michael´s Bilder, auch wenn ich bei der Umsetzung manchmal anders vorgehen würde.

  2. Danke für die schönen Reiseberichte und Foto!.
    Da heisst es dann für mich wohl wirklich Geld sparen, damit ich die Reise in den Westen mit dem besten Guide irgendwann richtig lange geniessen kann (Plan: 2-3 Monate). Bis dahin heisst es dann Bilder aus Tennessee (hauptsächlich) geniessen. :)

  3. Die Fotos mögen schön sein. Jedoch meiner Meinung nach zu sehr auf Hochglanz poliert, und die gewählten Sujets fallen nicht gerade durch ihre Einmaligkeit auf. Für Ferienfotos vielleicht ganz okay, aber auf einem der Fotografie gewidmeten Blog wie diesem würde ich doch mehr erwarten.

      • Wenn du den Begriff Hochglanz in diesem Fall als Kompliment wertest, hast du meinen Kommentar nicht richtig gelesen :)

        Perfektion anzustreben, dagegen ist nichts einzuwenden. Man darf es nur nicht übertreiben.

      • Was heisst « Perfektion bis ins kleinste Detail » ? Ich werde bei den gezeigten Bildern überwiegend den Eindruck nicht los, dass es sich tatsächlich nur « hundertfach gesehene Postkartenansichten » handelt.
        Wenn Du schreibst, dass der 200-Meter_Wasserfall überwältigend ist, warum zeigst Du das nicht ? Bei dem Bild fehlt mir – wie bei dem einen von den redwoods ebenso – ein Bezugspunkt, ein Vergleich, der mir das ebenfalls überwältigend erscheinen lässt. Da wäre von jemandem, dessen Bilder « gefeiert » werden, mehr zu erwarten gewesen.
        So, wie für mich zur « Perfektion » auch dazugehört, eben NICHT die abgedroschenen Standardaussichtspunkte aufzusuchen. Ich weiss, die Zeit war knapp und das Wetter kann man sich dann schlecht aussuchen, aber einen anderen, einen « neuen » Standort, einen neuen Blick auf eine hundertfach gesehene Szene schon. Golden Gate zB. Das Bild ist « hübsch ». Aber ( leider ) auch nicht mehr. Nichts Neues, nichts Besonderes. Das ist wie Eiffelturm direkt von unten. « Ich war da und es war toll ». Na Klasse. Langweilig. Fürs private Album, aber nichts zum Vorzeigen. Ditto von der Pier Richtung Transamerica. 0815 aus Stehhöhe. Warum ? Damit Perfektion tatsächlich zur Langeweile wird ?
        Wo sind sie, die Bilder von den painted ladies ? Oder aus dem ersten Teil des Berichts, von der Nebelwand hinter euch ? « … so begnügte ich mich mit einem Foto, das ich zur blauen Stunde aufnahm. » Jop. Begnügt. Leider. Da kannst Du mehr.

  4. Der Strand von Bandon-by-the-Sea ist wirklich sehr eindrucksvoll, auch wenn sich dort viele Fotografen tummeln. Aber vor allem die Aufnahme mit dem Fotografen finde ich sehr schön, denn er bildet ein interessantes Gestaltungselement und erklärt die Dimension. Ich war bei meinem Besuch fast alleine, was teilweise dem Wetter und der Uhrzeit lag. Für Interessierte füge ich den Link bei: http://schiesswohl-blog.com/2011/02/13/bandon/

  5. Super Fortsetzung von dem, was eh schon schön anfing in Teil I.
    Irgendwie witzig, dass die ganzen Chefkritiker nie ihre eigenen Werke verlinken.
    Manchmal würd ich da doch gerne mal in den Galerien nach der Inkarnation der Originalität und Einzigartigheit suchen.
    Weida so!

    • Deine Logik ist also (die hier leider immer wieder zu lesen ist): Man darf nur kritisieren, wenn man´s besser oder mindestens genau so gut kann. Hältst du das in deinem Leben auch durch? Noch nie einen Politiker, Fußballer, Koch, Unternehmer, Dienstleister kritisiert? Siehste ;) Und nein, im „künstlerischen“ Bereich ist es nichts anderes.

      • Moinsen Marc,
        ab und zu sehe ich halt einfach Kritik, die meiner Meinung nach etwas plump rüberkommt- dann kann ich es ab und an leider nicht lassen, mich dazu zu äussern.

        Falls da irgendwo zu lesen war, dass nur bessere oder ebenbürtige Fotografen sich erdreisten dürfen zu kritisieren, wäre mir das neu- weder im echten Leben noch in der Kunst sollte das der Fall sein.
        Aber wenn öfter mal Bilder bagatellisiert werden, ist für mich auf jeden Fall um einiges interessanter vom Kritiker zu erfahren, wie seine Sicht auf die Welt fotografisch aussieht, als den Realitätsbezug bei Hinz und Kunz und Felix zu suchen, die sich gerade über Frau Merkel und Herrn Ballack aufregen.

      • Martin, diese klitzekleine Kritik, umgeben von einer Vielzahl von positiven Kommentaren, ist für dich „Steine schmeißen“?? Das wirkt jetzt wirklich sehr unverhältnismäßig und übersensibel. Zudem reagiert der Fotograf selbst ja recht souverän.

        Nach deinen Statements der letzten Zeit ist folgendes bei euch (dir?) nicht gern gesehen: zu lange Kritik, zu anspruchsvolle Kritik, nun also auch keine anonyme Kritik. Dann sag doch direkt, dass Kritik verboten ist.

      • Naja, „mit Steinen schmeissen“ ist doch etwas übertrieben, oder? Die hier geäusserte Kritik war meines Empfindens nach sachlich.

        Und darf man sich hier nur noch zu Wort melden, wenn man ein Online-Portfolio hat?

  6. Ein schöner Reisebericht ! Kriege nach dem Lesen immer Lust meine Kamera zu schnappen und raus zu laufen um Lanfschaften zu Fotografieren.
    Deine Bilder gefallen mir wieder sehr gut, wenn ich aber ehrlich bin habe ich schon Bilder von dir gesehen die mir noch besser gefallen. Ist jetzt aber jammern auf sehr hohem Niveau…

  7. Schöner Bericht! Bin grad an der Westküste in San Francisco. Wahnsinnig schön hier. Ich denke es ist gerade hier äußerst schwierig etwas zu finden was nicht jeder hat. Vielleicht für einen der hier lebt und zeit hat. Jedoch kaum für einen Touristen. Was hier Fotografen rum laufen ist unvorstellbar. Und jeder hat seine Ideen. Ich persönlich finde die Bilder klasse und die verfolgen doch diesen Michael Breitung Stil. Grüße aus San Francisco.

  8. Wer das Thema ‚Reisefotografie‘ betreibt, der weiß wie schwierig es ist solche Momente einzufangen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es fast unmöglich ist mit einer fünfköpfigen Familie ungewöhnliche Fotos aus ungewöhnlichen Perspektiven zu schießen.
    Nur wer viel Zeit (und wenig Familie) mitbringt und sich dementsprechend auch mal länger an einem Ort aufhalten kann, der hat auch die Chance zu ungewöhnlichen Fotos.
    Ungewöhnlich ist schon das Foto von der GG-Bridge ohne Nebel. Den gibt es nämlich sonst fast täglich und hüllt die Brücke ein.
    Also: erst einmal nachmachen – dann meckern ;-)
    Weiter so Michael !