Am Anfang einer Reise
Die Frage, die mir wohl am häufigten gestellt wird, wenn Leute meine Bilder sehen, ist die nach meinem Alter. Wenn ich dann mit 14 antworte, sind die meisten Menschen erst einmal erstaunt. 14?
Ich habe unglaubliches Glück, dass ich so früh auf die Fotografie gestoßen bin. Im Sommer 2009 entdeckte ich die Digitalkamera meiner Mutter und war sofort fasziniert von der Idee, Momente festzuhalten. Wie besessen fotografierte ich Blümchen und Katzen. Doch nach einer gewissen Zeit war das nicht mehr so befriedigend wie am Anfang und so suchte ich nach etwas Neuem.
Ich fand flickr. Schnell hatte ich mich angemeldet und erforschte die Seite. Was es da alles gab! So viele Farben und so viel Bokeh! Schnell stieß ich an die Grenzen der Kompaktkamera. Vor anderthalb Jahren bekam ich dann meine Canon EOS 500D geschenkt. Der Qualitätsunterschied begeisterte mich. Aber man kann von einem Blumenstrauß nur eine begrenzte Anzahl Fotos machen, bis man sich langweilt. Ich brauchte Abwechslung!
Da stieß ich auf Alexis Mire und Brendon Burton und war absolut fasziniert – von ihren Bildern und von den Geschichten, die sie erzählten. So begann ich, mich für Portraits zu interessieren und für das Geschichtenerzählen. Bloßes Dokumentieren war mir nicht mehr genug. Ich wollte erschaffen, erzählen, Menschen mit meinen Bildern zum Nachdenken und zum Fühlen bringen. Das wurde mein Ziel.
Ich durchsuchte das Internet nach Möglichkeiten, meine Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Ohne die vielen Menschen, die sich dazu entschlossen haben, ihr Wissen online zu teilen, wäre ich wahrscheinlich nie weitergekommen. Die Werke meiner beiden Vorbilder wurden untersucht und im Detail analysiert.
Ich fragte mich: Wie geht das? Ich war besessen und ich kann nicht sagen, dass diese Besessenheit inzwischen verschwunden wäre. Ich probierte aus und experimentierte, versuchte mich in analoger Fotografie und dann auch in Photoshop. Hier fand ich letztendlich, was ich gesucht hatte: Einen Weg, meine Bilder zu verbessern. Ich las unzählige Artikel über Bildbearbeitung, sah mir Tutorials an, probierte, machte Fehler und probierte erneut.
Um so viel zu üben, brauchte ich viele Bilder. Aber wen sollte ich fotografieren? Ich kam zu dem Schluss, dass ich mir wohl oder übel selbst als Modell dienen musste. Der Anfang war schrecklich. Alles lief schief: Von der Schärfe der Bilder über die Komposition bis hin zu meinem Gesicht, das ich nicht mochte. Doch ich hörte nicht auf. Ich wollte unbedingt so gut werden wie die Fotografen, die ich im Internet gesehen hatte.
Und mit der Zeit wurden die Bilder besser. Ich konnte Ideen, die ich hatte, genauer umsetzen, die Bilder wurden öfter scharf und manchmal gefielen sie mir auch. Hin und wieder mochte ich es sogar wirklich, wie ich auf einem Foto aussah. Das Fotografieren wurde zu etwas Persönlichem, Therapeutischem.
Ich fotografiere mich heute nicht, weil sich kein anderes Modell auftreiben lässt, sondern weil ich es will. Das hat nichts mit Narzissmus zu tun, sondern mit Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. – Wie oft blieben Leute schon stehen und schauten mir zu, während ich halbnackt im Wald lag, angezogen in einem halbversunkenen Boot saß, in einen Container auf der Straße kletterte oder mich auf Baustellen in Erde verbuddelte?
Fotografie hat mich als Person verändert. Sie gibt mir Sicherheit und sie fordert mich heraus. Sie ist ein Teil von mir. Sie hat meine Aufmerksamkeit geschärft, meinen Sinn für Ästhetik geprägt. Sie hat mir neue Freunde verschafft und mir gezeigt, was Leidenschaft ist. Ich weiß jetzt, dass mich die Fotografie nicht mehr freigeben wird und das ist gut so.
