23. Oktober 2012

Panorama

Was mich bisher an der Panoramafotografie abschreckte, waren zusammengenommen die Worte „Stativ“, „Nodalpunktadapter“ und „Stitching-Software“. Dieses Gebiet der Fotografie schien mir viel zu wenig den Moment festhalten zu können, zuviel Zeit bei Aufnahme und Nachbearbeitung abzuverlangen, als dass ich mich damit näher beschäftigen wollte. Umso begeisterter war ich, als ich eine erschwingliche 360-Grad-Panoramakamera entdeckte, die es ermöglichte, im Bruchteil einer Sekunde die Welt ringsherum einzufrieren.

Mit dem Lomo Spinner360 und den ersten Rollen Film im Gepäck zog ich mit ein paar Freunden auf eine Fototour an die Ostsee, um dort das neue Spielzeug auszuprobieren. Ich erwartete nicht allzuviel von den ersten Aufnahmen, denn immerhin musste ich ja erst ein Gefühl entwickeln für diese doch andere Art und Weise der Bildaufnahme und herausfinden, welche Szenerien sich für diese Art von Panoramen eignen.

Viel zu schnell waren die ersten Filme belichtet – auf einen 36er Kleinbildfilm passen nur 7-8 Aufnahmen. Zudem machte ich einige Aufnahmen lieber doppelt, weil ich die Kamera „falsch“ gehalten hatte oder die Hand im Bild war. Am Ende stellte sich beim Betrachten der Bilder jedoch heraus, dass oft der vermeintliche Fehler ein Bild erst interessant macht: Eine nicht exakt ausgerichtete Panoramaaufnahme verwandelt die Welt in eine Berg- und Tallandschaft …

… oder der „Auslösefinger“, der versehentlich im Bild gelandet ist, wird in ungewollt kurioser Weise zum Bestandteil der abgelichteten Szenerie.

Aber auch für das Panoramaformat eher ungewöhnliche und so gar nicht in unsere Sehgewohnheiten passende Bilder sind entstanden. Hochkant gestaltete Panoramen zeigen eine Welt, die gleichzeitig richtig herum und auf dem Kopf steht. Man kann sich manchmal nicht so richtig entscheiden, wie herum man ein Bild halten, wo oben und unten sein soll. Der Betrachter wird eingeladen, sich in die fremdartig erscheinende Welt zu denken, sie zusammenzubauen.

Durch die vielfältigen Möglichkeiten fand ich so wieder zurück zur Analogfotografie, experimentierte mit Redscale-Filmen und Crossentwicklung und den damit verbundenen surrealen Bildeindrücken.

Im Laufe der letzten Jahre entwickelte ich einen Blick für die Verschrobenheiten dieser Art der Fotografie und es entstanden eine ganze Reihe von verschiedenartigen Bildern: Eigentümlich verzerrte Landschaftspanoramen, eingefrorene Rundum-Momente, Selbstportraits aus eigenartigen Blickwinkeln, genauso wie Erinnerungsfotos, in denen man gleichzeitig Fotografierender als auch Fotografierter ist.

Noch bis Ende Oktober hängen einige der Bilder im Lomography Gallery Store Berlin, in der Friedrichstraße 133.

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