Wüste Landschaften in der Al Rob‘a al Kali
Sand, Sand, Sand und noch einmal Sand – soweit das Auge reicht. Die „Al Rob‘a al Kali“ oder kurz Rub genannt, steht für das „Leere Viertel“. Sie gilt als die größte Sandkiste der Welt. Die Wüstentour führte durch die omanischen Ausläufer der Rub im Südosten der Arabischen Halbinsel und gewährt Einblicke in die morgenländische Landschaft zwischen Moderne und Tradition.
Auf dem Weg in die Wüste
Mit dem Geländewagen starten wir, nach einem Abstecher auf den Suq am darauffolgenden Morgen, in der Hauptstadt Muscat, am Arabischen Meer. Als Landschaftsfotograf begleitete ich im Dezember 2012 für den Münchner Wüstenspezialisten Bedu Expeditionen eine Reisegruppe mit ihren Geländefahrzeugen in die Rub. Wüste ist in dem Sinn zwar kein Neuland für mich, allerdings bin ich aus der arktischen-eisgeprägten Wüste Spitzbergens andere Temperaturen gewohnt.
Ich bin optimistisch und lasse mich in den kommenden Tagen überraschen. Auf abenteuerlichen Pisten folgen wir dabei historischen Handelsrouten, vorbei an Siedlungen, deren Grundmauern bereits Jahrtausende vor Christ Geburt gesetzt wurden. Durch das Hadschar-Gebirge (was übersetzt das Steingebirge bedeutet) nähern wir uns der Rub entlang der Grenze zu den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Die letzten Siedlungen liegen bereits einige Autostunden hinter uns, während wir hier und da Ölfelder am Rande der Piste passieren. Am späten Nachmittag erreichen wir die ersten Dünenfelder. Während unser Guide sich mit dem einheimischen Fahrer um das Lager und ein Abendessen kümmert, genießt jeder von uns auf seine Art die faszinierende Stimmung in dieser Parallelwelt.
Ich schnappe mir meine Fotosachen und mache mich auf den Weg, den 40 Meter hohen Dünenkamm hinter uns zu erklimmen. Majestätisch erheben sich die farbenfrohen Sandberge. Je nach Blickrichtung präsentieren sich die Sandstrukturen in den unterschiedlichsten Farbnuancen. Die Sonne im Rücken erleuchtet alles rot, während mit dem Blick Richtung Sonne den Sand farblos weiß erscheint. Bei seitlichem Licht leuchten die Dünen in einem satten Orange.
Die kommenden Tage eröffnen uns ungeahnte Einblicke fernab menschlicher Siedlungen. Wir genießen die nächtliche Stille unter dem großen Sternendach. Wer Lust hat, zählt die Sternschnuppen beim Einschlafen allein auf (s)einer Düne und lässt sich morgens von den ersten Sonnenstrahlen wecken.
Ich baue mein Stativ samt Kamera etwa 15 Minuten vor Beginn der blauen Stunde in der Morgendämmerung auf einem der umliegenden Höhenzüge auf und versuche, die Schatten der vergangenen Nacht mit dem ersten Tageslicht zu fotografieren.
Im Allgemeinen nutze ich während der Wüstenreise wie gewohnt die Dämmerungsphasen zum Fotografieren. Hier besteht am ehesten die Chance auf einzelne Wolkenzieren, damit der unendlich weite, blaue Himmel nicht so leer wirkt.
Die Mittagsstunden zählen, wie zu Hause, mit ihren harten Kontrasten nicht zu meinen liebsten Lichtsituation. Dennoch zücke ich die Kamera, um die ungewohnte Weite als Motiv mitzunehmen.
Nutze ich für gewöhnlich wann immer möglich ein Stativ, arbeite ich im Wüstensand überwiegend aus der freien Hand. Das Stativ, samt Fernauslöser sowie verschiedener Filter, kommt erst in den Dämmerungsphasen zum Einsatz. So kann ich in den Fahrstopps zügig auf mögliche Motive reagieren.
Der Weitblick durch die Wüste, ganz gleich ob in der Ebene oder hoch oben auf der Düne, alles überblickend, lädt geradezu zur Panoramafotografie ein. So entstehen einzeilige Panoramen bestehend aus zwischen 12 und 29 hochformatigen Einzelaufnahmen. Mal aus der Hand, dann wieder vom Stativ. Einziger Wermutstropfen: Das nachträgliche Entfernen der Sensorflecken, denn die vermehren sich mit jedem Objektivwechsel natürlich unweigerlich exponentiell.
Zurück in der vielgeschätzten Zivilisation galt unser Augenmerk als erstes einer warmen Dusche. Zu dritt ziehen wir gegen Abend in die Stadt und gönnen uns einen Besuch beim Barbier: Einmal rasieren mit anschließender Kopf- und Gesichtsmassage. Ein arabischer Genuss, auf den niemand von uns verzichten möchte.
Auf dem Weg zurück zum Flughafen in Muscat erkunden wir das Plateau am Al Jabal al Akhdar, stoßen auf verlassene Bergdörfer und Gärten mit ihren Faladsch, den traditionellen Wasserversorgungen. Am Flughafen angekommen, lassen wir bei einem Kaffee die vergangenen Tage Revue passieren.
Wir durchquerten schroffe Gebirgszüge sowie tiefe Schluchten auf unbefestigten Pisten, erkundeten uralte arabische Lehmfestungen mit ihren Verteidigungsanlagen ebenso wie wir uns durch das Treiben der Suqs bewegten. Die unendliche Weite der Rub allerdings hat uns völlig in ihren faszinierenden Bann gezogen.
Es kommt uns vor wie ein Märchen aus eintausendundelf Nächten. So schön könnte die Arbeit eines Landschaftsfotografen immer sein, auch als begeisterter Nordlandfan …
Wissenswertes zum Reisen im Sultanat Oman
Zu erreichen ist das Sultanat im Direktflug mit Oman Air von München oder Frankfurt (sieben bzw. acht Flugstunden) aus. Die Gepäckrichtlinien sind mit 30 Kilogramm (auch auf mehrere Taschen verteilt) recht großzügig bemessen. In Muscat angekommen, finden sich in der Flughafen-Vorhalle alle bekannten Autovermietungen. Wer Touren abseits der Asphaltstraße plant, benötigt zwangsläufig einen Allrad!
Die Zeitverschiebung beträgt drei Stunden (Gulf Standard Time, GST). Wer für die GPS-Nutzung die Kamerazeit umstellt, wählt die Zeitzone „Abu Dhabi, Muskat“. Diese beträgt vier Stunden Vorsprung.
Das Wüstenklima bietet für (m)ein mitteleuropäisches Temperaturempfinden von Mitte November bis Anfang bzw. Mitte März je nach Region angenehme 24 – 33 °C. Die Nachttemperaturen können in der Wüste bis auf ca. 5 °C absinken. Wer einen Abstecher in die Hochlagen des Hadschar-Gebirge um den Al Jabal al Akhdar oder Jabal Shams einplant, sollte auf alle Fälle warme, winddichte Oberbekleidung mitnehmen.
Hier können die Nachttemperaturen durchaus in den Minusbereich abfallen. Autofahren im Oman ist im Vergleich zu anderen arabischen Ländern sehr gesittet, ja fast schon rücksichtsvoll. Wichtig bei der Mietwagen-Reservierung ist, auf die enthaltene Kilometerpauschale zu achten. Entgegenkommend sind die Benzinpreise. Für 80 Liter Super bezahlten wir im Schnitt unter 20 €.