Die Frage, die mir wohl am häufigten gestellt wird, wenn Leute meine Bilder sehen, ist die nach meinem Alter. Wenn ich dann mit 14 antworte, sind die meisten Menschen erst mal erstaunt. 14? Und ich nicke, manchmal stolz.
Wobei wir wieder beim Thema Narzissmus wären, obwohl er betont, dass dies nicht so ist…
Ich habe auch schon sehr früh mit dem Fotografieren angefangen, aber bin nie auf den Gedanken gekommen, mich selbst aufzunehmen, obwohl meine damalige Kamera einen Selbstauslöser hatte. Deshalb bin ich schon der Meinung, dass es da einen gewissen Unterschied gibt.
Der Beitrag ist gut geschrieben, zeigt er doch, dass die Praxis der beste Weg ist, um ein guter Fotograf zu werden, sei es nun mit der Kamera oder in der digitalen Dunkelkammer. Das Bild am Wasser gefällt mir gut, die anderen weniger… LG Andreas
respekt! mir gefällt die Szene im weißen Lacken am besten
mach doch mal bei http://www.jugendfotopreis.de mit
is nur son gedanke
gruß julia
Die von dir ursprünglich genannte Domain wird nicht verwendet, deswegen habe ich sie mit http://www.jugendfotopreis.de/ ersetzt. Ich denke, das war die Adresse, die du gemeint hast.
Narzismus hin oder her – es sind sehr gute und aussagekräftige Bilder, das zählt. Und die Fotografie verändert definitiv das Leben. Werden wir doch viel aufmerksamer, recherchieren über Dinge die wir gesehen oder abgelichtet haben. Auch wenn diese Aussage oft verpönt ist, genießen wir doch auch die Ruhe, das Entschleunigen.
Ich finde den Artikel ganz toll =) Das Erwachsen werden ist schwer genug, etwas, dass einem so viel Freude bringt und dass in einem Leidenschaft weckt ist das schönste, was man einem heranwachsenden Menschen wünschen kann. Ich bin froh, dass du diese Leidenschaft in der Fotografie gefunden hast =)
Ich bin sehr beeindruckt, was Du schon jetzt für ein Portfolio hast und bin gespannt, wohin die weitere Entwicklung gehen wird.
ganz wunderbar… keep on going… in deinem alter liegt die welt noch vor dir und wird dich sicherlich mit noch einigen spannenden facetten überraschen!
Hallo David,
was du über das Fotografieren erzählst und die Leidenschaft des Erschaffens, das kann ich bestens nachvollziehen. Mir ging es mit Worten so. Lange Zeit war ich nämlich der Meinung, ich sei fotografisch unbegabt (obwohl mich Fotografie schon früh fasziniert hatte), und hatte mich dann dem Wort, dem Gedicht zugewandt. Das, was du über das Fotografieren erzählst erinnert mich an mein Empfinden und Erleben des Schreibens von Gedichten.
Irgendwann erfüllte mich das aber nicht mehr, und ich wendete mich der Fotografie zu. Und zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass ich ganz und gar nicht untalentiert bin, wenn es um das fotografieren geht. Ich vermute aber auch, dass mich das Beobachten, um meine Gedichte schreiben zu können, meinen Blick für das Wesentliche, das Besondere, das Bild geschärft hat. Das kommt mir jetzt zugute.
Obwohl ich erst seit 2 1/2 Jahren fotografiere, sehe ich, dass da tolle Sachen bei meinen Bildern herauskommen. Und nun bin ich von der Fotografie infiziert.
Ich finde deine Bilder sehr ausdrucksstark. Du könntest tatsächlich ein Vorbild für mich werden! Mach auf jeden Fall weiter so!
LG, Kira
HAMMER. Was für ein schöner Text, was für ein tolles Ende, was für faszinierende Bilder! Das Bild im Laken und das Bild im Schnee spricht mich am meisten an. Mach weiter so!! Du kannst zurecht stolz auf dich sein.
Blogartikel dazu: 29. Januar 2015 › kwerfeldein - Fotografie Magazin | Fotocommunity