Leidenschaft Straßenfotografie
Ich bin ein Australier in Deutschland. Etwas, das ich mir vor vielen Jahren niemals hätte denken können. Und jetzt lebe und arbeite ich bereits seit 15 Jahren in Deutschland. Es war nicht geplant. Ich arbeitete für eine kurze, begrenzte Zeit und traf jemanden, der mein Leben veränderte. Diese Person ist jetzt meine Frau.
Während dieser Zeit in Deutschland habe ich mich mit der Event-Fotografie beschäftigt. Meine Frau arbeitet in der Tanzbranche und ich konzentriere mich auf Tanzveranstaltungen und die Werbung. Es ist Arbeit. Angenehm, aber dennoch Arbeit.
Meine persönliche Leidenschaft gilt der Straßenfotografie. Mein Oase. Etwas, das ich für mich selbst tue. Ich kann nicht mehr genau sagen, wie oder wann es mich gepackt hat. Es hat sich irgendwie entwickelt. Ich habe mich schon immer für Menschen interessiert, wie sie miteinander und in ihrer Umgebung interagieren.
In meiner Rolle als Beobachter des Lebens, der es genießt, zu Fuß durch die Städte zu laufen, war der Auslöser der Moment, als ich begann, meine Kamera mit mir zu nehmen. Es war eine logische Entwicklung.
Ich glaube, die Tatsache, dass ich von einem Land am anderen Ende der Welt komme und jetzt in Europa lebe, hilft mir, das Leben anders zu sehen. Ich sehe die Dinge weder als Tourist noch als Einheimischer, sondern auf einer Ebene dazwischen. Ich nehme die Kultur und die Interaktionen aus dieser Perspektive wahr.
Meine Vorliebe gilt der Schwarzweiß Fotografie. Sie erlaubt die Konzentration auf die Schlüsselelemente und minimiert Ablenkungen. Es vereinfacht das Bild auf das Wesentliche.
Die Dinge, nach denen ich auf meinen Stadtspaziergängen Ausschau halte, sind interessante oder ungewöhnliche Licht- und Schattenspiele, Kontraste, Texturen, Muster, Formen und natürlich Menschen, ihr Ausdruck, ihre Interaktionen und Körpersprache.
Ich gehe mit einer offenen Einstellung auf meine Stadtspaziergänge. Ich habe normalerweise keinen vorgefertigten Plan der Bilder, die ich machen möchte. Es gefällt mir, wenn die Momente oder Situationen unerwartet geschehen. Dennoch ist es oft möglich, interessante Momente mitzuerleben, wenn man aufmerksam die Aktivitäten der Leute um einen herum verfolgt.
Wenn die Zeit reicht, erwäge und plane ich die Komposition einer Szene. Aber meistens geschehen die Dinge auf der Straße so schnell, dass ich instinktiv fotografiere. Komposition passiert dann unbewusst, je mehr Erfahrung man in diesen Situationen sammelt und wird intuitiv. Man bekommt ein Gefühl für die Komposition und das Fotografieren wird zum Reflex.
Zu Beginn meiner Straßenfotografie habe ich eine ziemlich große DLSR benutzt. Das war auffällig und schwer, sie den ganzen Tag herumzutragen. Jetzt fotografiere ich mit einem Vollformat-Rangefinder mit 35mm-Objektiv. Es ist weitaus praktischer und wirkungsvoller. Ich fotografiere im manuellen Modus, mit variierender Belichtungszeit oder ISO. Ich lasse die Blende auf einer bestimmten Einstellung und lege den Fokus vorher fest.
Das Fotografieren in zahlreichen Ländern und Kulturen bringt unterschiedliche Möglichkeiten, Bedingungen oder Einschränkungen mit sich. In Australien, England und Amerika etwa ist es weitaus einfacher, Leute in der Öffentlichkeit zu fotografieren, als in Ländern wie Deutschland und Frankreich mit einem ausgeprägten Schutz der Privatsphäre.
Beim Fotografieren frage ich nicht um Erlaubnis, weil ich die Szene nicht stören möchte oder weil die Zeit dazu fehlt, da der Moment sich so schnell ereignet. Es kann dadurch zu Konflikten in Ländern wie Deutschland und Frankreich kommen. Mein Weg, um dies zu vermeiden, ist das Fotografieren mit einem Monopod.
Die Leute scheinen einer Person, die ganz natürlich mit einem Monopod unterschiedliche Szenarien beobachtet, nicht so viel Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn ich eine interessante Stelle mit Möglichkeiten zum Fotografieren finde, halte ich an, bereite mich vor und warte. Es ist sehr einfach, die Kamera mit Hilfe des Monopods in unterschiedliche Richtungen zu drehen und Momente festzuhalten.
Ein Tag Straßenfotografie bedeutet viele Kilometer des Laufens und Ausschauhaltens nach besonderen Momenten und interessanten Schauplätzen. Der beste Weg, eine Stadt kennenzulernen, besteht darin, durch ihre Straßen zu laufen. Während eines Tages auf den Straßen nehme ich Hunderte von Fotos auf, davon bleiben aber oft nur ein oder zwei übrig, die ich dann wirklich verwenden möchte.